Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
21.05.2013 - Nr. 1424

Zukunft des israelischen Rabbinats



Israelischer Minister kündigt Auflösung von Siedlungen an



Große Siedlungsblöcke sollen allerdings bei Israel bleiben ... 

Zukunft des israelischen Rabbinats



Von Donniel Hartman | Demnächst werden 150 Rabbiner und Vertreter der 
Öffentlichkeit über die Zukunft des israelischen Rabbinates zu befinden haben und sich damit für das Festhalten am gegenwärtigen Status quo oder für eine orthodoxe Persönlichkeit mit mehr Sensibilität für die Öffentlichkeit entscheiden... 


Zustimmung und Gegnerschaft zu Reformen auf dem religiösen Sektor

Der neue Religionsminister Naftali Bennett hat weitgreifende Reformen auf dem religiösen Sektor  angekündigt und dadurch Zustimmung und  Widerspruch geerntet. Bennett knüpft dabei an  einen alten Gesetzesentwurf der vorigen  Regierungsperiode an, dem sogenannten Tzohar  Gesetz, das seinerzeit aufgrund des Widerstandes  der orthodoxen Parteien, Schass und Tora Bündnins  und des sefardischen Oberrabbiners Shlomo Amar begraben wurde.

Da beide Parteien nicht mehr in der Regierung vertreten sind, hofft Bennett mit seinem neuen  Vorstoß Erfolg zu haben. Kernstück der Reform ist  die Auflösung der Ortsgebundenheit bei religiösen  Diensten. Bisher konnten Eheschließungen,  Scheidungen und dergleichen nur bei den  zuständigen örtlichen Rabbinatsgerichten und  Ausschüssen vorgenommen werden und nicht landübergreifend.

In der bisherigen Praxis stellte sich heraus, dass die einzelen Rabbinate und  Religionsausschüsse sehr unterschiedlich besetzt  waren, teilweise durch antizionistische  Ultraorthodoxe, teilweise durch zionistisch  ausgerichtete nationalreligiöse Vertreter. Je  nachdem wurden unterschiedliche Entscheidungen  geroffen. Dies betraf besonders den Status von  Konvertiten bei Eheschließungen. In vielen Fällen  wurden die Konvertiten nicht anerkannt, so dass  die entsprechenden Paare gezwungen waren, im  Ausland zu heiraten. Dies soll nun anders werden,  indem solche Paare Gemeinden aufsuchen können,  die von liberaleren orthodoxen Rabbinern besetzt sind.

Das Tzohar Gesetz bezieht sich auf die Organisation von Tzohar Rabbinern, die, wenn auch  selbst orthodox, menschenfreundlicher sind. Wenn  sich zum Beispiel eine Braut weigert, vor der Ehe  in die obligatorische Mikve, dem rituellen  Reinigungsbad zu gehen, so erlauben Tzohar  Rabbiner auch ein Untertauchen im Meer. Tzohar  Rabbiner werden vor allen von der säkularen Bevölkerung bevorzugt.

Ein weiterer Punkt der Reformvorschläge betrifft die Religionsausschüsse. Bennett denkt daran,  viele Ausschüsse zusammenzulegen, um so Geld zu  sparen und die Arbeit effektiver zu machen. Mehr  als 50 von den 133 zur Zeit sollen aufgelöst oder  mit anderen vereinigt werden. Außerdem will  Bennett die Vorsteher der Ausschüss von seinem  Ministerium einsetzen lassen, was auch bei  gemäßigt religiösen Kreisen auf Widerstand stößt.  Bisher wurden sie von einer breiten Öffentlichkeit gewählt.

Die Reformbemühungen Bennetts, der selber dem nationalreligiösen Lager angehört, trafen auf  Zustimmung liberaler orthodoxer Rabbiner und  einer breiten israelischen Öffentlichkeit.  Besonders Tzohar Rabbiner begrüßten die  Gesetzesvorschläge. Der Vorsteher der Tzohar  Rabbiner, Rabbi David Stav, bemüht sich zur Zeit  um die Kandidatur des aschkenasischen  Oberrabbiners.Die ultraorthodoxe Seite meldete  Opposition gegen die Gesetzesvorschläge an. Ob  ihr das jetzt von der Oppositionsbank im  Parlament möglich sein wird, ist noch offen.

Bennett verteidigte seine Gesetzesvorschläge und sagte: "Man muss verstehen, dass die religiösen  Dienste in Israel der gesamten Bevölkerung zu  dienen haben. Sie gehören nicht nur den  Religiösen und sie gehören nicht den  Ultraorthodoxen, sondern sie gehören der Gesamtheit des israelischen Volkes."

Gerade dieser Punkt wurde von den nichtorthodoxen religiösen Kreisen in Israel, den Konservativen  und Reformjuden, die beide als  Religionsgemeinschaft in Israel nicht anerkannt  sind, bemängelt. Die Reformvorschläge Bennetts  seien lediglich "Augenwischerei". Rabbi Gilad  Kraiv, der Direktor des öffentlichen Kommittees  beider Gruppierungen sagte: "Die einzige  Revolution, die die Krise in den religiösen  Diensten in Israel bewältigen kann, ist die  Aufhebung des orthodoxen Monopols und die  Ermöglichung einer echten Wahl der Bevölkerung in  Israel unter den verschiedenen religiösen  Strömungen und Gruppen des Judentums."

Rechtsanwalt Yizhar Hess, der Sekretär der Konservativen sagte dazu: "Das orthodxe Monopol  bedroht die Einheit der Nation, verhindert  zahlreiche Juden entsprechend dem jüdischen  Gesetz zu heiraten... Das orthodoxe Monopol ist  unmoralisch, auch wenn es sich in einer  rhetorischen Vertiefung 'in der Liebe für Israel' versenkt."

(COPYRIGHT: Michael Krupp, epd
Nachdruck nur mit Genehmigung des Autors)


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