Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.04.2015 - Nr. 1565

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe nach den Osterfeiertagen erscheint am Donnerstag, 09. April 2015.


Guten Tag!

Nr. 1565 - 02. April 2015



Wenigstens in einem Punkt scheinen die Kommentatoren auf der Rechten wie der Linken einig zu sein:  Nach dem Wahlsieg Benjamin Netanjahus befinden sich die amerikanisch-israelischen Beziehungen auf einem historischen Tiefpunkt. "Doch wie das meist so ist, wenn sich alle einig sind: Der Befund ist falsch", urteilt Querdenker Alan Posener in einem Beitrag für die WELT: "Netanjahu tut genau das Richtige für sein Land".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Seit dem gestrigen 1. April ist der „Staat Palästina“ dem Internationalen Strafgerichtshof beigetreten. Für die Autonomiebehörde in Ramallah ist das ein weiterer wichtiger symbolischer Schritt in Richtung internationaler Anerkennung als Staat. Während einige Kommentatoren sich dieser optimistischen Sichtweise anschließen, glauben andere, dass der Freude der Palästinenser über diesen Schritt bald der Ernüchterung weichen wird. Das Spektrum der Meinungen ist nachzulesen in den aktuellen Berichten vom Tage: "Neuland in schwerer See".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Seit Dienstagnachmittag ist die 20. Knesset eingeschworen und im Amt. Das Parlament zählt aktuell 120 Abgeordnete, davon 39 neue Mitglieder - und die Zahl der Frauen ist mit 29 so hoch wie nie zuvor, wie JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG und ISRAELNETZ berichten: "Eine kunterbunte Knesset".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Wer in Israel war, kennt es und hält es möglicherweise für den Geschmack Israels: Hummus. Allerdings ist dieser Brei aus Kichererbsen ursprünglich eine arabische Speise. In Berlin eröffnen inzwischen auch jüdische Zuwanderer aus Israel Hummus-Restaurants - und geben ihren Lokalen arabische Namen. Warum das so ist, erläutert Mandy Schielke in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO: "Israelisch-arabische Kochkunst: Eine kulinarische Annäherung in Berlin".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Für Reiseveranstalter gehören Israel-Reisen grundsätzlich zu den eher schwierigen Teilen ihres Geschäfts: Gibt es Meldungen über Anschläge, wollen viele Deutsche sofort umbuchen oder stornieren. "Da spielt es kaum eine Rolle, wo genau der Anschlag war und dass Touristen prinzipiell keine Ziele sind", beklagt Georg Roessler. Der 56-jährige Theologe und Judaist lebt seit 1988 in Jerusalem und ist Mitbegründer der in Jerusalem beheimateten Reiseagentur SK Tours in Nature. Mit ihm sprach die WELT über das Pilgern zwischen Befestigungsanlagen: "Touristen sind im Heiligen Land absolut sicher".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Erwartungen und Anforderungen an eine angemessene Darstellung des Holocaust auf medialer Ebene sind mit den vergangenheitspolitischen Diskussionen der neunziger Jahre auch fürs Fernsehen gewachsen. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes lässt nun eine TV-Reihe Historiker wie Ian Kershaw, Tom Segev und Schriftsteller wie Amos Oz zu Wort kommen. «Von Auschwitz zu erzählen, ist unmöglich. Unser Kopf weigert sich. Wir können den Tod eines Kindes nicht fassen. Wie also sollen wir den Tod von Millionen begreifen? Sechs Millionen Tote?» Die Worte des israelischen Autors Aharon Appelfeld eröffnen jeden einzelnen Film der eindrücklichen Dokumentationsreihe «Die Wahrheit über den Holocaust». Was die Serie so auszeichnet, schildert Claudia Schwartz für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Das Unbegreifliche begreifen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem Essay für die ZEIT schildert der Islamwissenschaftler und Mitarbeiter der "Stiftung Weltethos" Muhammad Sameer Murtaza, auf welche Weise er seit Jahren versucht, gegen den islamischen Antisemitismus vorzugehen und welche Herausforderungen sich ihm dabei stellen:
"Wie geht man damit um, wenn ein junger palästinensischstämmiger Muslim sagt, mit dem Davidstern verbinde er nur Unterdrückung und Vertreibung? Das ist Teil seiner Erinnerungskultur. Wie kann man ihn aber zugleich für die deutsche Geschichte sensibilisieren? Die Familiengeschichten von Muslimen in Deutschland sind nicht mit der Schuld am Holocaust verknüpft. Zugleich stehen wir als deutsche Staatsbürger in der Verantwortung. Die Synthese beider Erinnerungskulturen gelingt dann, wenn die Ermordung von sechs Millionen Juden als Angriff auf die Würde eines jeden Menschen vermittelt wird. Wenn dies angenommen wird, wird eine ausgewogenere Sicht auf den Nahostkonflikt möglich. Es ist dann kein Widerspruch, das Existenzrecht und die Sicherheit Israels zu akzeptieren und dies mit dem Engagement für das Existenzrecht der Palästinenser in gesicherten Grenzen zu verbinden. Denn beide Erinnerungskulturen münden in die Verpflichtung, einzuschreiten, wenn Menschen die Würde ihrer Mitmenschen antasten."
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Als am 1. April 1815 der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck zur Welt kam, gab es den Begriff Antisemitismus noch nicht. Man sprach von Judenfeindschaft, Judenhass oder benutzte das jiddische Wort »Risches«. Als Bismarck im Jahr 1898 starb, war der Ersatzbegriff Antisemitismus bereits seit zwei Jahrzehnten im Umlauf, ein angeblich zeitgemäßer, moderner und wissenschaftlicher Begriff."
Mit diesen Worten beginnt der israelische Historiker Moshe Zimmermann seinen informativen und interessanten Beitrag für die JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG, in dem er der Frage nachgeht, ob Bismarck ein Antisemit war: "Ich liebe sie unter Umständen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In einer vierteiligen, umfangreichen Gesprächsserie im DEUTSCHLANDRADIO erläutert der jüdische Journalist und Autor Günther Bernd Ginzel ein breites Spektrum des Themenfeldes "Das Judentum und Jesus von Nazareth". U.a. geht es um die religiösen wie auch die kulturellen und politischen Umstände zur Zeit Jesu, die unterschiedlichen jüdischen Gruppen, die sich in soziologischer und religiöser Hinsicht voneinander teilweise deutlich unterschieden bis hin zu der Frage, ob nicht statt Jesus viel mehr Paulus der Begründer des Christentums gelten müsse - und was all diese Aspekte für das Gespräch zwischen Christen und Juden bedeutet.
Die Links zu den vier Teilen des Gesprächs in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

„Der christlich-jüdische Dialog, Perspektiven einer Wiederbegegnung von zwei Religionsgemeinschaften“: ein anspruchsvoller Titel für ein Seminar, das Juden und Christen aus verschiedenen Ländern Ende letzten Jahres für drei Tage nach Salerno (Italien) gerufen hat, um eine Erfahrung echter Begegnung zu machen. Formell war es nur die Jahrestagung der Ökumeneverantwortlichen der katholischen Diözesen Italiens. Doch die Konferenz wurde zur inspirierendsten theologischen Begegnung zwischen Christen und Juden der letzten Jahre, meint Markus Himmelbauer, seines Zeichens Generalsekretär des Österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit in seinem Bericht: "Tikkun olam - Gemeinsam für die Heilung der Welt".
Nachzulesen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Übermorgen feiert er seinen 70. Geburtstag: Daniel Cohn-Bendit. Am 4. April 1945 wurde er im französischen Montauban geboren. Sein Vater Erich, laut Cohn-Bendit »ein linker Atheist«, war 1933 nach der Machtergreifung der Nazis aus Berlin emigriert. Als »Dany le Rouge« prägte er die 68er-Bewegung. Nach seiner Ausweisung aus Frankreich war er im Sozialistischen Deutschen Studentenbund und der APO aktiv. Von 1994 bis 2014 war er als Abgeordneter der Grünen Mitglied im EU-Parlament und meldete sich regelmäßig wie kontrovers zu aktuellen Debatten. Anlässlich seines bevorstehenden runden Geburtstages sprach die JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG mit ihm über seinen Abschied aus der Politik, Pessach in Israel und sein Alter: "Die Freiheit nehme ich mir".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Auf kaum eine Konstante war in der amerikanischen Politik der Vergangenheit so viel Verlass wie auf das Wahlverhalten der Juden: Die überwältigende Mehrheit von ihnen gibt zuverlässig den Demokraten ihre Stimme. So etwa auch bei der Wahl Barack Obamas in 2008, als er von 78 Prozent der amerikanischen Juden gewählt wurde und bei seiner Wiederwahl in 2012 immerhin noch 69 Prozent ihrer Stimmen erhielt. Diese Konstante jüdischer Unterstützung für die Demokraten scheint jedoch zu erodieren, wie Hannes Stein jetzt für die WELT berichtet: "Amerikas Juden wenden sich von den Demokraten ab".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jeder, der schon einmal in Wien war, kennt sie: Die prachtvolle Ringstraße, die den Kern der alten Kaiserstadt umschließt. Freilich, ohne jüdische Großbürger gäbe es die Ringstraße nicht, wie wir sie kennen. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wiens zeigt jetzt ihre Geschichte als "Jüdischer Boulevard" und erzählt vom Leben der Familien hinter den Palaismauern, wie Anne-Catherine Simon für die österreichische PRESSE berichtet: "Eine jüdische Triumphstraße in Wien".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Frage, ob die Theologie eine Wissenschaft ist, ist beinahe so alt, wie die Theologie selbst. In einem scharfen Essay im TAGESSPIEGEL argumentiert Heinz-Werner Kubitza, seines Zeichens selbst promovierter Theologe, warum die Theologie alles andere als eine Wissenschaft sei. So verweist er insbesondere darauf, dass die Theologie im Gegensatz zu jeder anderen Wissenschaft nicht einmal den Gegenstand ihres Forschens - Gott - nachweisen könne. "Und unser Gemeinwesen", so kritisiert er, "leistet sich aus Tradition auch weiterhin für rund 280 Millionen Euro jährlich an staatlichen Universitäten gelehrte Mythologie, gläubiges Denken und konfessionell gebundene Wahrheiten." Auch die elementare Konzentration der christlichen Theologie auf Person und Bedeutung Jesu sieht er äußerst kritisch:
"Man weiß heute, dass die biblische Verherrlichung ihrem Herrn bald davongaloppiert ist. Es ist allgemein anerkannt, dass er gläubiger Jude war und es bis zu seinem Tode geblieben ist, dass er sich nur gesandt sah 'zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel', dass also Nichtjuden einfach nicht seine Adressaten waren. Den Auftrag zur Weltmission hat ihm erst der Evangelist Matthäus in den Mund gelegt. Kaum ein Neutestamentler nimmt heute noch an, dass er sich tatsächlich selbst als Messias verstanden hat. Und jeder Neutestamentler weiß, dass Jesus mit seinem Tod offenbar keine Sühnefunktion verband, wie das später Paulus behauptet hat. Die großen Differenzen zwischen der Lehre Jesu und der Verkündigung des Paulus ist Theologen hinlänglich bekannt. Jesus hat mit dem entstehenden Christentum eher wenig bis gar nichts zu tun, der eigentliche Protagonist ist Paulus."
Der Link zu dem streitbaren Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

War die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer nur Etappe im Kampf der Lateiner gegen den Islam? Der Kulturwissenschaftler Paul M. Cobb hat mit seinem Buch „Der Kampf ums Paradies“ nun eine Kreuzzugsgeschichte aus muslimischer Perspektive geschrieben, in der diese und andere Fragen zu Wort kommen. Michael Borgolte hat das Buch für die FAZ bereits gelesen: "Im Heiligen Krieg winkte beiden Seiten himmlischer Lohn".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Den christlichen Leserinnen und Lesern erfreuliche Osterfeiertage,
 den jüdischen Leserinnen und Lesern Chag sameach pessach!


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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