Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
24.11.2014 - Nr. 1537

ACHTUNG

Am Mittwoch, 26. November 2014, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 212 mit einem Interview mit dem iranisch-jüdischen Abgeordneten Ciamak Moresadegh.

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 28. November 2014.


Guten Tag!

Nr. 1537 - 24. November 2014



Am gestrigen Sonntag hat das israelische Regierungskabinett mit einem Mehrheitsbeschluss und nach hitziger Debatte einen Gesetzentwurf verabschiedet, mit dem die verfassungsmäßige Verankerung des Charakters Israels als "Nationalstaat des jüdischen Volkes" realisiert werden soll. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen votierten vierzehn Minister für und sechs gegen das Vorhaben, wie der österreichische STANDARD, die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten. Am Mittwoch soll dann das Parlament über den Entwurf abstimmen: "Nation streitet über Gesetz".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Sobald jemand die Schwelle eines Krankenhauses überschreitet, ist er nur noch Patient. Nach dieser Regel behandeln israelische Ärzte jeden, auch wenn es sich etwa um die palästinensische Attentäter der vergangenen Wochen handelt. Freilich haben dafür nicht alle Israelis Verständnis, wie Ulrike Schleicher in ihrer Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Der Feind im Nachbarbett".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG beschreibt Monika Bolliger eindrucksvoll die Stimmung unter orthodoxen Juden in Jerusalem nach dem Attentat auf eine Synagoge vor einigen Tagen, deren Opfer mehrheitlich ultraorthodoxe Juden waren. Während allerdings andernorts in Israel Rufe nach Vergeltung zu hören seien, fordern die Rabbiner ihre Gemeinden zum Beten auf. Diese Haltung spiegele nicht zuletzt den bisherigen status quo im gegenseitigen Umgang wieder:
"Bisher seien viele Haredim den Arabern gegenüber gleichgültig eingestellt gewesen. Viele Orthodoxe haben in ihren Geschäften Palästinenser als Arbeiter eingestellt. Umgekehrt hört man von Palästinensern immer wieder, dass sie sich unter Ultraorthodoxen wohler fühlten als unter säkularen Israeli, weil die Haredim ihnen mit ihren religiösen Werten näherstünden. Gleichzeitig werden sie aber wegen ihres religiösen Aussehens von manchen für nationalistische Siedler gehalten."
Jetzt allerdings seien auch vermehrt Angst und Furcht zu beobachten: "Die Angst geht um".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Am 20. November 2014 wurde der Ehrenpreis der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Aachen an die Bundestagsabgeordnete Gita Connemann verliehen. U.a. erhielt sie die Auszeichnung für ihre unermüdlichen Zeichen der Solidarität mit Israel und ihren Einsatz gegen Antisemitismus. So besuchte Connemann beispielsweise auf dem Höhepunkt des Gaza-Krieges Israel, was ihr nach ihrer Rückkehr hasserfüllte Emails eintrug. Auch enthüllte sie in einem Interview den Mißbrauch von EU-Mitteln in Millionenhöhe durch die Hamas. Der Politologe Matthias Küntzel würdigte die Preisträgerin mit einer Laudatio, die nun auf seiner Homepage auch online nachzulesen ist: "Verheerendes Signal".
Der Link zur Laudatio in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Sie heißt jetzt Lotte!“ - so lautet der Titel eines Kurzfilms über zwei Freundinnen: die eine jüdisch, die andere nicht-jüdisch. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Welchen Wert hatte diese Freundschaft während der Diktatur der Nationalsozialisten? Thomas Klatt berichtet für DEUTSCHLANDRADIO über das Mulitmediaprojekt und erläutert die Hintergründe: "Die Jüdin und die blonde Maria".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nürnberg, im Herbst 1945. Kurz vor Beginn der Kriegsverbrecherprozesse beschlagnahmen die Amerikaner eine Villa und richten darin ein Gästehaus ein, in dem ehemalige Nazis und enge Vertraute der Angeklagten, aber auch KZ-Überlebende und Regimegegner untergebracht, die als Zeugen geladen sind. Dieses aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbare Setting ist keineswegs eine Erfindung, sondern hat sich tatsächlich so zugetragen. Nun bildet dieses Szenario den Mittelpunkt eines heute Abend in Starbesetzung (unter anderem Iris Berben, Matthias Brandt, Tobias Moretti und Udo Samel) zu sehenden Doku-Dramas, dem sich eine Dokumentation über das "Zeugenhaus" anschließt. In den Zeitungen ist jetzt schon einiges über den Film und seine historischen Hintergründe zu sehen, wobei die Beurteilung des Doku-Dramas durchaus nicht einheitlich ausfällt. Während etwa die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG von dem "dichten Ensemble-Kammerspiel über eine Gesellschaft des Verdrängens" beeindruckt ist, zeigt sich Alan Posener in der WELT ziemlich enttäuscht:  "Zeigt nichts, sagt nichts, will nichts".
Die Links zu den Vorab-Berichten zum Film in der Rubrik VERGANGENHEIT, Infos zur Ausstrahlung von Film und Doku in den FERNSEH-TIPPS.

"Beide Parteien, die Linke und die AfD, haben ein Antisemitismus-Problem." So Elisabeth Niejahr in einer Analyse für DIE ZEIT: "Die AfD vermag nicht, sich von Fans aus dem rechtsnationalen Milieu abzugrenzen. Die Linke muss klären, welchen Raum sie Israel-Hassern und Holocaust-Verharmlosern in den eigenen Reihen geben will. Beide Parteien stehen unter dem Verdacht, wegzuschauen, wenn Mitglieder und Anhänger am rechten Rand Stimmen fischen."
Der Link zu ihrer Analyse in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Fünf Jahre lang war der Philosophieprofessor Leonidas Donskis, geboren 1962 in Litauen, Abgeordneter im Europoa-Parlament - und zeigt sich in einem Essay erschüttert über das Ausmaß an Israel-Feindschaft, verstecktem Antisemitismus und sachlicher Unkenntnis unter den Abgeordneten:
"Ich kannte natürlich die Macken und Obsessionen der europäischen Linken (die der Sowjetideologie der 60er-, 70er- und 80er-Jahre, wie ich sie erlebt habe, nicht ganz unähnlich sind). Trotzdem überraschte mich das Ausmaß an Einseitigkeit und Feindseligkeit sowie die bewusste Weigerung, sich auf die Komplexitäten des Nahen Ostens einzulassen."
Die ursprüngliche englische Fassung seines Texts war zunächst in der amerikanischen Zeitschrift »Jewish Review of Books« erschienen und ist jetzt in deutscher Übersetzung in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG nachzulesen: "Ein Plenum voller Narren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat sich formal von den sogenannten "Judenschriften" Martin Luthers distanziert. Die Haltung des Reformators zum zeitgenössischen Judentum des 16. Jahrhunderts seien nicht vereinbar mit dem heutigen Bekenntnis der EKHN, heißt es in einer Stellungnahme, die das Kirchenparlament am Freitag in Frankfurt beschloss.
Nährer Informationen sowie die entscheidende Synodalvorlage zum Thema im Wortlaut gibt es in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Karen Armstrong zählt zu den weltweit renommiertesten Religionswissenschaftlern. Sie wurde als Botschafterin der UN-Initiative „The Alliance of Civilizations“ berufen, wo sie sich für religöse Freiheit einsetzt. Als Islam-Kennerin hat sie schon manche Regierung und viele Parlamente beraten. In der Zeitschrift CICERO äußert sie sich nun zu den Fragen, warum heilige Kriege gleichwohl keine Religionskriege seien und weshalb es gerade der Säkularismus sein kann, der Gläubige immer mehr radikalisiert: "Religion hat keinen gewalttätigen Kern".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wohl keiner der polnischen Teenager, über die Gabriele Lesser in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet, hätte es sich träumen lassen, einmal in einem jüdischen Cheder (religiöse Schule für drei- bis sechsjährige Jungen) das kleine Abc des Judentums zu erlernen. Genau das aber tun sie nun im Rahmen eines Projekts, das Schülern in Oberschlesien die deutsch-jüdische Geschichte und die jüdische Religion näherbringen will: "Katholiken im Cheder".
Der Link zur Reportage in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt sind überaltert und werden immer kleiner. »Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 66 Jahren«, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes jüdischer Gemeinden, Max Privorozki. Während Anfang des Jahrhunderts pro Jahr jede der drei dem Landesverband angehörigen Gemeinden rund 100 Neuzugänge im Jahr gehabt habe, seien es heute nur noch insgesamt etwa zehn. "Wenn es so weitergeht, bin ich sehr pessimistisch, was die Zukunft der Gemeinden angeht", so Privorozki in einem Bericht des MDR zum Thema: "Jüdische Gemeinden werden immer kleiner".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

"Kann ein Jude mit den Deutschen die toten Soldaten des Zweiten Weltkriegs betrauern?" Dieser Frage widmete sich kürzlich Avi Primor, 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Deutschland, in seiner Rede zum Volkstrauertag, die nun in gekürzter Fassung in der WELT zu lesen ist. Und seine Antwort lautet recht klar: "Ja, das kann er." Zur Begründung führt er u.a. aus:
"Tatsächlich ist Deutschland heute in Sachen Erinnerung und Gewissenserforschung vorbildlich. Alle Länder der Welt errichten nach wie vor Mahnmale und Gedenkstätten. Sie errichten sie, um sich an ihre Siege, an ihre Helden und ruhmreichen Bürger zu erinnern, die ihr Land und ihre Nation ehren. Weltweit habe ich außer Deutschland kein einziges Land gefunden, das es gewagt hat, Mahnmale zu errichten, die an die eigenen Verbrechen erinnern und die eigene Schande verewigen. Mit so einem Deutschland trauere ich gern."
Der Link zum Redetext in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Geschichte der Schallplatte ist eine jüdische. Das zeigt eindrucksvoll die Ausstellung «Jukebox. Jewkbox!» im Jüdischen Museum in Hohenems. Der Besucher lernt dabei u.a., dass schon der Erfinder der Schallplatte ein Jude war: "Emil Berliner, aufgewachsen in einer jüdischen Familie in Hannover, 1870 ausgewandert in die USA. Am 26. September 1887 reicht er ein Patent ein, das die Welt verändern sollte. Er beschreibt darin erstmals einen scheibenförmigen Tonträger und das passende Abspielgerät. Mit anderen Worten: Die Schallplatte und das Grammophon. 1898 gründet Emil Berliner zusammen mit seinem Bruder Joseph in Hannover die «Deutsche Grammophon Gesellschaft» und bringt damit die Schallplatte nach Europa."
Nachzulesen in dem Bericht über die Ausstellung von Roger Berhalter im schweizer TAGBLATT: "Jüdisches auf Vinyl".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Greift Joseph Ratzinger, zurückgetretener Papst Benedikt xvi., mit Korrekturen seiner frühen Schriften in aktuelle kirchenpolitische Debatten ein? Entwickelt er sich gar zu einem "Schattenpapst"? Seit längerem schon stehen Befürchtungen im Raum, um Franziskus und Benedikt XVI. könnten zwei konkurrierende Machtzentren an der Kurie entstehen, mit Papst und Gegenpapst an ihrer Spitze. U.a. widmet sich diesem Problem der Kirchengeschichtler Hubert Wolf in einem längeren Beitrag für die FAZ und schildert eingangs u.a.:
"Er (Ratinger) ist auch der erste zurückgetretene Papst überhaupt, der sich den Titel „emeritierter Papst“ beziehungsweise „Römischer emeritierter Pontifex“ zugelegt hat, weiterhin auf der Anrede „Eure Heiligkeit“ besteht und an seinem Papstnamen festhält. Ferner trägt er weiterhin die eigentlich nur dem Papst vorbehaltene weiße Soutane."
Die Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Matthias Kopp, Sprecher der Dt. Bischofskonferenz ist ein profunder Kenner sowohl des Nahen Ostens wie auch des Vatikans. Jetzt hat er, erstmals im deutschen Sprachraum, eine eingehende Analyse vorgelegt, die sich mit den Papstreisen ins Heilige Land – von denen es in den letzten sechzig Jahren vier gegeben hat – beschäftigt und danach fragt, wie sie sich ins Puzzle vatikanischer Nahost-Diplomatie einfügen. RADIO VATIKAN stellt das Buch näher vor: "Nahost: Päpste auf vemintem Gebiet".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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