ACHTUNG
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In dem Einkaufsviertel Sarona Market in Tel Aviv ist am Mittwochabend ein Terroranschlag verübt worden. Vier Menschen wurden getötet, 16 verletzt, einer von ihnen schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Bei den vier Opfern handelt es sich um Dr. Michael Feige (58) aus Midreshet Beer Sheva, der als Professor für Israel-Studien an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beer Sheva lehrte. Er hinterlässt drei Kinder. Ido Ben Ari (39) aus Ramat Gan arbeitete in leitender Position in der israelischen Zweigstelle von Coca-Cola. Er war Vater von zwei Kindern. Seine Frau wurde bei dem Angriff schwer verletzt und befindet sich im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv. Ilana Naveh (39) aus Tel Aviv war laut Medienberichten in Sarona, um den Geburtstag eines Freundes im Café zu feiern. Sie hinterlässt vier Kinder. Mila Mishaev (32) aus Rishon Lezion wartete gerade auf ihren Verlobten, als die Terroristen das Feuer eröffneten. Es gelang ihr noch, ihn direkt nach dem Angriff schwerverletzt anzurufen. Später erlag sie im Krankenhaus ihren Verletzungen.
Links zu aktuellen Berichten und ersten Reaktionen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL
Der Prozess gegen den israelischen Soldaten, der einen bewusstlos am Boden liegenden Palästinenser per Kopfschuss tötete und dabei gefilmt wurde, nimmt größere Ausmaße an als vermutet. Denn laut Zeugenaussagen war unmittelbar vor dem Todesschuss in Hebron ein zweiter Palästinenser unter gleichen Umständen in unmittelbarer Nähe ums Leben gekommen, berichtet Susanne Knaul für die TAZ: "Zweimal geschossen?"
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Zwischen 2011 und 2014 hat die Deutsch-Israelische Schulbuchkommission deutsche und israelische Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde im Hinblick der Darstellung des jeweils anderen Landes hin untersucht. Der im Sommer 2015 vom Georg-Eckert-Institut vorgelegte Bericht (siehe Compass 22.06.2015) fördert wenig Erfreuliches zutage, was nun auch in einer Diskussion in Berlin bestätigt wurde, an der Experten aus Bildungspolitik, Schulbuchforschung und dem Schulbuchverlagswesen teilgenommen haben. Dirk Sadowski, wissenschaftlicher Koordinator der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission des Georg Eckert-Instituts und einer der verantwortlichen Mitarbeiter der Studie, konstatierte nüchtern, dass sich in den letzten 30 Jahren „im Prinzip nichts, oder nur sehr wenig geändert (hat) an der Israeldarstellung“. Es habe sich eine starke Vereinseitigung des Bildes von Israel offenbart. ISRAELNETZ hat die Diskussion der Experten beobachtet und zusammengefasst: "Verheerend: Verzerrtes Israelbild in deutschen Schulbüchern".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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In der WELT erinnert Richard Herzinger an den "Historikerstreit", der vor 30 Jahren von dem Historiker Ernst Nolte ausgelöst wurde, als dieser in einem Beitrag für die FAZ - so der Vorwurf - den Holocaust und die deutsche Schuld zu relativieren suchte. Die heftige öffentliche Debatte zog sich seinerzeit fas ein Jahr lang hin. "Aber geht sie nicht weiter?" fragt Herzinger und zieht einige interessante Parallen zu derzeitigen Positionen der AfD: "Er sagte zuerst, was die AfD jetzt denkt".
Der Link zum Essay in der Rubrik VERGANGENHEIT...
"Gunst und Gewalt. Sport in nationalsozialistischen Konzentrationslagern" ist der Titel der Dissertation, mit der die Berliner Historikerin Veronika Springmann promoviert wurde. Ein zentrales Thema spielt darin der Fußball, der sowohl unter den Nationalsozialisten als auch bei ihren Opfern hoch im Kurs stand, denn ab 1942 gestattete die SS ausgewählten Häftlingen, Fußball zu spielen. Als Präme für gutes Arbeiten. Sven Felix Kellerhof fasst in der WELT die wichtigsten Ergebnisse der Dissertation zusammen und schildert Hintergründe: "Als zwischen den Gaskammern Fußball gespielt wurde"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Zwei interessante und teilweise gegenläufige Beiträge beschäftigen sich einmal mehr mit der Frage des antisemitischen Bedrohungspotenials, das durch den Zuzug von Flüchtlingen aus dem nahöstlichen Raum nach Deutschland zu erwarten ist. Im TAGESSPIEGEL mahnt Rabbiner Abraham Cooper, Ko-Vorsitzender des Simon Wiesenthal Zentrums, Deutschland müsse seine Werte offensiv verteidigen und im Rahmen der Integration von muslimischen Migranten der Bekämpfung des Antisemitismus einen hohen Rang einräumen. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU wiederum setzt sich Danijel Majic vor etwas anderem Hintergrund mit der gleichen Problematik auseinander. Majic beschreibt zunächst die Versuche rechtspopulistischer Bewegungen, den vorgeblichen Antisemitismus unter Muslimen politisch zu instrumentalisieren. Doch die Wahrheit ist deutlich komplexer, meint Majic und verweist u.a. auf den Einspruch von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, der schon mehrfach betont habe, dass in Deutschland nach wie vor die meisten antisemitischen Straftaten von Rechtsextremisten begangen werden. Ein Fakt, der von AfD „offensichtlich bewusst“ übersehen werde, so Schuster: "Die plakative Sorge der Rechten".
Die Links zu den beiden erwähnten Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In einer Glosse für die TAZ problematisiert Micha Brumlik eine Martin-Luther-Figur von Playmobil, die kürzlich im Vorgriff auf das Lutherjubiläum 2017 produziert wurde und die "kaum anders als auf jeden Fall als antijüdisch, wenn nicht gar antisemitisch zu bezeichnen ist". Warum das so ist und was das mit der AfD zu tun hat, führt erläutert er in seinem Beitrag: "Was die AfD und Playmobil eint".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Sitzen im Jahr 1938 zwei Juden in New York auf einer Parkbank. Der eine liest die New York Times und der andere liest den Stürmer, da fragt der mit der Times den anderen: „Wie kannst du so ein fürchterliches Schundblatt lesen?", jener antwortet: „Wieso nicht? Was steht bei dir drin? Wir werden verfolgt, wir werden ermordet, niemand hilft uns. Und hier steht, dass uns die ganze Welt gehört und wir unglaublich reich und mächtig sind. Da les ich lieber meine Zeitung."
Mit diesem jüdischen Witz beginnt Monty Ott, stellvertretender Bundesvorsitzender des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, einen längeren Beitrag in der HUFFINGTON POST, in dem er einen Gang durch die Geschichte antisemitische Vorurteile und Verschwörungstheorien unternimmt: "Wie ein 'Gerücht' tödlich werden kann".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Ein alter Mann mit Rauschebart und weißem Haar – dieses Gottesbild gilt spätestens seit Sigmund Freud und Ludwig Feuerbach als kindisch. Doch es war ein langer Weg bis zur Entmaterialisierung des Höchsten: Der Kirchenhistoriker Christoph Markschies zeichnet in seinem neuen Buch "Gottes Körper" antike christliche, jüdische und "heidnische" Gottesvorstellungen nach. Manches davon wirkt bis heute weiter, stellt Gisela Keuerleber fest, die das Buch und seine Thematik in DEUTSCHLANDRADIO erläutert: "Gott ist Luft".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide wirbt für einen "europäischen Islam", "der sich als selbstverständlichen Teil Europas sieht und entfaltet". Im Interview mit dem Bonner GENERAL-ANZEIGER warnte der in Münster lehrende Wissenschaftler, der muslimische Religionslehrer für NRW ausbildet, vor einer "gefährlichen Rhetorik" etwa deutscher muslimischer Verbände und beschreibt, wie sich Theologie und Religionsunterricht auf eine moderne Gesellschaft einlassen müssen: "Wir brauchen einen europäischen Islam".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Im Blick auf die diese Woche in Frankreich beginnende Fußball-Europameisterschaft sind in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG gleich drei Beiträge zu lesen, die von diesem Ereignis inspiriert sind: Martin Krauss erinnert an ein legendäres Fußballspiel im März 1924, als der Berliner Verein Tennis Borussia die österreichische Weltklassemannschaft Hakoah Wien zu einem Freundschaftsspiel zu Gast hatte: "Als Europas bester Fußball jüdisch war". Beate Lormaier wiederum schildert ganz gegenwartsbezogen, wie fromme Juden in Frankreich die bevorstehende Europameisterschaft erleben - oder auch nicht: "Der Bildschirm bleibt schwarz". Und schließlich legt der Fußballkommentator und Fernsehjournalist Marcel Reif ein nicht zuletzt biographisch motiviertes, engagiertes Plädoyer für Toleranz im Sport vor. U.a. schreibt er: "Hass und Hetze haben im Fußball absolut nichts verloren. Und dass diese wunderbare Sportart immer wieder und immer häufiger dafür missbraucht wird, ist ein Skandal."
Alle Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Wenn Sie alt genug sind, d.h. in den 70er und frühen 80er Jahren musikbegeisterter Teeni waren, werden Sie sich an den Moderator der legendären Fernsehsendung "Disco" erinnern: Ilja Richter. Damals wußte niemand, dass Richter Jude ist. Inzwischen hat sich das geändert. Die freilich nicht immer ganz einfache Auseinandersetzung des Schauspielers, Filmemachers und Synchronsprechers mit seinen jüdischen Wurzeln schildert Robert Kalimullin in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Der Fünf-Minuten-Jude".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Es ist das Ur-Rätsel, eine der Ur-Fragen des Menschen, die Theodizee-Frage: Ist Gott ohnmächtig? Dann wäre er entlastet angesichts des Leids, das Menschen widerfährt. Oder ist er allmächtig? Dann bleibt jenen, die an ihn glauben, vielleicht nur eines: die Anklage. So wie es einst Hiob tat, der mit seinem Gott gehadert und ihn angeklagt hat. Burkhard Reinartz beschreibt diese Problematik in einem längeren Essay für DEUTSCHLANDRADIO exemplarisch am Beispiel des Hiob-Romans von Joseph Roth: "Von der Schwere des Glücks".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Der Papst verschreckt seine Kleriker: Laien - und damit eben auch Frauen - bekommen in der Kurie mehr Einfluss, Bischöfe können künftig leichter des Amtes enthoben werden. Die neuen Regelungen sagten einiges über die Machtstellung von Franziskus aus, sagte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO. Franziskus, so sagt Schüller, nutze seine Amtsgewalt wie keiner seiner Vorgänger:
"Sympathisch, wie Papst Franziskus rüberkommt - und das ist gut für die Kirche, damit da kein falscher Zungenschlag reinkommt – aber er regiert zum ersten Mal wirklich mit der Gewalt, die er hat - seit 1870, seit dem ersten Vatikanum. Er regiert wie ein absolutistischer Herr – das muss man so deutlich sagen. Die Macht hat er."
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Bild und Idee vom Weltuntergang sind sehr charakteristische Motive für die westliche Zivilisation. So zeigt der Mittelalterhistoriker Johannes Fried in seiner Biografie der Apokalypse, dass die Vorstellung, am Tag des Zorns werde die Welt komplett ausgelöscht und Gericht über die Seelen gehalten, so radikal nur in der jüdischen und dann christlichen Tradition existiert. Matthias Heine stellt Frieds Buch in der WELT näher vor: "Der 'Dies irae' wird kommen, soviel ist sicher".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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