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Ausstellung zeigt Spurensuche der modernistischen Formensprache in Israel
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt;
Krefeld - "Sharon Ya'ari erforscht mit seinen Fotografien konsequent die gesellschaftlichen Zustände in seinem Heimatland Israel. Seine Aufnahmen vom Alltag und von Dingen, die uns umgeben, zeigen Brüche und Widersprüche der israelischen Gesellschaft." Soweit die Kuratorin Magdalena Holzhey der deutschlandweit ersten Ausstellung des 1966 in Tel Aviv geborenen Ya'ari am Donnerstag bei der Präsentation der Schau vor der Presse. Die bis zum 30. August terminierte Ausstellung wird am (kommenden) Sonntag im Mies van-der-Rohe Gebäude, dem Kunstmuseum Haus Esters im niederrheinischen Krefeld eröffnet.
Die in insgesamt fünf Räumen präsentierten - überwiegend schwarz-weißen Bilder - wurden von Ya'ari speziell für die Krefelder Ausstellung und für die architektonischen Gegebenheiten des aus den 1920er Jahren stammenden und als Architektur-Ikone geltenden Hauses gemacht und waren zuvor laut Holzhey noch nie woanders zu sehen. Der Fotograf selbst, der in seiner Heimat auch als "Poet der israelischen Fotografie" bezeichnet wird, hat der Schau den Titel "The Romantic Trail and the Concrete House" gegeben.
Er habe dabei der Architektur der Moderne, die zwischen den beiden Weltkriegen von Europa - und besonders auch von Deutschland aus - nach Israel kam, nachgespürt, so Ya'ari am Donnerstag im Gespräch. "Vision und Realität, Sehnsucht und Härte, Erinnerung und Gegenwärtigkeit, all das sind nach seinen Worten Themen der Ausstellung. Dabei "schießt" der Künstler nicht etwa Momentaufnahmen. Seine Bilder zeigen vielmehr eine "Zeit-Entwicklung" seiner Motive und erzählen dabei "die Geschichte hinter den Bildern."
Fotografie ist für den Künstler laut Kuratorin ein Medium, das er als Mittel der kulturellen und politischen Recherche versteht. Da ist etwa das großformatige Bild des ehemaligen Kulturzentrums in Nahalal, dem ältesten israelischen Moschaw, einer genossenschaftlich organisierten ländlichen Siedlung. Der deutsch-jüdische Architekt Richard Kauffmann (1887-1958) kam 1920 nach Palästina und baute neben dem Stadtviertel "Weiße Stadt" in Tel Aviv in dem Ort westlich von Nazareth dieses Zentrum aus Beton.
Kauffmann brachte die Architektur der Moderne mit und arbeitete als Siedlungs- und Stadtplaner in seiner neuen Heimat. Das Zentrum ist heute verlassen, zugemauert und sieht ehr aus, wie ein Bunker. Doch das Bild von Ya'ari zeigt einen Spielplatz und Sonnenschirme, die zeigen, dass dort immer noch Leben ist. Das Kulturzentrum wurde übrigens exakt zur selben Zeit, wie Haus Esters gebaut. Eine andere Aufnahme zeigt einen Hof in der Wüstenstadt Arad, die am Rande der Negev 1962 als erste Planstadt in Israel errichtet wurde.
"Merkmal ihrer Wohnblockbebauung sind die Innenhöfe, die vor Sand und Sonne schützen solle. Die Gebäude wirken auf dem Foto wie eine abstrakte Komposition", so Kuratorin Holzhey. Wunderbar auch das Bild, dass eine "flüchtige Existenzform, eine Art Migration von Formen" wie der Künstler sagt, festgehalten hat. Zu sehen ist ein großer Berg Schnee, der aus dem Golangebirge nach Tel Aviv gebracht wurde und seine Vergänglichkeit am Abend, die auch beim Zerfließen noch eine Landschaft darstellt.
Beeindruckend auch die Aufnahmen, die Ya'ari von "tierischen Migranten" in den Städten gemacht hat. Da suchen weiße Reihe nach Futter im Wasser einer überfluteten Stadtstraße. Krähen oder Dohlen spazieren über stark befahrene Wege, andere Vögel ruhen auf einem Parkplatz aus. Andere Bilder in der sehenswerten Schau zeigen Menschen in IsraeI als Beobachtende in ihren alltäglichen Verrichtungen.
Der Betrachter der Bilder kann deren Erzählung selbst deuten. So etwa die Aufnahme des bekannten Parks Ramat Hanadiv, der dem Gedenken an Baron Edmond de Rothschild (1845-1934) gewidmet ist. Europäische Gartenkunst und einheimische Vegetation gehen hier eine Synthese ein. Überwältigend in der Ausstellung ist ein Exponat, das aus insgesamt dreizehn unterschiedlich hohen grauen, hässlichen Betonsäulen besteht und das Ya'ari per Schiff aus Israel nach Krefeld gebracht hat.
Die Säulen hatte er vor elf Jahren in der Großstadt Be'er Sheva im Süden Israels erstmals gesehen und sie hatten ihn so fasziniert, dass er sie mit allen Veränderungen um sie herum alle paar Jahre besucht hat. Ein unbekannter Architekt hatte sie in den frühen 1970er Jahren auf einem Platz aufgestellt. Die Versuche der Verschönerung, die Momente der Nutzung, die Zeichen des Verfalls, all das hat er fotografisch festgehalten.
Und er bekam die Erlaubnis der israelischen Stadt, die Säulen auszugraben und nach Deutschland zu bringen. Nun stehen sie im Skulpturenpark von Haus Esters und die Besucher der Schau können ihre Geschichte in einem riesigen Fotobuch nachschlagen und dabei ein gigantisch großes Bild vom ursprünglichen Aufstellungsort mit den Exponaten draußen vergleichen.
Ya'ari weiß noch nicht, ob er sie in sein Haus nach Israel zurück nimmt, dem Museum überlässt oder für andere Ausstellungen aufhebt. "In die Stadt Be'er Sheva zurückbringen darf er sie nicht. "Das musste ich versprechen, sonst hätte ich sie nicht ausgraben und nach Krefeld bringen können", schmunzelte der Künstler am Donnerstag.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet:
www.kunstmuseenkrefeld.de
Microtext-Journalistenbüro)
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