Die zweite Schuld
25 Millionen Euro vom Bund für nationale Gedenkstätte am historischen Ort des "Stalag 326"
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Schloß Holte-Stukenbrock/Berlin/Münster - Die Bundesregierung beteiligt sich mit gut 25 Millionen Euro an den Kosten für eine geplante nationale Gedenkstätte in Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh. Die Gedenkstätte soll am historischen Ort des "Stalag 326", einem von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg angelegten "Stammlagers" für sowjetische Kriegsgefangene entstehen, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe am Freitag in Münster mit Hinweis auf die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundestages mit.
Der Landschaftsverband hatte im Spätsommer ein detailliertes Konzept für den Aufbau der Gedenkstätte vorgelegt und sich gemeinsam mit Partnern um eine Förderung vom Bund für das 60 Millionen Euro teure Projekt bemüht. Laut Verband soll das Land NRW die verbleibenden Investitionskosten beisteuern. "Stalag 326" war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zugleich zentrale Drehscheibe für die "Versorgung" mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland.
Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind nach Schätzungen bis zu 65.000 Tote begraben. Der Landschaftsverband rechnet für den Betrieb der Gedenkstätte mit jährlichen Kosten in Höhe von etwa 5,6 Millionen Euro, die er zum wesentlichen Teil übernehmen will. Erwartet werden jährlich etwa 200.000 Besucher in der geplanten Gedenkstätte. "Hier wird ein herausragender Ort der Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit während der Nazi-Zeit entstehen," hieß es in der Mitteilung weiter. Ein Schwerpunkt des Konzepts liegt demnach bei der digitalen Vermittlung, die Erinnerungsarbeit in der Region und über die Landesgrenzen hinaus erleichtere.
"Wir wollen zum Beispiel die bekannten und unbekannten Orte in NRW einbeziehen, die bei der Ausbeutung der Kriegsgefangenen eine Rolle spielten. Das Lager war eine riesige und brutale Verteilmaschine", so der Verband weiter. Die Geschichte des Stammlagers 326 sei eine Geschichte "der massenhaften, menschenverachtenden Ausbeutung sowjetischer Kriegsgefangener", so der Verband. Von der Ausbeutung dieser Menschen ohne Rechte haben sowohl große Unternehmen im Ruhrgebiet wie auch Verwaltungen und kleine Betriebe auf dem Lande profitiert. "So wurden ganz normale Menschen Herren über Leben und Tod dieser Kriegsgefangenen," hieß es weiter.
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