Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
23.01.2017 - Nr. 1689

ACHTUNG

Am Donnerstag, 26. Januar 2017, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 249 mit einer Buchvorstellung zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar).


Guten Tag!

Nr. 1689 - 23. Januar 2017



Die Palästinenser nehmen einen neuen Anlauf, sich zu einen und zu wählen ... wieder einmal. In Moskau haben die wichtigsten palästinensischen Parteien vergangene Woche die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit verkündet. Putin hat die Annäherung befördert. Kann er mehr als Obama? Ulrich Schmid berichtet für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Palästinensisches Einheitsgelöbnis".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Armut ist allgegenwärtig, Drogengeschäfte an der Tagesordnung, die Cops fies. Der Spielfilm „Junction 48“, der jetzt in unseren Kinos anläuft, erzählt von der wenig erbaulichen Erfahrung, als junger Araber in Israel aufzuwachsen. Einen Ausweg aus der traurigen Situation bietet da die Musik. Und so ist „Junction 48“ eigentlich ein ganz normaler Hip-Hop-Film, nur dass er nicht in einer US-Stadt spielt,  sondern in der israelischen Stadt Lod, unweit von Tel Aviv. Gedreht hat den Film Udi Aloni, einer der profiliertesten Filmemacher Israels - und liefert mit ihm gewissermaßen den Soundtrack zum Nahost-Konflikt. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU, ISRAELNET, und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG stellen den Film näher vor: "Ein Weg für die Wut".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Vergangene Woche in der der Ortschaft Umm al-Hiran im israelischen Negev: am frühen Mittwochmorgen kommen dort zwei Menschen gewaltsam zu Tode. Laut Polizeiangaben wurde ein Mann erschossen, als er im Begriffe stand, mit seinem Auto die Einsatzkräfte zu rammen, die ins Dorf gekommen waren, um beduinische Häuser abzureissen. An der von der Polizei gegebenen Version gibt es allerdings inzwischen erhebliche Zweifel. Etliche Einwohner sprechen gar von kaltblütigem Mord, wie die FRANKFURTER RUDNSCHAU und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichten: "Schwere Vorwürfe gegen Israels Polizei".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Israel ist unsere Zukunft": Diese Äußerung von AfD-Funktionär Pretzell sorgt für Debatten - innerhalb der AfD und quer durch das rechtspopulistische Spektrum. Ein Konzept mit Konfliktpotential. Wie halten es die Rechtspopulisten in Europa mit Israel? Patrick Gensing versucht für die TAGESSCHAU eine Antwort auf diese Frage zu geben: "Europoas neue Rechte streiten über Israel".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Der NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner soll nach Recherchen eines französischen Magazins unter elenden Bedingungen in Syrien gestorben sein. Er habe die letzten Jahre seines Lebens in einer Kellerzelle des Geheimdienstes in Damaskus verbracht, berichten BERLINER und SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG befragte dazu den Journalisten Georg M. Hafner, der gemeinsam mit der Journalistin Esther Schapira schon vor Jahren einen Dokumentarfilm über Alois Brunner gedreht hatte: "Alle haben permanent gemauert".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Zuzana Ruzickova überlebte als Teenager Auschwitz und wurde nach dem Krieg zu einer weltweit gefeierten Cembalistin. Ihre Liebe gilt der Musik Johann Sebastian Bachs: »Bach war der Strohhalm, der mich über Wasser gehalten hat.« Am 14. Januar wurde die tschechische Musikerin 90 Jahre alt. Kilian Kirchgeßner zeichnet ein Porträt der Musikerin für das SONNTAGSBLATT: "Von Auschwitz zum Weltstar".
Der Link daz in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Zwei Entwicklungsstränge lassen sich in den vergangenen Jahren im Umgang mit der deutschen Erinnerungskultur an das Dritte Reich, seine Untaten und vor allem an den Holocaust beobachten, so erläutert Robert Probst in einem lesenswerten Essay für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Die einen konstatieren oder beklagen das Ende der Ära der Zeitzeugen. Diese rückt ganz notwendigerweise immer näher... Und dann gibt es den zweiten Entwicklungsstrang, der von einigen Historikern und Soziologen vertreten wird. Sie sagen, überspitzt formuliert: Es ist gar nicht so schlimm, wenn die Zeitzeugen aussterben. Sie finden, man dürfe die Geschichte des Holocaust eben nicht von solchen Zeitzeugen vermitteln lassen, die ihre Geschichte immer mit dem Wissen dessen erzählen, der den Holocaust überlebt hat." Probst problematisiert die schwierige Frage, wie sich der Übergang von der "heißen" zur "kalten" Erinnerung gestalten lassen kann - und er findet Antworte in außergewöhnlichen Autobiographien der Überlebenden selbst: "Das Vermächtnis der Überlebenden".
Der Link zum Essay in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Der Berliner Autor und Satiriker Shahak Shapira (28) ist mit einer Website über das Verhalten von Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin auf enorme Resonanz gestoßen. Seine Seite "yolocaust.de" ist in den ersten zwölf Stunden mehr als 500.000 mal  - inzwischen 1,2 Millionen mal - aufgerufen worden. Das Wort „Yolocaust“ setzt sich aus dem in sozialen Netzwerken beliebten Hashtag Yolo (You Only Live Once/Du lebst nur einmal) und Holocaust zusammen. Was hat Shapira gemacht? Er zeigt verfremdete Bilder von Menschen, die beim Berliner Holocaust-Denkmal Fotos von sich machen. Die Bilder zeigen: ein Pärchen-Selfie, ein Mann, der mit pinken Bällen jongliert oder zwei Jungs, die in die Luft springen und ihr Foto mit der Bildunterschrift „Jumping on dead Jews“ versehen haben. Klickt man auf die jeweiligen Fotos, erscheint ein anderer Hintergrund: Der Jongleur steht in einem KZ, um ihn herum Leichen. Die beiden Jungen springen tatsächlich auf die toten Körper – wie es die Bildcollage zeigt. Shapira versteht seine Arbeit - wie er in Interviews deutlich macht - nicht zuletzt auch als Antwort auf die jüngsten Äußerungen des AfD-Politikers Hoecke zum Berliner Mahnmal und zur deutschen Erinnerungskultur: "Björn Höcke soll sich das mal anschauen"
Links zu Berichten und zwei Interviews mit Shapira in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Schulen und Straßen sind nach ihm benannt und bezeugen seine Popularität als bayerischer Schriftsteller, der durch Werke wie die später verfilmten „Lausbubengeschichten“ oder die im Advent von Schauspielern vielfach rezitierte „Heilige Nacht“ auch fast 100 Jahre nach einem Tod noch immer bekannt ist: Ludwig Thoma. Zu Ludwig Thomas 150. Geburtstag am kommenden Samstag diskutiert Bayern über die radikale Wandlung ihres Nationalheiligen: vom aufmüpfigen humorvollen Liberalen zum verbitterten Antisemiten. Paul Winterer geht für die die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG der Frage nach: "Wie Ludwig Thoma vom Linken zum Antisemiten wurde".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Monotheistische Religionen enthalten Antriebe für Gewalt. Die Vorstellungen von absoluter Gefolgschaft und apokalyptische Konzepte können zur „totalen Religion“ führen.  Der Kulturwissenschaftler Jan Assmann erkennt darin einen Antrieb des Terrorismus, wie er im Interview mit der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG erläutert. Assmann fordert deshalb den Dialog mit gemäßigten Dialogpartnern in der islamischen Welt. Auf die Frage, was gegen eine derart "totale Religion" helfe, Härte oder Toleranz, antwortet er:
"Wir brauchen das Bündnis mit Gleichgesinnten auf der anderen Seite. Es gibt genug Muslime, die unter dem Terrorismus und der puritanischen Verschärfung des Islam leiden. Es gibt Aufklärung im Islam und Hoffnung auf den Westen. Wir sollten also nicht so dumm sein, auf jenen Islam hereinzufallen, der uns einschüchtern will. Wir müssen Bundesgenossen finden und stärken, sowohl ideell wie finanziell. Schaffen wir uns in der islamischen Welt Freunde. Wir dürfen diese Welt nicht als Ganze verteufeln. Praktizieren wir den Frieden, indem wir uns mit Friedenswilligen zusammentun."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Fünf Tage hat eine Delegation katholischer Bischöfe aus Europa bei einem internationalen Solidaritätstreffen im Heiligen Land verbracht. Ihre Abschlusserklärung richtet sich gegen Besatzung und Siedlungsbau. Für einen aktiveren politischen Einsatz der Kirche hat sich der Vorsitzende der Bischofsgruppe, der Bischof von Clifton (England), Declan Lang, ausgesprochen. Im Interview mit der TAGESPOST appellierte er an einen Einsatz für Frieden und Versöhnung, um den Konflikt zu beenden. Andernfalls drohten Besatzung und Restriktionen „zu mehr Frustration, mehr Spannungen und mehr Gewalt“ zu führen. Ähnlich äußerte sich auch der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz an dem Treffen teilnahm. Im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO rut er zum verstärkten Einsatz der Christen für die Realisierung einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina auf: "Besatzung macht Israelis und Palästinenser krank"
Links zu Berichten und Interviews sowie der Wortlaut der Abschlusserklärung in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Vor zwanzig Jahren wurde die liberale Gemeinde in Hameln neu gegründet. Vor fünf Jahren bezog sie ihre neue Synagoge, genau an der Stelle, wo die Nationalsozialisten die alte Hamelner Synagoge niederbrannten. Bemerkenswert an der jüngeren Geschichte der Gemeinde: Die Geschicke der jüdischen Gemeinde in Hameln wurden vor allem durch Frauen bestimmt, wie Rocco Thiede für die TAGESPOST erzählt: "Keine reine Männerdomäne".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

So wie es in Berlin bereits möglich ist, soll es demnächst auch in der Schweiz ein jüdisches Gymnasium geben. Die Idee dazu kommt aus Basel und konkrete Pläne liegen bereits vor. Aber die Umsetzung stockt, wie Annika Bangerter in der BASELLANDSCHAFTLICHEN ZEITUNG berichtet. Ergänzend dazu beschreibt Joëlle Weil in einer Reportage für die LIMMATTALER ZEITUNG, wie jüdische konservativ-religiöse Privatschulen in der Schweiz arbeiten. Die verschiedenen Institutionen unterscheiden sich aber nicht nur inhaltlich, sondern vor allem in ihrer Wertevermittlung und in ihrer Vorstellung, welche erzieherische Rolle die Schule im Leben eines Kindes einnehmen soll.
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die dänische Universitätsstadt Aarhus ist Kulturhauptstadt Europas in diesem Jahr. Die Stadt ist stark Protestantismus geprägt und will sich daher auch mit Religion und religiösen Minderheiten beschäftigen. Eine Frage könnte sein, wieie leben Juden in einem Land, in dem es kaum Juden gibt? Dieser Frage geht Tobias Kühn in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO nach. Sein Fazit ist ernüchternd: "So spielt sich Jüdisches in Aarhus heute eher im Verborgenen ab. Im Programm des Kulturhauptstadtjahres kommt es kaum vor."
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG beleuchtet einmal mehr Konrad Ege die gespaltene Haltung der jüdischen Community in den USA zu dem neuen Präsidenten Donald Trump. Und der ehemalige Israel-Korrespondent der ARD, Richard C. Schneider, macht sich vor dem Hintergrund des Präsidentenwechsels und der positiven Reaktion des offiziellen Israels in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES Gedanken über die Frage: "Heisst jüdisch sein rechts sein?"
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Kein Papst hat Pädophilie so wortgewaltig verurteilt wie Franziskus. Doch in der Praxis schützt die katholische Kirche auch unter ihm noch immer die Täter in den eigenen Reihen, wie aus Berichten in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und im SPIEGEL hervorgeht: "Franziskus' Lippenbekenntnisse".
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Die evangelische Kirche vermarktet das Reformationsjubiläum mit Luther-Gartenzwergen, Luther-Socken und Ähnlichem. Der Theologieprofessor Ulrich Duchrow will stattdessen die Systemfrage neu stellen. Mit der Initiative "Radicalizing Reformation" fordert er, den Kapitalismus zu überwinden, der Urheber zahlreicher Krisen sei. Im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO erläutert er seine Position: "Warum die Reformation radikaler werden muss".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Die israelische Bestsellerautorin und Fernsehmoderatorin Dorit Rabinyan erzählt in ihrem dritten Roman eine Geschichte von Liebe in Zeiten der Intifada. Die beiden Hauptfiguren sind Vertreter ihrer Generation und ihrer jeweiligen Volksgruppe. Sie stammt aus Tel Aviv, er aus Hebron. Rabinyans Roman sorgte 2015 nach Erscheinen in Israel für Aufsehen als nämlich das Schulministerium es ablehnte, ihn auf die Leseliste für Gymnasien zu setzen, und eine Ministerialbeamtin erklärte, das Buch stelle eine Bedrohung für die «getrennten Identitäten» von Juden und Arabern dar. Stefana Sabin hat den nun auf deutsch vorliegenden Roman über eine israelisch-palästinensische Liebe für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen: "Dorit Rabinyan berührt ein Tabu"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Heute Abend im Fernsehen der sehenswerte israelische Dokumentarfilm "Die Nummer, die ich trage". Der Fim nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise zu den Schicksalen und Geschichten, die sich hinter den Nummern der Auschwitz-Überlebenden verbergen. Eine außergewöhnliche Spurensuche, die in sehr ruhigen und eindrucksvollen Bildern erzählt wird.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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