Theologie muss mehr gegen Antijudaismus tun
Woche der Brüderlichkeit 2019 in Nürnberg eröffnet
[siehe auch Rubrik Antisemitismus]
Bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung im Nürnberger Opernhaus hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit deutlichen Worten seine Abscheu vor der zunehmenden Judenfeindschaft in der deutschen Gesellschaft geäußert. Jeder Hassangriff und erst recht jede Gewalttat gegen Juden sei "ein Angriff auf die Grundlagen unseres Zusammenlebens, auf unsere Verfassung, ja: auf unsere Demokratie und unsere offene Gesellschaft", warnte der Bundespräsident. Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurden die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) und das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) für ihren Einsatz gegen Antisemitismus mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet. Die Laudatio auf die Preisträger hielt Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement.
Die Redetexte im Wortlaut, Videos von der Eröffnungsfeier sowie eine aktuelle Presseschau sind ab sofort verfügbar und werden im Laufe der kommenden Tage noch ergänzt.
Mit einem Klick direkt zur Service-Seite "Nachlese" für die Woche der Brüderlichkeit 2019:
WdB 2019 Nachlese
»Wir dulden keinen Judenhass«
[JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG]Steinmeier fordert klares Signal gegen Judenfeindlichkeit
Steinmeier verurteilt wachsenden Antisemitismus in Deutschland
[DEUTSCHE WELLE]Entschiedener Kampf gegen Antisemitismus
„Antisemitismus ist bei uns unerträglich“
Theologie muss mehr gegen Antijudaismus tun
Gemeinsames Handeln
Neuseeland stimmt für Abschaffung der Blasphemie-Gesetzgebung
Ethik und Religion im Wechselspiel
[DER STANDARD (Österreich)]Wie politisch darf der Glaube sein?
Weltkonferenz für Frieden trifft sich 2019 in Lindau
Kontroverse um Trägerverein
Brückenbauer zwischen den Religionen
Papst an US-jüdische Vereinigung: Frieden verdanken wir Frauen
Geschwisterlich am See Genezareth
[WESER KURIER]Wien: Theologiestudenten üben sich im interreligiösen Dialog
Zukunft der deutschen Gedenk- und Erinnerungskultur
(Quelle: Deutsche Bischofskonferenz)
Die Frage nach der Zukunft der deutschen Gedenk- und Erinnerungskultur stand im Zentrum des diesjährigen Treffens von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz, des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Allgemeinen und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands am 7. März 2019 in Frankfurt am Main. Angesichts einer von Rechtspopulisten lautstark vorgetragenen Kritik an der deutschen Kultur der Erinnerung an die nationalsozialistische Diktatur stimmten Rabbiner und Kirchenvertreter darin überein, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus unverzichtbar zur politischen Kultur Deutschlands und Europas gehört. Der Erfolg der Demokratie in Deutschland sei auch einer Gedenkkultur zu verdanken, die weder das Unrecht der Vergangenheit noch das antisemitische und menschenverachtende Erbe der NS-Zeit verschweigt.
Die Einschätzung, dass die Erinnerungskultur überfrachtet sei, finde sich schon in den 1950er Jahren, betonte der neue Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK), Prof. Dr. Andreas Nachama, der auch die Ausstellung Topographie des Terrors in Berlin leitet. „Genau deswegen“, so Nachama weiter, „ist unsere gemeinsame Erinnerungsarbeit notwendig. Die Lehre aus der Geschichte ist: Völkermorde sind geschehen, also können sie wieder geschehen. Unsere Aufgabe – aller, die heute leben – ist es doch, dafür zu sorgen, dass so etwas möglichst nie wieder geschieht.“
Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, hob die Bedeutung „der jüdisch-christlichen Überlieferung für eine öffentliche Erinnerungskultur“ hervor: „Indem die Kirche gemeinsam mit den jüdischen Geschwistern öffentlich für das Gedächtnis der Opfer der Geschichte eintritt, indem sie verhindert, dass die Opfer von Ungerechtigkeit den endgültigen Tod durch das Vergessen erleiden, schafft sie die Voraussetzung für ein Erinnern, das gerade durch die Würdigung und Anerkennung vergangenen Leidens neues Leiden verhindert.“ Dem stimmte der katholische Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Erfurt) ausdrücklich zu. Er erinnerte an die Vergebungsbitte von Papst Johannes Paul II. im Jahre 2000 und fügte hinzu, dass der kritische Blick auch auf kirchliche Traditionen gerichtet werden müsse, um das Erbe antijüdischer Vorurteile zu überwinden: „Da haben wir in der Kirche noch einen weiten Weg vor uns – auch in der Verkündigung und Katechese, denn viele Katholiken haben noch falsche Vorstellungen vom Judentum.“
Einen kritischen Akzent setzte der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD). Zwar wolle er die Bedeutung der Erinnerungskultur für die Demokratie keineswegs schmälern. Allerdings dürften Juden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht auf eine Opferrolle festgelegt werden. Es gelte vielmehr, den Reichtum der jüdischen Tradition und die Lebendigkeit des gegenwärtigen Judentums stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Seit 2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch, an dem auch das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit teilnimmt.
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