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Eigenständig denken war ihr Lebensmotto
»Israels Sohn nach Hause geleuchtet«
Gam su letova
Ausstellung zum Werk des deutsch-jüdischen Schriftsteller Edgar Hilsenrath
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Seit seinem Erstlingswerk "Nacht", in dem er seine Erfahrungen als Überlebender des Ghettos auf grausam realistische Art und Weise schildert, umkreist der Autor den Holocaust. In seinem Gesamtwerk schreibt er gegen das Vergessen an und sucht damit "der untersten Schicht im Ghetto" ein Denkmal zu setzen.
Das Ausland hat ihn zum Bestsellerautor gemacht, in Deutschland ist der 1926 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Leipzig geborene Hilsenrath trotz Büchern wie "Der Nazi und der Friseur" oder "Das Märchen vom letzten Gedanken" immer noch ein Geheimtipp. Das liegt zum Teil sicherlich daran, dass Hilsenrath ein Außenseiter der deutschen Nachkriegsliteratur war, der auf eigenwillige Weise die Schrecken des Holocaust zur Sprache brachte. Fast unerträglich realistisch und brutal, mit schwarzem Humor und teils grotesken Zuspitzungen. Der Schriftsteller habe sich den Fragen nach Identität und Heimat immer wieder neu stellen müssen, da das Deutsche "nicht nur seine literarische Sprache, sondern auch die Sprache seiner Peiniger" war, hieß es bei der Eröffnung der bis zum 10. April terminierten Schau.
Schon als Kind sah sich Hilsenrath nach den Worten von Kurator Helmut Braun dem Rassenwahn der Nationalsozialisten ausgesetzt, wurde von Lehrern und Mitschülern drangsaliert, sein Vater musste Möbelgeschäft aufgeben und bemühte sich vergeblich um ein Visum für die USA. Das Familienoberhaupt tauchte schließlich in Frankreich unter, während der junge Edgar mit seiner Mutter und seinem Bruder in die rumänische Stadt Siret floh, wo sein erster Roman "Der weiße Neger" entstand. Doch statt der erhofften Sicherheit erwartete sie die Deportation ins ukrainische Ghetto Moghilev-Podolsk, in dem zehntausende Bewohner an Hunger und Seuchen starben. 1944 wurden sie dort von der Roten Armee befreit.
Hilsenrath und seine Familie gehörten zu den Überlebenden, doch der junge Schriftsteller blieb ein Heimatloser. Er wanderte nach Palästina aus, später von dort nach New York. Doch die Sehnsucht nach der Muttersprache Deutsch ließ ihn in die Heimat zurückkehren. Berühmt wurde er mit seinem Roman "Der Nazi & der Friseur", der Geschichte eines SS-Schergen, der sich nach dem Krieg mit geraubter Identität als jüdischer Holocaust-Überlebender ausgibt. Die Weltauflage beträgt weit über eine Million.
Der Roman war 1971 zunächst in den USA erschienen, in englischer Übersetzung. Kein deutscher Verlag hatte sich an das Werk herangetraut, es gab mehr als 60 Absagen. Erst 1977 wagte ein Kölner Verleger eine deutsche Ausgabe des Buches, das die Geschichte aus der Perspektive eines Täters erzählte. In der Solinger Ausstellung ist das Buch in mehreren Sprachen vertreten, ebenso Hilsenraths Werk "Das Märchen vom letzten Gedanken", das sich mit dem Völkermord an den Armeniern befasst. Ergänzt wird die Schau durch zahlreiche Fotos, Manuskripte und private Dokumente des Schriftstellers sowie durch Audiostationen.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet:
www.ku nstmuseum-solingen.de
Microtext-Journalistenbüro)
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