Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
29.06.2017 - Nr. 1728

ACHTUNG

Aufgrund einer Tagungsverpflichtung erscheint in der Zeit von 30. Juni bis einschließlich 10. Juli 2017 KEIN COMPASS!

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 11. Juli 2017.



ONLINE-EXTRA Nr. 258

Juni 2017

"Für die Theologie nach Auschwitz besitzt die grausame Realität der Shoah eine einzigartige Relevanz." So schreibt die Autorin des heutigen ONLINE-EXTRA, Daniela Gast, gleich zu Beginn ihrer Arbeit, in der es ihr zentral darum geht, die "Erinnerung an die Shoah als missionarische Herausforderung" zu bechreiben, wie es im Titel ihres Buches heißt. Damit begibt sich die Autorin auf theologisch vermintes Gelände - und das ist ihr durchaus bewußt. Schließlich war es nicht zuletzt gerade der missionarische Gedanke im traditionellen Christentum, der die mentalen Voraussetzungen schaffte für die Ausgrenzung, Erniedrigung und Abwertung von Juden und Jüdinnen und die das Judentum als überkommene Religion und Kultur begriff, an dessen Stelle einzig und allein das heilbringende Christentum trat.

Diese Haltung, die aus ihr resultierenden Vorurteile und die damit verbundenen theologischen Konstruktionen (wie z.B. die Substitutionstheologie) führten in der Geschichte des Christentums zu verheerenden Konsequenzen, an deren Ende oft genug Verfolgung und Tod für Juden und Jüdinnen standen. Diese schuldbehaftete Geschichte des Christentums zählt zweifellos mit zu den Faktoren, die der anvisierten und beinahe vollstädig vollzogenen Vernichtung des Judentums im 20. Jahrhundert den Weg bahnten und mithin Auschwitz ermöglichten. Konsequenterweise schreibt die Autorin daher in ihrer "Hermeneutischen Vorbemerkung" zu ihrer Arbeit: "Angesichts der Katastrophe der Shoah stellt es eine zentrale Herausforderung an die Theologie dar, die Wirkungsgeschichte christlicher Theologie zu untersuchen."

Die zentrale Kategorie sowohl für die Aufarbeitung der Schuldgeschichte des Christentums als auch für eine Neubestimmung des missionarischen Gedankens sieht die Autorin in der Entwicklung einer christlichen Erinnerungskultur, deren Begründung und Ausgestaltung sie in ihrer Arbeit detailliert darlegt. In ihren eigenen Worten beschreibt sie diese Herausforderung wie folgt:

"Eine christliche Erinnerungskultur hat wesentlich missionarischen Charakter. Mission bedeutet im Dialog mit anderen Religionen den eigenen Glauben in den Herausforderungen der Gegenwart zu erfahren, zu bezeugen und zu bewahren. Angesichts der Einzigartigkeit der Katastrophe der Shoah in der christlich-jüdischen Beziehung stellt es eine präzedenzlose missionarische Herausforderung dar, den christlichen Glauben nach Auschwitz und in Verantwortung vor dem Judentum angemessen zu erfahren, zu bezeugen und zu bewahren. Wie der Christ dieser Herausforderung begegnen kann und sollte, wird in dieser Arbeit in der Ausgestaltung und Entfaltung einer christlichen Erinnerungskultur beschrieben."

Nachfolgend präsentiert Ihnen COMPASS die "Hermeneutische Vorbemerkung" sowie die "Einleitung" zu dieser Arbeit, in der die Thesen und Fragestellungen sowie inhaltliche Gestaltung und Forschungstand erläutert werden und damit den Rahmen für die vorliegende Studie verdeutlichen. In der weiter unten zu sehenden Anzeige für das Buch, dem diese Auszüge entnommen sind, kann man zur weiteren Information auch das komplette Inhaltsverzeichnis der Arbeit aufrufen.

COMPASS dankt der Autorin für die Genehmigung zur Wiedergabe ihres Textes an dieser Stelle!

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Online-Extra Nr. 258




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