ACHTUNG
Guten Tag!
Vor dem Hintergrund des Einmarschs türkischer Truppen in Nordsyrien und des jüngsten Abkommens zwischen Trump und Erdogan machte US-Außenminister Pompeo in Israel halt, um den Sinneswandel der USA in Nordsyrien zu erläutern. Der Abzug der Amerikaner aus Syrien hat bei nahezu allen US-Verbündeten in Nahost Sorge und Entsetzen ausgelöst, insbesondere in Israel. Denn, so Gil Yaron in der WELT, mit "dem Abkommen haben die USA gar nichts, Israels Rivale Erdogan indes fast alle seine Ziele erreicht. Israels Schutzmacht wirkt so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr." In Israel, so Yaron, herrsche "Ratlosigkeit und Beklemmung, mit der man neuerdings von Jerusalem nach Washington" blicke. Ähnlich beschreibt es auch Pierre Heumann im HANDELSBLATT:
"Dass Jerusalem in der Nordsyrienfrage weder frühzeitig informiert, geschweige denn konsultiert worden sei, belaste die Beziehung zwischen Trump und Regierungschef Benjamin Netanjahu. Hätte ihn Trump um Rat gefragt: Netanjahu hätte ihm geraten, die Truppen in Syrien zu belassen, meint Dan Shapiro, der unter dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama Botschafter in Tel Aviv war. Dass ein solch folgenschwerer Entscheid ohne Vorankündigung vollzogen werde und selbst das Pentagon überrascht hat, habe die Entscheidungsträger in Jerusalem verwirrt."
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Am Mittwoch dieser Woche läuft die Frist zur Regierungsbildung für Ministerpräsident Netanyahu, der heute Geburtstag hat, ab. Eine Lösung der Krise ist nicht in Sicht. Staatspräsident Reuven Rivlin könnte das Mandat um zwei Wochen verlängern, doch wahrscheinlicher ist, dass der Auftrag zur Regierungsbildung an Gantz fallen wird, mutmaßt Judith Poppe in ihrem Bericht über den Stand der Dinge in der TAZ. Und auch die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG spielt die möglichen Szenarien durch: "Erfolgloses Puzzlespiel".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Joana Osman ist 1982 in München geboren, als Tochter einer Deutschen und eines Palästinensers. Die Eltern hatten sich in München kennengelernt und nach dem Studium zwei Jahre in Bagdad gelebt. Der Vater war Ingenieur, er starb, als Joana ein Baby war. Die Mutter hielt Kontakt zur Familie ihres Mannes, die, wie viele palästinensische Familien, in alle Welt zerstreut ist. Joana studiert in München nordamerikanische Literaturgeschichte, Theaterwissenschaften und belegt Kurse in kreativem Schreiben - und merkt immer mehr, dass der Nahostkonflikt gewissermaßen Teil ihrer DNA ist. Das Freund-Feind-Denken hat viele ihrer Begegnungen bestimmt, sie hat den Hass und das Leid kennengelernt, den der Konflikt allerorten verursacht - und beschloss, etwas dagegen zu tun. Gemeinsam mit dem Israeli Ronny Edry gründet sie "The Peace Factory", um Feinde zu Freunden zu machen. Und schreibt darüber auch einen Roman. Ihre Vision: "Stellen Sie sich vor, jeder Palästinenser hätte einen Freund in Israel. Jeder US-Amerikaner hätte eine Freundin in Iran. Jeder Deutsche hätte einen Freund in Nigeria. Können Sie sich vorstellen, was das bewirken würde?". Martina Scherf zeichnet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG den Lebensweg von Joana Osman nach, stellt ihr Friedensprojekt und den Roman näher vor: "Ich wollte die Ohnmacht nicht akzeptieren".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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In Hamburg hat der Prozess gegen den über 90-jährigen Bruno D. begonnen, dem Mord oder Beihilfe zum Mord an 5230 KZ-Insassen vorgeworfen werden. Da er zur Zeit der Tat 17 bis 18 Jahre alt war, findet der Prozess vor der Jugendstrafkammer statt. Macht das alles noch Sinn? Sollen greise KZ-Wächter vor Gerichst gestellt werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich zwei Beiträge in der WELT. Sven Felix Kellerhof klärt die Rechtsgrundlage für einen solchen Fall, schildert dessen Entwicklung durch höchstrichterliche Urteile in Deutschland und diskutiert die Rolle des Alters in solchen Fällen. Und in einem weiteren Beitrag zeigt sich Alan Posener wenig überzeugt davon, derlei Prozesse zu führen und schreibt:
"Es gibt eine Schuld, die jenseits der Justiziabilität liegt. Nach 1945 waren die Deutschen so emsig bemüht, eine „Kollektivschuld“ zu leugnen, dass sie die Ausmaße tatsächlicher Mitschuld nicht sehen wollten. Man wird das Gefühl nicht los, der Prozess gegen Bruno D. solle Justiz und Öffentlichkeit entlasten, deren Versäumnisse – man denke an Eichmann und Spanner – aber nicht wiedergutzumachen sind."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Es ist war das abrupte Ende der kreativen Ära des Weimarer Kinos gewesen: Als nach Hitlers Machtergreifung 1933 jüdische Filmschaffende in Deutschland vom Arbeitsleben ausgeschlossen wurden, suchten die meisten in den Nachbarländern nach neuen Produktionsmöglichkeiten. Das Filmarchiv Austria widmet diesem Exilkino von 1934 bis 1937 nun eine Ausstellung, die Magdalena Miedl auf den Seiten des ORF vorstellt: "Die kurze Blüte des unerwünschten Kinos".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington verwehrt der "St. Louis", einen sicheren, US-amerikanischen Hafen anzulaufen. Als dann auch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach Verlassen des Hamburger Hafens läuft die "St. Louis" in Antwerpen ein. Nahezu ein Drittel der Passagiere werden in den folgenden Jahren von den Nazis ermordet. 2019 jährt sich die Geschichte zum 80. Mal. Die großen Flüchtlingsströme der jüngsten Zeit und wachsender Antisemitismus lassen die Ereignisse an Bord der "St Louis" erschreckend aktuell erscheinen. Der NDR entwickelte mit dem SWR, RBB und HR ein Doku-Drama in Spielfilmqualität. Das Drehbuch basiert auf Gustav Schröders Tagebucheinträgen, die dem NDR vorliegen und dem Film im Zusammenspiel mit beeindruckendem Archivmaterial, den Schauspielern Ulrich Noethen und Britta Hammelstein, eine sehr emotionale Note verleiht. BERLINER ZEITUNG und DIE WELT berichten im Vorfeld der Ausstrahlung des Doku-Dramas heute Abend: "Warum ein NSDAP-Mitglied 936 Juden rettete".
Links und Infos in den Rubriken VERGANGENHEIT... und FERNSEH-TIPPS.
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Richard C. Schneider, bis 2017 ARD-Korrespondent in Tel Aviv und Rom, veröffentlicht in der ZEIT einen traurig-zornigen, bisweilen bitterbösen Kommentar zu den Reaktionen auf den antisemitischen Anschlag in Halle: "Erst werden Juden attackiert, dann wird getrauert – spart euch eure Rituale!". Zornig schreibt er:
"Das große Problem in Deutschland ist, dass "Auschwitz" zur Messlatte für Judenhass gemacht wurde. Alles, was "weniger schlimm" als Auschwitz ist, konnte jahrzehntelang sozusagen unten durchspazieren. Das "Wehret den Anfängen", das "Nie wieder!" ist längst zur Phrase geworden bei all den Gedenkveranstaltungen, die nur noch starres Staatsritual sind und nichts, aber auch gar nichts mit der gesellschaftlichen Realität zu tun haben. Die Gemeinplätze, die in solchen Reden von Politikern jeder Couleur abgelassen werden, stammen alle aus demselben Sprachbausteinkasten. Leeres Geschwätz. Denn es sind längst keine "Alarmzeichen" mehr, wie die Vorsitzende der CDU selbst noch nach dem Attentat von Halle meinte. Wir sind bereits "mittendrin"."
Als das eigentliche Problem der bundesrepublikanischen Wirklichkeit konstatiert er dabei ein "politisches Konzept", das schließlich nur Bitterkeit bei ihm hinterläßt:
"Denn das eigentliche Problem liegt im politischen Konzept der Bundesrepublik Deutschland. Für den Staat haben wir Juden seit Jahrzehnten nur eine Funktion gehabt: Wir waren und sind der Persilschein für die alte westdeutsche Republik genauso wie für das wiedervereinigte Land. Der Beweis, dass Deutschland nichts mehr mit der NS-Zeit zu tun hat. Dass es zu Recht in das westliche Bündnis eingegliedert wurde. Das ist die bittere Erkenntnis, der wir Juden in Deutschland uns stellen müssen. Wir sind nur ein Alibi. Was also muss noch passieren, bis auch wir begreifen: Es reicht?"
Der Link zum traurig-zornigen Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Wenig ermutigender sind auch die Erfahrungen und Gedanken, die die Philosophin Hannah Peaceman im Gespräch mit der JUNGLE WORLD zum Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft äußert. Peaceman forscht zum Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus, zu postmigrantischen Erinnerungskulturen und jüdischer politischer Philosophie. Sie ist Mitbegründerin und Mitherausgeberin der 2016 gegründeten Zeitschrift »Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart«. In dem Gespräch über die Fragilität des jüdischen Lebens hierzulande sagt sie u.a.:
"Jüdisches Leben ist in Deutschland immer fragil. Ich weiß das, seit ich denken kann. Mein Vater wäre nie mit Kippa vom Auto zur Synagoge gegangen oder zu einer jüdischen Einrichtung. Er hat sie immer erst drinnen aufgesetzt. Das war schon vor 25 Jahren und nicht erst seit letzter Woche oder seit zehn Jahren so. Da war immer das Gefühl, dass man verletzlich ist. Das hat man auch, wenn man in die großen Synagogen geht, die eigentlich alle bewacht sind. Es stand in Frankfurt auch an Yom Kippur ein Polizist mit einer scharfen Waffe in der Nähe des Eingangs. Diese sehr merkwürdige Normalität ist eben auch Teil jüdischen Lebens in Deutschland."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Dass der Antisemitismus auch an unseren Schulen grassiert, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Und dass er sich - nicht nur dort - vor allem aus dem Nahostkonflikt speist, ebenso. Dabei ist auffällig, dass neben muslimischen auch linksliberale deutsche Schüler antijüdisch denken, wie Rainer Werner, Deutsch- und Geschichtslehrer an einer Berliner Schule, in seinem sehr interessanten Erfahrungsbericht aus der Praxis für die WELT schildert. U.a. benennt er bei den Schülern, die sich mit vorgeblicher "Israel-Kritik" hervortun, auch eine psychologische Komponente, die mit dem Holocaust zu tun hat:
"Wenn Schüler zum ersten Mal das Grauen der Judenvernichtung in Auschwitz wahrgenommen haben, sind sie zutiefst schockiert und verunsichert. Schülern fällt es schwer, die Singularität der deutschen Schuld zu akzeptieren, weil sie glauben, dass sie junge Menschen davon abhält, sich vorbehaltlos mit der deutschen Nation zu identifizieren. Zur Entlastung zählen sie dann gerne die Verbrechen auf, die auf dem Schuldkonto anderer Nationen lasten: Die weißen Amerikaner hätten die Indianer ausgerottet, die Engländer im Kolonialkrieg Gräuel begangen, die Russen das grausame Gulag-System erfunden. Psychologen nennen diesen Mechanismus Schuldentlastung durch Schuldzuweisung an andere. Gerade Schüler mit einem großen Gerechtigkeitsempfinden neigen dazu, die Verbrechen der Weltgeschichte gerecht unter den Nationen aufzuteilen."
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Warum wählen Bürgerinnen und Bürger rechte Parteien wie die AfD, deren Politik oftmals sogar ihren eigenen Interessen widerspricht? Eva Walther, Professorin für Psychologie und Leiterin der Abteilung Sozialpsychologie an der Universität Trier hat dieser Frage gemeinsam mit Simon D. Isemann ein Buch gewidmet: „Die AfD – psychologisch betrachtet“. In diesem Buch werden psychologische Faktoren zur Erklärung des genannten Phänomens diskutiert. Ihre Hauptthese ist, dass die AfD in drei zentralen Konfliktfeldern (Ökonomie, Identität, Vertrauen) scheinbare Lösungen anbietet. Im Interview mit der TAZ erläutert Eva Walther ihren Ansatz und führt u.a. folgendes aus:
"Die Gesellschaft hat sich durch Liberalisierung und Modernisierung so verändert, dass viele althergebrachten Quellen der Wertschätzung nicht mehr existieren: Das Familienoberhaupt, die enge Bindung an einen Betrieb, das gibt es nicht mehr. Die Strukturen sind flexibel und globalisiert. Hier sind Konservative anfällig, die nicht die Vergangenheit wiederhaben wollen, sondern sogar eine schönere Vergangenheit. Sie spricht die AfD zum Beispiel durch die Leugnung des Klimawandels oder durch ihre Geschlechterpolitik an. Die Heterogenität der Partei ist auch Programm, um ganz unterschiedliche Wählerinnen und Wähler zu gewinnen."
Der Link zum Interview in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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In einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG befasst sich Amir Dziri, Professor für Islamische Studien und Co-Direktor des Islamzentrums an der Universität Freiburg, mit dem Verhältnis von Religion und säkularem Staat in der Moderne und hält zunächst programmatisch fest:
"Nur die Kritik an Religion kann zur Einsicht führen, dass die Wahrheitsansprüche von Religionen relativ sind und dass sie daher Freiheitsräume anderer um ihrer eigenen Freiheitsräume willen respektieren müssen. Eine gesunde Religionskritik bedeutet aber auch, Religiosität als Lebensweise anzuerkennen: Religiös-Sein, insbesondere Muslimisch-Sein, ist keine Pathologie, die auf zivilisationsmissionarische Heilung wartet."
Sodann setzt er sich intensiv mit der Frage auseinander, ob insbesondere muslimische Religiosität die Anerkennung des säkularen Staates ausschließt, wie es etwa der im Februar verstorbene Rechtsphilosoph Ernst-Wolfgang Böckenförde befürchtete. Dem hält Dzire entgegen:
"Die Konjunktur der Böckenförde-Rezeption ist an sich ein Alarmsignal. Sie lenkt den Fokus weg von verantwortlicher Religionspolitik, hin zu einer unheilvollen Diskussion über angeblich vorhandene oder nicht vorhandene kulturelle und religiöse Dispositionen. ... Liberale und autoritäre Grundeinstellungen sind globale Phänomene und daher gerade nicht kulturspezifisch. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich auch innerhalb von Gesellschaften mit muslimischer Mehrheit eklatante Unterschiede auftun. Die Annahme, Muslime seien durch ihre religiöse Zugehörigkeit auf ein bestimmtes Verständnis von Staat und Gesellschaft festgelegt, widerspricht aller geschichtlichen und aktuellen Wirklichkeit."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Christen glauben an den Einen Gott, ebenso wie die Juden. Trotzdem finden sich in der Bibel auch noch Spuren von Lokal- oder Naturgottheiten. Wie lief der Weg zur monotheistischen Religion ab? Und wie ist eigentlich das Verhältnis zu den anderen großen Weltreligionen? In einem Beitrag für das SONNTAGSBLATT versucht Rainer Gollwitzer auf diese Fragen zu antworten: "Monotheismus in der Bibel: Das lange Ringen um den einen Gott".
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Susanne Schröter ist Professorin für Ethnologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und leitet das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam. Sie forscht schwerpunktmäßig zu den Themen Islamismus und Dschihadismus, progressiver und liberaler Islam, Frauenbewegungen in der islamischen Welt sowie Flüchtlinge und Integration. Professorin Schröter gehört auch der Deutschen Islamkonferenz an. Im Gespräch mit der TAGESPOST warnt sie davor, die deutschen Muslimverbände würden islamische Normen in der Gesellschaft durchsetzen wollen und ruft die Politik dazu auf, endlich die "Kirchen-Brille" abzunehmen:
"Man möchte unbedingt, dass die Muslime teilhaben, was ja nicht verkehrt ist, betont aber die Religion in einer Weise, dass sich Fundamentalisten besonders angesprochen fühlen. Dazu kommt, dass die Politik die "Kirchen-Brille" aufsetzt. Sie möchten mit muslimischen Verbänden auf die gleiche Art zusammenarbeiten wie mit den Kirchen. Dabei ignorieren sie, dass diese Verbände gar nicht repräsentativ für die Muslime in Deutschland sind. Sie sprechen für weniger als 20 Prozent, sind allerdings gut organisiert und ausgesprochen erfolgreich im "Agenda-setting". Sie haben schließlich eine klare Agenda, nämlich islamische Normen in der Gesellschaft zu implementieren, z. B. die Geschlechtertrennung in der Schule. Die säkularen Muslime sind lange nicht so gut organisiert, warum auch? Sie haben zumeist keine politische Agenda, sondern betrachten Religion als Privatsache."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Um einen Beitrag zu leisten, die Kenntnisse über das Judentum zum „Bestandteil des Wissens und nicht des Glaubens zu machen“, gründete Heinrich Böll mit weiteren Vertretern der Kölner Stadtgesellschaft den Verein „Germania Judaica – Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums“. 60 Jahre ist das nun her - und heute ist die Germania Judaica mit etwa 65 000 Titeln eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken Europas zur Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Juden. Daran erinnern im Jubiläumsjahr Ulrike und Constantin von Hoensbroech in ihrem Beitrag für die TAGESPOST: "Eintracht durch Erinnerung".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Sachsen-Anhalt ist das einzige Bundesland, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg keine neue Synagoge gebaut wurde - bis heute, obwohl schon seit den 1990er Jahren Plän für eine neue Synagoge in Magdeburg vorliegen. Unweit des zur NS-Zeit zerstörten Gebäudes sollte dieser Neubau entstehen, aber die Umsetzung des Vorhabens zieht sich hin – auch, weil es in Magdeburg zwei jüdische Gemeinden gibt, wie Maria Hendrischke in ihrem Beitrag für den MDR berichtet: "Der lange Weg zu einer neuen Synagoge für Magdeburg".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Wie steht es um die jüdische Gemeinschaft in Sachsen-Anhalt, insbesondere in Halle, nach dem antisemitischen Anschlag? Welche Hoffnungen und Sorgen gibt es insbesondere unter jungen Jüdinnen und Juden und wie hat der Anschlag ihren Alltag verändert? Darüber berichten Beiträge in der VOLKSSTIMME sowie auf den Seiten des MDR. Ergänzt von einer längeren Reportage in der TAZ, die den gleichen Fragen in den unweit größeren jüdischen Gemeinden in Berlin nachgeht. Bestandsaufnahmen nach dem Anschlag in Halle.
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Johanna Rubinroth wächst als katholisches Mädchen in Polen auf - ganz normal. Doch mit Anfang 20 steht ihre Mutter plötzlich vor ihr und sagt: "Unser wahrer Familienname ist Rubinroth, wir sind Juden." Johanna fängt an zu recherchieren und findet heraus, dass schon ihr Ur-Großvater ihr Jüdischsein viele Jahre lang vertuscht hat. Dann macht Johanna sich auf die Suche nach ihrer eigenen jüdischen Identität und fragt sich, was das eigentlich bedeutet? Muss sie dafür religiös sein? Sollte sie vielleicht mit einem Juden zusammenkommen? Oder geht es um etwas ganz anderes? In einem Feature für DEUTSCHLANDRADIO schildert sie ihre Identitätssuche: "Wenn du plötzlich Jüdin bist".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Natürlich gab es auf der soeben zu Ende gegangenen Buchmesse auch wieder eine ganze Reihe von Neuerscheinungen, die sich mit jüdischen Themen beschäftigen. Für DEUTSCHLANDRADIO stellt Jochanan Shelliem drei dieser Neuerscheinungen näher vor: Zwei Romane, die auf auf jüdische Familien und ihre speziellen Traditionen blicken, sowie den Roman eines Bestsellerautors, der erklärt, warum die biblische Opfergeschichte des Isaak für ihn der Anker seiner Thriller ist: "Normalität gibt es nicht".
Der Link zu den drei Neuvorstellungen aus der jüdischen Welt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Hat Glaube noch Zukunft? Vor dem Hintergrund schwindender religiöser Glaubensbereitschaft insbesondere in den nachwachsenden Generationen hat die KIRCHENZEITUNG des Bistums Hildesheim mit dem Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack über die Gründe für diese Entwicklung gesprochen. Ein Grund, den Pollak für den Glaubensschwund ausmacht, liegt seines Erachtens in der zunehmenden Individualisierung der westlichen Gesellschaften:
"In den modernen westlichen Demokratien wollen Menschen über ihr Leben selbst bestimmen. Die Inhalte des Glaubens, die Formen der Gottesverehrung sind in Glaubensgemeinschaften jedoch vorgegeben. In den westlichen individualisierten Gesellschaften hat es daher die christliche Kirche schwer, mit ihren Dogmen und Ritualen von den Menschen anerkannt zu werden."
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Der Antisemitismus der arabischen Welt kam aus Berlin, meint der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel. In seinem neuen Buch "Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand" zeigt er auf, wie die Nationalsozialisten auch auf Radio-Propaganda setzten, um im Nahen Osten Judenhass zu verbreiten. Das Buch beleuchtet dieses bislang unbekannte Kapitel deutscher Vergangenheit. Es präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss dieser Propaganda und sonstiger Nazi-Aktivitäten veränderte - und bis heute nachwirkt. Thomas Klatt hat das Buch für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Exportierter Antisemitismus".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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