Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
07.05.2019 - Nr. 1837

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Freitag, 10. Mai 2019.



Guten Tag!

Nr. 1837 - 07. Mai 2019



Nach den Tagen und Nächten des heftigsten Gewaltausbruchs seit dem Gaza-Krieg 2014 haben sich Israel und die Hamas wieder einmal auf eine Waffenruhe geeinigt. Wie lange wird die Feuerpause diesmal halten? Das fragen siche viele. Und ebenso fragen sich viele nach den Gründen für den heftigen Schlagabtausch, der Israel in wenigen Tagen an die 700 Raketen beschert hat. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG weist Ulrich Schmid zunächst einmal darauf hin, dass es sich bei den Auseinandersetzungen imgrund um "eine Art Stellvertreterkrieg" handele:
"Während Ägypten, ein guter und solider Verbündeter Israels, den Gazastreifen beruhigen und vor allem von den jihadistischen Terrorgruppen im Nordsinai abschneiden will, sieht Iran das Territorium mit seinen zwei Millionen hochgradig belasteten Einwohnern als eine weitere, geradezu ideale Basis zur Stärkung seines Einflusses in der Region. Von den rund 100 Millionen Dollar, die Iran jährlich in den Gazastreifen pumpt, geht der Grossteil zum Jihad."
Und zu den Gründen der jüngsten Gewalteskalation schreibt er:
"Zudem zielten die Angriffe gegen den Eurovision Song Contest, der in zwei Wochen in Tel Aviv über die Bühne geht. Der Wettbewerb, seit Jahren ähnlich wie die Gay Pride Parade eine Feier der Diversität und Toleranz, ist dem Jihad mit seinen fundamentalistischen Ansichten ein Dorn im Auge. Die Todfeinde Israels schaudern, wenn sie mit Nacktheit und Promiskuität konfrontiert werden."
In der WELT sieht Gil Yaron den israelischen Ministerpräsidenten vor einem Dilemma, denn Netanyahu scheint bereit, "fast jeden Preis für Ruhe zu zahlen – wegen einer seit Jahrzehnten herbeigesehnten PR-Chance" - den bevorstehenden Eurovision Song Contest, den Netanyahu als Fest des Friedens präsentieren will. Aber auch unabhängig davon, so Gil Yaron, würde es Netanyahu wenig nützen, wenn er etwa in Gaza einmarschieren ließe, denn:
"... selbst ein Sieg im Bodenkrieg wäre für Netanjahu eigentlich eine Niederlage: Eroberte er Gaza und stürzte die Hamas, wäre sein Land direkt für das Wohlergehen von zwei Millionen verarmten, feindlich gesinnten Palästinensern im Landstrich verantwortlich – ein strategischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Albtraum."
Im SPIEGEL wiederum berichtet Christoph Sydow, dass keineswegs jeder in Israel froh ist über den derzeitigen Waffenstillstand:
"Entsprechend groß ist die Empörung in Israel über den am Montag geschlossenen Waffenstillstand. Es entsteht der Eindruck, als bestimme derzeit die Hamas, unter welchen Bedingungen der Konflikt geführt werde. In den Städten des Südens wie Sderot und Beer Sheva hatten bei den Parlamentswahlen vor vier Wochen mehr als 40 Prozent der Wähler für Netanyahus Likud-Partei gestimmt und ihm damit die Wiederwahl gesichert. Nun lasse der Premier seine treuesten Wähler im Stich - so ein Vorwurf."
Wie lange wird also nun der Waffenstillstand halten? In der WELT gibt der deutsch-iranisch-israelischer Politologe, Publizist und Buchautor Arye Shalicar die beinahe lakonische Antwort:
"Die letzten Monate zeigen, nicht länger als sechs Wochen. Und dann? Wieder Krieg."
Und er kommentiert weiter:
"Es scheint manchmal, als ob Terrororganisationen einfach nur vom Terror leben, sie wollen nur den Tod. Wie kann man darauf eine halbwegs gescheite Lösung finden? Wie kann man Terror besiegen? Im Falle von Gaza bin ich mittlerweile zu der traurigen Erkenntnis gekommen, dass Israel nicht in der Lage ist, die Hamas und die vom Iran zu 100 Prozent unterstützte zweitstärkste Terrororganisation Islamischer Dschihad zu besiegen. Weder der derzeitige Regierungschef Netanjahu noch sein politischer Widersacher und ehemaliger Generalstabschef Gantz sind bereit, den Gazastreifen zu besetzen oder wirklich massiv anzugreifen, und zwar da, wo es den Terroristen wirklich ans Eingemachte geht. Warum? Weil es Menschenleben kosten würde. Sehr viele Menschenleben. Auf beiden Seiten der Grenze. Und solange dies vermieden werden kann, vermeidet man es."
Links zu Berichten, Hintergrundreportagen und Kommentaren in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL, ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND sowie ISRAEL INTERN.

Ist der Eurovision Song Contest, der in zwei Wochen in Tel Aviv stattfindet, angesichts der neuerlichen Raketenangriffe gefährdet? Irving Wolther, der für die ARD vor Ort ist, gibt auf der Seite EUROVISION.de eine vielleicht überraschende Antwort: "Gewaltausbruch beim ESC in Tel Aviv nicht spürbar". Freimütig schreibt er, dass er inmitten des Probenrummels für den ESC erst durch besorgte Anrufe auf Deutschland überhaupt auf die jüngste Gewalteskalation aufmerksam wurde:
"Erst als mich am nächsten Morgen besorgte Nachrichten in den sozialen Netzwerken und über WhatsApp erreichten, erfuhr ich von den schweren Auseinandersetzungen. Verwandte und Freunde hatten Angst, dass mir in Israel etwas zustoßen könnte. Ich habe seltsamerweise keine Angst. Im Gegenteil, ich fühle mich in Tel Aviv sogar ausgesprochen sicher. Nicht weil so viele Sicherheitskräfte in der Gegend herumstehen würden, sondern weil - während sich viele in Deutschland Sorgen machen - in Tel Aviv das ganz normale Leben weitergeht. Eine Frauengruppe macht Yoga im Park, junge Leute sitzen in Straßencafés und trinken Bier, Busfahrer fluchen über den Feierabendverkehr. Willkommen in Israel!"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Anlässlich des 80. Geburtstages des im Dezember verstorbenen israelischen Schriftstellers Amos Oz fand am vergangenen Sonntag im Deutschen Theater in Berlin eine Gedenkveranstaltung zu seinen Ehren statt. Kernpunkt der Veranstaltung, die Rachel Salamander von der Literaturhandlung Berlin in Zusammenarbeit mit der Botschaft des Staates Israel und dem Suhrkamp-Verlag ausrichteten, war die Frage, wie es um dsa Verhältnis zwischen Oz und seinen Lesern sowohl in Israel als auch in Deutschland bestellt sei - und welche Funktion er selbst als Schriftsteller hatte, um beide Länder aneinander näherzubringen. Paul Bentin hat die Veranstaltung für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG beobachtet - und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG veröffentlicht eine gekürzte Fassung der sehr persönlichen Rede der Suhrkamp-Vertreterin Ulla Berkéwicz, die seit 1989 in engem persönlichen Kontakt mit Oz stand. U.a. sagte sie:
"Amos Oz ist der Erzähler Israels, er ist der Erzähler jenes Europas, was herrlich war und schrecklich gewesen ist. Und hat getan, was not tut, hat politische Schriften verfasst, Hunderte, Tausende Essays und Artikel, Hunderte, Tausende Reden gehalten, sich dem Zorn Andersdenkender ausgesetzt, um des Friedens willen. Hat den Frieden hineinerklärt in eine Welt, die den Staat Israel denunziert und stigmatisiert wie kaum einen anderen."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Zensur, Repression und Kontrolle: Mit den Bildreportagen in NS-Zeitungen richtet die Historikerin Harriet Scharnberg in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Die ‚Judenfrage‘ im Bild – Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen" (Hamburger Edition) den Fokus auf eine Dimension antisemitischer Politik, die bisher nicht systematisch untersucht wurde. Der Fotojournalismus befand sich in seiner ersten Blütezeit, als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangten. Bilder eroberten die Tages- und Wochenzeitungen. Die Illustrierten, die wichtigsten Medien des fotojournalistischen Diskurses, erreichten ein Millionenpublikum. Um über ihre umfassende Studie zu sprechen, ist Scharnberg, die seinerzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Wehrmachtsausstellung mitwirkte, am Dienstag ins Hamburger Institut am Mittelweg zurückgekehrt. Unter der Moderation von Birte Kundrus – auch sie eine ehemalige Institutsmitarbeiterin – diskutiert Scharnberg mit dem Berliner Historiker Michael Wildt. Christiane Müller-Lobeck hat die Diskussion für die TAZ verfolgt: "Antisemitische Bildsprache im Nationalsozialismus".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

80 Jahre nach der Gründung des sogenannten "Entjudungsinstituts" ist am Montag in Eisenach ein Mahnmahl installiert worden. Es gilt als mahnende Erinnerung und Schuldbekenntnis von acht evangelischen Landeskirchen für die Gründung des "Instituts zu Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben". Auf dem metallenen Mahnmal wird unter anderem erklärt, wie die Institutsmitarbeiter während der Nazi-Herrschaft jüdische Bezüge aus der Bibel und kirchlichen Texten entfernten und Vorstellungen des Nationalsozialismus einfließen ließen. „Sie trugen mit ihrer Arbeit dazu bei, die Verfolgung und millionenfache Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu rechtfertigen“, lautet die Inschrift. Anlass für Wolfram Nagel im DEUTSCHLANDRADIO die unrühmliche Geschichte des Instituts zu rekapitulieren. Zur Sprache kommt dabei auch, dass zahlreiche Institutsmitarbeiter auch nach 1945 weiter Karriere machen konnten. Neben der Mahnmalenthüllung wird zudem im Lutherhaus Eisenach ab 20. September eine Ausstellung präsentiert: „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“. Die WELT führte bereits jetzt ein Gespräch mit dem Leiter des Hauses, Jochen Birkenmeier: "Als „Deutsche Christen“ Jesus zum arischen Galiläer machen wollten".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Ende März wurden bei Anti-Israel-Protesten in Wien laut Beobachtern antisemitische Parolen gerufen und indirekt zur Auslöschung des Landes aufgerufen - doch nichts passiert. Aber als bei einer Gegendemonstration eine israelische Fahne gezeigt wird, sollen die Beamten eingegriffen haben. Und nicht nur dies: die Teilnehmer der Gegen-Demonstration erhielten Ende April Strafanzeigen wegen "Störung der öffentlichen Ordnung". David Stögmüller, Abgeordneter im österreichischen Bundestag für die Grünen, will nun in dieser Woche zu den Strafanzeigen eine parlamentarische Anfrage an das Innenministerium stellen. „Die erneute Kriminalisierung der Solidarität mit Israel ist unverständlich und deswegen nicht hinnehmbar“, sagt er, wie die WELT und der österreichische STANDARD berichten: "Anzeige nach Hochhalten der israelischen Flagge in Wien".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mehr als 3000 Mitgliedsorganisationen zählt der Paritätische Wohlfahrtsverband alleine in Nordrhein-Westfalen. Das Spektrum der Gruppen, die sich in ihm zusammengeschlossen haben, reicht von alevitischen Gemeinden über den Arbeiter-Samariter-Bund bis zu Pro Familia. In Zusammenarbeit unter anderem mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Forschungseinrichtung Forena der FH Düsseldorf, die sich mit Rechtsradikalismus und Neonazismus beschäftigt, hielt das Paritätische Jugendwerk am Montag in Köln die Konferenz zum Thema »Antisemitismus – alte und neue Herausforderungen im Alltag und für die Jugendarbeit« ab. Auch die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) war eingeladen. Stefan Laurin hat die Konferenz für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG beobachtet: "Judenhass erkennen".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor 150 Jahren, am 5. Mai 1869, wurde der Komponist und Dirigent Hans Pfitzner geboren. Die Auseinandersetzung mit ihm ist schwierig, denn er ist nicht nur Komponist von Meisterwerken wie der Oper "Palestrina", sondern auch Autor hässlicher Polemiken, die ihm den Ruf eines überzeugten Nazis einbrachten. Nun ist eine Debatte darum entstanden: Wie antisemitisch war Hans Pfitzner? Henrik Oerding erläutert die Hintergründe und Positionen in einem Beitrag für den BAYRISCHEN RUNDFUNK: "Treudeutsch und bitterböse".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In einer ganzen Reihe von informativen Beiträgen kann man die für manchen vielleicht überraschende Erkenntnis gewinnen, dass es sowohl in Deutschland wie auch in Österreich einige bemerkenswerte Initiativen von Muslimas und Muslimen gibt, die sich engagiert gegen den Antisemitismus richten. Im DEUTSCHLANDRADIO stellt der israelische Journalist Igal Avidan u.a. die Initiative „HeRoes – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ vor; auf den Seiten des NDR berichtet Andrea Ring über das Engagement des Projekts "All In - Netzwerk gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit", das von dem Iraner Ehsan Abri zusammen mit der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migranten und Migrantinnen in Kiel auf die Beine gestellt wurde; und in der WIENER ZEITUNG stellt Alexia Weiss das Projekt "MuslimInnen gegen Antisemitismus" vor, in dessen Rahmen innerhalb anderthalb Jahren gut 1000 junge Menschen erreicht wurden: "Gegen patriarchale Unterdrückung und Antisemitismus".
Die Links zu den Berichten und Reportagen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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In einem Blog-Beitrag für die naturwissenschaftliche Zeitschrift SPEKTRUM erläutert der Religionswissneschaftler und Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus Michael Blume, warum er "den Regenbogen nicht nur für schön, sondern auch für wissenschaftlich und philosophisch, mythologisch, symbolisch, juristisch und politisch sehr bedeutend" hält: "Was bedeutet der Regenbogen in Physik und Religion?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mit Mose hat sich Jan Assmann oft beschäftigt. Der Prophet als Beginn des Monotheismus, eine folgenreiche, auch verhängnisvolle Zeitenwende. Der Ägyptologe Assmann, einer der wichtigsten Intellektuellen Deutschlands, hielt zur Mose-Figur bei Sigmund Freud und Arnold Schönberg gestern, Montag, in Wien die alljährliche Freud Lecture. Davor traf er die die österreichische Nachrichtenagentur APA zum Interview, in dem er sich über Religion als Trauma und Waffe, über die „Festung“ Europa sowie über neuen und alten Antisemitismus äußerte. U.a. beklagt Assmann, dass auch der politische Terrorismus der Gegenwart die Religion für seine Zwecke mißbrauche. Auf die Frage, warum die Religion sich dafür so gut eigne, gibt er die entwaffnend kurze Antwort:
"Weil Gott ein Trumpf ist, der alle anderen sticht."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Meldung ließ Simon Hehli von der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG aufhorchen: Christinnen und Christen aus dem freikirchlich-evangelikalen Spektrum zeigen sich solidarisch mit den «von Krieg und Terror» erschütterten muslimischen Ländern – und wollen 30 Tage lang für die Menschen dort beten. Als er jedoch einen genaueren Blick auf die Initiative der federführenden Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) warf, wurde er ernüchtert:
"Tag für Tag werden die Evangelikalen dafür beten, dass die Muslime an irgendeinem Ort der Welt 'zum Glauben kommen'. Damit drücken sie weniger ihre 'Liebe für die Nächsten' aus, wie es im SEA-Communiqué scheinheilig heisst. Sondern eine paternalistische Gesinnung. Den Türken etwa, denen doch die Sauberkeit so wichtig sei, wünschen die Autoren, dass sie 'das Blut Jesu entdecken, das sie ein für alle Mal von aller Sünde reinigen kann'."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Um Vorurteile abzubauen, will „Chabad Lubawitsch“ ein Bildungszentrum in Wilmersdorf als religionsübergreifende Begegnungsstätte schaffen. Bis Ende 2020 soll an der Westfälischen Straße ein siebengeschossiger Bau entstehen, der ein jüdisches Begegnungszentrum mit Kita, Jugendclub und einer Sporthalle für Events beherbergen soll. Nun besuchte Bürgermeister Michael Müller am Montag die Baustelle, auf der zum Jahresende der Rohbau fertig sein soll. Doch noch fehlt es an Geld, wie BERLINER MORGENPOST und TAGESSPIEGEL berichten: "Jüdisches Bildungszentrum in Wilmersdorf nimmt Formen an".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Frankfurter Pädagoge Mark Krasnov (30) ist einer von genau vier Lehrern mit zweitem Staatsexamen in Deutschland, die jüdischen Religionsunterricht erteilen. Zwei weitere unterrichten ebenfalls an einer staatlichen Schule, in Karlsruhe und Hamburg, ein dritter an einer jüdischen Privatschule. Während über die Einführung eines Islamunterrichts seit Jahren debattiert wird, gibt es für den bereits existierenden jüdischen Religionsunterricht wenig Aufmerksamkeit, meint Jens Bayer-Gimm in einem Beitrag für das MiGAZIN. Dort porträtiert er nicht nur den Lehrer Krasnov, sondern zeigt auch auf, wie sehr jüdischer Religionsunterricht die jüdische Identität der Schüler stärkt: "Ein Lehrer in Hessen erteilt jüdischen Religionsunterricht".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Vor kurzem ist die Entscheidung gefallen: Nun wird es auch Militärrabbiner in der Bundeswehr geben. "Fraglich ist allerdings", meint Igal Avidan in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO, "ob die wenigen jüdischen Soldaten die Geistlichen überhaupt um Rat bitten würden". Bedeutender sei da schon die Idee, dass die Rabbiner bei der Bundeswehr helfen könnten, antisemitische Vorurteile abzubauen. Dies würden auch die Erfahrungen in Nachbarländern bestätigen, etwa in den Niederlanden und Frankreich, wo Avidan mit den entsprechenden Militärrabbinern gesprochen hat: "Brauchen jüdische Bundeswehrsoldaten Seelsorger?".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Lange Zeit galten die USA als ein Land, das für Juden sicher war. Doch für viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden hat sich das nach dem Anschlag auf die Synagoge von Pittsburgh geändert. Viele geben Donald Trump eine Mitschuld – andere halten dagegen. Der Streit geht mitten durch die jüdischen Familien, wie der längeren und sehr eindrucksvollen Reportage von Andreas Bouecke aus dem Innern der US-amerikanischen Gemeinschaft der Juden zu entnehmen ist. U.a. lässt er auch Rabbi David Ingber zu Wort kommen, der diese Entwicklungen von Manhattan aus beobachtet. Er spürt, wie der Hass gegen Juden wieder gesellschaftsfähig wird. In seiner eigenen Familie erlebt er, wie die veränderte politische Atmosphäre neue Trennungslinien zieht:
„Selbst als die weißen Nationalisten in Charlottesville brüllten: ‚Wir werden nicht zulassen, dass die Juden unseren Platz einnehmen‘, hat sich Trump geweigert, diese Leute zu verurteilen. Trotzdem wollen sich viele Juden nicht von ihm abwenden. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit meiner Mutter. Sie und mein Vater haben beide Trump unterstützt. Auf meine Argumente hören sie nicht. Meine Eltern sagen, Obama sei viel schlimmer gewesen für die Juden. Sie halten Obama für einen Antisemiten, der die Araber unterstützt.“
David Ingbers Eltern haben Trump gewählt, weil seine Politik angeblich gut ist für Israel. „Nach den Ereignissen in Charlottesville saß ich mit meiner Mutter beim Abendessen und sagte zu ihr: ‚Mom, ich möchte nicht streiten. Aber: Ist es jetzt nicht an der Zeit, sich gegen Trump zu wenden? Er weigert sich, Leute zu verurteilen, die sich für weiße Übermenschen halten.‘ Meine Mutter schüttelte den Kopf und sagte: ‚Obama und sein Nuklearvertrag mit Iran waren viel schlimmer.‘ Es ist absurd.“

Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Einst hat Gábor Iványi den ungarischen Premier Orban getraut und seine Kinder getauft, heute leben sie in verschiedenen Welten. Orbán zunehmend als Autokrat; Iványi als Geistlicher, der sich um jene kümmert, die die Regierung ausgrenzt. Die Wandlung des Orbán vom liberalen Atheisten zum Nationalisten mit christlichem Antlitz ist tatsächlich eine Metamorphose, die wenige so eng verfolgt haben wie Gábor Iványi, meint Peter Münch in seinem Porträt des Priesters für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
"Als Priester predigt er das Christentum, als früherer Politiker und Parlamentsabgeordneter glaubt er an ein zusammenwachsendes Europa. Viktor Orbán aber, so schimpft er, nutzt die von ihm lautstark propagierte "christliche Demokratie" allein zur Abschottung. "Er übt Verrat an den europäischen Werten", sagt er. "Das mit dem Christentum ist doch pure Scheinheiligkeit, ein Witz."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Der Leiter des Jüdischen Verlages, Cheflektor des Siedler Verlages und heutige Editor-at-Large für den Suhrkamp Verlag, Thomas Sparr, hat in den 1980er Jahren an der Hebräischen Universität und dem Leo Baeck Institut in Jerusalem gearbeitet und gilt seitedem als Kenner des ehemals deutschen Judentums in Israel. Nun hat er in seinem Buch "Grunewald im Orient. Das deutsch-jüdische Jerusalem" eine Zwischensumme seiner Erlebnisse und literarischen Recherchen gezogen und die Spuren des Verschwindens der sogenannten „Jecken“ Israels an den Straßenrändern gesehen und einiges davon aufgelesen. Oskar Ansull stellt das Buch für LITERATURKRITIK näher vor: "Beinahe Dahlemisch".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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