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ISSN 1612-7331
17.04.2019 - Nr. 1833
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"Ich fühlte, wie etwas in mir rief: Lebe! Lebe!"





Hitlers politische Karriere begann im Linksextremismus



Von Sven Felix Kellerhoff | Am 19. April 1919 wurde in München ein gewisser „Hittler“ zum stellvertretenden Soldatenrat gewählt. Es war seine erste politische Aktivität. Hier dürften die Wurzeln seines Rassenwahns liegen...

Hufeisenweitwurf mit der „Welt“



Von Daniel Kretschmar | Die „Welt“ lässt ihren Haushistoriker aus dem Bunker – und plötzlich ist Adolf Hitler ein Linker. Das ist keine zufällige Schnurre, sondern Ideologie...

Prora zeigt den Mord an Millionen Menschen



Von Mathias Otto | „Massererschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 –1944“ heißt die Schau, die im Dokumentationszentrum Prora gezeigt wird...

"Ich fühlte, wie etwas in mir rief: Lebe! Lebe!"



Von Katja Iken | Weil sie als Zwölfjährige über das Grauen im Getto schrieb, wird sie auch "polnische Anne Frank" genannt. Janina Hecheles verlor ihre Familie im Holocaust und entrann der Lagerhölle. Heute ist sie 88 und lebt in Israel...

Der Krieg nach dem Krieg



Von Caroline Fetscher | Die Historikerin Miriam Gebhardt untersucht die Folgen der Massenvergewaltigungen nach 1945...

»Den Menschen eine Stimme geben«

[JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG]
Der Fotograf Richard Wiesel und der Historiker Robert Sommer über ihr Projekt »Objects from the concentration camps«. Interview...

Nazi-Opfer Emden: Erben wollen Gerechtigkeit



Von Sophia Münder | Es war ein privilegiertes Leben, ein Leben in Luxus, aber auch ein großzügiges Stifterleben, das der jüdische Kaufmann Max Emden führte. Er besaß zahlreiche Immobilien und Kaufhäuser, trug eine stattliche Kunstsammlung zusammen - bis die Nationalsozialisten ihn enteigneten und zu Notverkäufen aus seiner Kunstsammlung zwangen...

Bürgerprotest gegen Mahnmal für die ermordeten Juden

[DEUTSCHLANDRADIO]
Von Kerstin Schweighöfer | Rund 140.000 Juden lebten 1940 in den Niederlanden – mehr als 100.000 wurden durch die Nationalsozialisten in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Mit einem Mahnmal soll jetzt in Amsterdam an die NS-Opfer erinnert werden. Doch der lokale Widerstand gegen das Projekt ist groß...

NS-Raubkunst: Ferdinand von Schirach räumt auf



Berlin - Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach hat Nachfahren früherer NS-Funktionäre aufgerufen, Raubkunst in ihrem Besitz offen zu legen...

Heil Hitler statt Seelenheil



Von Mechthild Kleini | Der Linguist Matthias Heine hat „verbrannte Wörter“ zusammengestellt, die in der Nazizeit geprägt wurden und bis heute gebraucht werden. Darunter sind auch solche mit religiösen Bezügen: Opfergang und Heil zum Beispiel...




Wie die Großindustrie Hitler wirklich unterstützte



Von Sven Felix Kellerhoff | Der Bundesverband der deutschen Industrie hat seine Vergangenheit erforschen lassen. Dabei ist manches Kritikwürdiges herausgekommen – aber gerade der häufigste Vorwurf erweist sich als unzutreffend...






Musikalische Stolpersteine im Kontorhaus am Meßberg bei Ebenezer Deutschland e.V.: Das jüdische Kammerorchester Hamburg spielt vergessene jüdische Kompositionen

Der Meßberghof ist ein Hamburger Kontorhaus mit einer Backsteinfassade im Stile des Expressionismus der 1920er Jahre. Das Gebäude wurde von den jüdischen Architekten Hans und Oscar Gerson geplant und 1922-24 gebaut. Es hatte ursprünglich den Namen Ballinhaus und wurde 1938 im NS von Gauleiter Kaufmann umbenannt. Im weitesten Sinne gehört es zu dem Gebäudeensemble, inklusive Speicherstadt, welches mit dem markanten Chilehaus 2015 zusammen UNESCO Weltkulturerbe wurde. Die Eigentümer wechselten über die Jahre öfter.

Hinter den hanseatischen Fassaden des ehemaligen Ballinhauses gab es dunkle Geheimnisse. In Büros des ersten Stocks befand sich die Firma Tesch und Stabenow, die in der NS-Zeit an die KZ’s und Todeslager im deutsch besetzten Polen Zyklon B lieferte. Durch das geruchslose Giftgas wurden Millionen europäischer Juden von der SS und den Komplizen ermordet. Nach dem Krieg hat die britische Militärgerichtsbarkeit im Curiohaus den Betreibern der Firma den Prozess gemacht. Ein Eigentümer wurde hingerichtet. Die Firma Testa (Tesch und Stabenow) logierte mit dem Vertrieb von Schädlingsbekämpfungsmitteln bis in die 1970er Jahre hier. Dann geriet das alles in Vergessenheit.

Erst zur Zeitenwende um das Jahr 2000 haben christliche Zionisten im unteren Teil des Gebäudes einen Israelgebetskreis ins Leben gerufen und das Hilfswerk Ebenezer Deutschland e.V. hier etabliert. Sie unterstützen Juden bei der Auswanderung (Aliya) nach Israel, die vornehmlich aus den postsowjetischen Staaten und Mitteleuropa kommen. Zudem begannen die Leiter Hinrich und Elke Kaasmann sowie ihr Team an die NS-Verbrechen zu erinnern. Es entstand in den Räumen eine Gedenkstätte. Auch außen am Gebäude wird durch dezente Tafeln auf diesen Teil der ungeheuerlichen Geschichte hingewiesen. Ein Zitat aus einem Gedicht von Jitchak Katzenelson (1886-1944 Auschwitz) dem „Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk‘ dokumentiert dies heute. Zudem dienen die Räume dem Austausch. Hier treffen sich Menschen aus Äthiopien sowie Ost- und Mitteleuropa zum Gebet und zu Vorträgen u.a. über ihre Länder und verschiedene jüdisch-christliche Themen. Auch jüdische Auswanderer werden dort beraten. Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff war bereits bei einer Gedenkveranstaltung des Ebenezer Hilfsfonds zu Besuch vor Ort.

Nun gastierte das Jüdische Kammerorchester Hamburg am 14. April 2019 in der Woche vor Ostern und Pessach zu einem Konzert im vollbesetzten Saal. Die Familie Meshvinski belebte das Orchester 2018 neu. Bereits in der zweiten Hälfe der 1930er gab es in Hamburg ein Orchester gleichen Namens, gegründet von Edvard Moritz. Es wurde 1938 verboten. Die Reihe ‚Musikalische Stolpersteine‘ beginnt hier und heute mit Mieczyslaw Weinberg und einer Sonate für Cello, opus 72 als beeindruckendes Solospiel mit Pjotr Meshvinski am Violoncello. Weinberg war befreundet mit und wurde gefördert von Schostakowitsch, ein Überlebender zweier totalitärer Systeme, des NS-Regimes und des Stalinismus. Anschließend wird ein Duo für Violine und Violoncello von Gideon Klein (1919-1945) bewegt gespielt von Pjotr Meshvinski und seiner Frau Natalia Alenitsyna. Klein kam aus Moravien, lebte und komponierte als junger Mann in Prag. Er wurde nach Therezin verschleppt und starb im KZ Fürstengrube kurz vor der Befreiung. Mit einer Passacaglia und einer Fuge folgt Hans Krasa (1899-1944). Nun spielen alle drei Meshvinskis auf, Sohn Emanuel an der Violine.

Sie lassen die zarten Weisen einer Epoche erklingen. Auch Krasa war ein tschechischer Musikschaffender, der wie Gideon Klein nach Therezin deportiert wurde. Dort im Lager komponierte er die Kinderoper Brundibar und brachte sie mit jüdischen Kindern aus Prag zur Aufführung. Eva Erben ist eine Überlebende des Kinderchors, sie schrieb darüber auch in ihrer Lebenserinnerung ‚Mich hat man vergessen‘ (Gulliver, Beltz und Gelberg, 2005). Den Abschluss des Konzertes in Wohnzimmeratmosphäre bildet Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento ES-Dur (KV 563). Musik verbindet uns auf unsichtbaren Brücken der Zeiten mit Menschen der Vergangenheit.

Die Meshvisnkis entstammen einer russisch-jüdischen Musikerfamilie aus St. Petersburg und Odessa. Sie selbst wurden an Konservatorien in St. Petersburg, Moskau und Universitäten in Köln und Hamburg ausgebildet und leben fast 30 Jahre in Hamburg. Nun erinnern sie mit ihrer Spielfreude und Präsenz an die verfemten, jüdischen Komponisten und Musiker, die auch durch Schönbergs Zwölftonmusik geprägt waren. Ein avantgardistischer Rausch der Klänge, der auch zur Besinnung führen kann. Die Meshvinskis geben der Welt einen Schatz jüdischer Musikschaffender als ureigenes Zeugnis zurück. Ein Bonmot: Im architektonisch wertvollen, schneckenartigen Treppenhaus mit den Handläufen aus gediegenem Holz, den vielen Büros und der tollen Akustik, gab es als Krönung noch ein kleines Nachkonzert.

Wer dieses Konzert verpasst hat, kann im schönen Monat Mai in Hamburg am 6.5.2019 in die Laeiszhalle gehen. Dort spielt das Jüdische Kammerorchester wieder und endet mit Vivaldi.

Jüdisches Kammerorchester Hamburg
Laeiszhalle, Kl. Saal, Johannes-Brahms-Platz, 20355 HH, Mo. 06.05.2019 um 20 h
Dimitri Schostakowitsch, Viktor Ullman, Antonio Vivaldi, Karten € 28 (€ 14 ermäßigt)
Vorverkauf: service@jco-hamburg.de
http://jco-hamburg.de/

EBENEZER HILFSFONDS DEUTSCHLAND e.V.
www.ebenezer-deutschland.de
e-mail: info@ebenezer-deutschland.de
IBAN: DE40 2007 0024 0511 1141 00
BIC:DEUTSCHDEDBHAM




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