Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
30.09.2011 - Nr. 1291

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Nr. 1291 - 30. September 2011


Eine kleine zierliche Frau mit langen, roten Haaren gehört zu den bekanntesten öffentlichen Gesichtern der sozialen Protestbewegung in Israel: Stav Shaffir. Die 26-jährige Journalistin war Teil jener kleinen Gruppe, die am 14. Juli in Tel Aviv die ersten Zelte aufbaute, um für mehr Geld für Bildung und Wohnraum, eine Erbschaftssteuer und ein gerechteres Steuersystem zu demonstrieren. Andrea Nüsse porträtiert sie für den TAGESSPIEGEL: "Per Zufall ins Protestzelt".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Ein paar besonders strenggläubige Offiziersanwärter der israelischen Armee haben verschreckt das Weite gesucht, als bei einer Armee-Feier plötzlich Frauengesang die Zuhörer umschmeichelte. Weil die strenggläubigen Soldaten auch um keinen Preis zurückkommen wollten, wurden sie wegen Befehlsverweigerung aus dem Offizierskurs geworfen. Nur ein markantes Beispiel aus der wachsenden Zahl von Problemen, die das Militär mit ultra-orthodoxen Juden hat, seit man zuvor verstärkt um sie geworben hat. Peter Münch berichtet für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG von weiteren Streitpunkten, die sich in der Folge ergeben haben: "Schweigt, ihr Sirenen!"
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Es ist die erste Tournee des palästinensischen Freedom Theatre nach dem Tod von Juliano Mer Khamis. Seit dem Mord an dem Gründer des Theaters, befindet es sich in einer prekären Lage, nicht nur finanziell. Mehrere Schauspieler haben Morddrohungen erhalten, andere wurden von Israelis auf Verdacht festgenommen, ergebnislos zwar, aber die entstandenen Anwaltskosten sind hoch. Jetzt tourt das Freedom Theatre aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Jenin gerade durch Deutschland. Maxi Leinkauf hat sie für den FREITAG begleitet: "Im Namen der Rose".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Vor fast exakt 60 Jahren - am 27. September 1951 - leitete Bundeskanzler Adenauer mit seiner Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag die hier wie dort umstrittenen deutsch-israelischen Wiedergutmachungs-Verhandlungen ein. Michael Marek erinnert für die DEUTSCHE WELLE an diesen historischen Einschnitt und darüber, wie wie man mit dem Problem, NS-Verbrechen materiell zu sühnen, umgegangen ist: "Deutsche Wiedergutmachung für Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Der Amerikaner Peter Black war 19 Jahre lang als Historiker im Auftrag des US-Justizministeriums dafür zuständig, Einwanderer auf eine mögliche Nazi-Vergangenheit zu überprüfen. Im Interview mit dem österreichischen Rundfunk ORF erklärt er, wie groß die individuelle Schuld sein musste, um ausgebürgert zu werden, und warum etwa Wernher von Braun dennoch in den USA Karriere machen konnte: "Das Puzzlebild der Nazi-Schuld".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

"'Sämtliche Juden der Stadt Kiew und Umgebung haben sich am Montag, dem 29. September 1941 bis 8 Uhr Ecke der Meldnik- und Dokteriwski-Strasse (an den Friedhoefen) einzufinden...' So hatte es die Wehrmacht plakatiert - und die Hausmeister hielten die Bücher bereit, die Polizei durchsuchte die Schulen, Krankenhäuser und Altersheime, damit wirklich „Sämtliche“ gehen. Als sie nach Babij Jar kamen, mussten sie sich ausziehen, wurden nackt durch die Reihen der Polizei getrieben, angeschrien und geschlagen - und da, wo man durch die Öffnung den Himmel sah, am Rande der Schlucht, wurden sie von beiden Seiten aus mit Maschinengewehren erschossen. Oder anders: Hunderte nackte Lebendige liegen auf nackten Leichen, erst dann wird geschossen, die Kinder wirft man einfach so auf die Leichen, um sie lebendig zu begraben, das spart Munition."
Katja Petrowskaja hat zum siebzigsten Jahrestag des Massakers von Babij Jar einen Spaziergang zum Ort des Geschehens gemacht und berichtet in einer eindrücklichen Reportage für die FAZ über ihre Eindrücke von der Schlucht in Babij Jar,  wo sich heute ein Park befindet: "Spaziergang in Babij Jar".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

"Der Ökumenismus ist ein Werk des Teufels", schreibt da ein anonymer Autor am 23. September auf der Seite kreuz.net, gefolgt von Tiraden gegen homosexuelle Priester, die gemeinsam das Abendmahl in einer evangelischen Kirche feiern. Nichts Ungewöhnliches auf einer Siete, die sich zum Ärger der Katholischen Kirche ebenfalls katholisch nennt - und gegen Andersdenkende hetzt. Abgesehen von derlei üblichen Beleidigungen erscheinen auf dem Portal allerdings auch Beiträge, die durchaus unter den Tatbestand der Volksverhetzung fallen. Beispielsweise wurden wiederholt die Thesen von dem Piusbruder Richard Williamsons verteidigt, der den Holocaust leugnet. Im Zweifel erklärt die Redaktion das deutsche Strafrecht einfach zur "Naziwahn-Ideologie." Die Redaktion kann das, weil der deutschen Strafverfolgung die Hände gebunden sind: Die Server stehen in den USA, wo die Gesetze weit weniger streng sind. Jonas Nonnemann schildert in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Hintergründe und Machenschaften von "kreuz.net": "Gottes Vorschlaghammer".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Auf den Titel war man an der Carl-von-Ossietzky-Oberschule in Werder/Havel bisher sehr stolz: „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Gestern machte die Bildungseinrichtung allerdings weder ihrem Namen noch dieser Auszeichnung Ehre, im Gegenteil: Mehrere Gruppen Schüler beschimpften zwei Mitarbeiterinnen der Stiftung Jüdisches Museum Berlin (JMB) aufs Schlimmste mit judenfeindlichen Parolen. „Euch hätte man früher vergast!“ und dergleichen Flüche mehr mussten sich die beiden Frauen auf dem Pausenhof anhören – und das am höchsten jüdischen Feiertag, dem Neujahrsfest, das gestern und heute gefeiert wird. Der TAGESSPIEGEL und die MÄRKISCHE ALLGEMEINE berichten über den Vorfall.
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In zwei Wochen führen die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle ein recht ungewöhnliches Werk auf: „Weltethos“. Eine Auftragskomposition, die Hans Küng veranlasst hat, der - man höre und staunde! - auch das Libretto dazu schrieb. Wilhelm Triebold berichtet für das SCHWÄBISCHE TAGBLATT wie es dazu kam und was genau es mit dem chorsymphonischen Großprojekt auf sich hat: "Weltethos - als musikalische Vision".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Buddhismus ist in den letzten Jahren beinahe zu einer Modereligion geworden. Auffallend dabei, dass bei seiner Vermittlung sowohl in Europa als auch in den USA Juden eine wesentliche Rolle gespielt haben. Vor diesem Hintergrund hat sich Mirjam Haymann in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES die Frage gestellt, was denn Buddhismus und Judentum miteinander verbindet - und was die beiden Religionen unterscheidet: "Jüdische Wurzeln, buddhistische Flügel".
Der Link zu ihrer Übersicht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

"Ey, du Jude" – "Ey, du Moslem": Ausdrücke wie diese haben Einzug gehalten auf deutschen Schulhöfen. Damit so etwas nicht zur Regel wird, hat der Verein "Aktion Gemeinwesen und Beratung" in Düsseldorf das Projekt "Ibrahim trifft Abraham" gegründet. Das Modellprojekt soll demnächst über die Stadtgrenzen hinaus angeboten werden. Thomas Becker stellt das Projekt auf den Seiten von EVANGELISCH.DE näher vor: "Ibrahim trifft Abraham: 'Sie sind gar nicht so schlecht'"
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Er ist ein junger Familienvater, voller Ideen und ab November neuer Rabbiner der jüdischen Gemeinde Halle: Alexander Kahanovsky. Mit seinem Dienstantritt ist auch der erste Rabbiner seit 1938, der nur für Halle zuständig ist. Der gebürtige Kiewer studierte in Israel und arbeitete als Manager und Lehrer, bevor er eine rabbinische Ausbildung machte. Silvia Zöller porträtiert den Rabbiner in der MITTELDEUTSCHEN ZEITUNG und erzählt auch, wie es zu dem ungewöhnlichen Lebenswandel des Mannes kam: "Vom Manager zum Rabbi".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschanah hat in diesem Jahr am Abend des 28. September begonnen und wird bis zum 30. September gefeiert. Damit begrüßen die Juden das Jahr 5767 nach der Erschaffung der Welt. An das Neujahrsfest schließen sich zehn Tage der Einkehr und Buße an, die am Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland betonte in seiner Grußbotschaft zum neuen jüdischen Jahr, die in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG zu lesen ist, die Herausforderungen und Chancen, vor der die jüdische Gemeinschaft national und international steht. U.a. kommt er dabei auch auf das veränderte Rollenverständnis des Zentralrats selbst zu sprechen:
"Es gilt darüber hinaus, unsere neue Positionierung öffentlich stärker zu vertreten. Wir sind inzwischen ein Stück vom »jüdischen Mahnwesen« abgerückt, das in früherer Zeit Proteste gegen antisemitische Auswüchse zum Hauptinhalt unserer Öffentlichkeitsarbeit machte. Aber niemand soll sich hier irren: Wo nötig, zeigen wir auch künftig kämpferisches, leidenschaftliches Engagement, wie wir es neulich erst mit Blick auf antisemitische und antiisraelische Tendenzen bei der Linken sehr offensiv bewiesen haben."
Der Link zur Rede sowie weiteren Beiträgen zu Rosch Haschanah in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert sind religiös-fundamentalistische Denkströmungen in den USA präsent - und sorgen gewissermaßen bis heute in ihrem politischen Engagement auch international immer wieder für Schlagzeilen. In einem sehr informativen Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG blickt Francis Müller auf die Geschichte des amerikanischen Fundamentalismus zurück. U.a. erinnert sie natürlich auch an die Anfänge der Bewegung, die in vielerlei Hinsicht eine Prägung bedeutete, die man heute mitunter vergessen hat:
"Auf das ambivalente Verhältnis der Fundamentalisten zur Moderne hat Religionssoziologin Nancy T. Ammerman hingewiesen: Einerseits lehnen die Fundamentalisten die Moderne ab, zugleich lesen sie die Bibel mit einer rationalen und modernen Worttreue, die an den Wahrheitsbegriff des englischen Wissenschaftstheoretikers Francis Bacon anknüpft. Die Bewegung ist von ebenjener Modernität durchdrungen, die im Zentrum ihrer intellektuellen Kritik steht. Fundamentalismus ist nicht mit Traditionalismus zu verwechseln, es handelt sich nicht um eine «Rückkehr ins Mittelalter», wie der Religionssoziologe Martin Riesebrodt sagt, sondern um eine «zeitgenössische Form des Widerstandes gegen Aspekte der Moderne».
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Gewöhnliche Israel-Reiseführer beschreiben die Heiligen Stätten, empfehlen Hotels und Badeplätze am Mittelmeer. Der neu erschienene Reiseführer »Israel und die palästinensischen Gebiete« von Peter Hirschberg verfolgt einen anderen Ansatz. Er will als »biblischer« Reiseführer die Geschichte und die Geschichten des Alten und Neuen Testaments mit der biblischen Landschaft, den Heiligen Stätten und den neuesten Erkenntnissen biblischer Archäologie ins Gespräch bringen, um so ein besseres Verstehen der Bibel zu ermöglichen. Helmut Frank hat das Buch für das SONNTAGSBLATT gelesen und stellt es näher vor: "Umbauprozesse garantiert"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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