Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331

ONLINE-EXTRA Nr. 106

Dezember 2009

Das heutige ONLINE-EXTRA nun mit dem zweiten Teil von Auszügen aus Lea Fleischmanns neuestem Buch "Heiliges Essen".
(Teil 1 finden Sie hier: Online-Extra Nr. 105).

Aktuell als Ergänzung gibt es heute eine Original-Rezension zu Lea Fleischmanns Buch von Dr. Hans Maaß. Den Link zur Buchbesprechung finden Sie weiter unten am Ende der Werbeanzeige.

COMPASS dankt dem Verlag und der Autorin für die Genehmigung zur Wiedergabe der Texte an dieser Stelle - und Hans Maaß für die Rezension des Buches!

© 2009 Copyright bei Verlag und Autorin
online exklusiv für ONLINE-EXTRA



Online-Extra Nr. 106


Heiliges Essen

Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht 
(Auszug, Teil 2)


LEA FLEISCHMANN

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Wir essen nur das Rind, das Schaf und die Ziege

„Von den Säugetieren, die die Thora als rein aufführt, essen wir auch nicht alle. Im fünften Buch Moses steht:
Dies aber sind die Tiere, die ihr essen dürft: Rind, Schaf,  Ziege, Hirsch, Reh, Damhirsch, Steinbock, Gemse, Auerochs und Antilope. (5. Mose 14:4-5)
Von diesen Tieren essen wir nur das Rind, das Schaf und die Ziege“, erklärte die Rabbanit Malka.
„Warum kein Wild, wie Hirsch oder Reh?“
„Weil das Tier, damit es koscher bleibt, geschächtet werden muss. Wild wird gejagt, verfängt sich in Fallen oder wird geschossen. Es haben sich Traditionen in der koscheren Küche herausgebildet, und darin sind von den Säugetieren nur das Rind, das Schaf und die Ziege aufgenommen worden. Aber auch nicht jedes Rind, Schaf oder Ziege ist koscher. Koscher ist nur ein Tier, das unverletzt ist und bei dem die inneren Organe, insbesondere die Lunge, gesund ist. Verletzte und kranke Tiere sind nicht koscher und dürfen auf gar keinen Fall gegessen werden.“
„Wer prüft das nach?“
„Der Schächter und ein Maschgiach, ein Lebensmittelkontrolleur. Sowohl der Schächter als auch der Maschgiach müssen fromm sein und nach den Geboten der Thora leben, sonst dürfen sie dieses Amt nicht ausüben.“
„Lebensmittelüberwachung ist in allen zivilisierten Ländern üblich, aber keiner verlangt von den Kontrolleuren, dass sie fromm sind. Sie müssen eine fundierte Ausbildung in Ernährungslehre, in Lebensmittelkunde und Hygiene nachweisen. Was hat Frömmigkeit mit Lebensmittelkontrolle zu tun?“
„Sehr viel, weil der Mensch nämlich zur Charakterlosigkeit neigt. Der Trieb, Gewinne einzustreichen oder materiellen Schaden zu vermeiden, verleitet ihn dazu, die Gesetze zu umgehen und die Gesundheit der Verbraucher aufs Spiel zu setzen. Es gäbe bei weitem nicht so viele Lebensmittelskandale, wenn die Händler nicht geldgierig und die Kontrolleure nicht bestechlich wären. Sie erklären verdorbene Waren für genießbar und hoffen, dass ihnen keiner auf die Schliche kommt. Aber der Fromme weiß, dass man zwar das menschliche Auge täuschen kann, aber Gottes Auge nicht. Wenn er ein krankes Tier zum Verzehr freigibt, dann macht er sich nicht nur vor den Menschen schuldig, sondern auch vor seinem Schöpfer, und er wird, wenn seine Zeit gekommen ist, vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Der menschlichen Strafe kann er vielleicht entgehen, der göttlichen nicht. Wahre Frömmigkeit ist der beste Lebensmittelschutz. Das hat sich inzwischen auch bei den Nichtjuden herumgesprochen. In Amerika gibt es überall ‚Kosher Food?, fast jeder Supermarkt hat eine Koscher-Abteilung. Die Kunden sind keineswegs ausschließlich fromme Juden, sondern immer mehr Nichtjuden, sehr zu schätzen wissen, dass ihre Nahrung, vor allen Dingen das Fleisch, besonders streng kontrolliert wurde.“  

Damit die Säugetiere und das Geflügel koscher bleiben, müssen die Tiere rituell geschächtet werden. Schächten ist Schlachten ohne vorherige Betäubung. Mit einem einzigen Schnitt wird ihm die Kehle durchschnitten. Adern, Luft- und Speiseröhre werden durchtrennt und der Tod wird dadurch innerhalb kürzester Zeit herbeigeführt. Beim Schächten geschieht das Ausbluten gründlicher und schneller als bei vorheriger Betäubung. Verbliebenes Blut im Fleisch führt zu schnellerer Verderblichkeit und dies spielt in warmen Klimazonen, wie im Nahen Osten, eine große Rolle. Ein ritueller jüdischer Schächter erfährt eine gründliche Ausbildung. Es gibt strenge Vorschriften bezüglich der Messer und der Schächtmethode. Beim rituellen Schächten soll dem Tier möglichst kein Schmerz zugefügt werden. Verletzte und kranke Tiere sind nicht koscher und dürfen daher nicht gegessen werden. Deswegen muss auch beim Transport darauf geachtet werden, dass das Tier nicht zu Schaden kommt. Nach dem Schächten wird das Tier nochmals gründlich untersucht, um sicherzustellen, dass es gesund war. Die Fleischbeschau wird eingehend durchgeführt, denn jedes Tier, das einen Makel aufweist, ist nicht koscher.

Es würde in diesem Zusammenhang zu weit führen, ausführlich auf die Debatte um das Schächten einzugehen. Seit die Nationalsozialisten im April 1933 diese Schlachtmethode verboten haben, wurde und wird in Deutschland leidenschaftlich und selten frei von Ideologie über das Schächten gestritten. Nur so viel sei hier zu diesem Thema gesagt: In der Tierwelt gibt es kein schmerzloses Sterben. Man kann dem Löwen nicht beibringen, dass er die Gazelle zuerst betäuben muss, bevor er sie reißt, der Katze, dass sie die Maus einschläfern muss, bevor sie sie frisst. Tiere, die verletzt sind, verenden in der Natur unter Schmerzen. Dies ist ein Teil der göttlichen Schöpfung, den wir akzeptieren müssen. Die Thora verbietet Tierquälerei, aber sie stellt das Tier nicht auf die Stufe des Menschen. Der religiöse Jude, dessen Verhalten von den Gesetzen der Thora bestimmt wird, kann vom Schächten nicht abrücken. Es gibt fromme Juden, die vegetarisch leben und der einfachste Weg zur Kaschrut führt über die vegetarische Küche, aber da die Thora den Fleischgenuss erlaubt, gehört auch die Form der Schlachtung dazu. Die Thora hat sich als moralische Instanz jahrtausendelang erhalten, weil nicht hier ein Buchstabe verändert und dort ein Gesetz aufgeweicht wurde. Gottes Wort ist unabhängig vom jeweiligen Zeitgeist, denn die seelische Struktur des Menschen, seine Triebe, Neigungen und Wünsche sind seit jeher gleich geblieben.


LEA FLEISCHMANN

Heiliges Essen
Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht


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Lea Fleischmann

Heiliges Essen
Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht







Scherz Verlag
Frankfurt/M. 2009
268 S.; Euro 16,95
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Koscher essen heißt bewusst essen. Koscher heißt: erlaubt, gestattet. Wer die jüdischen Speisegesetze befolgt, muss bestimmte Regeln einhalten. Das bedeutet, dass das Essen nie gedankenlos stattfindet, sondern in einen Ritus eingebettet ist, der es immer wieder zu etwas Besonderem macht.

In ihrem neuen Buch macht Lea Fleischmann die Bedeutung der Speisegesetze auch für Nichtjuden erfahrbar, und sie erzählt auf anschauliche Weise, wie man mit dem koscheren Essen im Einklang mit der Schöpfung leben und jede Mahlzeit in ein spirituelles Erlebnis verwandeln kann.  

Über die Autorin:
Lea Fleischmann wurde 1947 in Ulm geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Pädagogik und Psychologie arbeitete sie als Lehrerin, bis sie 1979 nach Israel ging. Dort lebt sie als deutschsprachige Autorin in Jerusalem und widmet sich dem deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Dialog.

* AKTUELL *
Rezension zu "Heiliges Essen"
von Dr. Hans Maaß
Rezension



Chanukka, das Lichterfest

Chanukka heißt Einweihung und erinnert an die Neuweihung des Tempels. Im Jahre 333 vor Christus besetzten die Griechen das Heilige Land und führten die griechische Lebensweise ein. Sie bauten Theater, Arenen für Sportwettkämpfe und Schulen, in denen im Geiste der hellenistischen Kultur unterrichtet wurde. 175 vor Christus gelangte Antiochus Epiphanes an die Macht. Er wollte das jüdische Volk gewaltsam hellenisieren.  Das Befolgen der Gebote der Thora, wie die Einhaltung des Schabbats oder die Beschneidung der Knaben, wurden unter Strafe gestellt. Antiochus Epiphanes zwang die Juden, Schweine zu opfern und sie zu essen. Er plünderte den Tempel und schändete ihn: Denn die Heiden schwelgten und prassten im Tempel, gaben sich leichtfertig mit Dirnen ab, und sogar im heiligen Bezirk wohnten sie Frauen bei. (2. Makkabäer 6:4) Der Priester Mattiahu aus dem Geschlecht der Makkabäer und seine Söhne widersetzten sich dem Treiben der Griechen. Juda Makkabäus, der Sohn Mattitiahus, sammelte eine Schar thoratreuer Juden um sich und begann den Kampf gegen Antiochus Epiphanes, der mit dem Sieg der Makkabäer endete. 164 vor Christus eroberten sie Jerusalem und den Tempel. Sie säuberten das Haus Gottes und wollten es neu einweihen. Dazu mussten sie die Menorah, den Tempelleuchter, anzünden. Sie fanden aber lediglich ein kleines Kännchen mit gereinigtem Öl, dessen Menge nur für einen Tag reichte. Da geschah das Wunder von Chanukka:. Die kleine Menge Öl brannte acht Tage, so lange, bis neues Öl hergestellt wurde. Zur Erinnerung an den Sieg der Makkabäer und das Ölwunder wird Chanukka acht Tage lang gefeiert. An jedem Abend werden Kerzen angezündet und Lieder gesungen. Es werden Speisen gegessen, die in Öl gebacken wurden, wie Krapfen oder Reibekuchen.   


Sufganiot

Zutaten für den Teig:
4 Tassen gesiebtes Mehl
1 TL Salz
1 Tasse Zucker
1 TL Zimt
1 geriebene Zitronenschale
4 EL Öl
4 TL Backpulver
2 Eier

Zum Ausbacken:
1 l Öl

Nach Belieben Marmelade als Füllung
Puderzucker und Zimt zum Bestreuen

Das Mehl mit dem Backpulver und dem Salz mischen. In eine Vertiefung die Eier hineingeben und mit sämtlichen Zutaten zu einem Teig kneten. Den Teig eine Stunde lang warm stellen. Bällchen formen.  Das Öl zum Ausbacken in einem Topf sehr heiß werden lassen und die Sufganiot auf beiden Seiten bräunen. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen und, wenn man will, mit einer Spritze Marmelade hineinspritzen. Mit Puderzucker, der mit Zimt vermischt wurde, bestreuen.



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Die Autorin

LEA FLEISCHMANN

... wurde 1947 in Ulm geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Pädagogik und Psychologie arbeitete sie als Lehrerin, bis sie 1979 nach Israel ging. Dort lebt sie als deutschsprachige Autorin in Jerusalem und widmet sich dem deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Dialog.


Nähere Informationen unter
www.leafleischmann.com. 


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Lesen Sie auch Teil 1 der Auszüge aus Lea Fleischmanns Buch:
ONLINE-EXTRA Nr. 105
("Warum 'Heiliges Essen'"; "Die Küche ist der Tempel der Frau")


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Betreff: Lea Fleischmann