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ISSN 1612-7331
02.11.2020 - Nr. 1921
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„Oppermann war ein guter Freund des Staates Israel“

[ISRAELNETZ]
Von Elisabeth Hausen | Der plötzlich verstorbene SPD-Politiker Thomas Oppermann schätzte Israel – vor allem die sozialdemokratischen Errungenschaften. Die israelische Botschaft würdigt ihn als „guten Freund“...

Thomas Oppermann

Thomas Oppermann ist plötzlich im Alter von 66 Jahren zusammengebrochen und verstorben.


Thomas Oppermann (li.) und Michael Krupp (re.)


Oppermann, ein Mann, der an Israel interessiert war, und so lernte ich ihn kennen. Bei einem seiner vielen Besuche wollte er mich treffen, als jemanden, der schon früh als Jugendlicher in Israel gewesen war. Er wollte wissen, wie das Israel von damals aussah, bevor es diplomatische Beziehungen mit Deutschland gab und bevor Israel Besatzungsmacht geworden war.

Oppermann, April 2017, war damals Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Sein Amt hatte seinen Besuch mehrfach angekündigt. Treffpunkt 16 Uhr im Hotel sowieso, ich habe den Namen des Hotels vergessen, wir trafen und da auch nicht. Ich wandte ein, dass der Tag, an dem wir uns treffen sollten, Erev Pessach sei und wahrscheinlich seien alle solche Orte geschlossen oder mit anderen Dingen beschäftigt.

Als es dann soweit war ließ das Amt mitteilen, das Flugzeug habe Verspätung, also würde es später werden. Ich wies noch einmal darauf hin, dass Erev Pessach sei und meine Familie, Kinder und Enkel, allein an die 22 Personen, und noch weitere Gäste mit mir rechneten.

Es wurde noch später, und wir verabredeten in einem Telefonat vom Flughaven aus, dass es das beste sei, wenn seine Delegation über Ein Karem nach Jerusalem kommen und wir uns hier bei mir treffen. Als die Delegation ankam, Oppermann, sein Sekretär und eine Sekretärin, war das Haus schon mit allen unseren Pessachgästen gefüllt, so dass ich vorschlug, in das Klinikum meiner Tochter neben dem Haus uns zu treffen, wo es ruhiger sei.

Es war ein langes und ernstes Gespräch mit vielen Fragen vonseiten Oppermanns. Man kann so etwas auch nachlesen, aber in einem direkten Gespräch, in dem man nachfragen kann, ist es lebendiger. Es dauerte und die Festgemeinschaft, die längst mit der Feier hätten beginnen sollen, wurde unruhig und verlangte den Hausherrn. Aber Oppermann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Fast hätte ich ihn und seine Gesellschaft auch noch zum Seder eingeladen, aber Platz war dafür nicht mehr vorhanden. So verabschiedeten wir uns und versprachen in Verbindung zu bleiben.

Das ganze hatte noch ein Nachspiel, von dem ich nichts wusste. Das Klinikum meiner Tochter, ein altes Bücherdepot von mir, hat eine Bühne oberhalb, die durch eine Treppe zu erreichen war. Hierhin hatte sich einer meiner Schwiegersöhne nach seiner Ankunft und vor dem Treffen mit Oppermann zurückgezogen, um sich zu erholen. Hier harrte er dann aus, bis wir unser Gespräch beendet hatten. Und er hatte nicht einmal etwas davon, da er kein Deutsch verstand.

Es war ein ereignisreicher später Nachmittag, der mir zeigte, wie ein deutscher Politiker ein echtes und tiefen Interesse an den Problemen Israel hat. Schade, dass er nicht mehr ist. Und Israel und wir haben einen treuen Freund verloren.


(COPYRIGHT: Michael Krupp, Jerusalem)


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