Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331

ONLINE-EXTRA Nr. 96

Mai 2009

Bei allen in jüngster Zeit ausgebrochenen und anhaltenden Auseinandersetzungen um das Verhältnis der katholischen Kirche zu Juden und Judentum - angefangen von der umstrittenen Änderung der Karfreitagsfürbitte über die Rehabilitation der Bischöfe der Pius-Bruderschaft samt ihrem Holocaust-Leugner Williamson bis hin zur schroffen bischöflichen Verurteilung der Erklärung des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken ("Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Christen und Juden") - spielt in den diversen Stellungnahmen, Kommentaren und Diskussionen die Bezugnahme auf die sogen. Judenerklärung "Nostra Aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Schlüsselrolle. In der Tat stellt dieses vielfach als revolutionär bezeichnete Dokument im Blick auf das Verhältnis von Kirche und Synagoge die entscheidende Weg- und Wendemarke innerhalb der katholischen Kirche dar, ein Aufbruchssignal, das einen Bruch mit der jahrhundertelangen Tradition des christlichen Antijudaismus markierte.

Im vorliegenden Beitrag versucht der katholische Theologen Hanspeter Heinz, der seit 1974 dem Gesprächskreis "Juden und Christen" beim ZdK vorsitzt, die besondere Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils und von "Nostra Aetate" in diesem Kontext deutlich zu machen und in dessen Licht ebenso die jüngsten Irritationen wie auch die Frage nach offenen Konsequenzen näher zu beleuchten. Sein Beitrag unter dem Titel "Der Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils" erschien erstmals in gedruckter Fassung im diesjährigen "Themenheft 2009" des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR), das dem Thema "1949-2009: So viel Aufbruch war nie" gewidmet ist.

COMPASS dankt Autor und Deutschem Koordinierungsrat für die Möglichkeit der Wiedergabe des Textes an dieser Stelle!


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online exklusiv für ONLINE-EXTRA




Online-Extra Nr. 95


Der Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils

HANSPETER HEINZ


Zu Recht gilt die Judenerklärung des Konzils „Nostra aetate“ Nr. 4 als epochale Wende der christlich-jüdischen Beziehungen nach einer fast 2000 jährigen Entzweiungsgeschichte. Wie radikal dieser Neuanfang war, lässt sich auch daran erkennen, dass sich entgegen dem kirchenamtlichen Brauch in diesem Dokument kein einziger Verweis auf kirchliche Autoritäten findet – außer auf den Römerbrief des Apostels Paulus (Röm 9-11). So viel Aufbruch war noch nie!

Nur zweimal erlitt der Aufbruch einen Einbruch. 1985 eskalierte der mehrere Jahre dauernde Konflikt über das Karmelitinnenkloster und das Papstkreuz in Auschwitz zu einer Unterbrechung der Beratungen zwischen dem International Jewish Committee for Interreligious Consultations (IJCIC) und dem Vatikan, bis 1990 durch ein Machtwort von Johannes Paul II. dieses ärgerliche Problem endlich gelöst werden konnte. Es ging um das Gedenken an die Schoa, für die vor allem der Name Auschwitz mit dem Lager Auschwitz-Birkenau steht. Zum einen befürchteten die Juden, das Lager könne zu einer Pilgerstätte für die polnischen und christlichen Märtyrer werden, zur Verehrung von Maximilian Kolbe und Edith Stein. Zum anderen und hintergründig war es das Unbehagen, die vorschnelle christliche Antwort würde die Sinnlosigkeit der Schoa verdecken: Kreuz und Auferstehung Jesu Christi sollten mit der Absurdität der Vernichtung jüdischen Lebens in Europa versöhnen, ihr einen religiösen Sinn verleihen.


Keine Wende der Wende!

Die zweite schwere Krise ist von Papst Benedikt XVI. ausgelöst und hat wie ein Schwelbrand die Atmosphäre der christlich-jüdischen Beziehungen vergiftet. Im Februar 2008 hat er für die „außerordentliche Form“ des römisch-katholischen Ritus eine eigene Fürbitte promulgiert. In deutscher Übersetzung lautet der erste Satz, der zum Stolperstein wurde: „Lasset uns auch beten für die Juden: Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Heiland aller Menschen anerkennen.“ Was aber ist an diesem Gebet so schlimm   zumal auch dieses Jahr am Karfreitag in fast allen katholischen Gottesdiensten die Liturgie im nachkonziliaren Ritus gefeiert wurde, in der die Fürbitte für die Juden ganz anders lautet? Hierzu äußerte sich im Mai Landesrabbiner Dr. Henry Brandt in einer herausragenden Veranstaltung des Osnabrücker Katholikentags, der Christlich-Jüdischen Gemeinschaftsfeier. In seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Ansprache sagte er:

„Die unglückliche Karfreitagsfürbitte für die Juden, die für die außerordentliche lateinische Messe nun verfasst und zugelassen ist, erinnert mich an die Enge, denn fast zweitausend Jahre lebten wir in einer christlich-jüdischen Beziehung, die wirklich durch dunkle Enge beschrieben werden kann. [ … ] Erst nach dem Gang durch den Höllenschlund der Schoa, als die Feuer des Teufels schon am eigenen Rockzipfel schwelten, kam das erschreckte Erwachen auch in den Rängen der Kirchen. Im Licht der Geschichte – zumindest, wenn wir über den Westen sprechen – trat in den letzten Jahrzehnten eine dramatische Wende in der Beziehung zwischen Christen und Juden ein, nicht nur katholischen, auch evangelischen Christen [ ... ]. In dieser Stunde kamen durch die Gnade Gottes auch die passenden Männer zum Vorschein, zwei große Päpste: Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Juden weinten und sprachen das Kaddisch, unser Totengebet, als Johannes XXIII. starb. Wir trauerten mit der Kirche, als vor kurzem Johannes Paul II. zu seinem Gott ging. Das Zweite Vatikanum, die päpstlichen Besuche in der Synagoge, besonders der Besuch von Johannes Paul II. in der Synagoge zu Rom, die Enzykliken und in unserem Land die vielen Verlautbarungen, Kontakte und die Zusammenarbeit mit Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen: all das war vor siebzig, achtzig Jahren ganz ungeachtet der Nazigewaltherrschaft undenkbar. Es konnte nicht einmal im Traum sich vorgestellt werden, dass so etwas passieren würde. Aber es ist geschehen.

Im Sog dieser Ereignisse folgte auch die Entschärfung und dann eine Neuformulierung der bis dahin benutzten verleumderischen, infamen Karfreitagsfürbitte für die Juden, für die verblendeten, für die man nicht einmal bereit war, in die Knie zu gehen, um für sie zu beten. Bis wir als letzten Schritt die verbindliche Formel erhielten, die bis heute in den allermeisten Kirchen dieses Landes und anderer Länder am Karfreitag gesprochen wird: die Anerkennung dem Judentum zollt und seinen ihm verheißenen Heilsweg in die Hände Gottes empfiehlt. Eine Fürbitte, die auch von jüdischer Seite Anerkennung finden kann und ein Amen. Eine Formulierung, die ohne Verrat an der eigenen Glaubensüberzeugung verfasst worden ist.

Und jetzt? Jetzt [ … ] ist eine Neuformulierung erfolgt nur für die außerordentliche lateinische Messe, nur für eine kleine Minderheit, die den Rückschritt macht und um die Erleuchtung der Juden betet, auf dass sie Jesus Christus als den Weg zum Heil erkennen mögen. Vielleicht kann man, wie manche versuchten, das als eine Bitte für das Eschaton auslegen, dass es am Ende der Zeit so sein möge. Dagegen könnte man vielleicht weniger Einspruch erheben. Aber auch diese Klarstellung wurde nicht in der notwendigen Klarheit ausgesprochen. Und so klingelten die Alarmglocken bei der jüdischen Gemeinschaft. Vielleicht nicht erst im Eschaton? Vielleicht doch ein verkappter Auftrag, die Missionierung der Juden wieder in Gang zu setzen? Oder gar eine Wende der Wende?“

Hierauf erwiderte Herr Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, den Text seiner Ansprache beiseite legend: „Sie, verehrter Herr Rabbiner Brandt, haben von der Wende gesprochen, und wir alle haben sie miterlebt, dankbar nach den furchtbaren Ereignissen der Schoa. Und – ich kann nur sagen: Es wird keine Wende der Wende geben! Der Weg geht nach vorne und dafür stehe ich hier.“ [lang anhaltender Applaus]


1949-2009 - SO VIEL AUFBRUCH WAR NIE

Themenheft 2009
des Deutschen Koordinierungsrates (DKR)
der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit


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Euro 5,- (plus Versandkosten)

Bestellmöglichkeiten:
DKR-Shop

Mit Beiträgen u.a. von:

ERICH ZENGER: Die Kirchen zwischen Aufbruch und Rückschritt. Am Beispiel des Zweiten Vatikanum (1962.1965)
BERTOLD KLAPPERT: Evangelischer Aufbruch und seine Bedeutung für die „Judenfrage“
EDNA BROCKE: Aufbrüche und Abbrüche (Hoffnungen und Enttäuschungen) in der Entwicklung des christlich-jüdischen Verhältnisses




sowie weiteren Beiträgen von: SABINE BEGHAHN, BERND SCHRÖDER, HANSPETER HEINZ, MOSHE ZUCKERMANN, MOSHE ZIMMERMANN u.v.a.



Die „Judenerklärung“ des Konzils und ihr Botschafter Johannes Paul II.

Wenngleich Nostra aetate der kürzeste Beschluss ist, darf er als das folgenreichtste Dokument des Zweiten Vatikanums angesehen werden. Es ist gleichsam die Areopagrede der Kirche für das 21. Jahrhundert: Die katholische Kirche will einen „Heilsdialog“ mit allen Religionen eröffnen, in dessen Zentrum das einzigartige Verhältnis der Kirche zu den Juden steht, das als Grundlage für die Beziehung zu den anderen Religionen gewertet wird. Im September 2005 hatte ein hochkarätiger internationaler Kongress mit 200 Dauerteilnehmern zur erstaunlichen Rezeption von Nostra aetate in allen interreligiösen Dialogen in der Päpstlichen Universität Gregoriana zu Rom stattgefunden. Kurz zuvor, im April 2005 hat der Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), der 15 katholische und 13 jüdische Mitglieder zählt, eine Erklärung verabschiedet, in der thesenartig die theologische Bilanz gezogen wird:

„Das Zweite Vatikanische Konzil hat programmatisch eine neue Verhältnisbestimmung der katholischen Kirche zum jüdischen Volk gewagt. In Tat und Wort hat Johannes Paul II. dieser Wende den Weg in die Zukunft gebahnt. Die Aussagen des kirchlichen Lehramtes so wie eine intensive Diskussion in der Theologie - vergleichbare Entwicklungen gibt es auch in den evangelischen Kirchen - lassen sich in wenigen Kernsätzen zusammenfassen:


- Keine Bundestreue Gottes allein zur Kirche, sondern genauso zum jüdischen Volk. Deshalb sind Christen und Juden gleichermaßen berufen, sich als ‚Volk des Bunde’ zu verstehen und ‚Licht der Völker’ (Jes 49,6; Mt 5,14) zu sein.
- Keine Katechese des christlichen Glaubens ohne Einführung in die lebendige Tradition des Judentums.
- Keine Versöhnung mit Gott ohne Anerkennung der kirchlichen Schuldgeschichte gegenüber dem jüdischen Volk.
- Kein Begreifen der biblischen Offenbarung ohne Lektüre des Alten Testamentes und ohne Ernstnahme der jüdischen Lesarten.


Diese Aussagen mögen für das überkommene Glaubensverständnis von Christen irritierend sein. Sie verlangen eine Neubestimmung der christlichen Identität.“1 

Wie keiner seiner Vorgänger hat Johannes Paul II. mit unermüdlicher Konsequenz und großem Mut der Neubestimmung des Konzils über das Verhältnis der Kirche zu den Juden in aller Welt die Wege gebahnt. Dazu nur ein Beispiel: 2001 erschien die Erklärung der Päpstlichen Bibelkommission „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“, zu der Kardinal Ratzinger ein anerkennendes Vorwort verfasst hat: Darin heißt es: „Wir Christen können und müssen zugeben, dass die jüdische Lesung der Bibel eine mögliche Leseweise darstellt, die sich organisch aus der jüdischen Heiligen Schrift der Zeit des Zweiten Tempels ergibt, in Analogie zur christlichen Leseweise, die sich parallel entwickelte. Jede dieser beiden Leseweisen bleibt der jeweiligen Glaubenssicht treu, deren Frucht und Ausdruck sie ist. So ist die eine nicht auf die andere rückführbar.“ Der Gesprächskreis des ZdK kommentiert diese erstaunliche Aussage: „Das verweigerte Ja Israels zu Jesus von Nazaret kann auch von Christen als Treue zur jüdischen Tradition gewertet werden. Ebenso werden die jüdische Treue zu den eigenen Heiligen Schriften und die jüdische Erlösungshoffnung in ihrem theologischen Wert anerkannt.“


Bilanz des Erreichten und Perspektiven für die Zukunft

Als Antwort auf die Jahrzehnte langen Anstrengungen aller Kirchen durch offizielle Erklärungen und vertrauensbildende Maßnahmen haben unsere jüdischen Dialogpartner in den USA eine aufregende Initiative ergriffen. Die Erklärung „Dabru emet - Redet Wahrheit“2 vom 10. 9. 2000, der sich inzwischen 300 Persönlichkeiten angeschlossen haben, ist ein mutiger Vorstoß. Ohne den Anspruch auf verbindliche Autorität zu erheben, repräsentieren die Autoren und Mitunterzeichner ein breites Spektrum des heutigen Judentums in den USA. Dabru emet betritt Neuland mit der Erwartung, dass auch jüdischerseits mehr Interesse an einem theologischen Dialog mit Christen entstehen möge, und listet eine umfassende Agenda von acht Thesen auf, die theologischer Klärung bedürfen.

In der Moraltheologie hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die Ethik Jesu – einschließlich der Feindesliebe – jüdische Ethik ist. So hat auch die Rezeption jüdischer Denker wie Emanuel Levinas zu neuen Denkansätzen christlicher Philosophie und Ethik geführt. Aber auf einem anderen Gebiet sind die angelsächsischen Länder uns voraus. Dort gibt es eine weit erfreulichere Kooperation in gesellschaftlichen und politischen Aufgaben zwischen Christen und Juden - Vorbild und Ansporn für uns! Seit Jahrzehnten haben jüdische Wissenschaftler christlichen Theologen und Religionspädagogen Hilfe geleistet und den christlichen Partnern zu einer besseren Wahrnehmung des Judentums in seiner Vielfalt und Lebendigkeit verholfen. Seit Jahren erscheinen beispielsweise Kommentarbände zur Hebräischen Bibel3, an denen jüdische Fachleute mitwirken. Lehrpläne und Schulbücher, Unterrichtsmaterialien und Projektentwicklungen, Fachliteratur, Medien und Tagungen bieten Lehrerinnen und Lehrern inzwischen gute Hilfen zu einem verantworteten Umgang mit der Thematik „Judentum“4. Die Zusammenarbeit auf den Gebieten Exegese und Religionspädagogik bestätigte auch die römische Konferenz von 2005 als internationalen Standard. Auf anderen Gebieten, so die Bilanz in Rom, haben Dialog und Zusammenarbeit mit jüdischen Partnern kaum erst begonnen: in der systematischen Theologie sowie in der homiletischen und liturgischen Aus- und Fortbildung der Priester.

Nach einer Phase der Erkundung von Gemeinsamkeiten und trennenden Unterschieden zwischen den Religionen stehen wir am Anfang einer neuen Phase der interreligiösen Dialoge. Auf dem römischen Kongress brachte es ein hinduistischer Professor auf den Punkt: „Ich möchte herausfinden, ob ich etwas von einer anderen Religion lernen kann, das für mich bedeutsam ist, weil es entweder in meiner eigenen Tradition enthalten, aber unterdrückt ist, oder weil es dort überhaupt nicht vorkommt. Nur wenn ich die andere Religion in einem theologischen Sinn nötig habe, wird diese Religion für mich eine Quelle der Bereicherung für meine eigene Religion.“ Andernfalls würden wir auch den Heiligen Geist, der „weht, wo er will“ (Joh 3,8), nicht ernst nehmen, der ebenso wie bei uns in anderen Religionen wirksam ist.

„Mehr als die Theologie trennt uns die Geschichte“, pflegte der vor einigen Monaten verstorbene Pionier der christlich-jüdischen Versöhnung, Ernst Ludwig Ehrlich aus Basel, zu wiederholen. Er meinte, die lange Geschichte der Entfremdung und Feindschaft der Kirche gegenüber den Juden. Deshalb ist die historische Erforschung und theologische Bewertung der Schoa wie auch die Bewahrung der Erinnerung an sie in den nachwachsenden jüdischen und christlichen Generationen eine bleibende Aufgabe. Dazu gehört auch, die konkrete Schuld der Täter zu bearbeiten und sie nicht länger dem Schamgefühl eines kollektiven „Wir“ zu überantworten. Erst einige Vertreter der heutigen Theologengeneration brechen eindeutig mit dem Schweigen der Täter. Die Arbeit ist noch nicht getan. Auch für die christliche Theologie gilt deshalb: „Wer Verantwortung für sie übernehmen will, muss bereit sein, in der eigenen Tradition Falsches falsch und Böses böse zu nennen, Täter und Taten beim Namen zu nennen.“5 Denn wie sich das nicht bearbeitete Trauma der Opfer auf die Nachgeborenen überträgt, so wirkt auch die nicht bearbeitete Schuld in der Geschichte weiter, sie setzt sich bei den meisten Deutschen bis heute in einem unheimlichen Schuldgefühl fort, statt zur Umkehr in eine neue Zukunft zu befreien.

Ein Konzil und Konferenzen, theologisches Denken und Zusammenarbeit sind wichtig. Wichtig sind auch Gedenktage wie in Deutschland die „Woche der Brüderlichkeit“ und der 9. November zum Gedenken an die „Reichskristallnacht“ sowie stolze Bauwerke wie die Dresdener und Münchner Synagoge, die von einem neuen jüdischen Selbstbewusstsein in Deutschland zeugen. Jedoch Nostra aetate hat bislang nicht und wird auch in Zukunft nicht Geschichte machen ohne persönliche Gespräche, Begegnungen und Freundschaften. Deshalb müssen wir uns zusammen mit der jungen Generation weiterhin aufeinanderzu bewegen und uns auf unsere gemeinsamen Aufgaben in Kirche und Welt konzentrieren.


ANMERKUNGEN



1 Juden und Christen in Deutschland. Verantwortete Zeitgenossenschaft in einer pluralen Gesellschaft (www.zdk.de), 11f.
2 „Dabru Emet“. Eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum vom 10. Sept. 2000. In: H.H. Henrix u. W. Krauss (Hg.), Die Kirchen und das Judentum, Bd. 2, Dokumente von 1986-2000, Paderborn u. Gütersloh 2001, 974-976.
3 Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, hrsg. v. E. Zenger (seit 1999).
4 Vgl. W. Trutwin, Das Judentum im Religionsunterricht. Rückblick und Ausblick: StdZ 224 (2006) 228-238.
5 N. Reck, in W. Krondorfer, K. v. Kellerbach, N. Reck, Mit dem Blick auf die Täter. Fragen an die deutsche Theologie nach 1945, Gütersloh 2006, 221. (siehe auch: Compass Online-Extra Nr. 33).



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Der Autor

HANSPETER HEINZ



Prof. Dr. , Jhg. 1939. Studierte an der Päpstl. Universität Gregoriana, Rom, mit dem Abschluß des Lizentiats in Philosophie und Theologie. Von 1970-1980 arbeitete er hauptberuflich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), zunächst als Assistent, ab 1974 als Nachfolger des Geistl. Direktors Prof. Dr. Klaus Hemmerle. Habilitation 1982, ab 1983 Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Universität Augsburg, seit 1999 Prorektor der Universität Augsburg. 
     
Zudem ist er seit 1974 Leiter des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). 





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