Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
13.03.2012 - Nr. 1321

ACHTUNG:

Morgen, Mittwoch 14. März 2012, erscheint KEIN COMPASS!
Am Donnerstag, 15. März 2012, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 158 mit einem Beitrag des katholischen Thelogen Hans-Hermann Henrix: "Der christlich-jüdische Dialog aus katholischer Sicht: Erreichtes, offene Fragen".

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erscheint am Freitag, 16. März 2012.


Guten Tag!

Nr. 1321 - 13. März 2012


Nach mehrtägigen Kämpfen haben sich Israelis und Palästinenser auf eine Waffenruhe im Gaza-Streifen verständigt. Laut ägyptischen Verhandlungskreisen gilt die Vereinbarung ab letzter Nacht. Seit Freitag wurden 25 Menschen getötet und mehr als 70 Personen verletzt. Über die Berichterstattung zu diesen jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen zeigt sich Ulrich W. Sahm in ISRAELNETZ empört und kritisiert die Medien ob ihrer unausgewogenen Berichterstattung:
"Während über 130 Raketen etwa eine Million Menschen im Süden Israels in die Schutzräume jagen, eine Schule und eine Kinderkrippe direkte Treffer erhielten, macht ein zwölfjähriger getöteter palästinensischer Knabe bei den internationalen Medien die Schlagzeile."
Der Link zum Kommentar in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Seit Wochen schon und beinahe Tag für Tag gibt es in Israel zunehemnde Konfrontationen zwischen religiösen und säkularen Israelis. Im Kern geht es bei dem Streit letztlich um das Selbstverständnis eines politisch und gesellschaftlich zerrissenen Landes, was auch Fortschritte im Konflikt mit den Palästinensern behindert, meint Oliver Eberhardt in seiner Reportage für NEUES DEUTSCHLAND: "Die tägliche Provokation. Konflikt zwischen Religiösen und Säkularen behindert eine Nahostlösung".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Das Jüdische Museum Frankfurt dokumentiert in einer sehenswerten Ausstellung die ambivalente Beziehung des Verlegers Axel Springer zu Juden, Israel und früheren Nazis. Deutlich wird dabei u.a.: Springers Vaterland war zwar Deutschland, doch der erfolgreichste westdeutsche Verleger fand in Israel eine zweite Heimat. 1966, im Alter von 54 Jahren reiste er zum ersten Mal dorthin und schon bald küsste er nach jeder Landung in Tel Aviv den Boden. Kurz vor seinem Tod 1985 kaufte er sich sogar in Jerusalem eine Wohnung. Michael Sontheimer berichtet über die Ausstellung für die TAZ: "Fluchtpunkt Jerusalem".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Yakov Hadas-Handelsman ist Israels neuer Mann in Deutschland - und hat nun seinen Dienst angetreten. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, WELT, TAGESSPIEGEL und ISRAELNETZ berichten über seinen ersten Tag im Amt: "Botschafter tritt seinen Posten an".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Lange bevor die Grünen überhaupt nur in den Kinderschuhen steckten, hatte sich bereits eine andere politische Gruppierung der Ökologiefrage gewidmet und sich Nachhaltigkeit und Naturschutz auf die Fahnen geschrieben: die Nazis, lautet die überraschende Antwort! Thomas Zeller hat zu diesem Thema geforscht und den Sammelband "How Green Were the Nazis" herausgegeben. TELEPOLIS sprach mit dem Professor für Geschichte an der Universität Maryland: "Wie grün waren die Nazis?"
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Zwei bemerkenswerte Neuerscheinungen zur deutschen Erinnerungskultur stellt Michael Köhler im DEUTSCHLANDRADIO näher vor: In ihrem gemeinsamen Buch "Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur" beanstanden die beiden Autoren Dana Giesecke und Harald Welzer den Umgang mit der Vergangenheit hierzulande. Henryk M. Broder wiederum geht in seinem soeben veröffentlichten Buch noch weiter: Eine ritualisierte Erinnerung ist oft nicht mehr als eine Ablenkung von der Gegenwart, meint er. Er hat ein Buch vorgelegt mit dem provozierenden Titel: "Vergesst Auschwitz".
Der Link zur Vorstellung der beiden Bücher in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Und nocheinmal zu Broders neuem Buch "Vergesst Auschwitz". Neben der deutschen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte beschreibt Broder auch den Wunsch mancher Deutscher nach einer "Endlösung der Israel-Frage". Seit den 70er Jahren hat sich der Sohn polnischer Shoah-Überlebender einen Ruf als scharfsichtiger, ätzender, fundierter Kritiker der deutschen Gefühlspolitik erschrieben. Im Gespräch mit dem STERN erläutert er, warum die Deutschen Auschwitz vergessen sollten und äußert sich dabei auch ausführlich zum Antisemitismus:
"Früher hat der Antisemit gesagt: Es gab kein Auschwitz. Dann: Auschwitz war nur ein Arbeitslager. Schließlich: Die Juden haben dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, sie haben es nicht besser verdient. Heute verkleidet sich der Antisemit als Antizionist. Er sagt, am Antisemitismus seien die Zionisten und ihre Politik schuld. Israel sei eine Kriegsgefahr für die Welt, und wenn wir nicht dafür sorgen, dass "die da unten" sich anständig benehmen, werden sie das Gleiche machen wie die Nazis. Der Auftritt hat sich geändert, nicht die Obsession. Der Antisemit klebt am Juden wie der Pazifist an einer Pershingrakete. Wenn Sie wissen wollen, wie eine Pershing aufgebaut ist, fragen sie einen Pazifisten. Die Ansicht, die Leute meines Standes pflegen, der Antisemitismus sei eine Frage des Unwissens, ist völliger Blödsinn. Der Antisemit ist sehr gut über Juden informiert. Aber er zieht daraus eben die Schlüsse, die er ziehen will."
Der Link zum Interview mit Broder in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor zwei Wochen ist der israelische Fußball-Profi Itay Shechter vom Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt gewesen. Kein Einzelfall, wenn man auf die Basis blickt: In den unteren Spielklassen und auch im Jugendbereich sind judenfeindliche Äußerungen an der Tagesordnung, berichtet Holger Luhmann in seiner Reportage für NH24.de. Ergänzend dazu sprach die FRANKFURTER NEUE PRESSE mit Roman Zurek über Judenfeindlichkeit in den unteren Fußballklassen. Zurek ist sportliche Leiter von Makkabi Frankfurt, der mit 1.200 Mitgliedern größte jüdische Sportverein in Deutschland. Zurek zum Antisemitismus im Fußball: "Leider kommt es häufig vor. Nicht jede Woche, aber immer wieder."
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider (64) ist am vergangenen Sonntag im Leipziger Gewandhaus die „Woche der Brüderlichkeit“ eröffnet worden. Sie steht unter dem Motto: "In Verantwortung für den Anderen - 60 Jahre Woche der Brüderlichkeit". Der Deutsche Koordinierungsrat der über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) zeichnete dabei den 64-Jährigen Schneider mit der Medaille aus, weil er maßgeblich dazu beigetragen habe, antijüdische Denkmuster in Theologie und Kirche zu durchbrechen und die christliche Solidarität mit Israel hervorzuheben. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, hielt die Laudatio auf Schneider. Der Wortlaut seiner ebenso klugen wie bewegenden Laudatio ist nun auf den Seiten des DKR nachzulesen. Neben Berichten und Interviews zu dem Ereignis sei insbesondere auf drei Beiträge von grundsätzlicher Natur hingewiesen: Im DEUTSCHLANDRADIO beleuchtet Mich Brumlik den Sinn und Zweck der "Woche der Brüderlichkeit" und wertet die "geschwisterlichen Beziehung" von Juden und Christen in Deutschland als ermutigend. Ebenfalls im DEUTSCHLANDRADIO äußert sich der Publizist Günther Ginzel recht kritisch zum christlich-jüdischen Dialog und der "Woche der Brüderlichkeit". Ginzel, der viele Jahre selbst dem Vorstand des DKR angehörte, betrachet die "Woche der Brüderlichkeit" als nicht mehr zeitgemäß und kaum zukunftweisend. In der WELT schließlich nimmt Till-R. Stoldt die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an den Ratsvorsitzenden Schneider zum Anlass eine Reihe interessanter Unterschiede im Verhältnis von Christen und Juden zwischen evangelischer und katholischer Kirche herauszuarbeiten.
Alle Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Christian Berndt erinnert im DEUTSCHLANDRADIO an das preußische Emanzipationsedikt, das vor 200 Jahren in Kraft trat. Es ermöglichte den Juden in Preußen, die Staatsbürgerschaft zu erlangen. Doch eine vollständige Gleichstellung bedeutete das Gesetz von König Friedrich Wilhelm III. keineswegs. Es enthielt Beschränkungen, die sich für die Integration der Juden verhängnisvoll auswirken sollten: "Als Juden zu preußischen Staatsbürgern wurden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Jüdische Volkshochschule in Berlin feierte am gestrigen Montag ihren 50. Geburtstag, wozu DEUTSCHLANDRADIO und TAZ mit Beiträgen gratulieren. Die TAZ beispielsweise schreibt über die Programmentwicklung der letzten Jahrezehnte beeeindruckt:
"Das Ergebnis ist ein Programm, das nicht nur Sprachunterricht, sondern auch Literatur oder Musikseminare anbietet. Mehr als ein Dutzend Dozenten leiten über 40 Kurse. Auch Einzelveranstaltungen wie Buchvorstellungen, Filmvorführungen oder Podiumsdiskussionen gehören zum Angebot der JVHS. Dabei ... gebe es regelmäßig Kooperationen mit verschiedenen Institutionen und Organisationen aus Politik und Kultur, um ein breites Publikum zu erreichen. Die Teilnehmer kämen aus allen Altersgruppen, seien unterschiedlicher Herkunft und ihre Motivation zur Teilnahme an den Veranstaltungen sei jeweils verschieden. Das lasse sich gut an den Deutschkursen beobachten, die ursprünglich für russische Zuwanderer eingerichtet wurden, aber inzwischen von Menschen aus Südamerika, Japan oder auch Italien besucht würden".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Ein amerikanischer Jude und ein Asiate fahren im gleichen Zugabteil. Auf einmal gibt der Jude dem anderen eine schallende Ohrfeige und sagt: „Das ist für Pearl Harbour.“ – „Was kann ich dafür“, sagt der Asiate: „Ich bin kein Japaner, ich bin Koreaner.“ – „Japaner, Koreaner, Chinesen … die sind doch alle gleich.“ Nach einer Weile bekommt der Jude die Ohrfeige zurück: „Das ist für das Versenken der ’Titanic‘.“ – „Das waren aber keine Juden. Das war ein Eisberg.“ „Eisberg, Goldberg, Greenberg … das ist doch alles dieselbe Mischpoke.“
Ein jüdischer Witz, der wenig mit Stetl und traditioneller jüdischer Witz-Romantik zu tun hat. Helmut Höge zitiert ihn in seinem Beitrag in der TAZ über neue Erkenntnisse aus der jüdischen Witzforschung (ja, die gibt es tatsächlich!) und erzählt auch noch zwei weitere Witze in seinem Beitrag: "Da lacht der Jude".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Einen Katholiken im Weißen Haus hat es seit John F. Kennedy nicht mehr gegeben. Das wird auch so bleiben, meint Barbara Jentsch in ihrer Reportage für PUBLIK FORUM. Denn der Wahlkampf in den USA, so berichtet sie, zeige immer klarer: Die Kulturkämpfer (und Katholik) Rick Santorum und Newt Gingrich haben nicht das Format, Barack Obama das Präsidentenamt streitig zu machen: "Mit Jesus im US-Wahlkampf".
Der Link zur Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Sarah Kaminsky hat das Leben ihres Vaters Adolfo zu Papier gebracht. Mit seinem Fälschertalent rettete Kaminsky während der Nazi-Zeit unzähligen Menschen das Leben - immer im Dienste des Humanismus. Herausgekommen ist ein Lebensbericht, so Katrin Hillgruber im DEUTSCHLANDRADIO, den man über weite Strecken mit angehaltenem Atem liest: "Meisterfälscher mit Hang zum Humanismus".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Und schließlich noch ein TV-Tipp: Heute abend wird die sehenswerte Dokumentation "Hitlers jüdische Geiseln. Die Geschiche der Austauschjuden" ausgestrahlt. Als "Austauschjuden", so der offizielle Begriff, wurden Juden vom NS-Regime einst den Feinden zum Kauf angeboten. Die Dokumentation erzählt die bewegende Geschichte der Austauschhäftlinge des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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