Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
03.03.2020 - Nr. 1886

ACHTUNG

Am Freitag, 6. März 2020, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 299 mit einem Beitrag von Elisa Klapheck und Abraham de Wolf: "Die Bedeutung des Murrens für die jüdische Rechtstradition".


Guten Tag!

Nr. 1886 - 03. März 2020



"Netanyahu gelingt ein erstaunliches Comeback" - so titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und fasst damit zusammen, was wohl nur wenige vermutet haben: Seine Likud Partei legte in der dritten Wahl binnen eines Jahres zu - trotz anstehenden Korruptionsprozesses. Dennoch wird die Regierungsbildung wohl erneut schwer, denn aktuell kommt Netanjahus Wahlbündnis auf 59 oder 60 Mandate, 61 würde er aber für die Mehrheit in der Knesset benötigen. "Ein mögliches, sogar wahrscheinliches Szenario ist eine vierte Wahl", meint schon jetzt der Politikwissenschafter Shapira, wie im österreichischen STANDARD zu lesen ist. Das glauben auch viele israelische Wähler: Laut einer Umfrage des Israel Democracy Institute rechnet knapp ein Drittel der Befragten mit Wahlgang Nummer vier. Welche andere Optionen bieten sich? Dem geht Christine Kensche in der WELT ausführlich nach. Dabei spielt auch die Corona-Welle, von der aktuell auch Israel nicht verschont bleibt, möglicherweise eine Rolle:
"Gelder für neue Krankenhaustrakte und Wirkstoffe müssen her. Sollte Gantz einen Kompromiss mit Netanjahu verweigern, hätte die Gegenseite leichtes Spiel, ihn angesichts eines nationalen Notstandes als verantwortungslosen Egoisten hinzustellen. Zumal auch die Bedrohung durch den Iran und erneute Raketenangriffe aus Gaza nach Antworten einer handlungsfähigen Regierung verlangen. Zudem wäre eine große Koalition am ehesten in der Lage, die gesellschaftlichen Spannungen zwischen linkem und rechtem Lager zu beruhigen, die ein Jahr Dauerwahlkampf mitverursacht hat."
Dennoch, erstaunglich bleibt, dass die Korruptionsvorwürfe dem amtierenden israelischen Regierungschef in keinster Weise geschadet hat. "Im Gegenteil. Die Wahlbeteiligung war so hoch wie seit zwei Dekaden nicht, und Netanjahus Wähler stimmten für ihn in vollem Wissen der Anklage", schreibt Jochen Stahnke in der FAZ. Und das enttäuschende Abschneiden des Konkurrenten Gantz und seines Blau-Weiß-Bündnisses kommentiert Judith Poppe in der TAZ:
"Was Blau-Weiß bietet, ist lediglich eine persönliche Alternative: Netanjahu oder Gantz. Ein korrupter Ministerpräsident oder ein nichtkorrupter. Gantz hat versucht, den amtierenden Ministerpräsidenten im persönlichen Duell zu schlagen, und ist gescheitert, denn der Populist Netanjahu beherrscht seine Waffen wie kaum ein anderer: Fake News, Aufwiegelung, Spaltung."
Mit nüchternen Worten und in bitterem Ton leitet der ehemalige Nahost-Korrespondent der ARD Richard C. Schneider seine Analyse des Wahlergebnisses in der ZEIT wie folgt ein:
"Die Botschaft dieser dritten Wahl in Israel innerhalb eines Jahres ist deutlich: Es spielt keine Rolle, ob ein Politiker wegen Korruption in drei Fällen angeklagt ist und in knapp zwei Wochen deswegen vor Gericht stehen wird. Es spielt keine Rolle, wie schmutzig er einen Wahlkampf gestaltet. Selbst die Anzweiflung der geistigen Gesundheit des politischen Gegners, verknüpft mit der Verbreitung von Fake-News, ist akzeptabel. Es spielt keine Rolle, wie rassistisch er seinen Wahlkampf gegen die arabischen Bürger des Landes ausrichtet. Und es spielt vor allem keine Rolle, ob er das demokratische System Israels nach den Wahlen aushebeln will."
Ähnlich auch der Historiker Moshe Zimmermann im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO, der insbesondere das vernichtende Abschneiden der Linken im Blick nimmt:
"Die israelische Linke, die historisch mal diesen Staat regiert hat, schrumpfte auf fünf Prozent. Da wissen wir Bescheid, wo wir stehen. Israel steht noch schlimmer, oder die israelische Arbeiterpartei steht noch schlimmer als die deutsche SPD. Die ist praktisch weg vom Fenster. Das heißt, die israelische politische Szene steht national rechts, populistisch. Das erinnert an das, was in Osteuropa passiert, das erinnert an das, was in der Türkei passiert. Das ist eine Szene, die für Westeuropäer schwer zu verstehen ist."
Alle Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Auch Israel ist von der Corona-Welle zunehmend betroffen - und gleichzeitig kommen aus dem Land erste Hoffnungszeichen: Nur ein paar Wochen meinen israelische Wissenschaftler noch zu brauchen, um eine Human-Impfung produzieren zu können, wie BERLINER ZEITUNG und GLOCALIST berichten. Unterdessen schlägt die israelische Fluglinie El Al Alarm, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: Schon in einigen Wochen könnte die israelische Fluggesellschaft insolvent werden. Bereits jetzt habe EL AL wegen des Coronavirus Einbußen von rund 200 Millionen Schekel (54 Millionen Euro) erlitten, sagte ein Mitarbeiter dem israelischen Fernsehsender KAN.
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Es ist der erste Besuch des NRW-Ministerpräsidenten, nachdem er seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz bekanntgegeben hat. In Jerusalem findet Armin Laschet dabei starke Worte gegen Antisemitismus und Rassismus. Deutlich wurde das vor allem in seiner Ansprache beim Besuch des israelischen Präsidenten Rivlin, wie Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet:
"Zwei Sätze später kommt er auf die zentralen Worte von Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede vor der Knesset 2008 zu sprechen: von der Sicherheit Israels, die zur deutschen Staatsräson gehöre. Am Morgen hatte Botschafterin Susanne Wasum-Rainer der Delegation erklärt, dass diesen Satz fast jeder in Israel kenne und man aufmerksam verfolge, wer nun Merkel nachfolge. Laschet bekennt sich ausdrücklich zu diesem Satz und erweitert ihn noch: "Staatsräson ist auch, die Sicherheit von Juden in Deutschland zu garantieren." Mit seinem Besuch wolle er auch signalisieren: "In Deutschland gibt es einen starken Staat, eine starke Zivilgesellschaft, die Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung bekämpfen wird."
Dass die Reise einen Tag vor den Parlamentswahlen dort und inmitten des tosenden CDU-Machtkampfs angesetzt wurde, sei freilich Zufall, heißt es aus CDU-Kreisen, was die WESTDEUTSCHE ZEITUNG nicht so ganz glauben mag und schreibt:
"Und doch entsteht der Eindruck, dass es dem Aachener gut gefällt, außenpolitisch Punkte zu machen, hier als Amtsträger in Begleitung seines Stellvertreters Joachim Stamp (FDP) und des Europaministers Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) auflaufen zu können, einen Kranz in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem niederzulegen, Menschen zusammenzuführen und nebenbei noch NRW zu einem Protagonisten deutsch-israelischer Zusammenarbeit zu machen. Friedrich Merz oder Norbert Röttgen können das nicht."
Änlich sieht das auch Lukas Eberle im SPIEGEL:
"Die Reise kommt Laschet gelegen. Sie zeigt den strategischen Vorteil, den er gegenüber seinen Konkurrenten um den CDU-Chefposten hat. Als Ministerpräsident ist Laschet der Einzige im Trio, der Regierungsverantwortung hat. Er kann Staatspräsidenten treffen, bilaterale Gespräche führen, er kann die Freundschaften zwischen Deutschland und anderen Ländern pflegen. Kurzum: Er kann ein kleines bisschen Kanzler üben."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Zufällig fast gleichzeitig sind zwei Indizien aufgetaucht, die eine seit Jahren weithin akzeptierte Ansicht unter Historikern infrage stellen. Es handelt sich um die Frage, wann Adolf Hitler seinen schier grenzenlosen Judenhass entwickelte. Die Argumentation gründet auf Bildern, mit denen er sein Leben finanzierte, wie Sven Felix Kellerhoff in der WELT erläutert: "War Hitler doch schon vor dem Ersten Weltkrieg Antisemit?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nachfahren eines jüdischen Sammlers mussten 13 Jahre lang warten, bis sie ihr längst zur Restitution vorgesehenes Werk wiederbekamen. Dabei war schon 1945 bekannt, dass es aus dem Bestand des „Führermuseums“ in Linz stammt und höchstwahrscheinlich Raubgut ist. Das Pikante: Das Gemälde hing Jahrzehnte beim Bundespräsidenten in der Villa Hammerschmidt. Die Übergabe fand nun endlich im November 2019 statt, fast anderthalb Jahrzehnte danach. Im TAGESSPIEGEL erzählt Nicola Kuhn die schwierige Geschichte einer langwierigen Aufarbeitung: "Von den Nazis geraubt, dann vom Bund einbehalten"
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Vatikan hat erstmals die geheimen Archive aus dem Pontifikat von Papst Pius XII. geöffnet. Mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Tod des umstrittenen Oberhaupts der Katholischen Kirche konnten gestern ersmals Wissenschaftler aus aller Welt damit beginnen, die Akten zu analysieren. Dabei geht es insbesondere um die Frage, weshalb der von 1939 bis 1958 amtierende Papst zum Holocaust geschwiegen hatte. Nach Angaben von Experten umfassen die Dokumente 16 Millionen Seiten und sind in Dutzenden Sprachen abgefasst. Mehr als 200 Historiker haben sich darum beworben, die Akten im Vatikanarchiv in Augenschein zu nehmen. Unter ihnen ist auch der renommierte Kirchenhistorikers Hubert Wolf, der an der Auswertung der Dokumente beteiligt ist. Ein weiterer Aspekt, über den man sich Aufschluss erhofft, betrifft die Fluchthilfe des Vatikans für Nazis. Tausende NS-Verbrecher konnten nach dem Zweiten Weltkrieg über die sogenannte Rattenlinie vor allem nach Südamerika flüchten - mit Hilfe des Vatikans. Die Archive werden viele Erklärungen liefern – aber keine Erlösung, kommentiert Christiane Florin im DEUTSCHLANDRADIO
"War Pius feige? Sorgte er sich vor allem ums Weiterleben seiner Kirche? Schwieg er aus Angst, Menschenleben zu riskieren? Spielte christlicher Antijudaismus eine Rolle und welche Rolle spielte damals überhaupt ein Papst? Antworten, die das Prädikat wissenschaftlich verdienen, entziehen sich der falschen Alternative Verbrecher oder Schutzheiliger. Forschungsergebnisse wird es erst in einigen Jahren geben. Man braucht keine prophetische Begabung, um schon jetzt sagen zu können: Die Archive werden viele Erklärungen liefern. Aber keine Erlösung."
Noch nüchterner äußert sich auch Rolf Hochhuth im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Hochhuths Schauspiel „Der Stellvertreter“, 1963 in West-Berlin uraufgeführt, thematisierte einst das Schweigen des Vatikans zu der Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis. Mit seinem Dokumentartheater löste der Autor, neben aggressiven Schmähungen, in denen es um die Leugnung der Schuld des Vatikans ging, eine kritische Aufarbeitung der Shoa aus. Auf die Frage etwa, für wie berechtigt er die Sorge halte, dass wirklich brisante Dokumente doch weiter unter Verschluß gehalten würden, sagt Hochhuth:
"Es scheint mir selbstverständlich, dass der Vatikan natürlich nichts veröffentlichen wird, was meine Anklage aus dem „Stellvertreter“ bestätigen würde."
Im DEUTSCHLANDRADIO zeigt sich hingegen der Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der soeben bereits einen ersten langen Tag im Archiv in Rom verbracht hat, sehr viel enthusiastischer:
"Wenn man dann so zum ersten Mal in neue Serien reinguckt und sich klarmacht, das sind 400.000 Schachteln mit bis zu tausend Blatt und man sich dann überlegt: Womit fangen wir jetzt an? Welche Serien schauen wir zuerst durch? Es war schon großartig. Das möchte man eigentlich häufiger mal am Leben haben."
Und er berichtet von einem ersten überraschenden Fund:
"Und was uns total überrascht hat, war, dass da drei Bilder dabei waren: schreckliche Fotografieren von ausgemergelten Menschen, die in so Massengräber hineingestoßen werden. Also, ein überraschender Befund. Das heißt, der Vatikan wusste sehr genau Bescheid, auf jeden Fall 1943. Ich vermute schon viel früher, und jetzt müsste man eben die Spur weiterverfolgen. Was passiert mit dieser aus der Schweiz kommenden Informationen innerhalb der Kurie? Wann kriegt der Papst die zur Kenntnis? Und was wird dann intern diskutiert?"
Viele Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Der Trend zeige klar, "dass die antisemitischen Vorfälle in Italien zunehmen", sagt Stefano Gatti, Forscher am Antisemitismus-Observatorium der Stiftung des jüdischen zeitgenössischen Dokumentationszentrums in Mailand. Auch Claudio Vercelli, Historiker an der Katholischen Universität Mailand, sieht Grund zur Besorgnis. Er vergleicht den Antisemitismus mit einem Virus, der im Körper der Demokratie schlummert und sich nicht bemerkbar macht, solange dieser gesund ist. „Befindet sich die Demokratie jedoch in einem schlechten Zustand, bricht das Virus aus und droht, den gesamten Körper zu befallen“, wie Virginia Kirst den Wissenschaftler in ihrem Beitrag für die WELT zitiert. Kirst diskutiert in ihrer Reportage dann vor allem die Rolle des Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini und der historischen Hinterlassenschaft des italienischen Faschismus im Blick auf das Wiedererstarken des Antisemitismus in Italien: "In der ehemaligen Heimat des Faschismus wächst der Judenhass".
Der Links zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Wie der Antisemitismusbericht 2019 des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG festgestellt hat, sind Verschwörungstheorien die verbreitetste Form des Antisemitismus in der Schweiz (siehe Compass 26.2.2020). Gemäss dem Bericht stehen 36.5 Prozent der insgesamt 523 Vorfälle in Bezug zu Verschwörungstheorien, die primär über das Internet verbreitet werden. Der Bericht vermerkt jedoch zurecht, dass die Dunkelziffer hoch ist – wahrscheinlich sogar um ein Vielfaches. Wer auf Facebook nach antisemitischen und verschwörungstheoretischen Gruppen sucht, wird schnell fündig. Wie sind diese Zahlen zu erklären? In einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR hat sich Daniel Rickenbacher, Kreitman Postdoctoral Fellow an der Ben Gurion Universität in Israel, auf Spurensuche nach den unseligen Wirkungen der Verschwörungstheorien in den social media begeben: "Die andere Epidemie – Antisemitische Verschwörungstheorien und der kurze Weg zur Gewalt".
Der Link zu seinem Beitrag Rubrik ANTISEMITISMUS.

In einem kurzen Essay beschrieb Umberto Eco bereits 1995 kurz und genau, welche Merkmale den "ewigen Faschismus" ausmachen - seine Analyse trifft auch heute noch zu, meint Enrico Ippolito im SPIEGEL, denn Ecos Essay mache deutlich:
"Es gibt nicht den einen Faschismus, der historisch fixiert mit der NS-Zeit verbunden ist, sondern er taucht in mehreren Varianten auf, beißt sich fest wie ein Geschwür, wird größer, durchdringt still, aber mächtig die ganze Gesellschaft."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Beim sogenannten "Babel-Bibel-Streit", der kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende 1902 ausbrach, ging es im Kern um die zentrale Frage, woher denn die Bibel eigentlich komme. Damals hat ein Altorientalist die wissenschaftliche These vertreten, die Texte der hebräischen Bibel, das Alte Testament der christlichen Kirche, seien nicht auf göttliches Geheiß vom Himmel gefallen, sondern sie seien verwandt mit anderen mythologischen Texten aus dem vorderasiatischen Raum, sprich, nicht so besonders heilig, göttlich sogar, wie man das bis dahin geglaubt hatte. Ein riesiger Streit brach los, und warum der Streit damals so zündete und heute noch interessant ist, versucht DEUTSCHLANDRADIO im Gespräch mit Eva Cancik-Kirschbaum, Professorin für Altorientalistik an der Freien Universität Berlin, näher zu ergründen: "Mit der Sintflut-Erzählung begannen die Spannungen".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Eine Heilige Schrift, zwei Religionen: Das Christentum hat die Heilige Schrift des Judentums komplett übernommen. Nicht immer verlief das respektvoll, und genau hier setzte der Versuch des Theologen Erich Zenger an, es anders zu machen. 1994 veröffentlichte Erich Zenger sein Buch „Das Erste Testament“. Bücher von Bibelwissenschaftlern richten sich oft an Fachleute, werden in geringer Stückzahl gedruckt. Zengers Buch wurde in kurzer Zeit mehrfach nachgedruckt. Unterdessen liegt es in der achten Auflage vor. Gegen alle möglichen Abwertungen des Alten Testaments stellt Zenger signalartig ein neues Adjektiv: eben das "Erste" statt dem "Alten" Testament. Zenger übte damit einen prägenden Einfluss auf das christliche-jüdische Gespräch aus, woran Georg Magirius in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO erinnert: "Vom „Alten“ zum „Ersten“ Testament".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Auf 8000 Quadratmetern soll im Berliner Stadtteil Wilmersdorf nach Plänen des Architekten Sergei Tchoban bis 2021 eine Begegnungsstätte entgehen, die von der Geburt bis zum Erwachsenenleben viel bieten soll: Kinderkrippe, Kindergarten, Schule, Jugendclub, Sport- und Freizeitzentrum und einen Saal für Feste. Ein Ort für Seminare und Konferenzen für Studierende und Erwachsene: "Pears Jüdischer Campus". Am Sonntag wurde das Richtfest gefeiert. Mit dabei war auch Bundesfinanzminister Scholz, der betonte: »Der Campus ist ein sichtbares Zeichen für jüdisches Leben mitten in Berlin. Dort gehört es hin, mitten in unsere Gesellschaft«. Ähnlich auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, dere den Campus als „wunderbares Projekt“ bezeichnete. Die Botschaft laute: „Berlin ist auch unser Zuhause.“
Links zu Berichten über das Projekt und dessen Richtfest in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zeev Strauss hält derzeit die Lilly-und- Michael-Sommerfreund-Gastprofessur für jüdische Kulturen an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg inne. Er hielt kürzlich einen Workshop bei einer Tagung in Heidelberg, bei der es u.a. um die Frage ging, wie sich "jüdischer Religionsunterricht in der Spannung zwischen Tradition und Moderne" verorte. In einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG skizziert er seine Sicht, wie ein gesellschaftsrelevantes Bild eines lebendigen Judentums auf eine sinnvolle didaktische Weise zu vermitteln sei: "Säkulare Herausforderung".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wer in Israel das Wort Jeschiwa, Talmudschule, hört, der hat ein klares Bild vor Augen: bärtige Männer mit schwarzen Hüten. Doch auch säkulare Frauen und Männer wollen wissen, was im Talmud steht, berichtet Lissy Kaufmann, die für DEUTSCHLANDRADIO eine „säkulare Jeschiwa“ in Tel Aviv besucht hat. Der Programmleiter der Jeschiwa Dan Herman erläutert:
„Die Idee der säkularen Jeschiwa ist, dass die jüdische Kultur und die jüdischen Texte uns allen gehören und wir als säkulare Juden Teil der israelischen Gesellschaft auch eine Verantwortung dafür haben, diese Kultur zu definieren. In der säkularen Jeschiwa beschäftigen wir uns mit jüdischen Texten, mit unserer jüdischen Identität und Kultur. Wir gehen eben nicht an religiöse Institute und eignen uns nur deren Sicht der Dinge an. Das hier ist unser Judentum im Staat Israel.“
Mit dieser Haltung trifft die säkulare Jeschiwa offenbar einen Nerv im Judentum, nämlich die Frage, was das Judentum eigentlich ist: Eine Religion, wie das Christentum oder der Islam? Oder auch eine Nationalität? Identität? Und so wundert es nicht, dass viele der Studierenden genau von diesen Fragen nach der eigenen Identität als Juden bewegt sind: "Religion für Unreligiöse".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
 
Er spricht bis heute mit dem Akzent der jüdischen Viertel von Brooklyn, verbrachte Zeit als Freiwilliger im Kibbuz in Israel und verlor den größten Teil der in Polen verbliebenen Familie seines Vaters im Holocaust. Die Rede ist von Bernie Sanders, einem der Anwerber in der Demokratischen Partei in den USA im laufendene Rennen um die Kandidatur zu den nächsten Präsidentenwahlen. Eigentlich gute Voraussetzungen, dass Sanders besonders bei der großen jüdischen Gemeinschaft in den USA gut ankommt - aber das Gegenteil scheint der Fall: der derzeitige Spitzenreiter der Demokraten spaltet Amerikas Juden. Beispielhaft zitiert etwas Carla Bleiker in ihrer Reportage für die DEUTSCHE WELLE Eric, der sich als "eher orthodoxer Jude" bezeichnet und sich gerade eine Trump- und eine Mike Bloomberg Kippa gekauft hat:
"Ich bin noch unentschlossen", sagt er. "Trump twittert zu viel, aber er hat eine gute Israel-Politik. Für die Demokraten würde ich höchstens mit Bloomberg stimmen, vielleicht noch Biden. Aber niemals Sanders!" Im Flugzeug von Chicago nach Washington sagte ein Passagier zu Daniels, eine Sanders-Kippa würde er nur von ihm kaufen, wenn er sie danach verbrennen dürfte."
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT

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Der nicaraguanische Theologe und Autor Ernesto Cardenal ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war einer der wichtigsten Dichter Mittelamerikas und Anhänger der Theologie der Befreiung. Als Kulturminister Nicaraguas setzte er sich für die Alphabetisierung der armen Landbevölkerung ein. Cardenal bezeichnete sich selbst als "Sandinist, Marxist und Christ". Papst Johannes Paul II. hatte ihm 1985 verboten, die priesterlichen Dienste auszuüben, weil er Minister der Revolutionsregierung war. Im letzten Februar hob Papst Franziskus das Verbot wieder auf. 1980 wurde Cardenal mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Alle namhaften Printmedien widmen ihm heute ausführliche Nachrufe. Und in DEUTSCHLANDRADIO versucht der Theologe Gerhard Kruip die Faszination zu beschreiben, die Cardenal insbesondere in Deutschland ausübte:
"Fasziniert hat eben die starke Verbindung zwischen dem christlichen Glauben, der christlichen Hoffnung, und dem tatsächlichen Handeln im Alltag, aber auch in der Politik. Also diese Verbindung von Mystik und Politik, von Glaube und konkretem Handeln, die hat fasziniert. Und die war vor allen Dingen dann in Lateinamerika und bei Ernesto Cardenal auch wirklich sehr glaubwürdig. Ich denke, dass viele Christen, die davon fasziniert waren, diese Glaubwürdigkeit hier in Deutschland bei den Vertretern der Kirchen eher vermisst haben, und dann eben sozusagen ihre Sehnsucht nach einem glaubwürdigen Zeugnis auch auf Lateinamerika bezogen haben."
Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Czeslaw Milosz, aus Polen geflüchtet, wird zum Freund von Albert Camus, Max Brod rettet sich aus Prag nach Tel Aviv, wo er Edgar Hilsenrath erste literarische Impulse gibt, Jean Améry traf in Auschwitz auf Primo Levi. Vom Charta-77-Mitbegründer Jan Patocka führt eine Spur zu Meisterdenker André Glucksmann in Paris, vom Brecht-Schüler Horst Bienek zum Romancier und Menschenkenner Julien Green. Soweit nur eine kleine Auswahl an "dissidentischen Denkern", die Marko Martin in seiner jüngsten Publikation porträtiert. Michael Wuliger hat den Band für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen: "Seid achtsam vor den Mächtigen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Heute Abend im TV eine aktuelle Reportage, die der "Legende vom Einzeltäter" im Kontext des "rechten Terrors in Europa" nachgeht. Außerdem zu sehen: eine umfangreiche Dokumentation über den Nürnberger Prozess gegen die Führungskräfte des NS-Regimes, deren vier Folgen in einem gezeigt werden.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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