Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
18.06.2015 - Nr. 1584

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 22. Juni 2015.



Guten Tag!

Nr. 1584 - 18. Juni 2015



Eine etwas verwirrende Nachrichtenlage präsentiert sich im Blick auf eine mögliche Auflösung der Einheitsregierung von Fatah und Hamas. Während einige Medien berichten, die Palästinenserregirung sei zurückgetreten, heißt es in anderen Berichten, ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas habe die Meldungen über einen Rücktritt des Ministerpräsidenten Rami Hamdallah dementiert. Hintergrund des offenbar neuerlichen Auseinanderdriftens von Gazastreifen und Westjordanland sind wohl separate Kontakte der Hamas zu Israel: "Fatah gegen Hamas: Palästinenserregierung zurückgetreten"
Links zu Berichten über die Lage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In Israel machen unterdessen der Konklikt zwischen Kulturministerin Regev und Kulturschaffenden in Israel weiterhin Schlagzeilen (siehe: Compass 15.06.2015). Regev versucht offenbar mit Subventionsstreichungen unliebige Künstler und Kultur zu reglementieren. "Kultur heißt, dem Volk Brot und Spiele zu geben." So sieht Israels neue Kulturministerin Miri Regev die Dinge. Kritische Künstler hingegen werden unter Druck gesetzt oder gar offen zensiert, berichet u.a. Christian Wagner für TAGESSCHAU.de. Auch Ulrich Schmid gibt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG einen sehr differenzierten Überblick zum Stand des Konflikts: "Die Verlockung der Bevormundung".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einem Essay in der WELT kritisiert Filipp Piatov recht deutlich die Community junger Israelis in Berlin. Er wirft ihr "linksradikale Schlagseite" und die Verbreitung eines "schrägen Israel-Bildes" vor, die letztlich den deutsch-israelischen Dialog belaste und die Situation der nichts-israelischen Juden in Deutschland verkenne:
"Integration findet bei vielen nicht statt. Man lebt in einer israelischen Blase und spricht nur äußerst mäßig Deutsch. Vom deutschen Diskurs über den Nahostkonflikt und damit verbundenen antisemitischen Auswüchsen weiß man nur wenig. Die linken Israelis Berlins sind nicht hier aufgewachsen. Sie haben keine Ahnung, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die israelkritische Foto-Ausstellung "Breaking the Silence" (siehe Compass 15.06.2015) soll nun doch in Köln gezeigt werden und zwar im Frühjahr kommenden Jahres – "in einem angemessenen Kontext", wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Unterdessen rechtfertigt der israelische Boschafter Yakov Hadas-Handelsman im Interview mit dem KÖLNER STADTANZEIGER Kritik und Vorgehen der israelischen Botschaft im Blick auf die umstrittene Ausstellung: Die Schau habe mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der deutsch-israelischen Beziehungen "nichts zu tun" - und das habe er gegenüber der Stadt Köln deutlich gemacht. Gerade in Deutschland hätte man "etwas sensibler sein können", so der Botschafter. In einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG argumentiert Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in eine ähnliche Richtung: "Ausstellung passt nicht zum Jubiläum".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

In der vergangenen Woche fand in Rom ein internationales Symposium statt, bei dem es um Krankheiten ging, die nach Nazi-Ärzten benannt sind. Es handelt sich dabei um etwa 15 Krankheiten, auf die dies zutrifft. Zu den bekanntesten gehören Morbus Wegener und das Reiter-Syndrom. "Sie alle sind nach Ärzten benannt, die im Laufe ihrer Karriere unethische, wenn nicht gar mörderische Verfahren angewendet haben. Wir sprechen hier nicht von bloßen Sympathisanten des NS-Regimes, sondern von Medizinern, die mit Menschenversuchen im KZ zu tun hatten", erläutert Cesare Efrati, einer der Organisatoren des Symposiums, in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG: "Das halten wir für unerträglich".
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT....

Als die vom Bundesinnenministerium eingesetzte Antisemitismus-Kommission zunächst ohne ein jüdisches Mitglied auskommen sollte, war die Empörung groß. Inzwischen hat das Innenministerium eingelenkt: Die Psychologin Marina Chernivsky und der Historiker Andreas Nachama, Direktor des Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" in Berlin, gehören nun zum Kreis der Fachleute. Mit Nachama sprach nun der TAGESSPIEGEL über Judenhass, Kommissionen, den Nahostkonflikt und die Grenzen der Israel-Kritik: "Wir brauchen einen Antisemitismusbeauftragten".
Der Link zum Interview in der Rubrk ANTISEMITISMUS.

Vergangene Woche fand in Berlin die Tagung »Reformator, Ketzer, Judenfeind – Jüdische Perspektiven auf Martin Luther« statt. Organisiert wurde sie gemeinsam von der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland und der Evangelischen Akademie zu Berlin. Ein Novum der Zusammenarbeit, das Hoffnung macht und Zukunftssignale setzen könnte. Olaf Glöckner nahm für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG an der Tagung teil und berichtet sehr angetan über die dort gehaltenen Vorträge: "Judenhass als Geburtsfehler".
Der Link zu seinem Tagungsbericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Unter evangelischen Theologen ist ein Streit entbrannt, der doch recht hohe Wellen geschlagen hat: Gehört das Alte Testament zur verbindlichen Sammlung biblischer Schriften, die unaufgebbare Richtschnur für den christlichen Glauben sind? Nein, meint der Berliner Professor Notger Slenczka in einem Aufsatz von 2013. Erst im April 2015 reagierte der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit Kritik, ebenso zahlreiche Professoren-Kollegen Slenczkas. Nachdem im SONNTAGSBLATT kürzlich Notger Slenczka selbst seine Position erläutert hat (siehe Compass 09.06.2015), antwortet ihm nun der Berliner Theologieprofessor Jens Schröter an gleicher Stelle: "Im Horizont der Schriften Israels".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Schleier war einst ihr Versteck und Gefängnis, ihre "Einzelhaft", wie sie es formulierte. Eines Tages allerdings kam sie für sich zu dem Schluß: „Es gibt keinen Gott.“ Dann wartete sie - Gottes Strafe blieb aus. Mina Ahadi ist Ex-Muslima - und steht inzwischen dem "Zentralrat der Ex-Muslime" vor. Der Verein versteht sich, wie der Name nahelegt, als Kontrast zum „Zentralrat der Muslime in Deutschland“, der, wie sie erklärt, oft als quasi-offizielle Vertretung aller aus muslimischen Ländern stammenden Menschen wahrgenommen werde. Bei den Ex-Muslimen haben sich Männer und Frauen aus islamisch geprägten Ländern wie Iran, Algerien oder Bangladesch zusammengetan. Ihnen ist gemein, dass sie dem Glauben abgeschworen haben. Barbara Nolte stellt Mina Ahadi und ihr Engagement in einem Porträt für den TAGESSPIEGEL näher vor: "Ex-Muslime gegen die Islamisierung des Abendlandes".
Der Link zum Porträt in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein jahrelang schwelender Streit in Potsdam um den Bau einer neuen Synagoge scheint nun beendet: Das Land Brandenburg finanziert den Bau eines religiösen Zentrums statt eines reinen Gotteshauses – und gibt die Trägerschaft an den jüdischen Wohlfahrtsverband. „Das ist der Durchschlag eines gordischen Knotens, weil ein Träger gefunden ist, der einen guten Draht zu den Gemeinden herstellen wird“, sagte Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne. In die allseits spürbare Erleichterung um ein mögliches Ende des Konflikts mischen sich jedoch auch Zweifel: Bei den zwei jüdischen Gemeinden, die laut Staatssekretär Martin Gorholt erst am Montag über das neue Modell informiert wurden, gab es am Dienstag keinen Jubel und ein eher betretenes Schweigen: "Land delegiert Synagogen-Streit".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Ihr erstes Buch erschien 1980 bei Beltz & Gelberg: »Bitterschokolade«. Heute ein Klassiker der Jugendliteratur. Dem sind mehr als 30 weitere Kinder- und Jugendbücher, zahlreiche Übersetzungen und viele Auszeichnungen gefolgt: Mirjam Pressler. Zu ihrem 75. Geburtstag, den die Autorin und Übersetzerin heute feiern kann, gratulieren HAGALIL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mit gebührenden Geburtstagsartikeln. Und in der WELT kommt das Geburtstagskind im Interview selbst zu Wort: "Ich wollte Erfolg als Autorin, nicht als Jüdin".
Die Links zum Geburtstag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die »Israelitische Bibel« des Rabbiners und Philosophen Ludwig Philippson (1811-1889) prägte das jüdische Leben des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Eine eigenständige und einzigartige Übersetzung, die Wortwahl und Klangfarbe des hebräischen Originals lebendig in einen flüssigen deutschen Sprachstil überträgt. Zum 125. Todestag des Übersetzers legt das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam eine behutsam revidierte Neu-Edition vor. Sie enthält die fünf Bücher Mose und die Prophetenlesungen für die Sabbat- und Festtage sowie Einführungen internationaler rabbinischer Autoritäten. Von Neuem wird Ludwig Philippsons Anliegen lebendig, eine allgemein zugängliche jüdische Bibelübersetzung für Haus-, Schul- und Synagogengebrauch zu veröffentlichen. Anlässlich der öffentlichen Präsentation der revidierten Neu-Edition der Tora Ludwig Philippsons hielt der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, ein Grußwort, das nun online nachzulesen ist. Und in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG stellt Chajm Guski die überarbeitete Neufassung näher vor: "Alt-neue Übersetzung".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Öko et orbi: Papst Franziskus wird grün! Heute vormittag wurde die neue Enzyklika von Papst Franziskus vorgestellt, in der sich zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche ein Papst ausführlich der Umwelt widmet. Und erneut kommen dabei auch sehr kapitalismuskritische Gedanken zum Ausdruck, die von franziskanischem Geist geprägt sind und an die Tradition der katholischen Soziallehre anknüpfen. Großes Lob findet die Enzyklika so auch bei Leonardo Boff, einem der profiliertesten Befreiungstheologen Lateinamerikas, der in der TAZ seine Sicht des Textes erläutert: "Pflege des gemeinsamen Hauses".
Links zu ersten Pressereaktionen und natürlich auch zum Wortlaut der Enzyklika in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

"Welches Buch sollte man lesen, wenn man sich über die Geschichte Israels informieren will? Dieses hier! Der Journalist Ari Shavit erzählt in 'Mein gelobtes Land' differenziert, engagiert und eindringlich - ohne sich als Richter aufzuschwingen." Mit diesem lobenden Eingangsurteil beginnt Carsten Hueck seine Buchvorstellung, die im DEUTSCHLANDRADIO zu lesen ist: "Das aufregendste Buch über Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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