Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331

ONLINE-EXTRA Nr. 41

November 2006

Nachfolgendes Interview mit Rabbi Elisa Klapheck entstammt der jüngsten Ausgabe von "CONCILIUM. Internationale Zeitschrift für Theologie" (siehe Anzeige weiter unten).

COMPASS dankt der Autorin sowie dem Verlag für die Genehmigung zur Online-Wiedergabe an dieser Stelle!

© 2006 Copyright beim Autor 
online exklusiv für ONLINE-EXTRA


Online-Extra Nr. 41


„Haus der Erneuerung“ – ein neues Judentum

Interview mit Rabbi Elisa Klapheck



RABBINERIN ELISA KLAPHECK


Seit Mai 2005 ist Elisa Klapheck Rabbinerin im Beit Ha’Chidush in Amsterdam. Die Bezeichnung Beit Ha’Chidush / „Haus der Erneuerung“ weist programmatisch auf eine noch junge jüdische Gemeinde, die sich im Kontext einer Erneuerungsbewegung im gegenwärtigen Judentum situiert und auf dem Boden der bestehenden eigenen Tradition neue Wege und Horizonte abtastet. Dabei sind beide Pole wichtig. Angeknüpft wird an die Tradition, genauer an die Vielfalt der jüdischen Traditionen in der Orthodoxie wie auch in der jüdischen Mystik (Chassidismus, Kabbala), an die ethischen Konzepte des Reformjudentums, der Haskala (der jüdischen Aufklärung) wie auch an die Richtung des reconstructionism1, und es geht darum, diesen Traditionen eine Bedeutung im gelebten Leben zu geben. Gleichzeitig wird eine große Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen betont, insbesondere auch gegenüber der Vielfalt der Lebensformen von Männern und Frauen, die als gleichberechtigt anzuerkennen sind.

Elisa Klapheck hat ihre Rabbinats-Ausbildung im Fernstudium bei Aleph, der Alliance for Jewish Renewal, erworben.2 Deren Konzept ist es, in einem „Seminar ohne Grenzen“ Menschen mit judaistischer Vorbildung aus einer Mischung von Anwesenheitszeiten, Fernstudium, gemeinsam geschalteten Telefonkonferenzen, aber auch individuellen Kursen und vor allem jüdischen Aktivitäten und Eigenstudium vor Ort jeweils dabei zu helfen, ein Studienprogramm zu entwickeln, ihnen für die Zeit des Studiums mehrere MentorInnen an die Seite zu stellen und sie so intellektuell wie spirituell auf ein Rabbinat vorzubereiten. Nach Amsterdam wurde Elisa Klapheck vom Vorstand der neuen Gemeinde berufen.




Frau Klapheck, Sie haben die egalitäre Synagoge in der Oranienburger Straße mitbegründet, und Sie haben die erste Rabbinerin in Deutschland, Regina Jonas, bekannt gemacht, indem sie deren Qualifikationsarbeit von 1930 herausgegeben haben.3  Was hat der Schritt, selbst Rabbinerin zu werden, für Sie bedeutet? Ein Traum, der wahr wurde? Ein Ziel, das erreicht wurde? Oder etwas, das Sie eigentlich nicht angestrebt haben, aber das sich ergeben hat? Oder wie würden Sie es beschreiben?

Es war der Schritt in die Verantwortung. Vorher war ich sehr engagiert, und das hat großen Spaß gemacht, ich habe mich allerdings nur auf den Gebieten engagiert, die ich auch interessant fand. Die Entscheidung, Rabbinerin zu werden, war für mich mit der Frage verbunden, ob ich für das Ganze die Verantwortung mittragen, ob ich überhaupt das Ganze tragen kann. Zum Beispiel habe ich immer wieder und sehr gerne in der Synagoge kleine Predigten gehalten und bin manchmal deutlich abgewichen von offiziellen Auslegungen; ich habe die Leute gerne in Diskussionen verwickelt, und mir war immer am wichtigsten, dass man eine eigene Meinung hat. Die Frage, die ich mir stellen musste: Kann ich auch als Rabbinerin so weiter machen? Geht es nicht erst einmal um ein Ja zur Autorität der rabbinischen Tradition als ganzer; habe ich mich als Rabbinerin nicht erst einmal in diese Tradition hineinzustellen – und stehe dann auch dafür? Oder noch grundsätzlicher: Ich musste mir klar werden, wie ich überhaupt zur Religion stehe. Da gibt es im Judentum die Halacha, die Gesetze – praktiziere ich sie alle oder nur einen Teil, wie bringe ich das in ein Verhältnis und wie verantworte ich das? Und wie ist es mit Gott und Gottes Gerechtigkeit? Soviel Gerechtigkeit hat man als Jude ja dann doch nicht erlebt ... Wie geht man mit dem Bösen in der gegenwärtigen Gesellschaft um, wie mit den vielen negativen Erfahrungen aus der jüdischen Geschichte, und sagt trotzdem „Ja“ zu den Grundaussagen des jüdischen Monotheismus?
Die Entscheidung, Rabbinerin zu werden, war für mich der Schritt in die Verantwortung. Jetzt aber geht es weiter: Ich habe den Titel und werde von den Leuten entsprechend gesehen, ein bisschen sicher auch beobachtet. Ich habe aber festgestellt: Mit der ersten Ordination kommen die nächsten Ordinationen. Die erste ist im Prinzip nur ein Segen von den Rabbinern, nur ein Anfang, die nächste Frage aber ist die, ob man die Ordination auch von den Menschen bekommt, ob sie einen als Rabbinerin anerkennen. In diesem Stadium bin ich jetzt. Allerdings ist mein Bild von mir als Rabbinerin nicht das einer Frau, die vorne steht und den anderen sagt, was sie zu denken haben, sondern ich verstehe mich als eine, die den Leuten soviel jüdisches Wissen vermittelt, dass sie selbst entscheiden können, dass also gewissermaßen jeder sein eigener Rabbiner wird. Ich möchte mit den Menschen gehen und ihre Potenziale versuchen zu erkennen, ich möchte ihnen begleitend möglichst viel jüdische Tradition beibringen, sodass sie auf dieser Grundlage dann ihre eigenen Potenziale entwickeln und entfalten können und insgesamt starke Persönlichkeiten werden.

Was bedeutet es für Sie in Ihrer Religionsgemeinschaft, eine Frau zu sein? Was sind positive Elemente, die Ihnen wichtig waren oder sind und was auch die Hindernisse, die Ihnen als Frau begegnet sind oder gegenwärtig begegnen?

In meiner Gemeinde gibt es für mich als Frau überhaupt keine Hindernisse, weil dies eine Gemeinde ist, die von vorneherein auf der Gleichberechtigung der Frauen aufbaut. Dasselbe gilt auch für die Gruppen, in denen ich immer aktiv gewesen bin, in Berlin oder in Frankfurt. Ich hatte vielmehr mit einem anderen Hindernis zu kämpfen. Viel zu lange hatte ich Angst davor, mir einzugestehen, in Machtstrukturen eine Rolle spielen zu wollen – das ist ein typisch weibliches Problem, sozusagen „psycho-chemisch“. Aber man kann Selbstbewusstsein lernen. Ja, man muss es sogar lernen, jede Frau muss mit sich da ins Reine kommen, muss sich ihre Ambitionen eingestehen und an sich arbeiten. Es ist nicht so, dass die Männer immer schuld sind, wenn einem etwas nicht gelingt. Es liegt auch an einem selbst, und es ist wichtig, ganz genau und ehrlich mit sich zu sein und die eigenen Schwächen zu analysieren.
Das Judentum ist eine emanzipative Religion, angefangen mit dem Auszug aus der Sklaverei in die Freiheit. Es ist immer das kleine Völkchen, eigentlich ein underdog-Volk, das doch auch oben mitmischt. Es gibt eine grundsätzliche emanzipative Tendenz im Judentum, die mir gerade auch als Frau die Möglichkeit bietet, mich zu emanzipieren. Es ist nicht so, dass die Frauen im Judentum schwach sind, im Gegenteil. Ich würde sagen, das ist schon in der Religion selber so angelegt. Allerdings mussten sich die jüdischen Frauen den Bereich der Synagoge erst erobern. Solche Rollenüberschreitungen machen auch Angst. Man hat Angst, das Judentum zu zerstören, wenn die Bilder plötzlich nicht mehr stimmen, wenn nicht mehr der Mann mit dem Tallit, dem Gebetsschal, vorne steht, sondern eine Frau. Bei mir zum Beispiel waren Stimmen ganz wichtig: Mit dem Gesang in der Synagoge verband ich grundsätzlich die tiefe Männerstimme des Kantors, ich konnte mir früher gar nicht vorstellen, eine Frauenstimme auf der Bima zu hören. Der Satz aus dem Talmud, dass die Stimme der Frau „Schande“ sei, hat auch in mir gelebt, und ich musste ihn mir erst einmal austreiben. Heute singe ich selber große Teile der Gottesdienstliturgie und bin praktisch meine eigene Stimme, die dem widerspricht.
Ganz wichtig war für mich die Arbeit von Regina Jonas, die ja die Frage diskutiert, ob Frauen Rabbinerinnen werden können. Sie hat hierfür die gesamte rabbinische Literatur durchforstet und kommt zu einem positiven Ergebnis. Das hat mich zutiefst motiviert. Dazu kam die jüdische feministische Theologie mit ihren Neu-Lektüren der Bibel und des Talmud, zum Beispiel von Judith Plaskow Und wieder stehen wir am Sinai oder von Susannah Heschel On Being a Jewish Feminist, aber auch von Pnina Navè Levinson Eva und ihre Schwestern. Perspektiven einer jüdisch-feministischen Theologie.4 Das habe ich alles geradezu verschlungen, und es hat meine geistigen Räume vergrößert. Heute bin ich aber weiter. Heute suche ich wieder das Gespräch mit Männern, mich interessiert jetzt die Antwort der Männer auf die feministischen Herausforderungen.


Sehen Sie schon solche Antworten oder Reaktionen jüdischer Männer auf die Fragen und Positionen jüdischer Feministinnen?

Ein Beispiel ist das Thema Beschneidung. Für mich hat die Beschäftigung mit jüdischer feministischer Theologie bewirkt, dass ich die Beschneidung anders angefangen habe zu bewerten. Die Beschneidung der Jungen, verstanden als Vorform der Beschneidung der Herzen, richtet sich gegen Aufgeblasensein und Machismus. Es gibt inzwischen auch kritische jüdische Männer, die dem zustimmen können. In dem Zusammenhang muss ich vor allem Daniel Boyarin nennen, der sich selbst als jüdischen Feministen bezeichnet.5
Ein weiteres gutes Beispiel ist die Mikwe, das rituelle Tauchbad. In Berlin haben wir einmal einen Workshop dazu abgehalten, Frauen und Männer. In die Mikwe gehen normalerweise die Frauen nach der Menstruation; Männer gehen selten oder gar nicht in die Mikwe.6 Wir wollten am eigenen Körper erleben, was die Mikwe ist und wie es ist, mit dem ganzen Körper in „lebendiges Wasser“ einzutauchen. Zunächst haben wir uns informiert: Ich habe die Bedeutung der Mikwe erklärt, und wir haben darüber diskutiert. Dann sind wir getrennt in die Mikwe gegangen, und später haben wir uns wieder getroffen und uns noch einmal darüber ausgetauscht. Auch die Männer haben das rituelle Untertauchen als eine Heiligung des Körpers empfunden – als ein tiefes Erlebnis.
In der renewal-Bewegung, zu der ich gehöre, ist das bereits ein breiter Diskurs: Männer, die nachdenken über männliche Körperlichkeit, Männlichkeit, Autorität, die Rolle des Vaters, über Sexualität, weiblichen Eros im Mann, männlichen Eros in der Frau, natürlich auch allgemein über die Gender-Frage ... Viel läuft natürlich in den USA, aber ich würde behaupten, dass auch in meiner Gemeinde, in der Feminismus zu den selbstverständlichen Grundlagen gehört, solche Fragen aufgegriffen werden.



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CONCILIUM 3 / 2006:
Andere Stimmen - Frauen in den Weltreligionen

Aus dem Inhalt:

A. REINHARTZ
Frauen im Judentum

E. KLAPHECK
"Haus der Erneuerung" - ein neues Judentum

K. KARKALA -ZORBA
Frauen und Kirche aus griechisch-orthodoxer Sicht


M.-TH. WACKER
Die Stimmen der Frauen und die feministische Theologie

H. MOHAGHEGHI
Frauenaufbrüche in muslimischen Gemeinschaften

H. HAKER / S. ROSS / M.-TH. WACKER
Die Stimmen der Frauen und die feministische Theologie

u.v.a.



Vor welchen Herausforderungen sehen Sie Ihre Gemeinde im Spektrum der jüdischen Gemeinden in den Niederlanden?

In den Niederlanden gibt es in einer ganzen Reihe von Städten orthodoxe und auch liberale Gemeinden. In Amsterdam leben ca. 12.000 Juden; der größte Teil ist, soweit ich weiß, nicht Mitglied einer Gemeinde.7 Die größte Mitgliederzahl hat die orthodoxe Gemeinde; wir sind neu, eine kleine Gruppe, Menschen mit sehr unterschiedlichen Biographien, die die Vision eines sich erneuernden Judentums verbindet. Mir scheint, es gibt eine Frage, die für ganz Europa die gleiche ist: Sind wir in der Lage, eine europäische Perspektive zu entwickeln, eine europäisch-jüdische Perspektive, in der u.a. auch die Frauen gleichberechtigt sind? Mir ist Europa wichtig, weil man weder das israelische noch das amerikanische Judentum einfach in unseren Kontext übersetzen kann. In Israel hat sich eine besondere Form des säkularen Judentums entwickelt, und auch die Rolle des religiösen Judentums, insbesondere der Orthodoxie, die ja fast eine Staatsreligion ist, kann man nicht mit der Situation in Europa vergleichen. Was die USA betrifft, so prägt Religion das öffentliche Leben dort ganz anders als bei uns. Es gibt dort eine spezifische Form der Spiritualität, die anfängt beim „Glauben an sich selbst“ und in eine allgemeine gesellschaftliche Religiosität, ausgedrückt im „American Dream“, mündet. Auch das ist nicht ohne weiteres auf unseren europäischen Kontext übertragbar. Mir ist ein authentisches Judentum wichtig – man kann natürlich Rabbiner aus dem Ausland importieren – Rabbiner, die ein sehr viel positiveres jüdisches Selbstverständnis als das der europäischen Juden mitbringen, aber ich halte es für angemessener, dass die Rabbiner aus den jeweiligen Kontexten selbst kommen, deren Probleme kennen und lernen, eine authentische Antwort darauf zu geben.
Europa ist für mich ein Thema geworden nicht zuletzt über den Zusammenschluss von „Bet Debora“, der Initiative einer Vernetzung jüdischer Rabbinerinnen, Kantorinnen und Wissenschaftlerinnen.8 In Europa ist die Zugehörigkeit zu einem Land und zu dessen nationaler Geschichte ganz wichtig, besonders auch die Zugehörigkeit zu einer Sprachgemeinschaft, denn in den Sprachen sind ja auch die Kulturen und die Unterschiede geborgen. Wir haben in Europa eine Geschichte von Kriegen der Völker gegeneinander, wir haben eine Geschichte von Judenverfolgungen, wir haben eine Geschichte von Spaltungen innerhalb des Judentums. Da sind wir im Detail anders geprägt. Das heißt nicht, dass wir etwas vollkommen anderes sind, aber wir sind etwas Eigenes – und es ist die Frage, ob es uns gelingt, eine europäische jüdische Perspektive zu entwickeln, die sich auf unseren Kontext bezieht. Die Niederlande sind möglicherweise dafür ein guter Ort, weil dieses Land immer eine besondere Offenheit für neue Entwicklungen zeigte.

An welchen Fragen möchten Sie in Ihrer gegenwärtigen Situation gern intensiv mitwirken? Was liegt Ihnen im Moment besonders am Herzen?

Frauen in Führungsrollen und die ethische Begründung von Macht – das ist schon mein Thema.9 Die Hauptfrage ist ja immer die Machtfrage: Wer hat in einer Gesellschaft die Macht, Macht über Definitionen, Strukturen, Formen. Frauen sollen sich zutrauen, Macht auszuüben, Frauen sollen hinein in Machtpositionen, und das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen fällen zu müssen, durchaus auch „sich schuldig zu machen“, sich nicht in einer Opferrolle zu gefallen („Schuld sind immer nur die anderen“), aber auch nicht zynisch zu werden („mit Schuld müssen wir eben leben“), sondern sich ethisch rückzubinden – das ist mir wichtig. Dafür wiederum, so denke ich, ist Religion unverzichtbar: Es gibt einen Text, es gibt Auslegungen, eine Ethik – man kann sich auf etwas beziehen, es gibt ein Korrektiv der eigenen Machtgelüste. Und schließlich: Es gibt eine oberste Instanz, die ist Gott, vor der stehen wir alle. Es ist nicht alles nur in einem selber, es ist vielmehr messbar an einem allgemeinen Maßstab.
An den Schluss stellen möchte ich ein Gebet, das mich sehr geprägt hat. Es ist von Bertha Pappenheim, der Begründerin der jüdischen Frauenbewegung:


Anruf
Mein Gott, du bist kein Gott der Weichheit,
des Wortes und des Weihrauchs,
kein Gott der Vergangenheit.
Ein Gott der Allgegenwart bist du.
Ein fordernder Gott bist du mir.
Du heiligst mich mit deinem „Du sollst“;
du erwartest meine Entscheidung zwischen Gut und Böse;
du verlangst, dass ich beweise, Kraft von deiner Kraft zu sein,
zu dir hinauf zu streben, andere mitzureißen,
zu helfen mit allem, was ich vermag.
Fordere, fordere,
damit ich jeden Atemzug meines Lebens in meinem Gewissen fühle,
es ist ein Gott.


14. November 193510



ELISA KLAPHECK

So bin ich Rabbinerin geworden.
Jüdische Herausforderungen hier und jetzt.



Herder Verlag
Freiburg 2005
192 S.
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Eine außergewöhnliche Frau, jung, reformorientiert, Rabbinerin in Deutschland. Sie berichtet nicht nur von ihrem Weg ins Rabbinat. Sie zeichnet das Porträt einer ganzen Generation junger Juden. Brisant, klar, spannend zu lesen.


ANMERKUNGEN



1 Eine jüdische Richtung in den USA, die Judentum nicht in erster Linie als „Religion“, sondern als „Zivilisation“ auffasst. Ihr Gründer ist Mordecai Kaplan (1881–1983)

2 Näheres unter www.aleph.org.

3 Elisa Klapheck, „Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“, Teetz 1999.

4 Judith Plaskow, Und wieder stehen wir am Sinai. Eine jüdische feministische Theologie, Luzern 1992 (Original: Standing again at Sinai. Judaism from a feminist perspective. San Francisco/Harper & Row 1991); Susannah Heschel (Hg.), On Being a Jewish Feminist, New York 1983; Pnina Navè Levinson, Eva und ihre Schwestern. Perspektiven einer jüdisch-feministischen Theologie, Gütersloh 1992.

5 Vgl. z.B. Daniel Boyarin, Carnal Israel. Reading Sex in Talmudic Culture, Berkeley 1993. Für christliche LeserInnen besonders interessant dürfte sein, dass Boyarin auch eine Paulus-Deutung geschrieben hat; vgl. Daniel Boyarin, A Radical Jew. Paul and the Politics of Identity, Berkeley 1994.

6 Außer dann, wenn ein Mann konervtiert. Im chassidischen Judentum ist es allerdings üblich, dass auch Männer vor dem Schabbatbeginn in ihre Mikwe gehen.

7 Informationen über www.hagalil.com/europa/holland.htm – allerdings (noch?) ohne Hinweis auf Beit Ha’Chidush Amsterdam.

8 Bet Debora, Journal 1 und 2, Berlin 2000 und 2001, gegen eine Spende zu beziehen bei L.Daemmig@t-online.de.

9 Vgl. ausführlicher dazu: Elisa Klapheck, Ester und Amalek. Ein jüdisch-feministisches Selbstverständnis nach der Shoah, in: Katharina von Kellenbach u.a. (Hg.), Von Gott reden im Land der Täter. Theologische Stimmen der dritten Generation seit der Shoah, Darmstadt 2001, 242–256.
10 Nachgedruckt in Bertha Pappenheim. Gebete / Prayers, hg. von Elisa Klapheck und Lara Dämmig, Teetz 2003.


Interview und Redaktion des Beitrags: Marie-Theres Wacker




Die Autorin

Rabbinerin ELISA KLAPHECK

... geboren 1962 in Düsseldorf, studierte Politische Wissenschaft und Judaistik.

Mehrere Jahre arbeitete sie als Journalistin für deutsche Tageszeitungen wie den Berliner „Tagesspiegel“ und die „taz“, später für Radio- und Fernsehsender. Von 1998 an war sie Chefredakteurin der Monatszeitschrift „jüdisches berlin“. Zusammen mit Lara Dämmig und Rachel Herweg veranstaltete sie im Mai 1999 „Bet Debora Berlin“, die erste Tagung europäischer Rabbinerinnen, Kantorinnen, rabbinisch gelehrter und interessierter Jüdinnen und Juden. Dieser folgten bislang noch zwei weitere Tagungen in Berlin (2000 und 2001). 

Im Januar 2004 wurde Elisa Klapheck in den USA als Rabbinerin ordiniert; seit Mai 2005 lebt sie in Amsterdam.