Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331

ONLINE-EXTRA Nr. 266

Dezember 2017

Mit der Ausgabe 4 im April 2016 stellte eine der bedeutendsten und traditionsreichsten Zeitschriften auf dem Gebiet des christlich-jüdischen Gesprächs ihr Erscheinen ein: Der "Freiburger Rundbrief". Gegründet wurde die Zeitschrift 1948 von Gertrud Luckner (1900 – 1995), einer christlichen Sozialarbeiterin, die während des "Dritten Reichs" Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete, jüdischen Menschen das Leben rettete und 1966 für ihren Einsatz von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet wurde. Nach einer sechsjährigen Unterbrechung von 1987 bis 1993 (Luckner war aus Altersgründen nicht mehr in der Lage, die Zeitschrift herauszugeben) wurde die Zeitschrift unter dem Namen "Freiburger Rundbrief - Neue Folge" unter der Federführung des schweizer Theologen Prof. Dr. Clemens Thoma fortgeführt. Nach dessen Tod im Jahre 2011 wurde sie von Prof. Msgr. Albrecht Renker bis kurz vor der Einstellung herausgegeben.

Seit Sommer 2017 liegt nun die erste Ausgabe einer Nachfolge-Zeitschrift vor, die unter dem Namen "Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext" (ZfBeg) erschienen ist. Das erste Heft widmet sich thematisch dem Leben und Werk des Friedensnobelpreisträgers und Auschwitz-Überlebenden Elie Wiesel. Wie wohl kein zweiter Gelehrter verkörperte Elie Wiesel das Ineinander von Religion und Literatur im Kontext des Nachdenkens und Ringens mit der vernichtenden Erfahrung des Holocaust aus einer betont jüdischen Perspektive. Sein Werk hat entscheidene Anstöße für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust weit über die jüdische Welt hinaus gefunden und hat nahezu alle akademischen Disziplinen, die sich mit der Ermordung der europäischen Juden befassen, inspiriert. Dr. Allan Rosen, der unter Wiesels Fittichen promovierte, gilt als einer der besten Kenner des litararischen Werks von Elie Wiesel. Der nachfolgende Beitrag - "Das Feuer einfangen, die Erlösung im Blick haben: Leben und Werk von Elie Wiesel" - bildet gewissermaßen den Aufmacher der ersten Ausgab der ZfBeg und wird hier mit freundlicher Genehmigung nachfolgend als ONLINE-EXTRA Nr. 266 wiedergegeben.

© 2017 Copyright bei Autor, Redaktion
u. Verlag der ZfBeg
online exklusiv für ONLINE-EXTRA



Online-Extra Nr. 266


Das Feuer einfangen, die Erlösung im Blick haben:
Leben und Werk von Elie Wiesel


ALAN ROSEN1


»Der Talmud entstand nicht zuletzt als Ersatz. Weil es keinen Tempel mehr gab, traten Gebete an seine Stelle. Weil es kein souveränes Königreich mehr gab, entstanden Geschichten, die seinen Glanz schützten und die ihm innewohnenden Werte verkündeten. Dem Talmud zufolge besteht der Himmlische Tempel im himmlischen Jerusalem noch so, wie er gewesen ist. Feuer kann nicht durch Feuer zerstört werden. Gleich, wer über Jerusalem spricht, er trägt es in sich; wer auch immer nach Jerusalem schreit, fängt dessen Feuer ein und nimmt es in seine Vision auf.«2

Diese außergewöhnliche Passage stammt aus einem Vortrag, den Elie Wiesel, seligen Angedenkens, im Jahr 1968 hielt. Die Passage ist reich und komplex in geschichtlicher und spiritueller Hinsicht; sie ist gelehrt, anschaulich und enthält mehrere Botschaften. Die Zerstörung des alten Tempels in Jerusalem, der vor Jahrhunderten durch einfallende Armeen niedergebrannt wurde, fordert noch immer von jedem von uns eine tiefempfundene Antwort. Mit dieser Empfindung verleiht Wiesel einer traditionellen jüdischen Lehre Ausdruck, für die die Zerstörung des Tempels ein zentrales Ereignis darstellt, das unendlich viele As pekte jüdischer Praxis und Erfahrung betrifft. Jüdisches Leben in der Spur der Zerstörung des Tempels unterscheidet sich tiefgehend von dem davor. Wiesel gibt dieser traditionellen Lehre einen eindrucksvollen lyrischen Ausdruck und besteht darauf, dass die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden werden muss: Man muss über die Zerstörung von Jerusalem wehklagen; nur dann kann man dessen Feuer einfangen, nur dann kann man, wie es bei den Weisen heißt, dessen Erlösung bezeugen.

Elie Wiesel hebt in mehreren Veröffentlichungen diese Fähigkeit zur Überwindung des räumlichen und zeitlichen Abstands mit Hilfe eines Gedichts von Uri Zvi Greenberg hervor, in dem es um einen Jungen im alten Jerusalem geht, der nach Rom reisen möchte. Seine Mutter gibt ihm ein Kissen mit, damit er immer etwas zum Schlafen dabei hat. Eines Nachts fängt das Kissen Feuer, und »genau in derselben Nacht geht der Tempel in Jerusalem in Flammen auf. Ja, man kann tausend Kilometer vom Tempel entfernt wohnen und ihn brennen sehen.«3 Brennende Kissen wie dieses, so macht Elie Wiesel an anderer Stelle deut lich, können durch die Zeit genauso reisen wie durch den Raum, auf ihnen kann man zweitausend Jahre später ebenso schlafen wie tausend Kilometer von daheim.4

Aber der Talmud nimmt Bezug auf ein anderes Feuer und einen anderen Tempel, was Wiesel inspirierte, seine Lehre über das Trauern durch eine Botschaft der Hoffnung zu erweitern. Ein »Himmlischer Tempel«, ein Tempel aus Feuer, besteht in einem himmlischen Bereich und wartet auf den richtigen Zeitpunkt, um aufs Neue an seinen herkömmlichen Ort in Jerusalem herabzusteigen. Auch diese bemerkenswerte Lehre stammt von den Weisen und geht aus von den Begriffen Verlust und Erlösung. Der eine Tempel aus Steinen und Holz ist verschwunden, dem Boden gleich gemacht. Aber ein anderer, geistlich dem Wesen nach und gefügt aus ätherischem Feuer, ist unzerstört und makellos. Die Waffen der Feinde hatten keine Wirkung, weil »Feuer nicht durch Feuer zerstört werden kann« – das ätherische Feuer, aus dem der himmlische Tempel gefügt ist, »kann nicht zerstört werden« durch die Fackeln des Feindes. Unter Bezugnahme auf die Leh ren der alten Weisen unternimmt es Wiesel, von dem Ergreifen des erhabenen Feuers Jerusalems zu sprechen, es in seine Vision einzubeziehen, es zu seinem eigenen zu machen. Wir werden an späterer Stelle sehen, dass Wiesel die Aufgabe, das Feuer eines Himmlischen Tempels zu ergreifen, so beängstigend sie erscheinen mag, zu einem Vorhaben macht, das in seiner und unserer eigenen Generation zu verwirklichen ist.

Der Textabschnitt (und der Vortrag, dem er entstammt) fordert heraus und inspiriert. Aber setzt man ihn in den Kontext von Elie Wiesels Leben und Werk, werden tiefergehende Assoziationen freigesetzt. Das trifft besonders auf die Beziehung zu »Feuer« zu, wie sich in dem besonderen Buch zeigen lässt, das zum Ausgangspunkt für Wiesels Karriere wurde.



ZfBeg
Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext





Heft Nr. 1/2 - 2017
Elie Wiesel - Seine Bedeutung für Juden, Christen und die ganze Menschheit



Reinhold Boschki
Julia Münch-Wirtz
Wilhelm Schwendemann

Verantwortliche Schriftleitung

Ulrich Ruh
Redaktion

in Kooperation mit
Daniel Krochmalnik

Das vollständige Inhaltsverzeichnis dieses Heftes können Sie hier einsehen:
Inhalt

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»Feuer« im Gesamtwerk Elie Wiesels

In Nacht, Elie Wiesels 1956 erstmals veröffentlichtem autobiographischen Buch über die Todeslager, bekommt Feuer schon von Anfang an eine verhängnisvolle Bedeutung.5

Zur Erinnerung: Im zweiten Kapitel beginnt eine der Jüdinnen aus Sighet, eine gewisse Frau Schächter, aus der Bahn geworfen durch das schreckliche Schicksal der Deportation, zu wehklagen: »Ein Feuer! Ich sehe ein Feuer!« Versuche, sie zu beruhigen, schlagen fehl und sie schreit weiter: »Juden, hört mich an: Ich sehe ein Feuer! Flammen schlagen hoch! Ein furchtbarer Brand!« 6 Weil sie verrückt wird, kann nur sie ihre Vision von Feuer und Flammen sehen. Erst als der Zug seinen Bestimmungsort erreicht, wird das Feuer für die Anderen sichtbar. »Der Zug hielt an, und dies mal sahen wir Flammen, die in der tiefen Nacht aus einem hohen Schornstein schlugen.«7 Die Deportierten werden aus den Wagen des Zugs herausgetrieben und müssen die Flammen wahrnehmen, die einen grausamen rite de passage in das Konzentrationslager bilden: »Vor uns Flammen. In der Luft Geruch von verbranntem Fleisch. … Wir waren da. In Birkenau.«8

Nachdem sie dazu gezwungen worden waren, in die Hölle von Auschwitz zu gehen, mussten die Wiesels bald entdecken, dass »diese Flammen« den inneren Kreis des Bösen im Lager bilde ten, was ihnen auf brutale Weise durch einen Gefangenen eröffnet wird, der schon länger im Lager ist: »Seht ihr den Schornstein dort? Seht ihr ihn? Und die Flammen, seht ihr sie? (Wir sahen sie, die Flammen.) Dorthin wird man euch führen. Dort wartet euer Grab auf euch. Habt ihr’s noch nicht begriffen? Hundesöhne, kapiert ihr denn gar nichts? Man wird euch verbrennen. Euch verkalken, euch einäschern!«9

Die nüchterne Wahrheit des Lagers kreist um die Enthüllung dessen, was »diese Flammen« beinhalten. Das Feuer, das aus den Kaminen aufsteigt, enthält das schreckliche Geheimnis des Bösen im Lager, ein Geheimnis, das schwer zu verstehen ist, mit dem man sich aber auseinandersetzen muss.

Dennoch, selbst diese zugespitzte Lektion erreichte noch nicht die äußerste Grenze für die Rolle des Feuers in Birkenau. Jenes Wissen stellte sich kurz danach ein, als die Gefangenen zu dem Ort marschieren mussten, wo die Selektionen stattfanden: »Nicht weit von uns entfernt loderten Flammen aus einem Graben empor, riesige Flammen. Dort wurde etwas verbrannt. Ein Lastwagen näherte sich dem Erdloch und schüttete seine Ladung aus: es waren kleine Kinder. Säuglinge! Ich hatte sie mit eigenen Augen gesehen ... Kinder in den Flammen. … Nein, all das konnte nicht wahr sein. Ein Albtraum.«10

Das alles war leider »wahr«, es war Wirklichkeit. Und Feuer – Flammen, Brände, Krematorien und offene Gräben – ist das, was Elie Wiesel als das Bild für diesen unwirklichen und gleichzeitig wirklichen Ort bestimmt. Feuer steht für die totale Absage an menschlichen Anstand, die Verachtung jeder zivilisierten Verhaltensweise, den barbarischen Impuls, alles, was den Menschen ausgemacht hat, zu zerstören.

Diese Szenen der vernichtenden Flammen von Birkenau, die in den Eröffnungskapiteln von Elie Wiesels erstem Buch beschrieben werden, erscheinen in späteren Veröffentlichungen wieder. Als Elie Wiesel in seinem Essay Plädoyer für die Toten von 1964 wieder von der Ankunft im Lager berichtet, erzählt er, dass »gelbe und rote Feuergarben, ausgespuckt von gewaltigen Fabrikschornsteinen, in die mondlose Nacht schlugen, als wollten sie den Himmel in Brand stecken« und geht auf das Ausbleiben einer Intervention von au ßen in verwandten Begriffen ein: »Die Welt schwieg, als man die Juden massakrierte; als man sie auf einen brennbaren Gegenstand reduzierte.«11 Jahrzehnte danach kommen diese schrecklichen Szenen ein weiteres Mal an die Oberfläche, diesmal, als Elie Wiesel den bleibenden Eindruck beschreibt, den sie hinterlassen haben:

»Kurz vor Mitternacht begann sich der Zug in Bewegung zu setzen. Eine Frau in unserem Wagon begann zu rufen: ›Ich sehe Feuer, ich sehe Feuer!‹… Seit jener Nacht schaue ich oft zum Himmel und sehe ihn in Flammen… Aber in jener Nacht konnte ich nicht zum Himmel blicken, weil ich mich an meine Angehörigen klammerte.«12

Das Schicksal der Kinder fordert vermutlich den höchsten Tribut ab: »In einem kleinen Wald irgendwo in Birkenau sah ich, wie Kinder von der S.S. bei lebendigem Leib in die Flammen geworfen wurden. Manchmal verfluche ich, dass ich zu sehen in der Lage bin. Dieser Eindruck hätte mich verlassen sollen, ohne jemals zurückzukommen.«13 Als Wiesel die bittere Erfahrung der Ankunft in Birkenau in seinen ausführlichen Me moiren Alle Flüsse fließen ins Meer ein weiteres Mal erzählt, evozieren die versengenden Erinnerungen eine kosmische Dimension: In den Todeslagern »… steht der riesige Altar, wo die Dämonen des Feuers unser Volk verschlingen. Du träumst einen bösen Traum Gottes, in dem menschliche Wesen jüdische Kinder bei lebendigem Leib in die Flammen werfen, die aus offenen Gruben emporlodern.«14

Und wenn Wiesel sich vorstellt, wie er selbst am Ende seines Lebens in der anderen Welt ankommt und vor dem »himmlischen Thron« steht, wird er zum Allmächtigen sagen: »Sieh nur, sieh Dir die Flammen an, die immerfort brennen. Hörst Du nicht die stummen Schreie Deiner Kinder, die zu Asche und Staub werden?«15

Als wäre diese teuflische Weise des Mordens nicht grausam genug gewesen, hatte die obszöne Methode, Leichen zu verbrennen, weitere Implikationen: Elie Wiesel betrauert die »unbeerdigten Toten«, als eine Folge der Öfen und Gruben im Lager, die Abschiedsriten unmöglich machte und von einer Missachtung der zentralen Bedeutung des Begräbnisses in der jüdischen Tradition zeugte.16 Unabhängig davon, wie die Verbrennung vor sich geht, widerspricht es grundlegenden jüdischen Vorschriften und Praktiken, die aus der Bibel und aus den Lehren der Weisen abgeleitet sind, Leichen zu verbrennen statt sie zu beerdigen. Als zusätzliche skandalöse Beleidigung zum schrecklichen Unrecht und zu den Mordtaten entzog die Verwendung der Krematorien und offenen Feuergruben durch die Nazis dem Tod der Millionen von Juden selbst die bescheidenste Spur von Würde. Elie Wiesel schrieb sarkastisch, er gehöre zu einer entwurzelten Generation, die selbst der Fried höfe beraubt wurde.17 Er verlieh diesem Emp finden nochmals einen sehr persönlichen Ausdruck, als er neben den führenden politischen Repräsentanten, Präsident Obama und Kanzlerin Merkel, in Buchenwald stand und sagte: »Als ich heute hierher kam, war es für mich wie ein Weg zum Grab meines Vaters – aber er hat kein Grab. Sein Grab ist irgendwo im Himmel.«18

Von seinen ersten Veröffentlichungen an hat das Feuer für Elie Wiesel düsterste Konnotationen. Tatsächlich wurde »Feuer« zu einem der Stichworte, mit denen er die singulären Grausamkeiten des Holocaust kennzeichnete. In einer Rundfunkserie aus den frühen 1970er Jahren mit dem Titel Meine Lehrer begann Elie Wiesel den Teil, der den Kriegsjahren galt, mit dem Satz: »Und dann kam der Sturm, und dann kam das Feuer.«19

Aber wie oben gesehen, kann Elie Wiesel kurz darauf von einem »Himmlischen Tempel« sprechen, der das allerheiligste und verehrungswürdigste Bauwerk ist, aus ätherischem Feuer bestehend. Und dass diese stolze Bauwerk aus einem so erhabenen Element gebildet war, dass es unzerstörbar war, weil »Feuer nicht durch Feuer zerstört werden kann«. Und darüber hinaus, dass Feuer nichts war, von dem man sich fernhalten oder das man auslöschen sollte, sondern vielmehr etwas, das man »ergreifen«, in seine Vision aufnehmen, an dem man sich festhalten und von dem man leben sollte. Wie konnte die singuläre destruktive Kraft des Feuers, mit all ihren schockierenden, brutalen Konnotationen, die sich aus Elie Wiesels vernichtenden Erfahrungen in Birkenau und Buchenwald ergeben, eine solche Metamorphose durchmachen? Wie konnte die skandalöse, schreckliche Wesensart des Feuers schließlich als prächtiges Gefäß für das Heilige in den Blick kommen?

Wiesel beschrieb das Feuer mehr als einmal als ein heiliges Medium. Denn wenige Jahre später veröffentlichte er sein erstes Buch über den Chassidismus, das in der englischsprachigen Ausgabe den Titel trägt: Soul on Fire: Portraits and Legends of Hasidic Masters, ein Buch, das nicht nur als solches wichtig war, sondern auch eine Wasserscheide in Wiesels Laufbahn markierte.20 Es erschien im französischen Original wie in einer englischen Übersetzung im Jahr 1972 und diente als eröffnender Kommentarband, der sich ausschließlich auf jüdisches Leben und Lehren konzentrierte. Auch in seinen früheren Veröffent lichungen kam solches Kommentieren vor. Aber jetzt war ihm zum ersten Mal ein ganzes Buch gewidmet, tauchte Wiesel erstmals in die Woge der jüdischen Tradition ein. Nachdem er in 16 Jahren neun Bücher veröffentlicht hatte – Romane wie Gezeiten des Schweigens21 und der Bettler von Jerusalem22, zwei Essaysammlungen, Gesang der Toten und One Generation After;23 da zu eine engagierte Bestandsaufnahme der Unterdrückung der sowjetischen Juden unter dem Titel Die Juden in der UdSSR24 –, eröffnete das Buch Souls on Fire (Chassidische Feier)25 neue Horizonte. Im Lauf von fast drei Jahrzehnten erschien dann ein halbes Dutzend von Bänden in dieser Art von Kommentar, die sich wieder mit Chassidismus und chassidischen Meistern befassten, aber auch mit dem alten Grundgestein der jüdischen Gelehrsamkeit, der Torah und dem Talmud.25

Obwohl traditionell ausgerichtet, trug doch jede Studie zur Torah die charakteristische Handschrift von Elie Wiesel, die Annäherung an ein Thema durch Erzählen von Geschichten. Das erhielt die Form dessen, was Wiesel als »Porträt« bezeichnete: die Konzentration auf einen einzigen chassidischen Meister, auf eine biblische Gestalt oder auf einen talmudischen Weisen. Die Porträts bestehen aus biographischen Details und ihrem Kontext, verbunden mit einer Sammlung von Lehren, die diesen Meister oder Lehrer bekannt gemacht hat. Dieses ganze Material dient da zu, einige Leitfragen zu beantworten – in Bezug auf einen geheimnisvollen Vorfall, eine unergründliche Kontroverse oder auf einen scheinbar unlösbaren Widerspruch in Worten oder Taten – diese Fragen bringen die Untersuchung weiter. Eines von Elie Wiesels letzten Büchern markierte eine weitere Stufe dieser Konzeption von »Porträt «, indem es ein ganzes Werk einem einzigen Weisen widmete, und zwar dem überragenden jüdischen Kommentator der Torah und des Talmud im Mittelalter, Rabbi Schlomo ben Jitzaki, auch unter dem Namen Raschi bekannt.26

Für unsere Zwecke ist jedoch der Titel des ersten Buchs über chassidische Meister wichtig – beziehungsweise der Titel, unter dem die englische Übersetzung erschien, Soul on Fire. Wie Wiesels Erläuterungen deutlich machen, war die Titelformulierung alles andere als zufällig:

»Warum (trägt dieses Buch den Titel) Souls on Fire: Weil ihre (die Seelen der chassidischen Meister) im Feuer waren? Ja. Aber noch mehr da rum, weil sie über die seltene Fähigkeit verfügten, andere zu inspirieren und etwas … zu geben, was heute fehlt: Glut.«27

Was über einen Meister gesagt wurde, galt für alle: »Man sagt von jedem, der Rebbe Bunam von Pschischke aufsuchte, dass seine Seele Feuer fing. Und sie alle wurden Seelen aus Feuer.«28

Der englische Titel verweist auf einige charakteristische Züge des Chassidismus: zunächst der spirituelle Enthusiasmus der Meister, auf den sich hier (und anderswo) Wiesels Rede von der »Glut« bezieht; dann, dass die Meisterschaft der Meister darin besteht, unentgeltlich das an andere weiterzugeben, was sie selber besitzen: die Glut, das Feuer, den Enthusiasmus für den Dienst an Gott mit seiner beziehungsweise ihrer ganzen Kraft. Und diese Gabe der Glut, des Feuers, des Enthusias mus wird allen geschenkt, die daran teilhaben möchten. Wie sich an den Anfängen der Bewegung in den Jahren um 1700 zeigt, über die Wiesel in den Kapiteln seines Buchs berichtet (und auch in den vier anderen Büchern über den Chassidismus, die darauf folgten), leben die Meister (zum größten Teil) nicht isoliert oder abgeschieden zusammen mit denen, die über die gleiche Ausbildung und den gleichen Status verfügen. Viel mehr pflegen sie gleichermaßen mit einfachen wie mit gelehrten Juden Gemeinschaft, mit unbekannten wie mit berühmten, mit armen wie mit reichen: Jedermann kann sich befähigen, jeder kann sich beteiligen: »Mag eure Seele hart wie Stein, mag sie kalt wie Eis sein – es spielt keine Rolle; wenn ihr mit Rabbi Bunam in Berührung kommt, wird sie Feuer fangen.«29

Genau diejenigen, die neben Rebbe Bunam Meister waren, die andere inspirierten, die ihre Jün ger waren, wo in Osteuropa sich das abspielte: Das alles und vieles mehr füllt die Seiten von Souls on Fire. Aber es ist bemerkenswert, wie Wiesel die Kernbotschaft formuliert: Seelen aus Feuer. Gerade das Element, das – in Auschwitz, Buchenwald und in den Todeslagern des Holocaust überhaupt – solches Elend verursachte, das Medium, das solche Zerstörung bewirkte, die vernichtende Kraft, die die »Toten unbeerdigt« ließ und die eine Generation »selbst ihrer Friedhöfe« beraubte – Feuer wird zu dem, was das Wesentliche des leidenschaftlichen, totalen, vorbehaltslosen Dienstes an Gott beschreibt.

Ein kennzeichnendes Merkmal des chassidischen Lebens, die vom Feuer symbolisierte spirituelle Begeisterung, kommt in Wiesels Schriften über andere Facetten der jüdischen Tradition zum Ausdruck. So ergibt sich beispielsweise eine ähnliche Schlussfolgerung in seinem Kommentar zu der talmudischen Episode, in der das »Feuer« im Mittelpunkt steht: die Hinrichtung von Rabbi Hananiah ben Tradyon.30 Rabbi Hananiah gehörte zu den Weisen, die sich vom römischen Verbot nicht abschrecken ließen, die Torah zu lehren. Er wurde schließlich wegen seiner Weigerung, mit dem Lehren aufzuhören, festgenommen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Die schreckliche Hinrichtung muss er mit einer Torah-Rolle umhüllt erleiden, dem angeblichen Auslöser für sein Vergehen.

In Elie Wiesels Deutung wird aber das von den Römern für die Hinrichtung verwendete Feuer durch das spirituelle Feuer, das Hananiah und die Torah verkörpern, um seine Wirksamkeit gebracht. In Reaktion auf die Tränen, die seine Tochter vergießt, als sie gezwungen wird, der Hinrichtung beizuwohnen, stellt ihr Hananiah die Frage: »Warum weinst du? Die Torah ist Feuer, und Feuer kann nicht durch Feuer vernichtet werden.«31 Außergewöhnlich an der Geschichte ist, dass das Feuer, das den Tod des Gelehrten bewirkte, dem positiven Wert, den Wiesel hier mit Feuer verbindet, kei nen Abbruch tut. Die Formulierung ist vertraut: Wie wir beim »Himmlischen Tempel« sahen, kann auch hier das materielle Feuer sein spirituelles Pendant nicht beschädigen. In diesem Fall greift nicht der Feind den Tempel an, sondern richten sich die grausamen Attacken gegen einen Torah-Weisen – und gegen die Torah selber. Aber vom Ende her gesehen gehen die Anstrengungen des Feindes mit Sicherheit ins Leere. Der Tempel, die Torah, der talmudische Weise, die chassidischen Meister – sie alle gehören in einen Bereich, der für die zerstörerischen Werkzeuge des Feindes unerreichbar ist.

Es sollte festgehalten werden, dass Wiesel keineswegs der erste in der jüdischen Tradition war, der »Feuer« mit leidenschaftlicher Frömmigkeit und passioniertem Dienst für Gott assoziierte. Tatsächlich geht diese Verbindung auf alte Zeiten und Texte zurück. Berühmt ist beispielsweise das Bild, das der Talmud von der Intensität zeichnet, mit der Jonathan ben Uzziel die Torah studiert: Sie war demnach so groß, dass jeder Vogel, der über seinen Kopf flog, von den Flammen der Ekstase verbrannt werden würde, die von dem Gelehrten ausgingen.32 Später beschreibt Rabbi Schneur Zalman in einem der klassischen Texte des frühen chassidischen Schrifttums die von der tiefen Betrachtung der Größe Gottes hervorgerufene Liebe als »in seinem Herzen brennend wie eine Flamme, wie glühende Blitze.«33 Diese Beschreibungen und viele ähnliche gingen denen bei Wiesel voraus und beeinflussten seine eigenen zweifellos. Deshalb geht es bei Wiesels Beitrag nicht in erster Linie um Originalität.

Bemerkenswert ist die Transformation, die sich im Lauf eines Lebens vollzogen hat. Das Feuer, das im Zentrum des Bösen im Holocaust stand, ist jetzt das Feuer, das für heilige Aufgaben Verwendung findet: für Gebet, Studium, Freundschaft, Dienst für Gott. Das Mittel barbarischer Zerstörung wird zum Werkzeug glühender Frömmigkeit; die Flammen, die den »Himmel ohne Mond« versengten, verwandeln sich in einen heiligen Baldachin, in einen »Himmlischen Tempel«, etwas, das im Kern unzerstörbar und dem Wesen nach ewig ist.



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Asche – Ewige Flamme

Die Flammen von Birkenau werden zu den Feuern des Rabbi Bunam? Kann das sein? Man kann – verständlicher Weise – der Ansicht sein, mei ne These sei nachträglich konstruiert oder gehe sogar ganz am Ziel vorbei. Zweifellos liegen die Krematorien der Todeslager in einem eigenen Bereich und liegt die glühende Frömmigkeit eines Chassiden in einem völlig anderen. Im ersten Fall handelte sich um schreckliches, buchstäbliches Feuer, im zweiten Fall um ein reichliches, symbolisches. Richtig: Wie ich aufgezeigt habe, bezog sich Wiesel auf wichtige Quellen aus der jüdischen Tradition, in denen Feuer eine zentrale Rolle spielte, und stellte von daher dieses Symbol in den Mittelpunkt seines eigenen Werks. Aber das bedeutet nicht, dass der eine Bereich notwendiger Weise mit dem anderen verknüpft ist, dass das Böse von Birkenau in einer Beziehung zu den entflammten Seelen steht, die Rabbi Bunam aufsuchten. Ich habe mehr als einmal selber die skeptische, auf Widerspruch geeichte Stimme vernommen, die mir im Namen meines Lehrers sagte, ich sei zu weit gegangen, meine These unterstelle Wiesel eine gewagte Kontinuität, die auf mich allein, nicht auf ihn zurückgeht. Und ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich mir nie die Mühe machte, ihn zu fragen, ob meine These zutreffend sei oder nicht.

Dankenswerterweise machen Worte, die Wiesel anlässlich einer Preisverleihung im Jahr 1976 äußerte, den Fall relativ klar: »Wenn ich mein Werk in einer Anekdote zusammenfassen wür de,« so Wiesel, »wäre es folgende: Ein französischer Dichter, ein Surrealist, wurde gefragt:

›Sagen Sie, was würden Sie heraustragen, wenn Ihr Haus in Flammen stünde?‹ Und er sagte: ›Natürlich das Feuer.‹ Das ist das, was wir heraustragen – das Feuer.

Feuer symbolisierte unsere Geschichte und unser Leben: das Feuer am Sinai, der brennende Dornbusch, das Feuer des brennenden Tempels, das Feuer der Inquisition, und das Feuer unserer letzten Katastrophe. Aber wir nehmen das Feuer.«

Was heißt das, das »Feuer nehmen«? Wiesel fährt fort:

»Wie sagte Rimbaud, ein anderer französischer Dichter? Ein Dichter ist immer ein ›Dieb des Feuers‹. Wir stehlen das Feuer, aber unser Feuer zerstört nicht. Unser Feuer brennt und brennt und brennt – und wir brennen für immer.«34

Ein entwendetes Feuer, nie endend, im Kern schöpferisch: Das ist die Art, in der Wiesel sein Werk zusammenfasst, seine tief poetische Beschäftigung mit der jüdischen Tradition. Dennoch könnte die Vorstellung, das »Feuer zu nehmen« ab strakt und theoretisch erscheinen, so klug und tiefgehend sie auch sein mag. Aber Wiesel war nicht damit zufrieden, sie bleibend in einer anderen Welt anzusiedeln. Etwa 15 Jahre nach dem Vortrag, der den himmlischen, aus Feuer gefügten Tempel beschwor, griff er die Konzeption wieder auf. Aber diesmal hatte sie eine praktische Absicht. Der Anlass für seine Bemerkungen war eine öffentliche Stellungnahme, eine Art von Sachstandsbericht, den Wiesel in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des United States Holocaust Memorial Council erstattete, dem Komitee, dem die Aufgabe übertragen war, das Gedenken an den Holocaust in angemessener Weise zu planen. Dessen Arbeit führte schließlich zur Errichtung des Holocaust-Museums in Washington D.C. Als Wiesel seine Erklärung im Dezember 1982 abgab, nahmen die Pläne dazu gerade erst Gestalt an. Es war ihm allerdings klar, was hinter einem solchen Unternehmen steckte:

»Als Kind habe ich eine spezielle Geschichte im Talmud geliebt, eine Geschichte von einem unsichtbaren Tempel … Es ist die Geschichte vom Dritten Tempel, einem unzerstörbaren Tempel, errichtet im Himmel, einem Tempel aus Feuer, gebaut aus Feuer. Es würde ein ewiger Tempel sein. Nie würde Böses in ihn eindringen. Nie könnte ihn der Tod zerstören.«35

Diese talmudische Geschichte ist uns natürlich vertraut; sie steht für Wiesels Überzeugung »Feuer kann nicht durch Feuer zerstört werden«, mit der ich meinen Beitrag begonnen habe. Aber Wiesel verbindet hier die Geschichte von einem »unzerstörbaren, im Himmel errichteten Tempel« mit der heiklen Aufgabe, ein nationales Gedenken an den Holocaust zu etablieren:

»Die Vision (des Tempels aus Feuer) hat mich begleitet, seit wir 1979 gemeinsam die Arbeit begonnen haben. Seit damals habe ich gefürchtet, die Vision des Tempels, erbaut zwischen Himmel und Erde, irgendwie zwischen Herz und Seele existierend, an einem Platz zwischen einer Welt und der anderen, zwischen einem Wort und dem Schweigen, das ihm vorausgeht oder folgt, würde sich irgendwie wegen der Bürokratie, wegen Treffen, Budgets, Telefongesprächen und anderen prosaischen Dingen auflösen. Ich möchte nicht, dass das geschieht.«36

Für Elie Wiesel gibt so der Tempel aus Feuer, der »irgendwie zwischen Herz und Seele existiert «, dem konkreten Vorhaben einer Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust die Richtung; er dient als spirituelle Blaupause, als innere Architektur. Die abschließenden Worte der Stellungnahme skizzieren die Implikationen für die Art von Gedenkstätte, die er im Blick hatte:

»Wenn uns nicht klar wäre, dass es da oben zwischen Himmel und Erde einen Tempel aus Feuer gibt, den niemand zerstören kann und den wir wieder errichten müssen, würden wir nicht das tun, was wir tun, noch sollten wir das tun, was wir tun. Diesen Tempel müssen wir hinunterbringen nach Washington und ihm Bedeutung verleihen, damit Kindern und ihren Eltern, ihren Lehrern und ihre Freunden aller Religionen, aller Hautfarben, aller Berufe, aller Schichten und aller Überzeugungen klar wird, dass es in Wahrheit nur einen Tempel gibt, wenn auch mit vielen verschiedenen Eingängen, die alle zum gleichen Ziel führen.«37

Liest man Elie Wiesels Formulierung jetzt, mehr als 35 Jahre später, erscheint sie außerordentlich kühn. Nicht nur, dass der Tempel aus Feuer, »den niemand zerstören kann«, eine spirituelle Blaupause für die Arbeit des Gremiums für die Holocaust-Gedenkstätte liefert. Sie bezieht sich auch auf etwas – eine Vision, eine spirituelles Gebilde, eine bekannte, aber vielleicht noch nicht sichtbare Wirklichkeit – das sie »herunterbringen « und dem sie »Bedeutung geben« sollte.

Ist das geglückt? Ist das Holocaust-Museum in Washington D.C., das am Yom HaSchoah genau zehn Jahre nach diesen Aussagen Wiesels seine Pforten öffnete, der Tempel aus Feuer, den er in den Blick nahm? Nicht ganz. Aber hätte das Gedenken an den Holocaust in Einklang mit den Vorschlägen Wiesels diese Form gefunden, wenn nicht der Tempel aus Feuer Teil der Vision wäre? Gewiss nicht. Mehr noch: Sogar nach der tatsächlichen Eröffnung stellen seine Worte das Museum ins Zentrum der jüdischen Tradition, verbinden sein Bestehen mit mystischen Aspekten von Bewahrung und Heiligkeit und ermöglichen es den Besuchern, sich darüber klar zu werden, dass auch sie dafür verantwortlich sind, mit der Aufgabe des Holocaust-Gedenkens die Vision des himmlischen Tempels zu verbinden.

Dadurch wird uns bewusst, dass das Feuer, die Flammen von Auschwitz-Birkenau und den anderen Todeslagern, so schlimm sie zweifellos gewesen sind, nicht das zerstören konnten, was wesentlich, himmlisch, ewig war.

So versuchen wir, Wiesels Wegweisung gerecht zu werden, indem wir das Feuer ergreifen, es zu unserem eigenen machen. Und, nicht weniger wichtig, sein Feuer zu unserem eigenen zu machen.



ANMERKUNGEN



1   Dr. Alan Rosen ist Literaturwissenschaftler und lehrt Literatur des Holocaust an der International School for Holocaust Studies, Yad Vashem, Jerusalem, und weiteren Holocaust-Forschungszentren. Er war Teaching Assistant bei Elie Wiesel an der Boston University und hat seine Dissertation unter Wiesels Betreuung geschrieben. Der vorliegende Beitrag wurde von Dr. Ulrich Ruh ins Deutsche übersetzt.
2   Wiesel, Elie (1985): The Fiery Shadow – Jewish Existence Out of the Holocaust, in: ders.: Against Silence: The Voice and the Vision of Elie Wiesel (hg. Irving Abrahamson) New York, Band I, S. 49. Zu der wahrscheinlichen talmudischen Bezugnahme auf den himmlischen Tempel aus Feuer, vgl. Baba Kama 30a. Die Weisen der talmudischen Zeit beziehen sich an zahlreichen Stellen auf einen himmlischen Tempel, einschließlich Genesis Rabba 69,7 und der Jerusalemer Talmud Traktat Berachot 4,5. Raschi stützt sich auf diese Quellen, wo er sich in seinem Kommentar zu Genesis 28,17 und Exodus 15,17 auf einen himmlischen Tempel bezieht.
3   Wiesel, Elie (1970): One Generation After, New York, S. 168 –169.
4   In einem Vortrag von 1979 fügt Wiesel zwei Lehren hinzu, die sich aus dieser Geschichte ziehen lassen: 1) Man kann »weit weg sein« und dennoch »an der Tragödie teilhaben «, »vorausgesetzt, das Kissen unter deinem Kopf brennt«; 2) Studenten, Lehrer und Schriftsteller müssen das tun, was sie tun, »nur wenn das Kissen brennt.« Vgl. Wiesel, Elie (1985): The Burning Pillow, in ders.: Against Silence, Bd. II, S. 115. Vgl. auch ders: The Pure Fire, in: ebd, S.74; die Stelle spielt auf die Geschichte an.
5   Wiesel, Elie (2013; 1961): Die Nacht. Erinnerung und Zeugnis, Freiburg (engl: Night, übers. von Marion Wiesel, New York, 2006).
6   Ebd. S. 44f.
7   Ebd. S. 48.
8   Ebd. S. 49.
9   Ebd. S. 51.
10   Ebd. S. 53.
11   Wiesel, Elie (1987): Plädoyer für die Toten, in: ders.: Gesang der Toten 1966 , S. 154 und 164.
12   Wiesel, Elie (1990): Testimony at the Barbie Trial, in: ders.: From the Kingdom of Memory: Reminiscences, New York, S. 181.
13   Ebd. S. 182.
14   Wiesel, Elie (1995): Alle Flüsse fließen ins Meer. Autobiographie, Hamburg, S. 109.
15   Ebd. S. 125.
16   Wiesel, Elie (1987): Meine Lehrer, in: ders.: Gesang der Toten (1966), Freiburg, S. 185.
17   Ebd. S. 14.
18   Remarks by President Obama, German Chancellor Merkel, and Elie Wiesel at the site of the Buchenwald Concentration Camp, 06.5.2009: The White House, Office of the Press Secretary, www.whitehouse.gov/the-press-office/ remarks-president-obama-german-chancellor-merkeland- elie-wiesel-buchenwald-concent.
19   Wiesel, Elie (1973): My Teachers: During the Torment, in: Eternal Light Series, 8. April 1973.
20   Wiesel, Elie (1972): Souls on Fire: Portraits and Legends of Hasidic Masters, New York. Französisch: Célébration hassidique, Paris 1972; Deutsch: Chassidische Feier. Geschichten und Legenden, Freiburg 1988.
21   Gezeiten des Schweigens (La ville de la chance, 1962), Freiburg 1987.
22   Der Bettler von Jerusalem (Le mediant de Jérusalem, 1968), Frankfurt 1987.
23   Siehe oben.
24   Die Juden in der UdSSR (Les juifs du silence, 1966), München und Esslingen 1967.
25   In den ursprünglichen französischen Ausgaben trugen alle den Titel »Célébration«: Célébration biblique (1975), Célébration hassidique II (1981), Célébration talmudique (1991) und Célébration prophétique (1998). 1994 brachte Wiesel einen weiteren Band auf Französisch mit diesem Titel heraus, der sämtliche »Célébration«-Bände enthielt, die bis dahin erschienen waren. Célébration: Portraits et légendes (Paris: Editions du Seuil, 1994). Wiesel hatte gehofft, zwei weitere »Célébration«-Bände zur Abrundung vorlegen zu können, einen über jüdische Mystik und einen über jüdische Dichtung (Persönliche Mitteilung). Eine Reihe von Kapiteln und Essays erhielt ebenfalls diesen speziellen Titel, darunter das 5. Kapitel von »Jews of Silence« (1966), das den Titel »Celebration in Moscow« trägt, und der Essay »Celebration of Friendship« in der Sammlung: »From the Kingdom of Memory« (1991).
26   Wiesel, Elie (2014): Raschi. Ein Portrait (aus dem frz. Orig. übers., mit Quellenangaben und einem Nachwort versehen von Daniel Krochmalnik, Freiburg).
27   Wiesel, Elie (1985): Souls on Fire: Letter to James H. Silberman, in: ders.: Against Silence, Bd. III, S. 79.
28   Wiesel, Elie (1985): Souls on Fire: Back to the Source, in: ders.: Against Silence, Bd, III, S. 84.
29   Wiesel, Elie (1988): Chassidische Feier. Geschichten und Legenden, Freiburg, S. 217.
30   Wiesel, Elie (1992): Die Weisheit des Talmud. Geschichten und Porträts, Freiburg, S. 195 – 209.
31   Ebd. S. 197.
32   Babylonischer Talmud, Traktat Sukkoth 28 a.
33   Rabbi Shneur Zalman, Tanya, Kap. 9, S. 27 (traditionelle Zählung); ich habe die Übersetzung der Rabbiner Levy und Sholem Wineberg verwendet, die sich in »Lessons in Tanya« (Brooklyn: Kohut, 2012), S. 141, findet. 34 Wiesel, Elie (1985): The Eternal Flame, in: ders.: Against Silence Bd. I, S. 318. – Der dritte Teil der »Eternal Light Series« über »My Teachers. After the Tempest« beginnt mit diesem Konzept und den fast gleichen Worten: »Wir ergreifen immer das Feuer, sogar das Feuer des Holocaust. Und wir versuchen etwas daraus zu machen – etwas Wertvolles, etwas Nutzbringendes. « (Manuskript, S. 1).
34   Wiesel, Elie (1985): The Eternal Flame, in: ders.: Against Silence Bd. I, S. 318. – Der dritte Teil der »Eternal Light Series« über »My Teachers. After the Tempest« beginnt mit diesem Konzept und den fast gleichen Worten: »Wir ergreifen immer das Feuer, sogar das Feuer des Holocaust. Und wir versuchen etwas daraus zu machen – etwas Wertvolles, etwas Nutzbringendes. « (Manuskript, S. 1).
35   Wiesel, Elie (1985): The Temple of Fire, in: ders.: Against Silence, Bd. III, S. 186.
36   Ebd.
37   Ebd. S. 186f.



Der Autor

DR. ALAN ROSEN

ist Literaturwissenschaftler und lehrt Literatur des Holocaust an der International School for Holocaust Studies, Yad Vashem, Jerusalem, und weiteren Holocaust-Forschungszentren, Colleges und Universitäten in Israel und den USA. Er war Teaching Assistant bei Elie Wiesel an der Boston University und hat seine Dissertation unter Wiesels Betreuung geschrieben. Rosen hat mehrere Ehrungen und Auszeichnungen für seine Forschungen zum Holocaust erhalten u.a. vom YIVO Institute for Jewish Research, der Bar-Ilan Universität (Israel), der Boston University und dem National Center vor Genocide Stuides.   


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