Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
08.03.2023 - Nr. 2023
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ACHTUNG:

Am Dienstag, 14. März 2023, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 333 mit einem Beitrag von Amy-Jill Levine: "Jesus verstehen heißt das Judentum verstehen".


Guten Tag!

Nr. 2023 - 08. März 2023



Judith Poppe hat für die TAZ die jüdische Siedlung Yitzhar und das Dorf Huwara nach den heftigen Ausschreitungen vor wenigen Tagen besucht. Sie schildert die dortige Stimmung und hat u.a. mit Zvi Sukkot, einem radikalen Siedler gesprochen, der vor kurzem in die Knesset nachrückte. Angesprochen auf die jüngsten Auseinandersetzungen sagte er zu ihr:
"Dieses Land wurde den Jüd*innen von Gott versprochen, komplett, inklusive des Westjordanlandes – davon sind die Bewohner*innen Yitzhars überzeugt."
Die Wochenzeitung DER FREITAG druckt einen Beitrag von Nimer Sultany vom englischen THE GUARDIAN in deutscher Übersetzung ab. Sultany berichtet, es sei kein Zufall, dass die israelischen Streitkräfte der eskalierenden Siedlergewalt nichts entgegensetzen, dieses Verhalten sei Alltag. Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU schildert Bona Hyun, dass immer mehr junge Palästinenser sich zusammen tun und gegen die israelische Armee kämpfen. Schließlich kommt noch einer der bekanntesten Philosophen der Welt in der BERLINER ZEITUNG zu Wort, Slavoj Zizek. Er kritisiert, dass in Israel zwei Millionen Palästinenser ignoriert werden und plädiert für einen Politikwechsel: "In Israel sollte eine Koalition inkklusive Palästinenser regieren".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND

Rund 160.000 Menschen protestieren gegen umstrittene Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angestrebte Justizreform protestiert. Der Konflikt wird zunehmend härter ausgetragen. Es besteht große Sorge um die Zukunft der Demokratie. Pierre Heumann schreibt dazu in der AUGSBURGER ALLGEMEINEN:
"Im Eiltempo peitscht die Koalitionsregierung Gesetze durchs Parlament, die alle dasselbe Ziel haben: Die Regierung in Israel will nach Belieben Gesetze erlassen. Netanjahu verteidigt seine „Reform“, die eigentlich eine Revolution ist, damit, dass sie demokratisch legitimiert ist – schließlich sei die Koalition das Ergebnis von Wahlen. Er übersieht dabei allerdings, dass zu einer liberalen Demokratie auch der Respekt von Minderheiten gehört. Gerade in Israel ist das besonders wichtig. So sind rund 20 Prozent der Bürger Araber. Kann der Staat ihre Rechte nicht schützen, könnte die Stabilität Israels gefährdet sein."
Auf der schweizer Platform AUDIATUR kommentiert Godel Rosenberg, ehemals Pressesprecher der CSU und von Franz Josef Strauß, Fernsehjournalist, TV­-Moderator und von 2009 bis 2018 der Repräsentant Bayerns in Israel, die aktuelle Lage in Israel. Er mahnt:
"Israel muss möglichst bald die Frage beantworten: bestimmen Extremisten aus Judäa und Samaria, besser bekannt als Westbank, den politischen Ton im ganzen Land oder bleibt der führende OECD-Staat in der Spur einer erfolgreichen High-Tech-Bewegung, in dem sich Juden aus 70 Kulturkreisen und Besucher aller Couleur wohlfühlen?"
Rosenberg sieht nur einen Ausweg aus der bedrohlich verfahrenen Lage: eine Regierung der nationalen Einheit - ohne Netanyahu. Und er sieht erste leise Anzeichen, dass dem so kommen könne:
"In seiner Likud-Partei, die er mit starker Hand öffentlichen Widerspruch ablehnend geradezu egomanisch führt, beginnt es zu brodeln. Immer mehr erkennen, dass der amtierende Ministerpräsident und seine Familie das eigentliche Hindernis sind für eine breit aufgestellte Regierung der nationalen Einheit. Netanyahus Vorgänger Yair Lapid und der frühere Verteidigungsminister Benny Gantz stehen bereit. Ihre einzige Bedingung: Netanyahu muss weg. In der Likud-Partei gibt es eine ganze Reihe von erfahrenen Politikern, die die „Kopf-durch-Wand-Politik“, der neuen Spitzengruppe um Bezalel Smotrich, Itamar Ben Gvir, Yaron Levin und Simcha Rothman gedeckt durch Netanyahu ablehnen. Aber wer macht den ersten Schritt, wer hängt seinen Kopf als erster aus dem Fenster?"
Fania Oz-Salzberger, Historikerin und Tochter des Schriftstellers Amos Oz, meldet sich in der TAZ zu Wort. Warnend schreibt sie, die aktuelle Regierung Israels
"könnte auch dessen letzte demokratische Regierung sein. Ihre Mitglieder sind entschlossen, nicht nur Gesetze und Politik zu verändern, sondern auch das Wesen Israels als Staat. Keine liberale Demokratie mehr, stattdessen wird geschickt ein nationalistisch-religiöses, autoritäres Regime etabliert."
Sie analysiert und kommentiert die in ihren Augen verheerenden Folgen der von der Regierung geplanten Vorhaben im Blick auf die israelische Gesellschaft und das israelisch-palästinensische Verhältnis. Vor diesem Hintergrund schreiben sie beschwörend:
"Wir müssen über zivilen Widerstand nachdenken, gewaltlos, aber bereit, im Kampf gegen diese mehr und mehr illegale Regierung auch Gesetze zu brechen."
Und an Deutschland gerichtet appelliert sie:
"Wir rufen Israels Freunde überall, aber besonders in Deutschland auf, uns zu helfen, Israels Demokratie zu schützen und sich gegen die Blitzattacke der Regierung auf den Rechtsstaat, auf Gewaltenteilung, bürgerliche Freiheiten und Menschenrechte auszusprechen."
Das HANDELSBLATT gibt die Rede des weltbekannten Historikers Yuval Noah Harari („Eine kurze Geschichte der Menschheit“) im Wortlaut weider, die er auf der Protestdemo vergangenen Sonntag in Tel Aviv hielt. Beschwörend sagte er:
"Lasst euch nicht täuschen: Was diese Regierung in die Wege leitet, ist keine Justizreform – es ist ein antidemokratischer Staatsstreich! Genau so sieht ein Staatsstreich aus."
Auf den Apell der Regierung, man möge ihr doch vertrauen, antwortet Harari mit leidenschaftlichem Widerspruch:
"Wir trauen euch nicht, denn wir wissen sehr wohl, was ihr wollt: Ihr wollt unbegrenzte Macht. Ihr wollt uns mundtot machen und vorschreiben, was wir essen, was wir anziehen, was wir denken und sogar wen wir lieben dürfen. Aber ihr versteht nicht, mit wem ihr es zu tun habt. Israelis sind kein gutes Rohmaterial für die Herstellung von Sklaven. Wir Israelis sind hartnäckig, wir sind Freigeister, wir sind Trickser und niemand hat es je geschafft, uns zum Schweigen zu bringen. Wir werden es nicht zulassen, dass ihr Israel in eine Diktatur verwandelt."
In diesem Sinne beendet er auch seine zornige Rede mit den Worten:
"Und zu guter Letzt möchte ich eine klare Botschaft von uns allen an Netanjahu, Levin, Rothman und ihre Kollegen übermitteln: Ihr habt zwar 64 Finger in der Knesset, aber das bedeutet nicht, dass ihr diese Finger überall hinstecken dürft, wo ihr wollt. Lasst die Finger von unserer Freiheit. Stoppt den Putsch – oder wir werden das Land stoppen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

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Inzwischen erinnern in Deutschland und in Europa mehr als 75.000 Stolpersteine an Opfer der Nazis. Aber nur gut eine Handvoll wurden in der Bundesrepublik zum Gedenken an schwarze Menschen verlegt, die von den Nazis verfolgt und entrechtet werden. In Berlin kommen nun demnächst sechs Stolpersteine dazu. Eine solche Würdigung mache deutlich, dass auch schwarze Menschen „gezielte Opfer des Nationalsozialismus waren. Die Anerkennung dieser Tatsache ist längst überfällig“, sagt der britische Historiker Robert Aitken. Welche Geschichten die neuen sechs Stolpersteine erzählen, berichten der TAGESSPIEGEL und RBB: "Der lange Weg zur Erinnerung: Wie schwarze Menschen der Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt waren".
Die Links dazu Rubrik VERGANGENHEIT...

Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Kurt Walter Mehring oder Gabriele Tergit - es war die Berliner Crème de la Crème geistiger Wachheit, die in der von Carl von Ossietzky herausgegebenen "Weltbühne" schrieben. Am 7. März 1933, fast auf den Tag genau vor 90 Jahren, erschien die letzt Ausgabe dieser legendären Zeitschrift. Die Nazis verboten sie, ihren Herausgeber sperrten sie ins KZ. Ida Luise Krenzlin erinnert in der BERLINER ZEITUNG an einen kulturellen Leuchtturm der Weimarer Republlik und dessen trauriges Ende: "Das NS-Regime verbietet die Berliner 'Weltbühne'"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Während die Nazis ihren Griff um die jüdische Bevölkerung in den besetzten Niederlanden immer fester spannten, wurde Daphne Geismars Familie allmählich vom öffentlichen Leben ausgeschlossen – alles war verboten, vom Besitz eines Fahrrads bis hin zur Ausübung eines Berufs. Sie ahnten die mörderischen Folgen einer Deportation und beschlossen, sich zu trennen und zu verstecken. Eltern und Kinder wurden auseinandergerissen, die einen lebten jahrelang von der Außenwelt abgeschnitten hinter einer Kirchenorgel, die anderen unter Holzdielen oder sogar in aller Öffentlichkeit. In dem nun vorliegenden Buch "Unsichtbare Jahre" zeichnet Daphne Geismar die vielstimmige Geschichte ihrer niederländischen Familie während der NS-Zeit an Hand von Originaldokumenten nach. Anita Pollak stellt den Band für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA vor: "Vom Überleben als 'Onderduikers'"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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In einer bewegenden Videobotschaft wendet sich der amerikanisch-österreichische Schauspieler Arnold Schwarzenegger direkt an Judenhasser, in der Hoffnung, solche Menschen auf den rechten Weg zu führen, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Ich möchte mit dir reden".
Der Link dazu sowie das Video selbst gitb es in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor kurzem gingen in der Bremer Innenstadt mehrere tausend Menschen für das zentrale Thema Klimaschutz auf die Straße. Nun haben sich im Nachgang mehrere Verbände und Vereine von den Organisatoren und Klimaaktivisten von Fridays For Future (FFF) Bremen distanziert. Der Grund sind Antisemitismus-Vorwürfe, die auf einen Redebeitrag der Organisation „Palästina spricht“ zurückgehen. Hinzu kommt, dass die Bremer Ortsgruppe von Fridays for Future sich seit einigen Monaten schon Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt sieht. Die KREISZEITUNG und die TAZ berichten und erläutertern die Hintergründe: "Ist FFF Bremen antisemitisch?"
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Jeden Tag gibt es antisemitische Straftaten in Deutschland. Lisa Hänel stellt für DEUTSCHE WELLE vor diesem Hintergrund eine Studie vor, die sich der Frage widmet: Wie nehmen Juden selbst Antisemitismus wahr - auch im Gegensatz zur nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft? Antworten darauf gibt die Publikation "Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland 2017-2020" des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), die auf Grundlage von über 150 Interviews mit jüdischen Menschen, die meisten in jüdischen Gemeinden organisiert, entstanden ist: "Antisemitismus: Die jüdische Perspektive beachten".
Der Link zum Beitrag sowie zur vollständigen Studie selbst in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

An vielen Orten in Deutschland fehlen Bewerberinnen und Bewerber für das Schöffenamt, insbesondere in Großstädten. Mehrere hundert Schöffen braucht es in einer Großstadt, und es ist gesetzlich festgeschrieben, dass doppelt so viele Menschen zur Wahl stehen müssen. Schöffen haben hohen Einfluss auf Gerichtsentscheidungen – und nahezu jeder Bewerber wird genommen. Den aktuellen Mangel an Schöffen versuchen nun rechte Akteure sich zunutze zu machen und motivieren ihre Anhänger, sich als Schöffen zu bewerben. Erst im Januar hat die rechtsextreme Regionalpartei Freie Sachsen in einem Telegram-Chat mit 150.000 Abonnenten dazu aufgerufen, an den derzeitigen Schöffenwahlen teilzunehmen. Auch der thüringische AfD-Politiker, Björn Höcke, hat seine Anhänger schon mehrmals zu diesem Schritt motiviert. In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO schildern Bastian Wierzioch und Anastasija Roon das Problem und dessen Hintergründe: "Schöffen gesucht! Wie Rechtsextreme versuchen, das Justizsystem zu unterwandern".
Der Link dazu in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Lukas Weber, Elektroingenieur und Präsident der Arbeitsgruppe Christen und Energie, beklagt in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, dass die Umweltbewegung zunehmend religiöse Züge trage. Dabei ersetzten apokalyptische Visionnen immer mehr Vernunft und Wohlfahrt:
"Heute wird dem biblischen Schöpfungsverständnis ein Bild des Menschen als eine Art Krebsgeschwür der Natur entgegengestellt. Das menschliche Wohlergehen fällt der gegenwärtigen Energie- und Klimapolitik zum Opfer."
Sein Fazit lautet:
"Wenn Menschen die Antworten auf ihre spirituellen Fragen nicht mehr in der Religion finden, suchen sie sie anderswo. Die Umweltbewegung mit ihren apokalyptischen Visionen und heilsgeschichtlichen Rezepten trägt deutliche Züge einer religiösen Bewegung."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mit einer zentralen Feier in Erfurt wurde am Sonntag, 5.3.2023, die diesjährige "Woche der Brüderlichkeit" der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit eröffnet, die traditionell unter dem Leitwort des aktuellen Jahresthemas der Gesellschaften steht: "Öffnet Tore der Gerechtigkeit: Freiheit Macht Verantwortung". Höhepunkt der Veranstaltung, der u.a. der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen Bodo Ramelow und zahlreiche Vetreter der Kirchen sowie konfessioneller und zivilgesellschaftlicher Verbände beiwohnten, stand die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an die "Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum". Von der Eröffnung berichten u.a. JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, BERLINER MORGENPOST und DER SONNTAG. Im DOMRADIO ist dazu ein Interview mit der katholischen Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates, Dr. Margaretha Hackermeier, zu lesen. Angesprochen auf das Jahresthema der Gesellschaften und Motto der Woche der Brüderlichkeit erläutert sie, das Motto weise darauf hin, dass es
"in einer demokratischen Gesellschaft wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass jeder ein Potenzial hat, sich einzubringen. Jeder hat an sich seine persönliche Macht und kann sich auch demokratisch einbringen. Diese Freiheit, die auch aus den Schöpfungsberichten beider Religionen hervorgeht, bedeutet, dass der Mensch mit Freiheit ausgestattet ist und durch sein Potenzial agieren kann und sich entscheiden muss. Jeder muss auch Verantwortung übernehmen, egal, ob es sich um einen Politiker, Regierenden, Bürger oder einen Aktiven in einem Verein handelt."
Und Blanka Weber schließlich porträtiert für den MDR die erst vor kurzem gegründete Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Thüringen: "Neustart für Christlich-Jüdischen Dialog in Erfurt: Kultur schafft Begegnung".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Viele Menschen in Deutschland suchten während Corona vermehrt nach dem Sinn des Lebens, aber nur eine Minderheit fand Orientierung durch Religion. Auch die Politik war für die Mehrheit nicht sinnstiftend. Die Menschen haben hingegen mehrheitlich auf Wissenschaft und Familie vertraut. Größte wahrgenommene Bedrohungen für die Zukunft sind nicht Pandemien, sondern Krieg, Armut und Klimawandel. So könnte man sehr knapp die Ergebnisse des jüngsten "Religionsmonitor 2023" der Bertelsmann Stiftung zusammenfassen. Um die gesellschaftliche Bedeutung von Religion und die Einstellungen von Menschen unter anderem zu kultureller Vielfalt besser zu verstehen, ist der Religionsmonitor als empirisches Messinstrument entwickelt worden. ISLAMiq und KATHPRESS fassen die wichtigsten Ergebnisse der jüngsten Erhebung zusammen und die Studie selbst ist auch kostenlos als Download erhältlich: "Religiöse Menschen engagierten sich während Coronakrise mehr"
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Auf dem Gelände der Chabad-Gemeinde in Berlin-Wilmersdorf wurde vor kurzem das „Mizwa Mobil“ eingeweiht. Mit dem Fahrzeug, das an ein Wohnmobil erinnert, will die Gemeinde einen interkulturellen Austausch im gesamten Bundesgebiet initiieren. Der Chabad-Vorsitzende Teichtal sagte, das Mobil solle neugierig machen und den Dialog und die Völkerverständigung auf das nächste Level heben. Ziel sei, Toleranz und Bewusstsein zu schaffen und Vorurteile abzubauen, auch dort, wo keine jüdischen Gemeinden in direkter Umgebung liegen. DEUTSCHE WELLE und TAGESSPIEGEL schildern weitere Einzelheiten: "Synagoge auf vier Rädern: Das "Mizwa Mobil" auf Deutschlandtour".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das liberale Judentum in Deutschland befindet sich nach dem Fall Walter Homolka in einer tiefen Krise. Nun braucht es dringend eine neue Struktur – unter dem Dach des Zentralrats der Juden. Dafür plädiert Rebecca Seidler, Vorsitzende des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden von Niedersachsen und Geschäftsführerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. U.a.schreibt sie:
"[Ursprünglicher Text an dieser Stelle aufgrund einer drohenden Unterlassungsklage seitens der Anwälte von Walter Homolka gestrichen] Die durch diese Situation erforderliche Neuorganisation liberaler Gemeinden unter dem Dach des Zentralrats konkretisiert sich in diesen Tagen. Immer mehr liberale Gemeinden wollen Teil dieser Neustrukturierung sein."
Zum gleichen Thema ist an gleicher Stelle ein Interview mit dem Geschäftsführer des Zentralrats der Juden Daniel Botmann zu lesen. Zu der Ankündigung der Union progressiver Juden (UpJ), dass sie selbst die Trägerschaft etwa der Rabbinerausbildungen in Potsdam übernehmen will, sagt Botmann:
"Die UpJ hat Homolkas Machtsystem über Jahre mitgetragen und unterstützt. Die jetzige Vorsitzende Irith Michelsohn ist eine langjährige enge Vertraute von Walter Homolka, die als Geschäftsführerin und Generalsekretärin unter seiner Führung gearbeitet hat. Die UpJ hat kürzlich ein Gutachten zu der Frage erstellen lassen, ob die Universität Potsdam einen Machtmissbrauch von Walter Homolka überhaupt hätte feststellen dürfen. [Ursprünglicher Text an dieser Stelle aufgrund einer drohenden Unterlassungsklage seitens der Anwälte von Walter Homolka gestrichen] So publizierte die UpJ auf ihrer Website: »Es war kein Machtmissbrauch!« Erst nachdem der Zentralrat das öffentlich kritisiert hat, wurde die Meldung entfernt. Die UpJ handelt leider weiterhin gegen die Interessen der Studierenden."
Die Links zum Themat in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In Erinnerung an ihren Mann, den Religionsphilosophen und Rabbiner Leo Trepp, gründete Gunda Trepp 2019 die Leo-Trepp-Stiftung, deren Ziel es ist, jüdisches Leben zu fördern. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied im American Jewish Committee. In der WELT meldet sie sich nun mit einem längeren und leidenschaftlichen Beitrag zu Wort, in dem sie mit Nachdruck dafür wirbt, dass auch die jüdische Gemeinschaft in Deutschland auf die Straße gehen sollte, um gegen die Entwicklungen in Israel zu demonstrieren:
"Wenn eine Regierung das Fundament des Staates gefährdet, ist Protest dagegen keine Option, sondern Pflicht. In San Francisco demonstrierten daher jüdische Zionistinnen und Zionisten gegen die geplante Justizreform in Israel. Weltweit sollten sich jüdische Communities anschließen".
Dabei schildert sie auch den wachsenden inneren Konflikt, wenn sie als Botschafterin Israels in ihren Vorträgen und Begegnungen für Israel um Verständnis werbe:
"Bisher habe ich immer mit Selbstbewusstsein und Überzeugung die Werte vermitteln können, für die Israel steht. Ich sehe es als National- und Freiheitsprojekt des jüdischen Volkes. Trotz der Fehler und Mängel ein kleines Wunder. Von Zerstörung bedroht und dennoch demokratisch und liberal. Mit einem starken Gerichtssystem. Einem moralisch geführten Militär. Religionsfreiheit und Minderheitenschutz. Werte, die im Nahen Osten nicht selbstverständlich sind. Stolz habe ich erklärt, wie die Rabbiner die Todesstrafe schon im Talmud praktisch abgeschafft haben, und warum der Staat Israel dieses Denken übernommen hat. Was passiert, wenn die jetzige Regierung ihre Vorhaben durchsetzt? Sollen Menschen wie ich dann zu ihren Propagandistinnen werden? Lügen erzählen? Für eine Sache eintreten, an die wir nicht mehr glauben?"
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jasmin Andriani hat einen immer noch ungewöhnlichen Beruf: Die 39-Jährige ist Rabbinerin der liberalen jüdischen Gemeinde in Göttingen. Nina Schmedding porträtiert sie in einem Beitrag für die EVANGELISCHE ZEITUNG und schildert die Motive, Probleme und Herausforderungen, denen sich Andriani stellen muss und berichtet auch von den Reaktionen auf eine weibliche Rabbinerin in der Umwelt: "Werde du doch Rabbinerin!"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Diese Zahlen sind katastrophal. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat 2022 fast drei Prozent ihrer Mitgliedschaft verloren. Insgesamt gehören nur noch 19,1 Millionen Menschen einer der 20 evangelischen Landeskirchen an. Vor allem die Zahl der Kirchenaustritte ist massiv gestiegen: Sie lag 2022 mit 380.000 Menschen um ein Drittel höher als im Jahr 2021 – und übertrifft erneut die Zahl der Todesfälle unter den Mitgliedern, die bei 365.000 lag, wie der TAGESSPIEGEL und das SONNTAGSBLATT berichten: "Im freien Fall".
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT..

Karl-Josef Kuschel feierte am 6. März seinen 75. Geburtstag. Seine von Hans Küng und Walter Jens betreute Dissertation «Jesus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur» wurde einst zum Initiationsimpuls, um den Dialog zwischen Theologie und Literatur ganz neu zu erschließen. Viele Jahre forschte und lehrte Karl-Josef Kuschel in Tübingen als Professor für Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs. Christoph Gellner zeigt in einem Beitrag für das theologische Portal FEINSCHWARZ, wie Kuschel auf dem Feld von “Theologie und Literatur” mit seinem dialogischen Ansatz einen ganz eigenen Stil zeit- und (inter-) kulturell sensibler Theologie ausprägte: "Im Dialog mit der Dichtung".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Der orthodoxe Junge Hoodie verliebt sich ausgerechnet in ein nichtjüdisches Mädchen und bekommt Ärger in seiner orthodoxen Gemeinde. Isaac Blum erzählt in seinem Romandebüt von Konflikten, die blutig eskalieren. Mit Blums Roman ist die Lebenswelt orthodoxer Juden nun auch im Jugendbuch angekommen. „Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ heißt das sehr lesenswerte Debüt, das in den USA schon zu Recht mit Preisen und Nominierungen bedacht wurde. Andrea Kachelrieß hat den Roman für die STUTTGARTER NACHRICHTEN gelesen: "Wenn ein verliebter jüdischer Junge zu viele Regeln bricht"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

08. März 2023

 * „Blutiger“ Aufstand gegen Israel? ... mehr

 * "Israels Justizreform ist ein antidemokratischer Staatsstreich" ... mehr
 
 * Wie schwarze Menschen der Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt waren ...
mehr
 
 * Vor 90 Jahren: Das NS-Regime verbietet die Berliner „Weltbühne“ ... mehr
 
 * Arnold Schwarzeneggers starke Botschaft gegen Hass und Antisemitismus ...
mehr
 
 * Ist FFF Bremen antisemitisch? ...
mehr
 
 * Antisemitismus: Die jüdische Perspektive beachten ...
mehr
 
 * Wie Rechtsextreme versuchen, das Justizsystem zu unterwandern ... mehr
 
 * Blind vor lauter Klimaangst ...
mehr
 
 * Woche der Brüderlichkeit eröffnet ...
mehr
 
 * Religionsmonitor 2023: Religion und Corona ... mehr
 
 * Synagoge auf vier Rädern: Das "Mizwa Mobil" ...
mehr
 
 * Nach Homolka: »Es braucht einen klaren Neuanfang« ...
mehr
 
 * Warum die jüdische Gemeinschaft auch in Deutschland auf die Straße gehen sollte ...
mehr
 
 * "Werde du doch Rabbinerin!" ... mehr
 
 * Zahl evangelischer Kirchenmitglieder sinkt weiter stark ...
mehr
 
 * Im Dialog mit der Dichtung ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Isaac Blum - Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen ... mehr
 
weiter zum vollständigen

EDITORIAL


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ACHTUNG:
Am Dienstag, 14. März 2023, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 333 mit einem Beitrag von Amy-Jill Levine: "Jesus verstehen heißt das Judentum verstehen".