Ausstellung "Justiz und Nationalsozialismus" im Kreismuseum Büren
Büren - Das Kreismuseum Wewelsburg in Büren zeigt seit Dienstag dieser Woche die Wanderausstellung "Justiz und Nationalsozialismus". Die bis zum 3. März nächsten Jahres terminierte Schau wurde von der titelgebenden Dokumentations- und Forschungsstelle NRW konzipiert.
"Der Dolch des Mörders war unter der Robe des Richters verborgen", dieser Schlüsselsatz aus dem Urteil im Juristenprozess, einem der zwölf Nachfolgeprozesse des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals, macht nach Angaben der deutlich, welche Schuld Juristen während der NS-Diktatur auf sich geladen haben.
Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit den vielfältigen Verstrickungen der Justiz in das von den Nationalsozialisten begangene Unrecht selbständig zu beschäftigen. Sie zeigt auch die Nachwirkungen der Diktatur von der Gründung der Bundesrepublik bis in die heutige Zeit auf. "Darüber hinaus wird deutlich, wie bereits die Justiz der Weimarer Republik dem nationalsozialistischen Unrechtsregime den Weg ebnete und mit welcher Selbstverständlichkeit nach der Machtübernahme die Gleichschaltung der Justiz gelang."
Unter dem Deckmantel einer unabhängigen Justiz sprachen die Richter ihre Urteile "im Namen des deutschen Volkes", dienten jedoch tatsächlich einem verbrecherischen System. Als Ministerialbeamte wirkten Juristen an der Ausarbeitung von Rechtsvorschriften mit, die allein die Diskriminierung und Entrechtung von Menschen zum Ziel hatten, um sie aus der Mehrheitsgesellschaft auszuschließen. Als Staatsanwälte verfolgten Juristen Unschuldige; als Richter verhängten sie ungerechte und unmenschlich harte Strafen gegen Andersdenkende.
Die erschreckende Bilanz: Über 16.000 Todesurteile, davon allein 5.000 des Volksgerichtshofs. In vielen Fällen handelte es sich um nichts anderes als Justizmord auf Geheiß der Führung des NS-Staates. Diese Morde blieben nach dem Ende der Diktatur ungesühnt. Kein einziger Richter eines Sondergerichts oder des Volksgerichtshofs ist in der Bundesrepublik Deutschland zur Rechenschaft gezogen worden.
Dafür sorgten nach Angaben der Ausstellungsmacher Richter und Staatsanwälte, die schon während der Zeit des Nationalsozialismus in der Justiz Dienst taten, und ihre Karrieren im neuen Rechtsstaat zumeist unbehelligt fortsetzen konnten. Schließlich wird in der Ausstellung auch der mühevolle Weg der Ahndung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in den Konzentrationslagern nachgezeichnet, der noch immer nicht zu Ende ist.
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt diestags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags/sonntags bis 18 Uhr geöffnet.
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt, Microtext-Journalistenbüro)
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Karen Strobel hat sich gemeinsam mit dem Historiker Wilhelm Kreutz und der Filmemacherin Christina Stihler auf die Spurensuche gemacht. So entstanden zwei eindrucksvolle Dokumentationen. Beide können im MARCHIVUM-Shop oder im Buchhandel erworben werden:
Buch:
Wilhelm Kreutz, Karen Strobel: DER KOMMANDANT UND DIE BIBELFORSCHERIN: RUDOLF HÖSS UND SOPHIE STIPPEL. ZWEI WEGE NACH AUSCHWITZ. Schriftenreihe MARCHIVUM 01. Herausgegeben von Ulrich Nieß. Mannheim, 2018. 240 Seiten, mit 184 Abbildungen. Preis: 19,90 €
Film:
Karen Strobel, Christina Stihler: DIE KÖCHIN DES KOMMANDANTEN. ZWEI WEGE NACH AUSCHWITZ. MARCHIVUM digital 01. 2018. FSK: 12 Jahre. Laufzeit ca. 60 Minuten. Preis: 14,90 €
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