Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
10.03.2017 - Nr. 1700

ACHTUNG

Aufgrund einer Tagungsteilnahme erscheint von Montag, 13. März, bis Mittwoch, 15. März, KEIN COMPASS. Am Donnerstag, 16. März 2017, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 252.


Guten Tag!

Nr. 1700 - 10. März 2017



Computerspiele sind aus der Sicht der meisten Eltern vermutlich nur pure Zeitverschwendung. Mit Sorge sehen sie ihren Nachwuchs und befürchten, wer vor der Spielkonsole oder dem Computer sitzt, der verdummt, schottet sich ab und bekommt von der Außenwelt nichts mehr mit. Eine ganz andere Idee vom Zocken hat eine Initiative aus Israel, die sich "Games for Peace" nennt. Ihr Ziel: weniger Hass zwischen Arabern und Juden in Israel. Und dabei helfen soll das äußerst populäre Computerspiel Minecraft. Wie das funktioniert, hat sich David Donschen für den NDR in der Hafenstadt Haifa genauer angesehen: "Zocken für den Frieden".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Aus gegebenem Anlass denkt der jüdische Historiker Michael Brenner, Professor für jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Professor für Israel-Studien an der American University in Washington D. C., in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG über eine Vielzahl historischer Jubiläen nach, die in diesem Jahr für Israel anstehen - und die alle sowohl Anlass zur Nachdenklichkeit als auch zum Feiern geben. Zu Beginn seinen Beitrags listet er die wichtigsten Jubiläen auf:
"Vor hundertzwanzig Jahren fand in Basel der erste Zionistenkongress statt, vor hundert Jahren versprach der britische Aussenminister den Juden eine nationale Heimstätte, vor achtzig Jahren wurde der erste Teilungsbeschluss für Palästina diskutiert, vor siebzig Jahren entschied die Uno die Gründung eines jüdischen Staates, vor fünfzig Jahren vereinigte der Sechstagekrieg Jerusalem und weitere Gebiete unter israelischer Kontrolle, vor vierzig Jahren kam mit Menachem Begin erstmals ein Politiker aus dem rechten Lager an die Macht. 2017 sollte aber auch ein Jahr der Reflexion werden. Jedes der genannten Ereignisse trug zwar das Seine zum Staat Israel bei, wie wir ihn heute kennen, verweist aber auch auf die existenziellen Probleme ebendieses Staates."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Vor zwei Tagen, am 8. März, war der Internationale Frauentag 2017. Anlass für einige lesenswerte Beiträge über die Rolle der Frauen in Israel. Für DEUTSCHE WELLE berichtet Miriam Dagen, dass sich in Israels ultraorthodoxer Gemeinde ein neuer Feminismus spürbar macht. Immer mehr Frauen arbeiten außer Haus, schlagen neue berufliche Wege ein - und damit geht unvermeidlich eine kulturelle Veränderung einher: "Orthodoxe Frauen in Israel sind bereit für Feminismus".
Seit der Staatsgründung leisten jüdische Israelinnen Wehrdienst - und die Integration scheint dort unaufhaltsam voranzuschreiten, berichtet Ulrich Schmid für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, denn vermehrt stossen die die Frauen in Kaderpositionen und Kampfeinheiten vor. Daran aber nehmen nicht wenige Anstoss - und zwar Feministinnen ebenso wie Ultraorthodoxe: "Frau sein und stark sein in der Armee".
Von einem aktuellen Beispiel für den Widerstand gegen die weibliche Präsenz in der israelischen Armee berichet schließlich Susanne Knaul in der TAZ. Sie erläutert, warum jüngst ein Rabbiner namens Igal Levinstein die Tatsache, dass auch gut 2000 orthodoxe Jüdinnen jedes Jahr zum Militär gehen, als "hellen Wahnsinn" bezeichnet hat: "Frauen, heilig und keusch".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Sarah Wiener ist eine der wenigen Frauen, die sich bis in die Top-Liga der Köche hochgearbeitet hat. Und sie ist populär - ihre Kochbücher gehen weg wie warme Semmeln. Vor allem aber zeichnet die sympathische Österreicherin aus, dass sie stets auf der Suche nach Horizonterweiterungen ist. Ihr neustes Abenteuer: eine kulinarische Reise durch Israel. BILD DER FRAU hat sie dabei begleitet und wartet mit einer Exklusiv-Reportage samt Fotos auf: „In Israel kann man aus dem Vollen schöpfen“
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Wieder mal ein Interview mit AfD-Rechtsaussen Björn Höcke, das Schlagzeilen macht. Diesmal mit dem „Wall Street Journal“. Ausdrücklich angesprochen auf Hitler sagte Höcke demnach: „Rein von der Logik her, also rein philosophisch gesehen ist es ausgeschlossen, dass ein Mensch nur dunkel ist.“ Zuvor bereits hatte der thüringische AfD-Sprecher gesagt: „Sogar der schlimmste Schwerverbrecher hat vielleicht irgendetwas Gutes, irgendetwas Liebenswertes.“ Es gebe in der Wirklichkeit „kein absolutes Schwarz und kein absolutes Weiß“. Sven Felix Kellerhoff nimmt Höcke ernst - und nimmt sich für die WELT vor, zu untersuchen, was denn Hitler „Gutes“ oder „Liebenswertes“ getan haben könnte. Neben dem üblichen "Autobahn"-Argument findet der drei weitere angebliche Leistungen, die immer wieder ins Feld geführt werden und analysiert sie näher: der Abbau der Arbeitslosigkeit, der Schutz familiärer Werte und die Steigerung der inneren Sicherheit.
Der Link zum Ergebnis seiner Analyse in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Manche Schicksale sind so grausam, dass sich einem die Haare sträuben: Denn nicht nur Menschenliebe trieb im Nazi-Deutschland die Helfer und Unterstützer von verfolgten Juden an. Oft steckten dahinter blanke Profitgier, kriminelle Machenschaften oder sexuelle Ausbeutung. „Unter den Profiteuren waren Erpresser, Vergewaltiger, Betrüger und Denunzianten“, berichtet die Historikerin Susanna Schrafstetter. „Das jüdische Leben in der Illegalität spielte sich zwischen 1941 und 1945 in einer Grauzone zwischen altruistischer Hilfe und Ausplünderung ab.“ Franziska Schubert versucht für die FRANKFURTER RUNDSCHAU einen Einblick in die komplexe Thematik zu geben: "Heimliche Helfer und Profiteure".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Durch viel Glück gelang es Blanka Alperowitz im November 1942 nach Palästina auszureisen. Ihr Bericht über das Leiden verfolgter Menschen in der Reichshauptstadt, den sie damals schrieb, ist jetzt, nach 74 Jahren, neu erschienen. Der Journalist Klaus Hillebrand hat nun eine Neuausgabe des lange unbeachteten Buches herausgebracht. Alperowitz’ Bericht schildert eindrücklich das Leiden der jüdischen Bevölkerung und die Einschränkungen, unter denen sie in Hitlers Hauptstadt leben mussten. Theresa Fleichaus erzählt die Geschichte von Blanka Alperowitz und stellt ihr Buch für die WELT näher vor: "So lebten Berlins letzte Juden vor der Deportation".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik  Rubrik VERGANGENHEIT...

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Selbst israelische Medien verbreiteten sofort die Nachricht vom Erfolg der unermüdlichen Arbeit der Gesellschaft Schweiz-Israel (GSI) im Kampf gegen Subventionen des Schweizer Ausseministeriuns (EDA) für einige israelfeindliche und sogar antisemitisch agierende palästinensische Organisationen. Am vergangenen Mittwoch wurde ein entsprechender Antrag der Aargauer FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger-Walther mit deutlicher Mehrheit angenommen: 111 Ja gegen 78 Nein, bei einer seltenen, fast vollzähligen Anwesenheit aller 200 Abgeordneten. Hintergrundinformationen zu alledem liefern NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und ISRAELNTZ - und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG ergänzt mit Reaktionen des Zentralrats der Juden in Deutschland: "Schweizer Nationalrat will keine Subventionen mehr für israelfeindliche palästinensische Organisationen".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In zwei Tagen feiert die jüdische Welt Purim. In der Purimgeschichte ist es Haman, der oberste persische Regierungsbeamte, der alle Juden im Land ermorden will. Der Anlass ist banal, und von der Banalität des Bösen wird lange Zeit später Hannah Arendt schreiben: Der Antisemitismus braucht keinen Grund, er existiert als Bösartigkeit aus sich selbst heraus. Vor diesem Hintergrund schildert Maram Stern für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, wie 2500 Jahre nach Haman erneut Persien, das heute Iran heißt, zum Hort des staatlich propagierten Antisemitismus geworden ist. Eine bittere "Ironie der Geschichte".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nationalistische Politiker wollen die Demokratie untergraben udn instrumentalisieren dabei immer wieder sowohl linke als auch konservative Kritik. Dabei tauchen typischerweise oft die gleichen Kampfbegriffe auf. Thomas Assheuer hat es für die ZEIT unternommen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - eine solche Liste rechter Kampfbegriffe näher zu analysieren, die er alle als Bausteine für einen neuen Faschismus begreift: "Alphabet des rechten Denkens".
Der Link dazu in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

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Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche fand im österreichischen Krems eine Expertenkonferenz statt, die sich mit dem Thema beschäftigte "Das öffentliche Gespräch in der Demokratie: Strategien gegen den Hass - Chancen der Verständigung in der pluralen Gesellschaft". Wissenschaftler, Vertreter zahlreicher interreligiösen Initiativen Österreichs sowie u.a. auch Staatssekretärin Muna Duzdar an der Donau-Universität nahmen an der Konferenz teil, die als das erste "Gipfeltreffen" von Österreichs wichtigsten Akteuren im interreligiösen Dialog bezeichnet wurde. KATHPRESS veröffentlichte heute einen ausführlichen Konferenzbericht: "'Gipfeltreffen' des Religionsdialogs sucht Ausweg aus Hass"
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Peter Schäfer zählt zu den wichtigsten Judaisten weltweit. Ganz sicher ist er einer der führenden Experten für das Judentum der Antike und des frühen Mittelalters. Er ist kein Promi der Talkshows, aber ein Prominenter in Wissenschaftskreisen. 15 Jahre lang hat er in Amerika gelehrt an der Princeton University. Und als ob das alles nicht genug wäre, seit zweieinhalb Jahren leitet er eines der wohl bekanntesten Museen hierzulande, das Jüdische Museum Berlin. Seine jüngste Publikation provoziert bereits durch den programmatischen Titel: "Zwei Götter im Himmel: Gottesvorstellungen in der jüdischen Antike". Kernthese: Entgegen der Vorstellung des Judentus als monotheistischer Religion, spricht Schäfer davon, dass sich die "Idee von einem zweiten Gott im Kern des Judentums festgesetzt" habe. Der Direktor des Jüdischen Museums Berlin erläutert im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO, das habe auch "enorme Auswirkungen" darauf, wie Juden und Christen sich heute wechselseitig betrachten: "Zwei Götter im jüdischen Himmel".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Anita Wolf ist vor einigen Jahren konvertiert - und hat ihren Platz im Judentum gefunden. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG beschreibt sie bemerkenswert offen und ehrlich, was sie zur Konversion bewogen hat und welche Herausforderungen sich ihr dabei stellten: "Mein langer Weg zur Synagoge".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Seit dem 1. Februar 2017 ist Léontine Meijer-van Mensch neue Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin. Sie hat Geschichte, Jüdische Studien und Museologie in den Niederlanden, Jerusalem, Berlin und Frankfurt/Oder studiert und am Jüdischen Historischen Museum Amsterdam gearbeitet. Ayala Goldmann hat sie für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG nach ihren Plänen befragt: "Mehr Gegenwart wagen".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Film "Es war einmal in Deutschland" von Sam Garbarski erzählt mit viel Humor, wie Juden im Elend der Trümmerlandschaft und der Adenauer-Republik lebten und überlebten. Grundlage des Films, in dem Moritz Bleibtreu einer der Hauptrollen spielt, sind die biografisch gefärbten und ungemein humorvollen Romane des Autors Michel Bergmann. Jochanan Shelliem hat sich für DEUTSCHLANDRADIO den Film angesehen: "Eine sympathische Bande jüdischer Hausierer".
Der Link zu seiner Filmkritik in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Am 15. März steht in den Niederlanden die Wahl eines neuen Parlaments bevor. Tobias Müller hat sich für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG umgehört, wie die Stimmung unter den jüdischen Wählern unseres Nachbarlandes ausschaut - und insbesondere, was sie von dem Rechtspopulisten Wilders halten:
"Wilders ist zugleich auch bekannt für seine – in drastischen Worten vorgetragene – Warnung vor dem politischen Islam und für sein klares Bekenntnis zu Israel. Trotzdem ist er in manchen jüdischen Kreisen verrufen: Viele halten ihn für gefährlich und empfinden ihn als eine Zumutung. Andere jüdische Wähler hingegen werden am 15. März für ihn stimmen."
Der Link zum Stimmungsbericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die Frauen der Reformation: Gläubig, mutig, fürsorglich, belesen - und lange Zeit verachtet, verschwiegen, vergessen. Im Rahmen der Genderforschung rückten nun endlich auch die Frauen der Reformationszeit, wobei eine oftmals spärliche Quellenlage Grenzen setzt. Marion Dammaschke, die an der Humboldt-Universität in Berlin Philosophie und Geschichte studiert hat und seit 2001 Mitglied der Thomas-Müntzer-Gesellschaft e.V. ist, gibt in einem Beitrag für NEUES DEUTSCHLAND einige anschauliche Beispiele reformatorischer Frauen: "Große Unruhe durch unlustige Akte".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der schweizer Schriftsteller Adolf Muschg lebt in Männedorf. Gerade ist seine Erzählung «Der weisse Freitag» erschienen. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG ist nun ein Text von ihm zu lesen, bei dem es sich um die Predigt zum Tag der Kranken handelt, die Adolf Muschg am 5. März im Zürcher Grossmünster gehalten hat: "Die Liebe geht eigene Wege". Dabei kommt er auch auf seinen eigenen Glaubensweg zu sprechen:
"Ich war lange jung und stolz genug, ihm diesen Glauben, ein Credo ohne Gott, nachzusprechen. Inzwischen beginnt mir Jesus wieder etwas zu bedeuten, ich bin auch wieder in die reformierte Kirche eingetreten. Weil ich an ihre Botschaft glaube? Viel eher, weil sie vom Glauben daran so weit entfernt ist wie ich."
Der Link zur Predigt in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Pastor Martin Niemöller gehört sicher zu den bekanntesten und profiliertesten evangelischen Geistlichen der 60er Jahre. Als Pazifist nahme er zum Ärgernis der deutschen Politik immer wieder prononciert Stellung zu politischen Themen. Sein Weg dahin war freilich gewunden. 1933 etwa registriert er noch die angeblichen innen- und sozialpolitischen „Leistungen“ der NSDAP und befürwortete den Austritt aus dem Völkerbund. Von Hitler trennte ihn damals allein die fehlende Bereitschaft, getaufte Judenchristen den Juden gleichzustellen. Nun hat Joachim Perels eine Auswahl der Schriften Niemöllers neu herausgegeben - und Peter Steinbach hat sie für die FAZ gelesen: "Aufgetaucht kämpft sich fairer..."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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