Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
04.04.2016 - Nr. 1631

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Donnerstag, 07. April 2016.



Guten Tag!

Nr. 1631 - 04. April 2016



Ohne Israel würde sich der IS noch viel weiter ausdehnen - und die Flüchtlingskrise sei nur zu lösen, wenn "man den militanten Islam an der Wurzel packt". Zwei Kernbotschaften, die der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem umfangreichen Interview mit der WELT zum Ausdruck bringt. Außerdem geht es in dem Interview natürlich auch um das deutsch-israelsiche Verhältnis, die angeschlagenen Beziehungen zu den USA, das Atomabkommen mit dem Iran, aber auch um die von Kritikern befürchteten illiberale Tendenzen in der israelischen Gesellschaft. Auf eine entsprechende Frage antwortet Netanjahu:
"Es wird zu viel Negatives über Israel geschrieben, das so robust und so frei ist. Gerade erst hat der Oberste Gerichtshof mit fünf Richtern, von denen einer ein Araber ist, ein Urteil gegen den Premierminister, gegen mich, gefällt. Ich bin enttäuscht. Aber es steht außer Frage, dass ich mich diesem Urteil beugen und andere Wege suchen werde, um das Erdgas vor Israels Küste zu erschließen. Das zeigt, wie robust unsere Demokratie ist, nicht nur im Vergleich zu unseren Nachbarn, sondern im Vergleich zu jeder anderen Demokratie. Zeigen Sie mir einen anderen demokratischen Staat so groß wie Hessen, der mit insgesamt 25.000 Raketen beschossen wurde, ständig von Terror bedroht wird – und dennoch Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, die Unabhängigkeit der Justiz und völlige Redefreiheit bewahrt. Das sollte man im Auge behalten, bevor man über Israel urteilt."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

«Spielen und lernen», so lautet das Motto der Palästinenserin Hanan al-Hroub, die kürzlich weltweit Schlagzeilen machte, als sie den «Global Teacher Prize» erhielt, die Auszeichnung für den besten Lehrer der Welt. Papst Franziskus hatte die Gewinnerin des immerhin mit einer Million Dollar dotierten Preises per Videobotschaft bekannt gegeben. Susanne Knaul stellt die stolze Preisträgerin in der schweizer Tageszeitung DER BUND näher vor: "Die stille Heldin aus Ramallah".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In der WELT verrät Sara Lemel, warum Israels Militärgeheimdienst in seiner Arbeit auch Autisten einsetzt. Ihre besonderen Fähigkeiten wie etwa akribisches Arbeiten, hohes technisches Verständnis sowie ihre Loyalität und ihr Leistungswille scheinen für bestimmte militärische Dienste geradezu prädestiniert. In Israels Armee arbeiten einige Dutzend solcher Soldaten mit Autismus-Spektrum-Störungen, wie sie berichtet.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Im Interview mit dem TAGESSPIEGEL schildert der israelische Experte Boaz Ganor seine Einschätzung der Anschläge von Brüssel und erläutert, wie die Terrorproblematik auf dem Hintergrund der israelischen Erfahrungen besser in den Griff zu bekommen sei: "Europa braucht eine Anti-Terror-Zentrale". Ergänzend dazu ein Beitrag auf RTL, der darüber aufklärt, wie in Israel Flughäfen gegen den Terror geschützt werden: "Israel als Vorbild für Europa?"
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Presseagentur "Associated Press" (AP) hat offenbar in den 1930er Jahren offiziell mit den Nazis kooperiert und dabei US-Zeitungen mit Material versorgt, das direkt von Goebbels' Propagandaministerium in Berlin verfasst bzw. ausgewählt wurde. Zu diesem Schluss gelangte die deutsche Historikerin Harriet Scharnberg nach dem Studium von entsprechendem Archivmaterial. EXTREMNEWS und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichten näher über die Hintergründe: "Wie eine US-Agentur den Nazis Material für rassistische Hetze lieferte".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nach mehr als 20 Jahren Arbeit hat ein Coburger Informatiker jetzt das "Itinerar" Adolf Hitlers vollendet. Dahinter verbirgt sich eine akribische, optisch aufwendig dargestellte Zeitlinie, die genauestens darüber Auskunft gibt, wo der Diktator wann genau war. Die vier Bände bieten viele Ansätze für künftige Studien, meint Antonia Kleikamp, die die nun publizierten vier Bände genauer vorstellt: "Was Hitler in seinem 'Urlaub' so alles tat".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die steigenden Flüchtlingszahlen aus muslimischen Gegenden verunsichern und verängstigen viele Juden in Deutschland. Wie offen, so fragen sich nicht wenige, kann sich jüdisches Leben in Zukunft noch zeigen? Vor dem Hintergrund dieser wachsenden Sorgen wächst zugleich auch das Bedürfnis nach mehr Polizeipräsenz und Sicherheitstechnik, wie Henning Hübert in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO berichet: "Bedürfnis nach mehr Schutz".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Dass die angesprochenen Ängste keineswegs grundlos sind, illustriert ein Beitrag von Alexander Nabert in der JUNGLE WORLD. Er berichet, dass im Jahr 2015 in Deutschland jeden Tag durchschnittlich zwei antisemitische Straftaten polizeilich erfasst wurden. Dabei zeigten diese offizielle Zahlen nur einen kleinen Anteil solcher Taten, wie die Arbeit unabhängiger Beobachtungsstellen in Berlin und Kassel belegen: "Doppelte Portion Antisemitismus".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Es war erst letzte Woche, als das NDR-Magazin "Extra3" wegen des satirischen Musikvideos "Erdowie, Erdowo, Erdogan" über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Schlagzeilen geraten war. Nun sorgt ein neues Video des Satiremagazins für neuerliches Aufsehen im Netz.  Der Beitrag mit dem Titel "Religion als Medikament" wurde innerhalb von einem Tag rund 900.000 Mal angeschaut und 14.000 Mal "geteilt", also im Sozialen Netzwerk Facebook weiterempfohlen. In dem zweiminütigen Clip werden die fünf Weltreligionen in Tablettenform präsentiert: Das Medikament "Religion" helfe "bei verschnupfter Seele, innerer Leere, Angst und Einsamkeit", erklärt ein Schauspieler. Doch leider komme es immer wieder "zum Missbrauch durch Überdosierung". Die schlimmsten Folgen hätten sich früher in den Kreuzzügen gezeigt, heute bei fundamentalistischen Predigern, Radikalisierung und Terrorismus. "Man könnte fast sagen, Religion ist Crystal Meth fürs Volk", so das satirische Fazit.
Mehr dazu und natürlich das Video selbst - ansehen!! - in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Immer wieder und schon seit Jahren ist der Vorwurf zu hören, Muslime und der Islam im Allgemeinen würden medial in einem besonders schlechten Licht dargestellt. Empirisch íst man bislang dieser Kritik allerdings kaum nachgegangen, meist resultierte der Vorwurf eher aus unsystematischen Beobachtungen und einem allgemeinen Gefühl. Eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie machte jetzt allerdings deutlich, dass die Vorwürfe wohl doch nicht aus der Luft gegriffen sind, wie Emran Feroz für TELEPOLIS berichtet: "Muslime und Islam: Schlimmer als Krebs und Kokain".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Inwieweit der islamistische Terror etwas mit dem Islam zu tun habe oder nicht ist eine vielfach diskutierte und umstrittene Frage, der sich nun in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG Felix E. Müller wimdet. Ohne Fundamentalismus in den Moscheen gäbe es die Gewaltorgien der Islamisten nicht, betont er, weist aber zugleich darauf hin, dass auch andere Religionen solche Exzesse kennen. Müllers Überlegungen münden schließlich u.a. auch in die Frage, inwieweit nicht die Abschaffung von Religion überhaupt erst eine Garantie für eine Welt mit weniger Streit und Gewalt gebe: "Der heutige Terror ist vom Islam inspiriert. Das spricht nicht gegen Religion".
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Bis zu 30.000 Israelis leben mittlerweile in Berlin. Und das hat zur Folge, dass man nicht nur häufiger Hebräisch auf den Straßen hört. Inzwischen gibt es eine ganz eigene Infrastruktur, die sich die Israelis in Berlin geschaffen haben, Dutzende von Facebook-Gruppen, Community-Angebote wie "HaBait" (bedeutet "Das Haus" beziehungsweise "Zuhause") oder das Magazin "Spitz", das auf Hebräisch und manchmal auch auf Deutsch erscheint. Gleichwohl, so berichtet Hannah Lühmann in einem längeren Beitrag für die WELT AM SONNTAG, kann man in jüngster Zeit beobachten, dass das, was mit Berlin durch seine israelischen Bewohner passiert, gerade in eine neue Phase eintritt: "Es geht nicht mehr um die Deutschen".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Am 2. April vor 90 Jahren wurde der Schriftsteller Edgar Hilsenrath in Leipzig geboren. Mit viel Glück und Kraft hat er die Shoa überlebt und ein literarisches Werk geschaffen, das auf mutige, schonungslose, aber auch lustvolle Weise Zeugnis von seiner Auseinandersetzung mit dem selbst erlebten Grauen und der Finsternis ablegt. Ein Buch etwa wie der 1948 in New York entstandene Roman "Nacht" ist dabei Lichtjahre entfernt von dem, was man hierzulande abschätzig »Bewältigungsliteratur« nennt. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gratulieren mit eindrücklichen Porträts das Geburtstagskind: "Tief in den Stollen der Erinnerung".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Er trank zu viel, hatte nie die richtigen Papiere – und war zeitlebens so staatenlos wie seine Sprache: Jiddisch. Jetzt ist eine opulente Biografie von Efrat Gal-Ed über den großen Volkssänger Itzik Manger erschienen, die nicht nur ein beeindruckendes Porträt dieses jiddischen Dichters, sondern zugleich ein Zeitproträt des untergegangenen "Jiddischlandes" liefert. Dirk Schümer hat es für die WELT gelesen: "Der Barde einer ermordeten Zivilisation".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Dieser Mann müsste Deutschland hassen, doch stattdessen schreibt er Witze: Jacky Dreksler. Der STERN hat mit dem jüdischen Komiker ein Gespräch über seine harte Kindheit als Sohn einer Holocaust-Überlebenden geführt - und über den Unterschied zwischen deutschem und jüdischem Humor. Und natürlich erzählt Dreksler auch einen jüdischen Witz:
"Adam und der liebe Gott treffen sich im Paradies. Und sagt Gott: "Adam, wie gefällt dir eigentlich die Frau, die ich dir da gemacht habe?" "Och", sagt Adam, "gut, gut. Aber warum hast du sie so unglaublich hübsch gemacht?" Sagt Gott: "Damit du sie liebst." "Und warum hast du sie so unglaublich sexy gemacht?" Gott: "Damit du sie liebst." Adam: "Gut und schön, aber warum hast du sie so unglaublich blöd gemacht?" Gott: "Damit sie dich liebt." Sehen Sie: So ist der jüdische Witz in seiner Idealform. Wir lachen nicht über andere. Sondern über uns. Trotz allem."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Mit seiner Kritik am Religionsunterricht in Deutschland hat Kurienerzbischof Georg Gänswein kürzlich eine Debatte ausgelöst, in deren Mittelpunkt die Frage steht, was Jugendliche am Ende ihrer Schullaufbahn über das Christentum - oder besser: über den Katholizismus - gelernt haben müssten. Björn Odendahl fasst auf KATHOLISCH.de den bisherigen Verlauf der Debatte mit ihren unterschiedlichen Reaktionen zusammen: "Kein Ort für Katechese. Eine Debatte um den Religionsunterreicht in Deutschland".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

In der FAZ stellt Peter Hoeres eine nun in Buchform vorliegende Studie von Kristina Meyer vor, in der es um das Verhältnis der SPD zur NS-Vergangenheit geht. Deutlich werde dabei, dass die SPD vergangenheitspolitischem Streit eher aus dem Wege zu gehen suchte. Auch unter Willy Brandt, der wegen seiner Emigration nach Norwegen zur Zeit des „Dritten Reiches“ in den 1950er und 1960er Jahren noch attackiert wurde, blieb letztelich eher ein Versöhnungsnarrativ vorherrschend, eine Mischung aus "Diskretion und Pragmatismus".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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