ACHTUNG
Guten Tag!
Das israelische Wohnungsbauministerium hat die Ausschreibung von rund 1500 weiteren Siedlerwohnungen angegündigt, darunter mehr als eintausend Einheiten, die teilweise tief im Westjordanland hochgezogen werden sollen, weitere 400 in Ost-Jerusalem. Dies sei die „passende zionistische Antwort auf die Gründung eines palästinensischen Terrorkabinetts“, sagte Minister Uri Ariel von der ultrarechten Fraktion „Bajit Jehudi“ (Jüdisches Heim) zur Begründung. Vertreter der Europäischen Union und der Vereinten Nationen haben sich besorgt über Israels neuer Siedlungspläne gezeigt und auch die Bundesregierung hat Israels Pläne kritisiert - mit ungewöhnlich scharfen Worten, wie die Medien berichten.
Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Am kommenden Dienstag wählt das israelische Parlament einen neuen Präsidenten. Bereits im Vorfeld gab es einige Querelen, an denen vor allem Ministerpräsident Netanyahu beteiligt war. Kritiker sagen, er stelle sein Wohl kurzsichtig vor die Interessen des Landes, so berichtet Monika Bolliger in ihrer Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Und im österreichischen STANDARD erläutert Charles A. Landsmann, warum Netanjahu bei der Wahl zum Staatspräsidenten für einen Kandidaten stimmen will, den er eigentlich unbedingt verhindern will: "Netanjahu will für den Feind stimmen".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Ende Mai nahmen an einer Konferenz für Innovation in Tel Aviv über 350 Delegierte aus China teil, in deren Kontext drei Kooperationsabkommen zwischen Israel und China unterzeichnet wurden. Das Wirtschaftsministerium nannte die Vereinbarungen als «bedeutenden Meilenstein in den israelisch-chinesischen Beziehungen». Die Verbindungen zu China sind teil weiter gefasster Bemühungen, die Wirtschaftsbeziehungen mit aufstrebenden Ländern wie China und Indien zu verstärken. Besonders angenehm für Israel: Politische Differenzen über den Siedlungsbau sind dabei kein Thema, so Monika Bolliger in ihrem Bericht für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Die Startup-Nation blickt gen Osten".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Beim Spaziergang im Park trug er Gasmasken, andere Menschen sah er mitunter als rosa Gebilde an und er galt als pervers, weil er homosexuell war. Und zugleich war er ein genialer Mathematiker, der nden Enigma-Code der Nazis knackte: Alan Turing. Ein Film, der heute Abend im Fernsehen zu sehen, erzählt, wie ihm das gelungen ist. Antonia Kleikamp stellt Alan Turing vorab in einem Beitrag für die WELT näher vor: "Er war der Stammvater aller Nerds und galst als pervers".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Mit einem einstimmigen Bundestagsbeschluss wurden endlich die Ghetto-Renten erhöht. Während der Zentralrat der Juden die neue Rentenregelung begrüßt hat, bleibt es leider wahr, dass es nicht mehr viele Überlebende gibt, die davon profitieren. Eine von ihnen ist Assia Gorban. Wie durch ein Wunder hat sie Ghetto und KZ überlebt - und kaum Fassbares ertragen, wie in dem Porträt von Gudula Hörr für N-TV zu erfahren ist: "Als sich die Kirschen mit Blut vermischten".
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Ein wahrlich geschichtsträchtiger Tag: Heute vor siebzig Jahren begann die Invasion der Alliierten (USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich) in der Normandie - ein Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Die Landung erfolgte auf den Strandabschnitten Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword. Unterstützung erhalten die Truppen durch massiven Luftwaffeneinsatz, der deutsche Truppenbewegungen fast unmöglich macht. 18.000 Fallschirmjäger springen hinter den deutschen Linien ab. In den ersten zwei Monaten der Kampagne sterben 122.000 Alliierte und 114.000 Deutsche. Bis Dezember 1944 werden Frankreich, Belgien und die Niederlande befreit. Im DEUTSCHLANDRADIO skizziert Ursula Welter, welche Leiden die Invasion vor allem für die Zivilisten mit sich brachten. In der WELT erzählt Norbert Zähringer die Geschichte des US-Soldaten Felix I. Sparks, der 1943 in Sizilien landete und bis nach München vorstieß, wo er zu den Befreiern des Konzentrationslagers Dachau gehörte. Marc Pitzke berichtet im SPIEGEL über den jüdischen Veteranen Werner Klememan, der als deutscher Jude dem KZ entkommen konnte und in der Normandie für die USA kämpfte. Andreas Kilb wiederum fragt sich in der FAZ, welche Bilder eigentlich unsere Vorstellung vom D-Day prägen: Die von der echten Invasion oder die nachgestellten aus den Spielfilmen, die später über das Ereignis entstanden? Er bemerkt:
"Man weiß, diese Szenen sind Fiktion. Und doch glaubt man, dass es so war, wie sie es zeigen. Wenn die letzten Zeitzeugen von damals gestorben sind, werden die Filmbilder ihre Erinnerung bewahren. Natürlich sind sie nicht die historische Wahrheit. Aber sie sehen ihr verdammt ähnlich."
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Kleiner Aufkleber, große Wirkung: Vor dem Zweiten Weltkrieg verteilten die Nazis kleine Sticker mit Propaganda-Texten an Schaufenstern oder Telefonzellen. In Frankfurt ist im Museum für Kommunikation nun eine Sammlung dieser Hetz-Aufkleber zu sehen und man erfährt zugleich, wie kreativ sich die Juden gewehrt haben. Ein Beitrag auf den Seiten des HESSISCHEN RUNDFUNKS macht mit weiteren Einzelheiten bekannt: "Klebezettel für Judenhetze". Und DEUTSCHLANDRADIO hat sich mit der Kuratorin der Ausstellung, Isabel Enzenbach, unterhalten: "Eine Alltagskultur der Judenfeindschaft".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Im Rahmen der sozialpsychologischen "Mitte-Studie" an der Universität Leipzig werden seit 2002 im Zwei-Jahres-Rhythmus repräsentative Erhebungen zur rechtsextremen Einstellung in Deutschland durchgeführt. Die am Mittwoch vorgestellte, aktuelle Publikation präsentiert Ergebnisse aus der Befragung im Jahr 2014 und vergleicht sie mit den Studienergebnissen der letzten zwölf Jahre. Dabei wurde einerseits ein starker Rückgang bei allen rechtsextremen Dimensionen verzeichnet und somit weniger manifest rechtsextrem Eingestellte. Andererseits ist der Anteil derer, die eine ausgeprägt feindselige Haltung gegenüber Sinti und Roma sowie Asylsuchenden einnehmen, signifikant gestiegen, wie den Berichten in WELT und BERLINER ZEITUNG zu entnehmen ist. Und wer es genauer wissen möchte, kann sich die Studie mit allen Zahlen und Grafiken als pdf-Datei herunterladen: "Muslime, Sinti und Roma – die neuen Sündenböcke".
Links zu den Arikeln und Download der Studie in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das Vorhaben für ein gemeinsames Gotteshaus von Christen, Juden und Muslimen in der Hauptstadt nimmt langsam Gestalt an. Die Pläne dafür stellten Geistliche der drei Religionen vor. Der Rabbiner Tovia Ben-Chorin sagte, in einer Stadt wie Berlin sei es höchste Zeit für einen solchen Ort des Dialogs. Das "House of One" soll an der Leipziger Straße entstehen und insgesamt gut 43 Millionen Euro kosten. Während die Berichte in DEUTSCHLANDRADIO, DOMRADIO, BADISCHER ZEITUNG und sogar dem österreichischen STANDARD das Projekt mit viel Sympathie begrüßen, zeigt sich Matthias Kamann in einem informativen Hintergrundbericht für die WELT eher skeptisch und weist u.a. auf Folgendes hin:
"Während es auf christlicher Seite mit Petri-Marien eine normale Gemeinde gibt, war in ganz Berlin keine Moscheegemeinde zu einer verbindlichen, öffentlichen Kooperation mit Christen und Juden bereit. Das ist nicht ganz untypisch für die Realitäten des interreligiösen Dialogs und hatte in diesem Fall zur Konsequenz, dass am Ende nur ein muslimischer Verein mit einstieg, das Forum für Interkulturellen Dialog (FID). Dieses FID aber ist nicht nur kaum repräsentativ für die muslimische Glaubenspraxis in Berlin, sondern zieht auch insofern Skepsis auf sich, als es zur umstrittenen Gülen-Bewegung gehört. Dieser weltweit operierenden Bildungsorganisation des türkischen Predigers Fetullah Gülen, seit einigen Jahren verfeindet mit dem türkischen Premierminister Erdogan, wird vielfach Intransparenz sowie ein konservatives, türkisch-nationales Islamverständnis vorgeworfen."
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Christlich-jüdischer Dialog und Begegnung zwischen Christen und Juden: Alles Käse? Manchmal stimmt sogar auch das, fast wortwörtlich, wie Britta Behrendt in ihrer Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG darlegt, in der sie von einem protestantischen Bauern und einem Rabbiner in Holland berichtet, die gemeinsam einen koscheren Gouda produzieren: "Halacha und Hartkäse".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland hatte das Bistum Essen am 3. Juni zu einer Veranstaltung mit Vorträgen eingeladen. Anhand des neuen Handbuchs "Christlich-Islamischer Dialog" sollte eine Zwischenbilanz der langjährigen Begegnung zwischen Christen und Muslimen in Essen gezogen werden. Für die Deutsche Bischofskonferenz sprach der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, für die Evangelische Kirche der Düsseldorfer Kirchenrat Rafael Nikodemus und für die Muslime äußert sich Hamideh Mohagheghi aus Hannover. DOMRADIO hat bei dieser Gelegenheit mit Weihbischof Jaschke über Bilanz und Perspektiven des christlich-islamischen Dialogs gesprochen: "Wir lernen von einander"
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Dem Problematik von Mischehen in Israel und der Diaspora widmet sich Alexia Weiss in einem Beitrag für die WIENER ZEITUNG. Und beinahe dazu passend ist auf HAGALIL ein Interview mit Jose Weber zu lesen, der seit einem Vierteljahrhundert Schadchan und Direktor von Simantov, der älteste jüdischen Partnervermittlung in Europa ist. Jetzt will Weber seine Dienste sogar über Europa hinaus ausweiten und sich internationalisieren: "Wir würfeln nicht".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Noch immer befindet sich die Ukraine und ihre Bewohner in einer kritischen und angespannten Situation. Das gilt natürlich auch für die Juden und jüdischen Gemeinden vor Ort. Um so bemerkenswerter die Pläne der Jewish Agency, die zusammen mit der jüdischen Gemeinschaft in der Ukraine, der Krisenstimmung mit positiver Arbeit die Stirn zu bieten. Rund 1500 jüdische Kinder, Studenten und junge Erwachsene sollen nämlich im kommenden Monat an den Sommercamps der Jewish Agency (JA) in der Ukraine teilnehmen. Austragungsorte der Lager sind neben der Hauptstadt Kiew die Städte Odessa, Charkiw und Dnipropetrowsk, wie Jacques Ungar in seiner Hintergrundreportage für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet: "Sommercamps für 1500 Jugendliche"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Ein Recht auf ein normales Leben - trotz Holocaust-Erfahrungen der Familie - fordert die 17-Jährige Ich-Erzählerin in dem Roman "Wörterbuch einer verlorenen Welt" aus der Feder von Alba Arikha. Die Autorin, Tochter berühmter Eltern und Patenkind von Samuel Beckett, schildert darin ihre hochemotionale Teenagerzeit in Paris. Pieke Biermann hat den Roman für DEUTSCHLANDRADIO gelesen und ist beeindruckt: "Jüdischsein als ein Detail unter vielen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Abschließend sei ein Blick in die heutigen FERNSEH-TIPPS empfohlen: Neben einer Dokumentation zum D-Day sowie einem biogrpahischen Porträt des Enigma-Entschlüsslers Alan Turing, wird ebenfalls die sehenswerte Dokumentation über eine geheimen US-Army-Einheit, den sogenannten Ritchie-Boys, ausgestrahlt, in der viele Juden dienten. Und schließlich sind noch zwei israelische Spielfilme zu sehen, die beide auf unterschiedliche Weise einen tiefen Blick in die Spannungen in der israelischen Gesellschaft erlauben.
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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