Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
29.06.2018 - Nr. 1778

ACHTUNG

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Montag, 02. Juli 2018.



ONLINE-EXTRA Nr. 270

Juni 2018

Martin Luther ist zweifellos eine der prägendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte und das zurückliegende Lutherjahr wirkte bisweilen wie eine Heiligsprechung des Reformators. Seine dunkle Seite freilich, vor allem seine Hetze gegen Menschen jüdischen Glaubens, hinterließ tiefe Spuren in der deutschen Kultur und Geschichte. Zwar wurde dies in jüngerer Zeit an verschiedenen Stellen immer wieder thematisiert, wird aber gleichfalls auch immer wieder gern verdrängt.

Die Auseinandersetzung mit Luthers Judenfeindschaft konzentriert sich zu allermeis auf seine im Frühjahr 1543 erschienene, diffamierende Streitschrift »Von den Juden und ihren Lügen«. So gut wie gar nicht fand jedoch sein etwas später entstandener, weitaus aggressiverer Traktat »Vom Schem Hamephorasch und vom Geschlecht Christi« Beachtung, der eine Ansammlung antisemitischer Hetztiraden enthält und nicht einmal vor dem Aufruf zur Tötung von Juden zurückschreckt. Ausgangspunkt dieser Schrift ist Luthers Auseinandersetzung mit einem »Toledot Jeschu«-Text. In dieser jüdischen Spottgeschichte aus dem Mittelalter wird die Jesuserzählung des Neuen Testaments persifliert und verächtlich gemacht. Luther nimmt seine Übersetzung dieses Textes ins Deutsche zum Anlass einer nicht nur kritischen, sondern geradezu aggressiven Auseinandersetzung mit der jüdischen Volksüberlieferung und der Kabbala (der jüdischen Mystik).

Einer der Gründe, warum Luthers Hetschrift in der Diskussion um seine judenfeindliche Theologie kaum Erwähnung findet, mag daran liegen, dass der Text schwer verständlich und ebenso schwer lesbar ist. Dem hat nun Matthias Morgenstern, außerplanmäßiger Professor am Seminar für Religionswissenschaft und Judaistik/ Institutum Judaicum der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, mit vorliegender Bearbeitung ("Martin Luther und die Kabbala. Vom Schem Hamephorasch und vom Geschlecht Christi", Berlin 2017) und begleitet von hilfreichen Kommentaren Abhilfe geschaffen.

Nachfolgend präsentiert COMPASS mit dem heutigen ONLINE-EXTRA eine kurze Einführung von Morgenstern in die Thematik - gefolgt von einer Rezension des Bandes von Martin H. Jung, der als Professor für Historische Theologie, Kirchengeschichte und Ökumenische Theologie an der Universität Osnabrück lehrt.

COMPASS dankt den Autoren für die Genehmigung zur Online-Wiedergabe ihrer Texte an dieser Stelle!


Hier finden Sie ONLINE-EXTRA Nr. 271:
Online-Extra Nr. 271




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