Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
19.10.2015 - Nr. 1604

Vom Überleben einer Minderheit



Ahmad Mansour und Hamed Abdel-Samad erhalten am 22. Oktober die diesjährige Josef-Neuberger-Medaille

Düsseldorf - Der palästinensisch-israelische Psychologe und Buchautor Ahmad Mansour und der deutsch-ägyptische Politologe und Autor Hamed Abdel-Samad erhalten am (kommenden) Donnerstag die diesjährige Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Die Verleihung findet ab 19.00 Uhr in der Synagoge der NRW-Landeshauptstadt statt, erklärte der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise am Donnerstag gegenüber dem epd. Mit der Josef-Neuberger-Medaille ehrt die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands Personen des nichtjüdischen öffentlichen Lebens, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Mansour und Abdel-Samad werden für ihr jahrelanges Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet.

Mansour, der selbst als Antisemit aufwuchs und sich als Jugendlicher sogar in islamistischen Kreisen bewegte, setzt sich seit vielen Jahren aktiv gegen Antisemitismus ein, hieß es im Vorfeld der Verleihung. Er ist in verschiedenen Präventionsprojekten engagiert, und kämpft gegen religiösen Extremismus, Gewalt im Namen der Ehre, gegen Vorurteile und für eine demokratische Kultur des Dialogs, der individuellen Verantwortung und Kritikfähigkeit. Er setzt sich insbesondere gegen Antisemitismus in der muslimischen Gemeinschaft ein.
Abdel-Samad, geboren in Ägypten als Sohn eines Imans, lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Bekannt wurde er durch sein 2009 erschienenes Buch "Abschied vom Himmel", in dem er sich anhand seiner eigenen Geschichte kritisch mit dem Islam auseinandersetzte. Deshalb wurde eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen. Auch die politische Satiresendung "Entweder Broder – Die Deutschland-Safari", für die er sich im Jahr 2010 gemeinsam mit Henryk M. Broder auf "Forschungsreise" durch Deutschland begab, um Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und Integration zu beleuchten, hatte trotz später Sendezeit ein breites Medienecho.

Seit 1991 verleiht die Düsseldorfer Gemeinde die Auszeichnung, die nach dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Justizminister Josef Neuberger (1902 bis 1977) benannt ist. Zu den Trägern der Josef-Neuberger-Medaille zählen unter anderem Persönlichkeiten wie Bundespräsident a. D. Roman Herzog, Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Den Auftakt machte 1991 der damalige NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau.

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)


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