Guten Tag!
Israel ist im Ausnahmezustand, was insbesondere in Jerusalem zu spüren ist. Die bedrückende Atmosphäre beschreibt Gil Yaron in einem Beitrag für die WELT u.a. wie folgt:
"Seit zwei Wochen kommen die Attentäter aus dem Nichts. Sie erstechen und erschießen scheinbar wahllos Menschen und greifen selbst Kinder an. Die Angst vor neuen Attentaten ist überall zu spüren: Am Donnerstag zogen Passagiere in einem Zug nach Haifa die Notbremse, weil ihnen ein arabischer Passagier verdächtig war. Fehlalarm. In Tel Aviv wurden Kindergärten angewiesen, ihre Eingangstüren abzuschließen. Private Wachdienste können die Nachfrage nicht bedienen, und so patrouillieren Eltern inzwischen selber bis zum Schulschluss bewaffnet auf dem Hof. Landesweit ist das Tränengas ausverkauft."
In einem weiteren Beitrag beschreibt ebenfalls Gil Yaron, welche fatale Rolle das Internet für die jungen Attentäter spielt und insbesondere die Kommunikation über Facebook ihre Motivation beeinflußt. Im Blick auf die Rolle der arabischen Medien hat auch Ulrich Schmid für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG Ähnliches beobachtet:
"In den arabischen Medien sind die Opfer grundsätzlich Palästinenser und die Täter Israeli. Dass die getöteten Muslime in praktisch allen Fällen zuvor auf Juden, oft auch auf Zivilisten, eingestochen hatten, wird selten erwähnt. Wird der Hintergrund dennoch einmal berührt, versteht es sich, dass eine Messerattacke in Ordnung ist. Für viele Palästinenser, vor allem für Jihadisten, sind grundsätzlich alle Israeli angreifbar, für noch mehr sind zumindest Soldaten als Repräsentanten der Besatzungsmacht Feinde, die man töten darf. Die Angreifer sind dann Kombattanten, in den Medien werden sie umgehend heroisiert."
Der israelische Historiker Tom Segev zielt in die gleiche Richtung und wirft Israelis wie Palästinensern "unverantwortliche Hetze" vor – die dazu führt, dass sich die Situation in Jerusalem noch weiter "brutalisiert". Im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO wertete Segev die sich häufenden Messer-Angriffe junger Palästinenser auf Israelis als "Facebook-Intifada". Es gehe hier um "junge Leute", die keinen Terrororganisationen angehörten und sich zu ihren Taten gegenseitig über soziale Netzwerke ermunterten. Den Politikern auf beiden Seiten warf Segev vor, zu hetzen.
Auch Peter Münch konstatiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die unheilvolle Rolle der "geistigen Brandstifter" und porträtiert einen von ihnen: Scheich Raed Salah, einen radikalen Islam predigt, eine neue palästinensische Intifada fordert - und gleichwohl einen israelischen Paß besitzt: "Antisemit aus Israel".
Sehr kritisch und mit spitzen Worten beschäftigt sich wiederum Ulrich W. Sahm mit der Berichterstattung in den deutschen und internationalen Medien über die Ereignisse der letzten Tage und Wochen: „Ungleich verteilte Mittel“
Die Links zu den genannten Beiträgen sowie zum Thema insgesamt in den Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND sowie ISRAEL INTERN.
Eine umfangreidche Wanderausstellung der Deutsch-israelischen Gesellschaft anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, die jetzt im Bundestag in Berlin eröffnet wurde, soll bis Ende 2016 in mehr als 18 weiteren Städten gezeigt werden. Eine hebräische Version der Ausstellung wird in vier Städten Israels gezeigt, neben Jerusalem und Tel Aviv auch Haifa und Beer Shewa, so berichten WELT und JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG, die die Ausstellung näher vorstellen: "Nicht normal, aber sehr intensiv".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Berlin zieht seit Jahren viele junge Menschen aus Israel an, darunter nicht eben wenige Künstler. Der Pianist Ohad Ben-Ari hat sie nun zusammengebracht und mit ihnen ein Festival initiiert, das von heute bis Sonntag stattfindet. Was genau sich dahinter verbirgt und was man auf dem Festival sehen und erleben kann, schildern TAGESSPIEGEL und BERLINER ZEITUNG: "Auswandern ins Ich".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Die Eisenacher Georgenkirche, in welcher der Taufstein Johann Sebastian Bachs steht, hat ein sehr dunkles Kapitel in ihrer Geschichte zu verzeichnen: die „Entjudung“ während der Nazi-Zeit, als nazitreue Christen alle Spuren des Jüdischen im Kirchenraum entfernten und übermalten. Pfarrer Stephan Köhler hat nun diese beschämende Vergangenheit recherchiert und will sie dokumentieren, wie Andreas Förster in seiner Reportage für die FRANKFURTER RUNDSCHAU schildert: "Die NS-Vergangenheit einer Kirche".
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hat in den 1960er Jahren den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main initiiert.In jüngster Zeit haben die Kinofilme «Im Labyrinth des Schweigens» und «Der Staat gegen Fritz Bauer» sein Leben und seinen juristischen Kampf nachgezeichnet. Wenig bekannt ist allerdings seine private Seite. Die aber wird nun unter anderem in rund 120 Briefen an den Schriftsteller Thomas Harlan, Sohn des Nazi-Regisseurs Veit Harlan, deutlich und zeugen von einer innigen, bisweilen aber schwierigen Beziehung, wie Hans Rubinich in seinem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erzählt: "Die sanfte Seite des Kämpfers".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
TAGESSPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten über eine heute in Berlin stattfindende Palästina-Kundgebung, gegen die sich von mehreren Seiten nun Protest erhebt:
"Schon das martialisch wirkende Flugblatt zu der Kundgebung sorgt für Empörung. „Intifada3“ prangt in roten Lettern über dem Aufruf zu einer Kundgebung am Freitag vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Dazu der Umriss des Staates Israel, bedeckt mit dem Muster des Palästinensertuches. Außerdem ist ein vermummter Mann zu sehen, der einen Stein wirft. Die Kundgebung findet unter dem Motto „Stoppt den israelischen Staatsterror“ statt. Veranstalterin ist die Palästinensische Gemeinde Deutschland (PGD). Am Mittwoch gab es bereits eine ähnliche Kundgebung in Bonn. Zudem wollen Palästinenser unter dem gleichen Motto am Freitag auch in Köln auf die Straße gehen."
Mehr dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das "Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus" (JFDA) legte diese Woche eine Studie vor, die den internationalen "Djihadterrorismus" beleuchtet. Auf 132 Seiten zeigt der Autor Berndt Georg Thamm, dass sich der gewalttätige Antisemitismus wie ein roter Faden durch das djihadterroristische Geschehen der letzten 25 Jahre zieht. Vor diesem Hintergrund äußert das JFDA explizit die Sorte vieler Juden in Deutschland vor einer weiteren antisemitischen Ausbreitung dieses Ungeistes durch die starke Zuwanderung von Flüchtlingen, die Deutschland derzeit erlebt. BERLINER ZEITUNG und TAGESSPIEGEL berichten weitere Hintergründe: "Sorge vor neuem Antisemitismus wegen Flüchtlingen".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Im Blick auf die geannnte Problematik berichten ZEIT und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG von einem aktuellen Fall in den Niederlanden: Dort sollen Hunderte überwiegend muslimische Flüchtlinge just in einem explizit jüdisch geprägten Viertel untergebracht werden, obwohl in den letzten Jahren öffentlich erkennbare Juden in den Niederlanden immer häufiger belästigt und bedroht wurden: "Die Statistiken verzeichnen von 2013 zu 2014 eine Zunahme von 100 auf 171 antisemitische Vorfälle. Die Zahl körperlicher Angriffe stieg von drei auf sechs. Vielfach sind die Täter junge Muslime."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In Berlin gibt es zahlreiche zerstörte Sakralbauten. Die Ausstellung „St. Nirgendwo“ will nun mit den einstigen Standorten von Kirchen und Synagogen vertraut machen. Michael Zajonz berichtet über weitere Hintergründe und Einzhelheiten der Ausstellung in seinem Beitrag für den TAGESSPIEGEL: "Gott wohnt hier nicht mehr".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum steht im Zentrum einer Ausstellung, die ab heute in der Berliner Sophienkirche zu sehen ist. Das jüdisch-evangelische Gemeinschaftsprojekt beleuchtet auf 16 Schautafeln die Haltung der Kirche zum Judentum in den vergangenen Jahrhunderten bis heute. Die JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG hat schon mal einen Blick auf die Ausstellung geworfen: "Das Erbe Martin Luthers".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Auch in Wien ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die sich mit Luther und den Juden auseinandersetzt: "Drum immer weg mit ihnen!". Im Blick auf diese Ausstellung hat sich nun der Vizepräsident des österreichischen "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit" und frühere evangelisch-methodistische Superintendent Helmut Nausner ausführlich zum Antijudaismus und christlichen Antisemitismus geäußert - und eine klare Positionierung gegen jede Judenfeindlichkeit gefordert, wie KATHPRESS berichet: "Antijudaismus fordert Kirchen immer wieder neu heraus"
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Marienschule in Offenbach hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, künftig auch eine begrenzte Anzahl jüdischer und muslimischer Mädchen aufzunehmen. Als erste katholische weiterführende Schule in Deutschland hat die Marienschule in Offenbach ein solches Konzept vorgelegt, mit dem Ziel einer „Profilschärfung durch Öffnung". Nun fand eine Podiumsdiskussion u.a. mit Kardinal Karl Lehmann statt, die von über 200 Betroffenen und Interessierten verfolgt wurde. Harald Richter war für die OFFENBACH POST bei der Veranstaltung dabei: "Nichts wird verwässert".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Von Fußball-Fans ist ja leider eher mal im Zusammenhang von rechtsradikalen Bestrebungen zu hören und zu lesen. Um so erfreulicher, was nun im Kontext der jüngsten Verleihung des angesehenen Julius-Hirsch-Preises des Deutschan Fußballbundes deutlich wurde, denn der diesjährige Preisträger sind die Fans des 1. FC Göttingen 05 gewesen. Warum? Sie haben in vorbildlicher Weise unter anderem die Geschichte jüdischer Fußballer recherchiert, wie Simone Volpers in der JUNGLE WORLD berichet: "Große Bühne, kleiner Sport".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Nicht nur die deutsche Einheit jährte sich in diesem Jahr zum 25. Mal, auch die russischsprachig-jüdische Zuwanderung nach Deutschland wird 25 Jahre alt. Die Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland blickte aus diesem Grund zurück – und wagte auch einen Blick in die Zukunft, wie Ralf Balke in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet: "Wir gehören zusammen!".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Nach Jahrhunderten der Vertreibung gibt es heutzutage in Barcelona wieder mehrere jüdische Gemeinden. Insgesamt sind es etwa vier- bis fünftausend Juden, die sich auf vier Gemeinden verteilen. Die älteste, die orthodoxe Comunidad Israelita de Barcelona (CIB), besteht aus etwa 350 Familien. Daneben gibt es u.a. noch die 1992 gegründete Reformgemeinde Atid (Hebräisch für Zukunft), in der vorwiegend aus Argentinien und Chile eingewanderte Juden organisiert sind. Josefine Haubold und André Anchuelo haben sich für die JUNGLE WORLD vor Ort einmal genauer umgesehen: "Auf den Spuren von Sepharad".
Der Link zu iher Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Eine Gruppe von Kindern hat Spaß am Spiel mit dem Glauben, stellt Fragen zu den Weltreligionen und setzt die Antworten gleich in witzige Szenen um. Daraus haben Jane Baer-Krause und Jan von Holleben wiederum ein Buch gemacht, das sich zum Ziel setzt, das Wissen über fremde Kulturen und Religionen zu fördern. Matthias Drobinski hat sich das Buch für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG angesehen: "Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Kinderfragen zu fünf Weltreligionen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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