Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
12.06.2017 - Nr. 1724

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt voraussichtlich am Freitag, 16. Juni 2017.





Guten Tag!

Nr. 1724 - 12. Juni 2017



Die Dr. Dahlia Scheindlin ist Meinungsforscherin und Politikanalystin sowie Gründungsmitglied und Kolumnistin des israelischen Online Magazins +972  in Israel. Im Blick auf die immer mehr umstrittene, immer unrealistischer scheinende Möglichkeit einer "Zweistaatenlösung" in Israel und Palästina erläutert sie in einem Gastbeitrag für die TAZ alternative Ideen, insbesondere die einer "Konföderation":
"In jüngster Zeit haben sich einige damit befasst, die Zweistaatenlösung zu modifizieren – basierend auf zwei Regierungen für zwei Völker, zwei nationalen Identitäten und einer geografischen Grenze. Statt einer harten Trennung geht es bei diesem Ansatz um eine durchlässige Grenze. Den Bürgern beider Staaten wäre es erlaubt, die Grenze für Reisen, Freizeit, Arbeit oder sogar zum Wohnen zu überschreiten, es sei denn, sie stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Diese Regelung würde die jetzt üblichen kollektiven Einschränkungen ersetzen."
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Wasserrutschen, eine Reitschule und ein Safari-Park: Eine neue palästinensische Stadt inmitten der sanften Hügel der Westbank will sich als Innovationszentrum des palästinensischen Mittelstandes etablieren. Geplant sind moderne Wohnungen, High-Tech-Jobs, Unterhaltung und ein Einkaufszentrum. Trotz der anfangs skeptischen Bevölkerung nehmen die Pläne zunehmend Gestalt, berichtet Pierre Heumann für das HANDELSBLATT: "Palästinas Silicon Valley".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die wachsende Terrorbedrohung in Europa eröffnen den israelischen Sicherheitsfirmen, die auf diesem Gebiet aus traurigen Gründen bereits über viel Erfahrung verfügen, einen neuen Markt. Die Sicherheitstechnik und Militärindustrie in Israel ist durch den Konflikt mit den Palästinensern zu einem enormer Wirtschaftsfaktor geworden, was sich im Export von Produkten zur Terrorabwehr deutlich niederschlägt. Diese Entwicklungen - die technologischen wie die ökonomischen - lassen sich derzeit auf auf Israels größter Waffenmesse beobachten, die Inge Günther für die BERLINER ZEITUNG besucht hat: "Sicherheitsfirmen profitieren von der wachsenden Terrorbedrohung".
Der Link zu ihren Eindrücken in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die deutschen Templer kamen ab 1868 ins damalige Palästina. Architektonische Spuren der frommen Sekte sind heute noch in Tel Aviv, Jerusalem oder Haifa zu sehen – und auch im Dorf Alonei Abba. Dort befindet sich nämlich eine Kirche, die bereits seit langem leer steht und wohl bald einstürzen würde, hätte sich nicht vor einigen Jahren die Bürgerinitiative gegründet, um das einstige Gotteshaus in ein regionales Kulturzentrum zu verwandeln, das die Bewohner der umliegenden jüdischen und arabischen Dörfer zusammenbringen soll. Evelyn Bartolmai hat sich das für DEUTSCHLANDRADIO näher angesehen: "Eine Kirche wird Kulturzentrum".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Die von sieben Studenten des „Touro College Berlin“ und einem Studenten der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erstellte Ausstellung „Im Angesicht der Vernichtung. Arbeit und Widerstand in den Ghettos 1941–1944“, die bis zum 12. Juli in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu sehen ist, will die Handlungsspielräume aufzeigen, die den Ghettoinsassen zur Verfügung standen, und die sie tatsächlich nutzten. Ein wichtiges Thema, denn die jüdischen Handlungsoptionen während des Holocaust sind in Deutschland ein kaum beachtetes Thema, wie Stephan Lehnstaedt, Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien am Touro College Berlin, bei der Ausstellugnseröffnung betonte. „Hierzulande interessieren die Motive der Täter, die Beteiligung der Gesellschaft am Genozid oder der Ablauf des Massenmords. Wir sollten aber nicht ausblenden, dass auch die Juden handelten.“ Andrea Schultz hat die Ausstellung für die TAGESPOST besucht: "Wie Schafe zur Schlachtbank?"
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Jizchak Auerbach war der letzte Jude, für den 1938 in der prächtigen Barocksynagoge in Halberstadt Brit Mila, die Beschneidung, gefeiert wurde. Kurz vor seinem Tod hat er sich mit Reporter Sebastian Mantei in seiner Geburtsstadt auf Spurensuche begeben. Welche Erinnerungen und Gedanken Auerbach dabei wieder lebendig wurden, hat Mantei für DEUTSCHLANDRADIO aufgeschrieben: "Ich habe Sehnsucht nach Halberstadt"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Die vom WDR produzierte und vom Sender Arte abgelehnte Antisemitismus-Dokumentation sorgt weiter für Ärger. Nachdem auch der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster in einem Brief die Verantwortlichen zum Überdenken ihrer Entscheidung aufgerufen hatte (siehe Compass 8.6.2017), betonte nun der WDR in einer Presserklärung, es seien "handwerkliche Bedenken", die eine Ausstrahlung verhinderten. Wenig glaubhaft - so das Urteil vor allem jener, die den Film sehen konnten. So beispielsweise Richard Herzinger, der in der WELT die Haltung von WDR und Arte einen "Skandal" nennt und den Inhalt des Films in Worten wiedergibt. Ähnlich auch Joachim Huber im TAGESSPIEGEL: "Die Dokumentation muss unbedingt gezeigt werden. Arte und WDR sind zur Aufklärung über Tendenzen und Perspektiven des Antisemitismus verpflichtet. Denn der blüht und gedeiht – in Europa wie im Nahen Osten. Fällt die Ausstrahlung aus, wird der jubeln, der niemals jubeln darf: der Antisemit." Und in der TAZ plädiert René Martens vehement für die Ausstrahlung der Dokumenatation. Er betont, die Dokumentation habe "eine deutliche künstlerische Handschrift und vor allem eine deutliche Haltung, es ist ein, so altmodisch das klingen mag, gesellschaftskritischer Film." Und in die Richtung der Sendeverantwortlichen fügt er kritisch hinzu: "Wer ihn gesehen hat, fühlt sich bestätigt in der Vermutung, dass die formalen Argumente der Sender vorgeschoben sind. Den Hierarchen scheint die gesamte inhaltliche Ausrichtung nicht zu passen."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der "Fall" machte Schlagzeilgen und sorgte für viele Diskussionen: Ein jüdischer Schüler in Berlin wird von seinen Mitschülern gemobbt, bis ihn seine Eltern von der Schule nehmen müssen. Dass sein Leiden allerdings kein Einzelfall ist, schildern Verena Mayer und Thorsten Schmitz in einer Reportage für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Der Klassenfeind".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Wie die WELT berichtet, ruft die Anwältin Seyran Ates vor dem Hintergrund der jüngsten Terroranschläge in London und Manchester die Muslime auf, sich von den Islamisten deutlicher zu distanzieren und mahnt: „Selbstverständlich hat es etwas mit dem Islam zu tun, wenn Menschen Allahu akbar rufen, während sie andere Menschen köpfen.“ Etwas anders sieht dies Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Er wirft der Öffentlichkeit vor, zu übersehen und zu überhören, dass diese Distanzierung in aller Deutlichkeit längst vorgenommen werde, wie er in einem Gastbeitrag für die FAZ erläutert: "Wir Muslime müssen den Extremismus entlarven". DEUTSCHLANDRADIO wiederum greift die bemerkenswerte Stellungnahme von 130 Imamen in Großbritannien auf, die sich öffentlich geweigert hatten, die Attentäter von London und Manchester zu bestatten oder das Totengebet für sie zu sprechen (siehe Compass 08.06.2017). Ein wirksames Signal, findet der Islamische Theologe und Imam Mahmoud Abdallah. "Man hat sich lange Zeit damit begnügt, Attentate zu verurteilen. Das hier ist eine neue Methode", so Abdallah im Interview: "Ich hätte einem Attentäter auch das Totengebet verweigert".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Der 29-Jährige Rabbi Moshe Baumel ist seit eineinhalb Jahren Rabbiner in Basel - und hat sich viel vorgenommen: Er will das Schrumpfen der Israelitischen Gemeinde Basel stoppen und traditionell-orthodoxe als auch säkulare Mitglieder ansprechen. Nun steht seine erste grosse Bewährungsprobe bevor, nämlich die Frage, ob gemischt-konfessionelle Ehepaare auf dem jüdischen Friedhof beizusetzen sind. Bislang ein Tabu, obwohl schweizweit mehr als 50 Prozent der jüdischen Ehen interkonfessionell sind, wie die BASELLANDSCHAFTLICHE ZEITUNG in ihrem Porträt des neuen Rabbiners ausführt: "Der Gratwanderer: Moshe Baumel scheut sich nicht, verkrustete Traditionen zu hinterfragen".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Ein interessantes Phänomen ist derzeit in den USA zu beobachten: Deutlich mehr amerikanische Juden, deren Vorfahren der Vernichtungsmaschinerie des Hitler-Regimes entkamen, beantragen zurzeit die deutsche Staatsbürgerschaft. Hat das mit Trump zu tun? Mit der wachsenden Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA? Oder wiegt die deutsche NS-Vergangenheit mittlerweile weniger schwer?  Jürgen Kalwa hat sich für DEUTSCHLANDRADIO auf Motivsuche begeben und berichtet von seinen Ergebnissen: "Amerikanische Juden beantragen deutschen Pass".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Es war ein Skandal. Kurz nach ihrem 23. Geburtstag verließ Deborah Feldman die ultraorthodoxe chassidische Gemeinschaft der Satmarer Juden in Williamsburg, New York – und verfasste über ihr Aufwachsen unter strengsten religiösen Regeln, völlig abgeschottet vom modernen Leben, auch noch ein Buch. "Unorthodox" wurde fast weltweit ein Bestseller - und machte Deborah Feldman 2012 zum Medienstar. Über Europa führte sie ihr Weg schließlich nach Berlin und damit in genau jenes Land, das sie bei den Satmarer Chassidim als das Übel schlechthin kennengelernt hatte. Hier sucht sie nun ihren Traum zu verwirklichen: gemeinsam mit ihrem Sohn ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Von dem Weg dahin und wie es ihr in den letzten Jahren ergangen ist erzählt ihr neues Buch: "Überbitten", ein Buch, mit dem sie sich in einer verblüffend aktuellen Weise in die Tradition der Aufklärung des europäischen jüdischen Humanismus stelt. Anlass für die BERLINER MORGENPOST ein längeres Gespräch mit der Autorin zu führen: "Mutiges Leben".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Ließen sich 1962 in der damaligen Bundesrepublik und in der DDR noch insgesamt 557 Männer zu katholischen Priestern weihen, waren es nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Bundesgebiet von 2015 nur noch 58. Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche übernehmen immer öfter Ehrenamtliche Aufgaben, die früher ein Geistlicher erledigte. Der Priestermangel zwingt die Kirchen, neue Wege zu gehen, berichtet Josefine Janert für die FAZ. Mittlerweile gebe es sogar Theologiestudenten, die infrage stellen, ob Gott existiert. Ein neuer Trend? Selbst auf höchster Ebene, im Vatikan, wachsen die Sorgen, möglicherweise einer der Gründe, warum sich selbst Papst Franziskus grundsätzlich offen für die Priesterweihe von verheirateten Männern zeigt. Doch auch wenn sich hier etwas bewegt, bleibt eine wichtige Gruppe in der Kirche weiterhin aussen vor, wie Stefan Reis Schweizer in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG schildert: "Was spricht gegen verheiratete Priester?".
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Luther contra Erasmus oder Erasmus contra Luther. Das ist eine der Sternstunden der Theologiegeschichte. Martin Luther und Erasmus von Rotterdam – zunächst waren sich die beiden nahe, dann gerieten sie aneinander, inhaltlich. Der Hauptstreitpunkt: Hat der Mensch einen freien Willen? Diese Debatte, die damals vor 500 Jahren geführt wurde, ist bis heute virulent und unbeantwortet. Und deshalb hat der Konflikt des Reformators mit dem Humanisten durchaus etwas mit uns zu tun. DEUTSCHLANDRADIO versucht diesen Konflikt nachzuzeichnen und einzuordnen - und tut dies nicht mit Hilfe eines Theologen, sondern im Gespräch mit einem Philosophen, und zwar mit Wolfgang Christian Schneider, seines Zeichens Professor für Philosophie in Hildesheim und in Bernkastel-Kues: "Erasmus war der angemessenere Weg, nicht Luther".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Der Zionismus ist keine rein „innerjüdische Angelegenheit“ gewesen – das habe Stefan Vogt mit seiner Studie über die "Beziehungen zwischen Zionismus und Nationalismus in Deutschland zwischen 1890 und 1933" überzeugend gezeigt. Der Zionismus sei viel mehr ein wichtiger Teil der Geschichte des deutschen und des europäischen Nationalismus. Galina Hristeva hat die Studie von Vogt für LITERATURKRITIK gelesen und stellt sie dort näher vor: "Im Strudel der Nationialismen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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