ACHTUNG
ONLINE-EXTRA Nr. 263
Hier finden Sie ONLINE-EXTRA Nr. 263: © 2017 Copyright bei "Audiatur"
Als er kürzlich in einem Interview nach dem Ursprung des Antisemitismus befragt wurde, antwortete der jüdische Publizist Henryk M. Broder:
"Der Antisemitismus und der Antizionismus ist Teil der europäischen DNA. Es gab ihn immer, es gibt ihn immer noch und es wird ihn weiter geben. Er wechselt nur sein Kostüm."
Man mag Broders skeptische Beurteilung des Antisemitismus als einem gewissermaßen biologisch verankertem Übel des europäischen Menschen teilen oder nicht. Interpretiert man sein biologistisches Bild vom Antisemitismus als "Teil der eruopäischen DNA" in metaphorischem Sinne, kommt man doch dem recht nahe, was auch schon angesehene Historiker, wie etwa die israelischen Antisemitismus- und Holocaust-Forscher Yehuda Bauer und Saul Friedländer zum Ausdruck brachten, wenn sie davon sprachen, dass der Antisemitismus in die Tiefengrammatik der europäischen Mentalität eingegangen sei.
Die Autorin des heutigen ONLINE-EXTRA, die Antisemitismusforscherin und Kognitionswissenschaftlerin Monika Schwarz-Friesel, formuliert es im Blick auf ihr Thema - den literarischen Antisemitismus - zu Beginn des nachfolgenden Beitrags wie folgt:
"Kollektive Gefühle hatten und haben massgeblich Einfluss auf die Art und Weise, wie Juden mental konzeptualisiert sowie verbal bewertet wurden ( und werden) – insbesondere im Bereich der schöngeistigen Literatur. Hier zeigt sich deutlich, dass Judenfeindlichkeit keineswegs nur aus rassistischen, nationalistischen oder sozialdarwinistischen Gründen gespeist und stets bewusst als Judenhass kodiert sein muss, sondern dass es sich um ein kulturell verankertes Phänomen handelt, das auch nicht intentional artikuliert wird und dennoch bzw. gerade deshalb genauso gefährlich und nachhaltig auf das kollektive Bewusstsein einwirkt..."
In ihrem Beitrag, der auf einem gekürzten und überarbeiteten Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Fachtagung „Emotionen des Antisemitismus“ des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs am 4.7.2017 in Greifswald basiert, geht sie diesem "kulturell verankerten Phänomen" des Antisemitismus in der Literatur nach und erläutert es anhand einiger einschlägiger Beispiele: "Literarischer Antisemitismus: Judenfeindschaft als kultureller Gefühlswert".
Ihr Beitrag wurde online zuerst Anfang September diesen Jahres im schweizer Internet-Portal "Audiatur" publiziert und erscheint heute an dieser Stelle als ONLINE-EXTRA dankenswerter Weise mit freundlicher Genehmung von Audiatur.
Online-Extra Nr. 263
online für ONLINE-EXTRA
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
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