Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
29.01.2013 - Nr. 1394

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Freitag, 01. Februar 2013.


Guten Tag!

Nr. 1394 - 29. Januar 2013


In Israel ist die Angst vor Chemiewaffen aus Syrien gewachsen. Während der Kabinettseröffnung zum Wochenbeginn machte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die drohende Gefahr aufmerksam: »Wir müssen uns umschauen, was im Iran und den angrenzenden Regionen geschieht. Besonders im Hinblick auf die Massenvernichtungswaffen in Syrien, das mehr und mehr zerfällt«, sagte er, berichtet Sabine Brandes für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, während Hans-Christian Rössler in der FAZ etwas irritiert ist über den Zeitpunkt der Warnung: "Im Schatten der Kuppel".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

All zu oft wird Israel bedenkenlos als der Unruhestifter schlechthin angesehen, der immerzu Friedensprozesse im Nahen Osten vereiteln würde. Angesichts der aktuellen Wirren im Nahen Osten - von Syrien über Iran bis hin zu Ägypten - zeige sich dem entgegen jedoch, dass Israel nicht der Unruhestifter, sondern vielmehr ein Anker der Stabilität darstellt, so der Historiker Götz Aly in einem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG: "Friedensmacht Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Einschätzungen und Kommentare zu den Wahlergebnissen in Israel reißen nicht ab. Im österreichischen STANDARD meldet sich der ehemalige Präsident der Knesset, Avraham Burg, zu Wort. Israels Premier Benjamin Netanjahu müsse nun endlich eine Kehrtwende vollziehen - auch im Friedensprozess, sagt er im Interview. Zudem zeige die Wahl, dass die israelische Gesellschaft keineswegs nach Rechts abgeglitten sei. Burgs Fazit: "Wenn Netanjahu überleben will, muss er seinen Hintern bewegen".
Auch der Israel-Korrespondent des ARD-Hörfunkstudios in Tel Aviv, Sebastian Engelbrecht, mahnt auf DEUTSCHLANDRADIO davor, die Überraschungsergebnisse der Wahlen zu überschätzen. Vier Tage nach der Wahl werde deutlich, dass die israelische Regierungspolitik sich allenfalls in Nuancen verändern werde, meint er: "Eine breite Koalition für Israel".
Die Links zu Interview und Kommentar in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Seit 50 Jahren organisiert die Bundeszentrale für politische Bildung Studienreisen nach Israel. Das Programm soll Einblicke in die politische und kulturelle Vielfalt des Landes geben und ist oft auf Zielgruppen wie Lehrer oder Journalisten abgestimmt. Im Jubiläumsjahr sind gleich mehrere Reisen geplant, wie Lukas Philippi in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet: "Reisen und Lernen"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Jerusalems Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist jetzt auch mit einer deutschsprachigen Seite im Internet vertreten. Die Friede-Springer-Stiftung hat Übersetzung und Erweiterung des Online-Angebots finanziert. Unter www1.yadvashem.org/yv/de gibt es nun zahlreiche historische und wissenschaftliche Informationen zu der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis, wie Sven Felix Kellerhoff in der WELT erläutert. Hinzu kommen viele persönliche Geschichten, Bilder und Dokumente, die das Schicksal Einzelner beleuchten. So beispielhaft etwa das Poesiealbum der Berliner Jüdin Ester Goldstein, das nun anlässlich der deutschen Übersetzung der Internetseite von Yad Vashem online ausgestellt wird, wie Diana Zinkler, ebenfalls in der WELT, berichtet: "Vergiss mein nicht".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Viele Beiträge beschäftigen sich heute im Anschluß an den Holocaust-Gedenktag am vergangenen Sonntag mit der Verfolgung und Ermordung der Juden und dessen Folgen. In der ZEIT erzählt beispielsweise Louis Lewitan, sie sich der Regisseur Artur Brauner mit einem "Gary-Cooper-Trick" vor den Nazis retten konnte. Im SPIEGEL erzählt die Holocaust-Überlebende Zinaida, wie sie als Dreijährige von ihren Eltern ins KZ kam und überlebte. Olga Kapusta wiederum geht für DEUTSCHE WELLE den "Spuren des Holocaust in Minsk" nach und Stefan Maas berichtet für DEUTSCHLANDRADIO von einer Initiative, die mittellosen Auschwitz-Überlebenden hilft. Im Gespräch mit DEUTSCHE WELLE erklärt schließlich Antisemitismus-Forscherin Juliane Wetzel, dass wir längst noch nicht alles über den Holocaust wissen: "Warum der Holocaust uns heute beschäftigt".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ausgerechnet zum Holocaust-Gedenktag hat die britische Sonntagszeitung „Sunday Times“ einen Cartoon veröffentlicht, der einen brutal vorgehenden Benjamin Netanjahu zeigt. Auf der Zeichnung ist Israels Premierminister dabei zu sehen, wie er mit offensichtlich palästinensischem Blut eine Mauer errichtet. Der Europäisch Jüdische Kongress (EJC) fordert nun eine Entschuldigung von dem Blatt. Jörg Lau zeigt sich in der ZEIT schockiert darüber, "dass eine einstmals seriöse Zeitung wie die Times ein solches Stück Hasspropaganda veröffentlicht". Der Cartoon spiele eindeutig auf alte antisemitische Klischees an:
"Das Thema “Mauerbau” wird hier mit einer der ältesten antisemitischen  Legenden vermischt, mit dem Ritualmordmythus vom  ”Blut in den  Matzen”. Die Times hätte diese Karikatur nicht drucken dürfen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit dem Dokumentarfilm „Wir weigern uns, Feinde zu sein“ wollten die Filmemacher Israelis und Palästinenser gleichermaßen zu Wort kommen lassen und Schülern in Deutschland so die unterschiedlichen Perspektiven im Nahostkonflikt vermitteln. Doch um die Ausgewogenheit des Films, der bundesweit in Schulen eingesetzt wird, ist nun ein Streit ausgebrochen, der demnächst im Gerichtssaal fortgeführt wird, berichtet die TAZ. Der Film transportiere Israel-Feindlichkeit und Antisemitismus, so der Vorwurf der Kritiker. Der Dokumentarfilm war im Februar letzten Jahres als Teil eines umfangreichen Medienpakets für die Bildungsarbeit herausgegeben worden. Unter anderem das Auswärtige Amt und die Robert Bosch Stiftung förderten das Projekt. Der Film erklärt den Nahostkonflikt aus Sicht einer Gruppe deutscher Jugendlicher, die in Nahost mit israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten zusammentreffen.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Im multikulturellen und multireligiösen Europa des 21. Jh. stellt sich nicht mehr die Frage, ob Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägungen zusammenleben wollen. Vielmehr leben sie neben- und miteinander, so dass sich aus konkreten Lebenserfahrungen deutlich und dringend die Fragen nach der Gestaltung eines »gelebten Dialogs« stellen. Dabei ist das Verhältnis des christlichen Glaubens zu den anderen Religionen zu bestimmen und zu klären. Interreligiöse Kompetenz ist von diesen gesellschaftlichen Entwicklungen her gesehen eine Schlüsselqualifikation, um auf die tiefgreifenden Veränderungen der religiösen Situation in Europa eingehen zu können."
Mit diesem Auftakt beginnt ein Beitrag des evangelischen Theologen Dr. Andreas Goetze im DEUTSCHEN PFARRERBLATT, in dem er versucht, die Grundlagen für einen Dialog der Religionen zu skizzieren. Der COMPASS-Autor Goetze ist seit kurzem Landespfarrer für den interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: "Wie auf einer Pilgerreise".
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Hoch und vielfach geehrt verkörperte Annemarie Schimmel eine Islamwissenschaft, wie sie heute kaum noch jemand zu betreiben wagen wird, meint Stefan Wild in einem Beitrag für QANTARA zum 10. Jahrestag des Todes von Annemarie Schimmel. Mit ihr starb eine Frau, so Wild, die auf besondere Art zwischen den Religionen und Kulturen stand: eine Vermittlerin mit der islamischen Welt, eine Brückenbauerin zwischen West und Ost: "Dialog und Versöhnung durch Kenntnis".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Migrationsforscher, Publizist und Politikberater Klaus J. Bade kritisiert in einem Beitrag für MiGAZIN das unnötige Schicksal der russischen Juden in Deutschland und sieht eine große Chance vertan. Die jüdische Zuwanderung nach Deutschland, so Bade, trug eindeutig Züge einer Elitenwanderung – und ihr Potential wurde auf verheerende Weise verschleudert: Juden ohne Deutschkenntnisse hatten lange Zeit nicht denjenigen der Aussiedler/Spätaussiedler auch nur annähernd vergleichbare Ansprüche auf Eingliederungshilfen wie z.B. zureichende Sprachkurse. Und ihre Qualifikationen wurden meist nicht anerkannt oder waren wegen mangelnder Sprachkenntnis nicht einsetzbar: "Denkfehler vom Amt: das unnötige Schicksal der russischen Juden in Deutschland".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Es war ein besonderer Moment: Bundeskanzler Schröder und der Zentralratspräsident Spiegel unterzeichneten vor zehn Jahren einen Vertrag, in dem erstmals die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat staatsrechtlich geregelt wurden. Hintergrund stellt der Zuzug Zehntausender Juden aus der ehemaligen Sowjetunion dar, durch die in Deutschland die drittgrößte jüdische Gemeinschaft Europas entstand. An die Vertragsunterzeichnung und ihre Hintergründe erinnern Beiträge in DEUTSCHLANDRADIO, DOMRADIO und der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG: "Ein zentrales Dokument deutsch-jüdischer Geschichte".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die jüngste Sinus-Studie (siehe Compass, 25.01.2013) zeigte es einmal mehr: Die katholische Kirche befindet sich in einer tiefen Vertrauenskrise. Bischofskonferenz-Sprecher Mathias Kopp, Markenexperte Wolfram Domke und Journalist Johannes B. Kerner diskutierten jüngst in Köln über Auswege und Aufbrüche. DOMRADIO war dabei und berichtet über den Verlauf der Diskussion: "Und der Katholik ist der Depp".
Der Link zum Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Günther Jikeli hat kürzlich die Ergebnisse einer Studie zum Antisemitismus junger Muslime in Europa in Buchform vorgelegt, die sich auf drei der großen Staaten Westeuropas bezieht. Deutlich wird dabei, dass Antisemitismus keine ausschließlich muslimische Erscheinung ist, aber gleichwohl eine spezifische Ausprägung darstellt, die für Juden offensichtlich besonders gefährlich ist und daher auch eine Bedrohung für die Demokratie darstellt. Grundlage seiner Studie ist die Befragung von 117 jungen muslimischen Männern - jeweils in ihren Landessprachen, die der Autor in Berlin, Paris und London führte. Auf 319 Seiten breitet der Forscher seine Erkenntnisse aus, lässt die jungen Männer mehr als ausführlich zu Wort kommen, ihre antijüdischen Einstellungen selbst begründen und analysiert zudem ihre Diskriminierungserfahrungen als „die Anderen“ in ihren Mehrheitsgesellschaften. Uwe Neumärker stellt das Buch in der FAZ näher vor: "Hauptsache ein Feindbild".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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