Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
23.03.2017 - Nr. 1703

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Montag, 27. März 2017.


Guten Tag!

Nr. 1703 - 23. März 2017



"Wem seine körperliche Unversehrtheit am Herzen liegt, überlegt es sich mindestens zwei Mal, bevor er einen kritischen Artikel schreibt. Denn Journalismus im westlichen Sinne ist in den Palästinensergebieten lebensgefährlich. Im Westjordanland herrschen die palästinensischen Autonomiebehörden und im Gazastreifen die Hamas: bei beiden handelt es sich um Kleinstdiktaturen, die die Pressefreiheit nicht achten."
So der Journalist Khaled Abu Toameh im Interview mit dem TAGESSPIEGEL. Seinen westlichen Kollegen wirft er zudem Voreingenommenheit in ihrer Berichterstattung vor.
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Mehr als 30 Treffen hat die Organisation »Minds of Peace« bereits organisiert - und nun plante sie in Tel Aviv die wohl weitaus größte Veranstaltung. Sie sollte gut 1000 Israelis und Palästinenser zusammenbringen - gekommen sind schließlich noch viel mehr: mindestens 1500. Bereit im Vorfeld waren 1250 Einreisegenehmigungen für die palästinensischen Teilnehmer von der israelischen Armee erteilt worden. »Allein das ist ein riesiger Erfolg«, freut sich Adar Weinreb, Organisator des Treffens, das auf dem symbolträchtigen Rabinplatz mitten in Tel Aviv stattfand. Sabine Brandes war für die JÜDISCHE ALLEMEINE WOCHENZEITUNG mit dabei: "Frieden auf dem Rabinplatz".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Nicht nur in den Palästinensergebieten steht es um die Pressefreiheit nicht zum Besten, wie dem oben erwähnten Interview mit Khaled Abu Toameh zu entnehmen ist. Auch in Israel selbst kommt es immer wieder zu Fällen von Zensur, sowohl in der Kunst als auch im Journalismus. Insbesondere Miri Regev, Ministerin für Kultur und Sport, hat einen besonderen Drang sich einzumischen, berichtet Ruth Kinet für DEUTSCHLANDRADIO und fragt danach, welche Spielräume sich israelische Künstler noch leisten dürfen: "Im vorauseilenden Gehorsam".
Links zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

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Seit Wochen heizt der türkische Demokraten-Diktator Erdogan die europäische Landschaft mit Nazi-Vergleichen an. Anlass für Matthias Heine in der WELT eine "kleine Kulturgeschichte des Nazivergleichs" vorzulegen, der Bekanntes, aber auch Unbekanntes zu entnehmen ist. Etwa dass es die ersten Nazivergleiche bereits 1925 gab - und dass in Israel Nazivergleiche sogar per Gesetz verboten wurden.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im jüdischen Gemeindezentrum von Frankfurt kamen kürzlich rund 200 Frauen und Männer zusammen, die an einer internationalen von der Zentralwohlfahrtstelle der Juden (ZWST) organisierten Konferenz zum Thema »Shoah – Flucht – Migration« teilnahmen. Zeitzeugen und eine Reihe von Experten diskutierten über die Folgen von Verfolgung und Entwurzelung. Barbara Goldberg hat für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG die Konferenz beobachtet: "Das Trauma der Shoa".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Am heutigen Donnerstag eröffnet das polnische Museum zum Zweiten Weltkrieg nach acht Jahren Bau- und Planungszeit offiziell seine Pforten – und Gründungsdirektor Pawel Machcewicz erwartet einen Massenansturm. „Wir standen schon mehrfach kurz vor dem Aus“, erzählt der 50-Jährige. „Auch jetzt ist nicht sicher, ob wir die nächsten Tagen überstehen werden.“ Denn das Geschichtsmuseum, ein Prestigeprojekt der vorigen Regierung, war von Anfang an Ziel permanenter Angriffe rechter Historiker und Publizisten. Gabriele Lesser berichtet für die TAZ aus Warschau und sprach mit dem Museumsgründer Pawel Machcewicz: „Was haben sie angerichtet?“
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Antisemitismus und Hass auf Muslime – die extreme Rechte in den USA ist ganz in ihrem Element. Daran hat die Regierung von Präsident Donald Trump erheblichen Anteil, meint Spencer Sunshine in seinem Beitrag für die JUNGLE WORLD: "Das weiße Erwachen".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS

Der Deutsche Koordiniationskreis Palästina Israel (Kopi) hatte namhafte Referenten geladen, um sich kritisch mit der israelischen Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung auseinanderzusetzen. Dabei sollte auch die Boykott-Aktion BDS gegen jüdische Waren thematisiert werden. Doch dazu wird es im Ökohaus Ka Eins nicht kommen, dessen Inhaber die Nutzung des Hauses für die Tagung nach massivem politischen Druck nun untersagt hat. Während die Gegner der Veranstaltung sich zufrieden zeigen, beklagt der Kommentator der FRANKFURTER RUNDSCHAU einen "Schlag gegen die Demokratie", denn: "Auf das Podium waren weder deutsche Neofaschisten noch antisemitische Dschihadisten geladen, sondern eine ehemalige palästinensische Ministerin, drei führende Köpfe der israelischen Friedensbewegung und ein deutscher Politiker der Linken."
Bemerkenswert und für manchen möglicherweise überraschend: Ebenfalls in der FRANKFURTER RUNDSCHAU legt einer der derzeit wohl prominentesten und renommiertesten jüdischen Religionsphilosophen der Gegenwart, Daniel Boyarin, ein flammendes Plädoyer für die Boykott-Bewegung ab. Er schreibt u.a.:
"Das besagte Verhalten Israels hat in der jüngsten Zeit so ungeheuerliche Ausmaße angenommen, dass ich mich zu deutlich vernehmbarem Protest veranlasst sehe – Protest um der Gerechtigkeit willen, und zwar jener Gerechtigkeit, die zu verfolgen mich die Torah auffordert. [...] Dieser Kampf ist um keinen Deut mehr ein antisemitischer Kampf, als der Boykott gegen Südafrika ein anti-holländischer war oder als Boykotte gegen das kommunistische China oder Putins Russland für einen anti-asiatischen oder antislawischen Rassismus stehen."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Bekannt wurde Rebecca Seidler im vergangen Jahr durch ihre Kritik an antisemitischen Inhalten eines Hildesheimer Seminars. Obwohl ihr viel Gegenwind entgegenschlug, erreichte sie, dass das Seminar schließlich abgesetzt wurde. Für die 36-jährige Mutter zwei Kinder war die Auseinandersetzung trotz ihres Erfolgs letztlich ein ein trauriges Lehrstück, wie sie Michael Hollenbach erläutert, der sie für DEUTSCHLANDRADIO besucht hat: "Kämpferin gegen Antisemitismus".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Eigentlich war Wilhelm Reich Marxist und stand als Freud-Schüler den Kirchen entsprechend kritisch gegenüber. Dennoch aber faszinierte ihn die Figur Jesu. Als Psychoanalytiker sympathisierte Reich zudem mit der urchristlichen Idee, dass das Göttliche im beseelten Körper zu finden sei. Carsten Prien hat das Verhältnis von Reich zur Religion und zum Katholizismus im Besonderen für DEUTSCHLANDRADIO näher untersucht: "Das Göttliche im Leiblichen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der junge Martin Luther wandte sich den Juden noch recht freundlich zu - der alte Luther wollte sie dann vertreiben und ihre Synagogen niederbrennen. Wie sollen Protestanten heute mit diesem Erbe umgehen? Und wie zentral ist die Judenfeindschaft in Luthers Lehre? Dies sind Fragen, die im Reformationsjubiläum mit besonderer Brisanz immer wieder gestellt werden. Auch von Juden, die Luther - trotz allem - Positives abgewinnen können, wie Christian Röther in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO anhand evangelischer und jüdischer Stimmen zu Luther deutlich macht: "Wie umgehen mit Luthers Judenhass?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Formel ist inzwischen weithin bekannt und taucht in jeder einschlägigen Diskussion auf: die islamistische Gewalt habe nichts mit dem Islam zu tun, sondern sei vielmehr ein Mißbrauch der Religion. Dagegen erhebt der Publizist Hamed Abdel-Samad energisch Einspruch. In einem Gespräch mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und der politischen Philosophin Katja Gentinetta sagt er:
«Es ist kein Missbrauch der Religion, sondern ein Gebrauch. Denn die Religion schreit förmlich danach, gebraucht zu werden für Gewalt, weil es ein Bestandteil der Religion ist.» «25 Tötungsbefehle gibt es im Koran, direkte Tötungsbefehle, wo Gott den Tod sehen will. Gott will Blut sehen.»
Das 45-minütige Gespräch ist per Video zu sehen und auf der gleichen Seite sind in einem Beitrag die zentralen Aussagen der Diskussion aufgezeichnet: "Gott will Blut sehen".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Das sogenannte "Kirchen-Asyl" - oftmals letzte Rettung für Menschen, die von der Abschiebung bedroht sind - gerät immer wieder mal in die Schlagzeilen. In Schleswig-Holstein macht derzeit freilich ein Fall Schlagzeilen, bei dem es nicht um Kirchen-Asyl geht, sondern um "Synagogen-Asyl". Hintergrund: die drohende Abschiebung eines jungen jüdischen Afghanen nach Afghanistan. Mobin N. soll just in das Land abgeschoben werden, in dem er als Jude verfolgt und im Kindesalter mißbraucht wurde. Um eine drohende Abschiebung zu verhindern, läuft jetzt ein Eilverfahren beim Hamburger Verwaltungsgericht. Wolfgang Seibert von der jüdischen Gemeinde Pinneberg hält das Vorgehen der Hamburger Behörde für ein Unding. „Ich halte alle Abschiebungen nach Afghanistan für inakzeptabel“, sagt er. „Aber dass sogar ein Jude dorthin abgeschoben werden soll, ist ein politischer Skandal.“ Lena Kaiser schildert in der TAZ weitere Hintergründe: "Rettung ins Synagogen-Asyl".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland zerstört, demoralisiert und von Alt-Nazis durchsetzt. Die Menschen hungerten nach Brot ebenso wie nach Unterhaltung. Entertainer der ersten Stunde waren viele ehemals Verfolgte des Nazi-Regimes: So etwa Quizmaster und Showgrößen wie Fritz Benscher und Hans Rosenthal, die beide Juden waren. Ursula Storost erinnert in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO an die jüdischen Medienmacher im Nachkriegsdeutschland: "Holocaust-Überlebende als Unterhaltungsstars".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jede Woche wird in der Synagoge ein Abschnitt aus der Thora gelesen. Geschrieben wird die Thora von sogenannten Sofer Thora - Thora-Schreibern. Und das nicht am PC, sondern mit Feder und Tinte auf Papier. Ein Job, der Fingerfertigkeit erfordert - und vor allem viel Geduld, wie Lissy Kaufmann in ihrer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO anschaulich schildert: "Die Hüter der heiligen Schrift".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

1946/47 flüchteten, ausgelöst durch antisemitische Exzesse, 300.000 osteuropäische Juden, besonders aus Polen, ausgerechnet ins Land der Täter. Vor neuer Verfolgung retteten sie sich zumeist in die amerikanische Zone, wo sie in den sogenannten DP-Lagern ("Displaced Persons") Aufnahme fanden. Wie sie dort lebten und litten schildern die Autoren  Hans-Peter Föhrding und Heinz Verfürth in ihrem Buch "Als die Juden nach Deutschland flohen. Ein vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte", das soeben im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Der TAGESSPIEGEL präsentiert eine Leseprobe aus dem Buch: "Der Bayerische Platz ist mein Wohnzimmer".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die Barmer Erklärung ist eine Ausnahmeerscheinung. In einer kirchenpolitischen Extremsituation machte sie die Stimme der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus hörbar. Zugleich weist sie weit über ihre Zeit hinaus und kann auch heute zum Stein des Anstoßes für eine Kirche werden, die sich neu auf ihre Sache und ihre Mitte ausrichten will. Davon zeigt sich jedenfalls das bayrische SONNTAGSBLATT überzeugt und gibt dazu entsprechende Anregungen. In einem weiteren Beitrag schildert Helmut Frank an gleicher Stelle das spannungsvolles Verhältnis innerhalb der Kirche im Blick auf die Erklärung. Führende Vertreter waren an ihrer Entstehung maßgeblich beteiligt, andere verfassten Protestschreiben dagegen, am Ende distanzierten sich alle mehr oder weniger von dem Dokument. Wie war das möglich? Und ebenfalls im SONNTAGSBLAT kommt schließlich Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer Landesbischof und Ratsvorsitzender der EKD zu Wort und legt dar, worin er das Potential der Barmer Erklärung sieht.
Die Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Mit ihrem neuen Roman "Zu blaue Augen", der in Israel bereits 2012 erschienen ist, zeigt sich Mira Magén erneut von ihrer starken Seite, versteht sie es doch meisterhaft, eher gewöhnliche Menschen mit ihren banalen alltäglichen Problemen derart empathisch und liebevoll zu schildern, dass die Handlung auch über mehr als 300 Seiten hinweg spannend bleibt. Das meint zumindest Ayala Goldmann, die den Roman für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen hat: "Man braucht auch Glück".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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