ACHTUNG
Guten Tag!
Rund 50 Milliarden Dollar sollen in die palästinensische Wirtschaft fließen - so schlägt es der erste, ökonomisch orientierte Teil des US-Friedensplans für den Nahe Osten vor, wie u.a. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, WELT und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten. Ein 40-seitiges Papier namens »Peace to Prosperity«, den der Berater des Weißen Hauses, Jared Kushner, im Vorfeld der gleichnamigen Konferenz in Bahrain jetzt veröffentlichte, führt die Details aus. So sollen unter anderem der Tourismus angekurbelt und der Bildungssektor ausgebaut werden. Worte wie Zwei-Staaten-Lösung kommen allerdings nicht in dem Dokument vor. Kushners neu veröffentlichter Nahostplan trifft freilich weder bei den Palästinensern noch bei den Israelis auf Zustimmung, auch aufgrund einer Reihe von inneren Widersprüchlichkeiten, wie die FAZ ausführt. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat unterdessen bereits mit scharfen Worten seine Ablehnung bekräftigt, wie die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet. «Wir brauchen das Geld und wir brauchen Unterstützung, aber vor allem brauchen wir eine politische Lösung (im Konflikt mit Israel)», sagte er in seinem Amtssitz in Ramallah vor internationalen Journalisten. «Wir werden nicht Sklaven und Diener (der amerikanischen Vermittler) Kushner, Greenblatt und Friedman sein.»
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Seit mehreren Wochen bekommen die Angestellten der Palästinensischen Autonomiebehörde aufgrund akuter Finanzprobleme der Behörde nur etwa die Hälfte ihrer Gehälter ausgezahlt. Zum Hintergrund muss man wissen: Israel erhebt für die Palästinenser Steuern und Zölle, zum Beispiel, wenn Waren über israelische Häfen in die palästinensischen Gebiete gelangen. Seit Februar kürzt Israel allerdings das Geld um etwa 125 Millionen Euro pro Jahr, da die Palästinenser aus israelischer Sicht diesen Betrag an die Familien von Attentätern oder an deren Hinterbliebene überweise. Da die Palästinenser die Maßnahme der Israelis kategorisch ablehnen, nehmen sie nun gar kein Geld mehr an – und verlieren damit bis zu 2,2 Milliarden Euro pro Jahr, wie Benjamin Hammer für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Palästinensischer Autonomiebehörde droht Bankrott".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
"Fliegende und selbstfahrende Autos, ein automatisierter Unterbodencheck für Fahrzeuge sowie Straßen, auf denen beim Befahren Elektroautos aufgeladen werden: Israel hat zwar keine Automobilindustrie. Aber alle Konzerne, die mit Fahrzeugen zu tun haben, pilgern ins Heilige Land, um solche Entwicklungen zu bestaunen. 500 der rund 6600 Start-ups im Land beschäftigen sich mit dem Automotive-Bereich, das ist die größte Konzentration nach dem Silicon Valley."
In einer Reportage für die SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG beschreibt Alexandra Föderl-Schmid, warum die Größen der Autobranche alle ins Heilige Land pilgern, obwohl vor Ort kein einziges Fahrzeug produziert wird: "Autonation Israel".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Auf Einladung des Hochsauerlandkreises waren zwei Erzieherinnen des Kindergartens in Gudenhagen Anfang Mai zu einem einwöchigen Erfahrungsaustausch in Israel und lernten den dortigen Kindergartenalltag kennen, der sich doch in mancher Hinsicht vom Kindergartenalltag in Deutschland unterscheidet, wie im SAUERLANDKURIER nachzulesen. Beispielsweise war das Außengelände für die Beiden unächst ein Schock, das eher einer Müllhalde glich: Ausrangierte Haushaltsgeräte, Töpfe, Pfannen, Kanister – sogar eine alte Mikrowelle – sowie improvisierte Klettermöglichkeiten, kaum Grün, wenig Farben. Allerdings erfuhren sie dann, "dass dies kein Zeichen von Armut war, sondern ein bewusstes Konzept: „Trash Garden“ hieß bei ihr der Außenbereich; also Müll-Garten. Schnell bemerkten die beiden Deutschen, dass die Kinder sich mit dem was vorhanden war sehr kreativ und ausdauernd beschäftigten. Auch wenn beim Herumklettern der Kinder ihre Alarmglocken schrillten, blieben die israelischen Erzieherinnen stets gelassen. Sie bemerkten bald: 'Die Kinder sind motorisch viel fitter als bei uns.'"
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
**********************
In der Diskussion über den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) und die wachsende rechtsextreme Gewalt in Deutschland taucht immer wieder mal eine markante Formulierung auf: "Der Feind steht rechts". Dabei handelt es sich um ein berühmtes Zitat von Reichskanzler Joseph Wirth aus dem Jahre 1922, das dieser nach der Ermordung von Walther Rathenau formulierte. In der WELT erzählt Sven Felix Kellerhoff die ganze geschichte dieses berühmten Zitats, eine Geschichte, die durchaus Assoziationen zur Gegenwart mit sich bringt: "Kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Evaldas Balciunas ist ein Publizist aus der litauischen Stadt Šiauliai. Mit seinen Recherchen und zahlreichen Veröffentlichungen zur Rolle von NS-Kollaborateuren trägt er zur Kritik an der staatlichen Erinnerungspolitik Litauens bei, die all zu oft darauf abzielt, »Helden des nationalen Widerstands« gegen die Sowjets ohne Berücksichtigung von deren Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs praktisch unangreifbar zu machen. Am bekanntesten dabei ist wohl das Beispiel von Jonas Noreika, zu dem auch Balciunas recherchiert hat. Noreika war während der deutschen Besatzung Leiter der Bezirksverwaltung in Šiauliai im Nordwesten Litauens und soll den Tod Tausender litauischer Juden mitverschuldet haben. Weil er gegen die sowjetische Besatzung Widerstand geleistet hat und 1947 von den Sowjets hingerichtet wurde, gilt er als Nationalheld, über dessen Vergangenheit man schweigend hinweggeht. JUNGLE WORLD sprach mit Evaldas Balciunas über die staatliche Erinnerungspolitik und deren Problematik: »Nachfragen zur Judenermordung sind nicht erwünscht«
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der israelische Schriftsteller Yishai Sarid hat mit seinem Roman "Monster" einen bemerkenswerten Roman über die israelische und deutsche Erinnerungskultur vorgelegt. In dem Roman schildert ein Historiker, wie er jahrelang Menschen druch NS-Gedenkstätten geführt hat. Er fragt nach der Verbindung zwischen Juden damals und Israelis heute, nach Machtverherrlichung und danach, was Menschen zu Mördern macht. Und er beobachtet israelische Schülergruppen, die sich in Fahnen hüllen, scheinheilige Minister oder manipulative Künstler, er beobachtet, wie ein jeder in dem Grauen der Geschichte vor allem eines zu erkennen meint: einen Nutzen für sich selbst. Die DEUTSCHE WELLE sprach nun mit dem Autor über Erinnerungskultur, Auschwitz und die Pornographie des Bösen. Auf die Frage, was Erinnerungskultur in Israel bedeute, antwortet er:
"Die Lehre, die wir aus dem Holocaust ziehen und wie institutionell mit der Erinnerung umgegangen wird, ist sehr problematisch. In erster Linie wird die Lehre gezogen, dass das jüdische Volk stark sein und sich selbst verteidigen können muss, was - nach allem, was passiert ist - durchaus eine gute Lehre für das jüdische Volk ist. Das will ich nicht unterschätzen. Aber schauen wir auf Yad Vashem. Der Holocaust ist in erster Linie eine jüdische Tragödie, aber es ist auch eine Tragödie für die gesamte Menschheit. Sie lehren die jungen Menschen aber nicht die universelle Lehre aus dem Holocaust: Was würdest du tun, wenn du dich in einer solchen Situation wiederfändest? Wie können wir sicherstellen, dass so etwas nie wieder und nirgends geschieht?"
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
**********************
Till Magnus Steiner hat für die TAGESPOST den weltweit renommierten, israelischen Holocaust- und Antisemitismusforscher Yehuda Bauer besucht und mit ihm über alten und neuen Antisemitismus gesprochen. Was die Entstehung der Judenfeindschaft betrifft, führt Bauer aus, dass einst der entstehende Monotheismus des Judentums und die damit einhergehende Kultur zum Grund des Widerstands gegen Juden und zum Auslöser des Judenhasses geworden sei: „Die monotheistischen Religionen des Christentums und des Islams etablierten sich in der Abgrenzung zum Judentum“, und nach einer kurzen Pause sagte Professor Yehuda Bauer: „Es gibt keinen Antisemitismus in den heutigen polytheistischen Gesellschaften.“ Im Blick auf die syrischen Flüchtlinge in Deutschland betont Bauer: „Es gibt in den Flüchtlingen ganz verschiedene Gruppen, aber unter ihnen gibt es einen antisemitischen Konsens – vor allem bei den Syrern. Aber die deutsche Regierung versteht es nicht, wie man die Vielfalt nutzen kann, diesen antisemitischen Konsens zu brechen. Es gibt eben auch – und das muss stärker beachtet werden – die muslimischen Antiradikalen und Liberalen, mit denen man Allianzen schmieden muss.“ Und schließlich mahnt der die Juden in Deutschland in Anbetracht des erstarkenden Antisemitismus nicht in Passivität zu verfallen:
„Jeder Jude, ob religiös oder nicht, sollte als ein Zeichen eine Kippa tragen – und die Deutschen würden sich dann an ihre Seite stellen. Ich bin nicht dafür, dass die Juden passiv sein sollen – dafür bin ich viel zu sehr Israeli.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Um den Walter-Benjamin-Platz in Berlin wird wieder gestritten: Die Architekturzeitschrift «Arch+» hat eine ganze Ausgabe «rechten Räumen» gewidmet und behandelt diese Architekturen als Wegbereiter für den Rechtspopulismus in Europa. Da wurde auch der Walter-Benjamin-Platz in Blick genommen, der stilistisch und programmatisch eine Verneigung vor dem italienischen Faschismus darstelle. Zwar möge man vielleicht spontan diesen Aufsatz als "hysterische Architekturkritik, die auf ein politisch korrektes Bauen abzielt" abtun, aber dennoch treffe der Artikel einen wunden Punkt, wie Benedict Neff in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erläutert: "Was hat eine antisemitische Botschaft auf dem Walter-Benjamin-Platz in Berlin zu suchen?".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Schaut man sich diverse Chroniken des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik an, kann man schnell erkennen, dass Anschläge und Ermordungen von politischen Gegnern oder Gewalttaten aus rassistischen und antisemitischen Gründen ein nahezu ungebrochenes Phänomen waren. Vor diesem Hintergrund mahnt Merle Stöver in einem Beitrag für das Portal BELLTOWER, dass es also mit Sicherheit nicht zu fragen gelte, ob die Ermordung des Kassler Regierungsrates Walter Lübcke Ergebnis einer „Braunen Armee Fraktion“ sei, oder etwa zu urteilen, dass der Mord an die RAF erinnere, sondern vielmehr, warum er nicht in der Tradition organisierter Nazis gesehen wird, an deren Untaten Merle mit einer erschreckend beeindruckenden Chronologie erinnert: "Die Tradition rechtsextremer Terrorzellen in Deutschland seit 1945".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
**********************
Bei einer Tagung der Päpstlichen Theologischen Fakultät für Süditalien hat Papst Franziskus mehr jüdische und islamische Elemente im katholischen Theologiestudium eingefordert. Studierende müssten zum Dialog mit den anderen Religionen erzogen werden, um eine Gesellschaft aufbauen zu können, die Verschiedenheit wertschätze, sagte er am Freitag in Neapel, wie CNA und ISLAMIQ berichten. Wörtlich sagte er: "In theologischen Fakultäten und kirchlichen Universitäten sollen Kurse in arabischer und hebräischer Sprache und Kultur sowie das gegenseitige Verständnis zwischen christlichen, jüdischen und muslimischen Studenten gefördert werden". Darüber hinaus mahnte Franziskus auch allgemein zu einer „Theologie der Offenheit und des Dialogs“.
Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
**********************
Brooklyn? Tel Aviv? Nein, ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt kommen jetzt junge Juden, orthodoxe wie liberale, aus den USA und Israel zusammen. Beispielhaft etwa zwei Paare, die sich ansonsten vohl nie begegnet wären: das säkulare Paar Dekel und Nina Peretz, er aus Israel, sie aus dem Schwabenland - und andererseits der orthodoxe Rabbinerstudent Borowitz mit seiner Frau Rebecca Blady, einer Rabbinerin und Yogalehrerin, die vor kurzem aus New York nach Kreuzberg gezogen sind. Warum für die beiden Paare Berlin trotz antisemitischer Übergriffe zum Sehnsuchtsort geworden ist und was sie zusammengeführt hat, schildert Jan Sternberg in einer lesenswerten Reportage für die ELBE-JEETZEL-ZEITUNG: “In Berlin ist für Juden alles möglich”
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Thomas Hafke ist Sozialpädagoge und arbeitete 30 Jahre lang hauptamtlich beim Fanprojekt des Bundesligavereins SV Werder Bremen. Dort engagieren sich vor allem junge Leute, die er auf eine besondere Spur in der Geschichte des Vereins gebracht hat: die jüdische Geschichte des SV Werder Bremen - und vor allem die Geschichte von Alfred Ries, der mehrmals Präsident war, von den Nazis verfolgt wurde und den Club einst zum ersten Meistertitel führte. In einer längeren Reportage für DEUTSCHLANDRADIO schildert Alexa Hennings die Aktivitäten des Fan-Projekts im Aufspüren der jüdsichen Geschichte des Bremer Clubs: „Wer Versöhnung will, muss sie praktizieren“
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Viel ist dieser Tage vom Iran die Rede, wenn es um die steigenden Spannungen im Nahost-Konflikt geht. Vor diesem Hintergrund hat die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zwei interessante Beiträge veröffentlicht, die sich zum einen mit den Juden im Iran beschäfigen und zum anderen mit iranischstämmigen Juden, die in Israel leben. Jan Schneider berichtet über die noch gut 10.000 im Iran lebenden Juden - und dass diese sich dort alles andere als diskriminiert fühlen. Und Ulich Schmid schildert, dass anders als viele Israeli aus Nordafrika die iranischstämmigen Juden ihr Herkunftsland lieben und fest daran glauben, dass sie eines Tages zurückkehren werden – wenn die Herrschaft der schiitischen Theokraten fällt.
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Debatte um das Jüdische Museum Berlin und den Rücktritt seines bisherigen Leiters Peter Schäfer geht unvermindert weiter. Mehr als 40 internationale namhafte Talmud-Wissenschaftler haben Schäfer nun den Rücken gestärkt - und warnen vor Zensur. In einem Offenen Brief, der am Mittwoch in Jerusalem bekannt wurde, beklagen die Gelehrten aus Israel, Europa und den USA "die zunehmende Zensur der Meinungsfreiheit und die schrumpfende Möglichkeit, Regierungspolitik zu kritisieren oder gar in Frage zu stellen". Mit ähnlicher Stoßrichtung melden sich in einem gemeinsamen Beitrag für den TAGESSPIEGEL der israelische Historiker Moshe Zimmermann und der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland Shimon Stein zu Wort und fragen: "Wer bestimmt, was jüdisch ist?". Sie betonen, dass es bei dem Konflikt um mehr als allein den Kopf des Direktors des Jüdischen Museums gehe:
"Es geht zum einen um die Aufgabe eines Museums – eine Plattform für mehr als nur ein Narrativ anzubieten. Aber es geht um mehr: um prinzipielle Fragen, um die Streitkultur in Deutschland, um Meinungsfreiheit und nicht zuletzt um Deutungshoheit: Wer darf in Deutschland darüber bestimmen, was Judentum und Antisemitismus ist – und nicht zuletzt, was eigentlich „Israel-bezogener Antisemitismus“ ist?"
Die Autoren kritisieren dabei scharf, dass die Entscheidung darüber, was Antisemitismus ist, offenbar allein der israelischen Regierung überlassen werde, "unterstützt vom Zentralrat der Juden, der der offiziellen Stimme Israels hörig ist und sich mit einer selbständigen Haltung schwertut. Nicht nur der BDS (die palästinensische Boykott-Bewegung, bei der auch antisemitische Klänge zu hören sind), eigentlich jeder Boykott gegen israelische Interessen, auch gegen die Besatzungs- und Siedlungspolitik, gelten demnach als antisemitisch; und Juden, die einer anderen Meinung sind, sind eben keine richtigen Juden mehr." Ebenso mahnen sie an, mit dem Begriff „jüdisch“ differenzierter umzugehen:
"Was jüdisch ist, entscheidet nicht allein Israel. Die Vielfalt im Judentum ist enorm. Das hat auch das Jüdische Museum Berlin zu vermitteln versucht. Die Kippa ist nicht das Symbol des Judentums; Reformjuden wie auch säkulare Juden sind – vom Standpunkt der Wissenschaft wie auch aufgrund der Selbstbestimmung von Personen, die sich zum Judentum bekennen – nicht weniger jüdisch als orthodoxe Juden oder jüdische Bürger des Staates Israels. Vielfalt und Bereitschaft zum Disput waren immer ein Kennzeichen des Judentums."
Dem entgegen argumentiert Alan Posener in der WELT, dass die Krise des Jüdischen Museums mit Israel gar nichts zu tun habe und erinnert daran, dass die "letzte Programmdirektorin ... von Schäfer vergrault (wurde). Die Akademieleiterin geht, weil sie sich noch nie fürs Judentum interessiert hat und nun einen Posten bekommt, auf dem sie sich ihrer Leidenschaft widmen kann, dem Kampf gegen die Islamophobie." Die Kritik der Talmud-Gelehrten am Umgang mit Schäfer und der Vorwurf, man sei willfährig der Kritik der israelischen Regierung gefolgt, weist Posener scharf zurück. Auf der anderen Seite nehmen die Kulturwisssenschaftler Jan und Aleida Assmann vehement für Schäfer Stellung, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet. In einem Offenen Brief schreiben sie: "Ein neues Gespenst geht um in Europa: das ist der Antisemitismus-Vorwurf." Er stelle "uns Europäer, insbesondere Deutsche, unter Generalverdacht und ruft im Stil der McCarthy-Ära zu einer Hexenjagd auf jeden auf", der die Politik Israels nicht unterstütze und denunziere ihn als Antisemiten. Schäfer beschreiben die Assmanns als "engagierten Freund Israels". "Die wahren Freunde Israels werden es sich nicht verbieten lassen, die Entwicklungen in diesem Land... gelegentlich auch einmal mit kritischer Sorge zu beobachten."
Links zu Berichten, Kommentaren und weiteren Stellungnahmen zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
**********************
Gut neun Jahre ist es nun her, dass Betroffene den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ans Licht brachten. Während seitdem in der katholischen Kirche um die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale gerungen wird, beschäftigte sich die evangelische Kirche erstmals vor einem Jahr etwas deutlicher mit sexualisierter Gewalt in ihren Reihen: Bei der EKD-Synode in Würzburg im Herbst 2018. Viel zu spät, bagatellisierend, tabu-behaftet – kritisieren Betroffene bei einer Veranstaltung zum Thema Missbrauch auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund, über die Burkhard Schäfers für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Die Aufarbeitung – eine schwere und langwierige Aufgabe".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
**********************
In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG stellt Philipp Fritz ein handliches 150-Seiten-Werk vor, das an jüdische Orte im deutschen Breslau vor der Shoa erinnert. Sein Autor hat in mühsamer Kleinstarbeit Dokumente in Archiven, etwa im Staatsarchiv in Wroclaw oder im Jüdischen Geschichtsinstitut in Warschau, gesichtet. Das Ergebnis sei bemerkenswert: "Topografie des Lebens".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
Abo-Hinweis
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen
Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!
Anmeldung