ACHTUNG
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 9. April 2019.
Guten Tag!
Während die Anerkennung der Golanhöhen als israelisches Staatsgebiet durch die USA im Uno-Sicherheitsrat auf breite Ablehnung gestoßen ist, gab es in den vergangenen Tagen zwischen Israel und der Hamas einen heftigen militärischen Schlagabtausch. Dem Raketenhagel auf Israel folgten Vergeltungsschläge gegen die Hamas - droht ein neuer Krieg um den Gazastreifen? Im TAGESSPIEGEL versuchen Christian Böhme und Lissy Kaufmann die wichtigsten Fragen, die sich derzeit stellen, zu klären. Als Grund für die derzeitige Eskalation schreiben sie:
"Vieles kommt dieser Tage zusammen. In Gaza rückt das Jubiläum des „Marsches der Rückkehr“ am 30. März näher. In Israel wird am 9. April gewählt. Zudem ist die humanitäre Lage im Gazastreifen dramatisch, die Menschen sind frustriert und haben kaum noch etwas zu verlieren. Eine gefährliche Gemengelage, in der ein Krieg mit jedem Schlagabtausch wahrscheinlicher wird – selbst wenn keine Seite es darauf anlegt."
Im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO betont der Politologe Jochen Hippler, eine politische Lösung sei möglich, wenn man von außen Druck auf die Hamas und auf die israelische Regierung ausübe. Für beide müssten freilich die gleichen Maßstäbe des Völkerrechts angewendet werden:
"Das Völkerrecht muss für alle angewandt werden, die Hamas und Israel. Die Menschenrechte als Kriterium müssen der Hamas entgegengehalten werden und der israelischen Regierung entgegengehalten werden. Wenn wir nicht bereit sind, die gleichen Maßstäbe des Völkerrechts und der Menschenrechte anzuwenden, dann sind wir tatsächlich nicht hilfreich bei der Konfliktlösung."
Die JÜDISCHE ALLEMEINE WOCHENZEITUNG stellt die Frage "Ist Trumps Golan-Erklärung gut für Israel?" und lässt zwei Stimmen zu Wort kommen, eine Pro- und eine Contra-Position. Arye Sharuz Shalicar, Publizist, Abteilungsleiter im Nachrichtendienstministerium im Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Berater des Außenministers Israel Katz, hält Trumps Golan-Erklärung für überfällig:
"Willkommen in der Realität: Seit der Eroberung der Golanhöhen durch Israel sind 52 Jahre vergangen. Und Fakten zu schaffen, hat auch eine positive Auswirkung auf Europa, denn je mehr Gebiete im Nahen Osten stabil sind, umso weniger Vertreibung und Flucht wird es geben."
Sehr viel skeptischer sieht das Yossi Torfstein, politischer Analyst für Nahost-Fragen, der als Journalist bei den Zeitungen »Haaretz«, »Davar« und »Makor Rischon« gearbeitet hat. Er sagt, die Proklamation werde einen Frieden zwischen Israel und Syrien erschweren:
"... Trumps Proklamation [ist] kontraproduktiv. Er bestätigt zwar nur einen Zustand, der de facto schon besteht, aber er behindert womöglich eine Rückkehr an den Verhandlungstisch, wenn die Zeit reif ist. Auf lange Sicht brauchen wir Frieden mit unseren Nachbarn. Und die Anerkennung Trumps der Souveränität Israels über das Gebiet wird es beiden Seiten schwer machen, jemals wieder zu echten Verhandlungen zu kommen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Die israelische Stadt Sderot liegt nur wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Sderot mit rund 25 000 Einwohnern gilt als die Stadt mit den meisten Luftschutzbunkern weltweit. Den Bewohnern bleiben nach einem Raketenalarm gerademal 15 Sekunden, ehe eine Rakete niedergehen könnte. Wie es sich unter der Bedrohung der letzten Tage dort gelebt hat, schildert Alexandra Föderl-Schmid in zwei Reportagen für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Im Garten liegt Raketenschrott". Und im STERN erläutert Gernot Kramper, inwieweit das Raketen-Abwehrsystem "Iron Dome" einerseits erfolgreiches Kernstück der israelischen Armee ist, andererseits aber keineswegs in der Lage ist, einen undurchdringlichen Schutzschirm zu schaffen: "Iron Dome - Was leistet Israels Abwehrschirm gegen Hamas-Raketen wirklich?"
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Für gehöriges Aufsehen im UN-Sicherheitsrat hat der deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen gesorgt. In ungewohnt freier Rede griff er ebenso ungewöhnlich scharf die Verletzung des internationalen Rechts durch die USA an und kritisierte in gar nicht so diplomatischen Worten die israelische wie auch die palästinensische Seite. Die Vertreter Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde forderte er auf, zu erklären, wie sie die geltenden UN-Resolutionen umzusetzen gedächten. "Wie stoppen Sie den Bau der Siedlungen?", fragte er den israelischen Botschafter. "Wie stoppen Sie die Raketenangriffe auf Israel?", wollte Heusgen vom palästinensischen Vertreter wissen. Deutschland glaube, "dass das Völkerrecht das beste Instrument ist, um Zivilisten zu schützen, damit sie ohne Angst vor israelischen Bulldozern oder Hamas-Raketen leben können". Diese Gleichsetzung von israelischen Bulldozern mit Hamas-Raketen sorgte letztlich für den medialen Stein des Anstoßes. Im Kern habe Heusgen recht, kommentiert beispielsweise Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Mit der Gleichsetzung von Hamas-Raketen und israelischen Bulldozern durch seine Fragen spitzte Heusgen extrem zu. Doch im Kern hat er recht. Die Zivilbevölkerung leidet auf beiden Seiten: Die Israelis, die vor den Raketen in Schutzräume flüchten müssen, genauso wie die Palästinenser unter der Besatzung. Beide Seiten wollen aber nur jeweils ihr Leid wahrnehmen, nur ihre Positionen anerkannt sehen. Um diesen seit Jahrzehnten festgefahrenen Konflikt zu lösen, braucht es ungewöhnliche Ansätze: Heusgens Vorstoß war ein solcher."
Ganz anders sieht das Filip Piatov, der in der BILD-ZEITUNG an das Versprechen der Kanzlerin aus dem Jahre 2008 erinnert, demzufolge die "Sicherheit Israels ... für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar" sei. Vor diesem Hintergrund kommentiert er die von Heusgen vorgenommene Gleichsetzung wie folgt:
"Nach 130 Raketen in einer Woche pure Häme. Mörderische Raketen sind keine Bulldozer, die israelische Regierung ist keine Terror-Miliz. Mit dem Versprechen der Bundeskanzlerin Merkel hat dieser Vergleich nichts mehr zu tun."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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"Inhalte von Frauenzeitschriften spielten in der NS-Kriegspropaganda eine große Rolle – von kriegsdienlichen Kochrezepten bis zur strumpflosen Mode Ohne Frauen ist kein Staat zu machen: Das war auch den Nationalsozialisten bewusst, als sie 1933 die Macht in Deutschland übernahmen. Daher wurde in der faschistischen Staatspropaganda von Anfang an auch der weibliche Teil der "Volksgemeinschaft" gezielt angesprochen – vor allem mithilfe der rund 200 Frauenzeitschriften, die im "Dritten Reich" auf dem Markt waren."
Im österreichischen STANDARD skizziert Johannes Lau, wie diese gezielte Ansprache an Frauen während der NS-Herrschaft genauer vonstatten ging: "NS-Propaganda in Frauenzeitschriften: Emanzipation als Ausnahmezustand"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der 6. und 7. Juni 1940 waren unheilvolle Tage für deutsche Juden, die auf den Balearen Zuflucht vor Nazi-Deutschland gesucht hatten. Die Sicherheitsabteilung von Diktator Francisco Franco verfügte die Ausweisung von rund 30 Männern und Frauen, die zu dieser Zeit noch auf den Inseln lebten. Die Begründung des Regimes lautete schlicht: „Im Hinblick auf Ihre Vorgeschichte und aufgrund Ihrer Herkunft sind Sie unerwünscht für das neue Spanien". Die Soziologin und Historikerin Marta Simó Sánchez hat über Spaniens Rolle im Holocaust an der Universitat Autònoma de Barcelona promoviert. Vergangene Woche sprach sie darüber im Rahmen der Tagung „Franco i la persecució del jueus" (Franco und die Judenverfolgung). Die deutschsprachige MALLORCA-ZEITUNG sprach mit der Historikerin darüber, wie die Franco-Diktatur mit denjenigen umging, die vor dem Nationalsozialismus nach Spanien geflohen waren: "Das Franco-Regime lieferte die Juden freiwillig aus".
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebten über eine halbe Million ehemalige SS-Angehörige in Westdeutschland. Obwohl die SS als Organisation für die schlimmsten NS-Verbrechen verantwortlich war, konnten sich die allermeisten ihrer Mitglieder lautlos und ohne Probleme in die bundesrepublikanische Gesellschaft integrieren. Diese Diskrepanz führte in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik allerdings immer wieder zu Skandalen um SS-Vergangenheiten einzelner Personen sowie zu Diskussionen über die Grenzen der Integration und den Umgang mit NS-Tätern. Andreas Eichmüller untersucht in seiner Studie diese Debatten und die darin vorherrschenden Bilder der SS in ihren Ausprägungen und Veränderungen bis in die 1980er Jahre. Joachim Scholtyseck hat die Studie für die FAZ gelesen: "Verständnis für Ehemalige".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Verharmlosung des Antisemitismus, verzerrende Darstellung der Geschichte Israels, unterschwellig Antizionismus fördernde Präsentation von Ausstellungsobjekten und eine Museumsleitung, die israelfeindliche Referenten einlädt oder der iranischen Botschaft die Tür öffnet - als Adressaten von derlei Vorwürfen könnte man sich allerlei Organisationen oder Institutionen vorstellen, aber gewiss als letzts das Jüdische Museum in Berlin! Genau dieses hat jedoch Julia Bernstein, Professorin für Soziologie an der Frankfurt University of Applied Sciences, im Visier und übt in einem längeren Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG schwerwiegende Kritik am Berliner Museum und seiner Leitung durch Peter Schäfer: "Es muss klar und deutlich gesagt werden, dass das Jüdische Museum Berlin ein gravierendes Problem hat und auf skandalösen Abwegen ist, die noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wären." Im Mittelpunkt ihrer Kritik steht vor allem die Ausstellung "Welcome to Jerusalem". Ihr Fazit ist erschreckend:
"Ich würde mir von jedem Museum in Deutschland wünschen, dass es keine Narrative bedient, mit denen Antisemitismus in Deutschland weiter befeuert wird – schon gar nicht von einem sogenannten Jüdischen Museum."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Am kommenden Montag nimmt die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, kurz Rias Bayern, unter dem Dach des Bayerischen Jugendrings ihre Arbeit auf. Der Freistaat finanziert die neue Recherche- und Informationsstelle mit insgesamt 381.000 Euro. Dort sollen künftig antisemitische Vorfälle registriert werden, was in Anbetracht steigender Zahlen antisemitissch motivierter Straftaten in Bayern dringend nötig ist, wie Dietrich Mittler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet: "Antisemitismus wird stärker und lauter"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In einem stellenweise flammenden Apell wendet sich der Sportjournalis Marcel Reif in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG gegen den wachsenden Antisemitismus im Fußball und übt auch Kritik an falscher Zurückhaltung der Vereine. U.a. schreibt er:
"Judenhass hat hier absolut keinen Platz! Wenn ich so etwas sehe, geht mir als Demokrat und Vaterjude die Hutschnur hoch! Und ich will und kann auch keinen Hass gegen andere Gruppen akzeptieren. Manche Vereine haben offensichtlich Bedenken, sich gegen Nazis und Antisemiten zu stellen. Das ist fatal. Wenn diese Gruppen keinen Widerstand erfahren, nutzen sie das gnadenlos für ihre Zwecke aus. Es ist ein Spiel, das man nicht gewinnen kann."
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Eine Gruppe von Sozialdemokraten setzt sich für die strikte Trennung von Religion und Staat ein - und möchte als Arbeitskreis in der SPD anerkannt werden, so wie es für Christen, Juden und Muslime in der SPD bereits möglich ist. Am vergangenen Samstag wählten sie den Religionswissenschaftler Adrian Gillmann aus Frankfurt am Main und die ehemalige Bundestagsabgeordnete Lale Akgün aus Köln zu ihren Sprechern. Alledings eine Anerkennung seitens der Parteiführung wird ihnen bislan verwehrt. Gegenüber der TAGESPOST begründete der Generalsekretär der SPD Lars Klingbeil die verweigerte Anerkennung damit, dass seine Partei sich zum jüdisch-christlichen und humanistischen Erbe Europas und zur Toleranz in Fragen des Glaubens bekenne. Grundlage und Maßstab dafür sei unsere Verfassung. Kernanliegen der „Säkularen Sozis“ sei die strikte Trennung von Kirche und Staat. „Das ist eine legitime Position. Es ist allerdings nicht die Position der SPD, so wie es auch nicht die Position des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ist. 2011 hat der SPD-Parteivorstand daher die Einrichtung eines laizistischen Arbeitskreises einstimmig abgelehnt“, so der SPD-Generalsekretär. In einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO geht Sebastian Engelbrecht den Motiven und Argumenten beider Seiten näher auf den Grund: "Kein Herz für säkulare Sozis".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide hat einen Youtube-Kanal etabliert, auf dem er online Alltagsfragen junger Musliminnen und Muslime behandeln will. Fast 700 Follower hat der prominente Gelehrte und Autor in fünf Jahren gesammelt - nicht gerade viel, bedenkt man, dass die Portale von Salafisten an die Hunderttausende Follower zählen. Gleichwohl versucht der Islam-Professor mit seinem Kanal eine Lücke in den sozialen Medien zu füllen, wie Mechthild Kern für DEUTSCHLANDRADIO schildert:
"Denn bislang überwiegen auf Youtube die Botschaften salafistischer, extrem konservativer, selbsternannter Islam-Experten. Die äußern sich vielfach darüber was „halal“ oder „haram“, was erlaubt oder nicht erlaubt sei. Den Salafisten mit ihrem einseitigen Islamverständnis wolle er nicht das Feld überlassen, sagt Mouhanad Khorchide. Seinen Youtube-Kanal habe er schon vor längerer Zeit eingerichtet. Jetzt aber wolle er verstärkt die Fragen von jungen Muslimen aufgreifen und beantworten."
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Kenn Sie Sharon Beck? Nein? Dann gehören Sie vermutlich nicht zu den Anhängern des Frauen-Fussballs. Denn Beck kickt nicht nur für die Frauen des SC Freiburg in der Bundesliga, sondern auch für Israel in der Nationalmannschaft! Die Mittelfeldspielerin ist Jüdin und praktiziert ihren Glauben. JOhannes Seemüller widmet ihr auf den Seiten des SÜDWESTRUNDFUNKS ein kleines Porträt: "Der jüdische Glaube ist ein besonderer".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Traditionell gehört der größte Teil der jüdischen Gemeinschaft in den USA eigentlich zu Anhängern und Wählern der Demokratischen Partei. Dass die Republikaner und vor allem ihr Präsident Trump gegen etliche Minoritäten politisch lautstark zu Felde ziehen hat nicht gerade dazu beigetragen, Wähler jenseits des weiß-christlichen Mainstreams für sich zu gewinnen - und dies gilt auch im Blick auf die jüdische Wählerschaft. Das soll nun freilich anders werden, berichtet Daniel Killy in einer Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Jüngst gründete sich eine Lobby-Gruppe namens "Jexodus", deren offensichtliches Ziel es ist, mehr jüdische Wählerstimmen für Trump und die Republikaner zu gewinnen: "Trumps Jubeltruppe".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Nach orthodox-jüdischer Auffassung gilt Homosexualität als verwerflich und „widernatürlich“, aber auch in nicht-orthodoxen Gemeinden haben es lesbische und schwule Menschen schwer. Der Konformitätsdruck sei hoch, sagen sie. Der Verein Keshet will das ändern. Es gehe um Sichtbarkeit, darum, überhaupt ein Verständnis für queeres Leben in den Gemeinden zu schaffen. So wolle man gezielt in der Zusammenarbeit mit jüdischen Institutionen vor allem durch Bildungsangebote auf eine Veränderung hinwirken. Denn bislang suche man Informationen oder Beratungsangebote vergebens. Queeres Judentum finde einfach nicht statt. Carsten Dippel erläutert in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO die Problemakik und stellt den Verein Keshet näher vor: "Heimat für queere Juden".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Anfänge des Reformjudentums liegen in Deutschland – angestoßen durch die Aufklärung, Kaiser Josephs II. Toleranzedikt und die Einführung der Religionsfreiheit in Frankreich. 1812 wurde schließlich in Preußen ein Emanzipationsedikt für die Juden erlassen. Der jüdische Finanzier Israel Jacobson ließ 1801 in Seesen bei Goslar die erste Reformsynagoge Deutschlands erbauen: Nun wurde auch auf Deutsch gebetet und der Chorgesang eingeführt. 1818 entstand in Hamburg eine ähnliche Gemeinde: Dort wurde sogar die Kopfbedeckung für Männer abgeschafft. Die 1845 in Berlin gegründete Reformgemeinde verlegte dann tatsächlich den Sabbatgottesdienst auf den Sonntag. Von da an und von dort begann der Siegeszug des liberalen Judentums über die Welt mit einem Schwerpunkt in den USA. In Israel selbst dauerte es nach der Staatsgründung noch zehn Jahre, bis 1958 mit der Kehilat Har-El (Gemeinde Berg Gottes) unter Shalom Ben Chorin (geb. 1913 München, gest. 1999 Jerusalem) die erste Reformsynagoge des Landes eröffnet wurde. Aber noch immer hat es das Reformjudentum im jüdischen Staat Israel schwer, wie Johannes Zang in einem Beitrag für die TAGESPOST schildert: "Noch ein langer Weg".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Lisa Stowasser ist unter dem Namen LiMarie als Christfluencerin aktiv, also als Influencerin in Christi Namen. Die Optik ihrer Videos ist modern, der Inhalt konservativ. LiMaries Channel ist der wahrscheinlich meistgeklickte deutschsprachige Kanal von christlichen Influencern. Die 23 Jahre alte Grafik-Designerin aus Bingen, die an einer privaten Berufsfachschule für Theologie studiert hat, nennt ihre professionell gedrehten Videos „Predigten“. Ganz oben auf ihrer Hitliste steht das Video „Kein Sex vor der Ehe“. In trendigem Outfit bietet sie konservative Lebensmodelle. Skepsis und Kritik gibt es freilich auch von Seiten mancher Theologen: „Ich spreche gerne von einem modernen Antimodernismus – und das ist so bezeichnend für diese Szene. Man nutzt Phänomene der Popkultur und hat aber doch eher eine sehr konservative Botschaft“, sagt etwa Matthias Pöhlmann, der Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Landeskirche Bayern, spezialisiert auf Sekten und fundamentalistische Glaubensauffassungen. Tobias Krone hat sich für DEUTSCHLANDRADIO näher mit dem Phänomen der christlichen Influencer-Szene befasst: "Kein Sex, davon aber viel".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Im Januar diesen Jahres starb die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin und Schriftstellerin Mirjam Pressler - und hinterließ ein riesiges Werk. Nun ist mit „Dunkles Gold“ das letzte Jugendbuch der Schriftstellerin erschienen. Eine sorgfältig erzählte Geschichte um einen mittelalterlichen jüdischen Schatt, über jüdische Identität und Antisemitismus, Liebe und Hoffnung. Sylvia Schwab stellt den Roman für DEUTSCHLANDRADIO vor: "Emotionaler Jugendroman über jüdische Geschichte".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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