Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
27.03.2020 - Nr. 1890

ACHTUNG

Am Mittwoch, 1. April 2020, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 300 mit einem Beitrag des evangelischen Theologen Holger Banse: "Erinnern in der dritten und vierten Generation".


Guten Tag!

Nr. 1890 - 27. März 2020



Überraschende Wende: Benny Gantz vom Blau-Weißen-Bündnis wurde am Donnerstag zum Präsidenten des israelischen Parlaments gewählt und ebnete damit den Weg für eine „Notfall“-Einheitsregierung mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Kampf gegen die Corona-Krise. "Würde nicht gerade wegen der Corona-Krise eine Ausgangssperre in Israel herrschen, wäre wohl die Hälfte der Israelis am Donnerstag Abend auf die Straße gestürmt, um zu protestieren: diejenigen, die bei den Wahlen vom 2. März dem Blau-Weißen Bündnis ihre Stimme gegeben haben, um Benjamin Netanjahu als Ministerpräsident abzuwählen", kommentiert Judith Poppe in der TAZ.
Links zu Berichten über die aktuelle Entwicklung in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL.

Manch einer mag sich an die Hoffnung geklammert haben, dass der weitgehendst isolierte Gazastreifen von der Coronakrise verschont bleiben würde. Nun aber gibt es die ersten zwei Coronainfiziertenin Gaza. Jetzt ist die Angst groß, berichtet die TAZ. Wo es schon zu normalen Zeiten an allem Möglichen mangelt, ist Schlimmes zu befürchten. "Laut einem Gesundheitsbeamten gibt es 65 Beatmungsgeräte – ob davon alle funktionieren, ist eine andere Frage. Es gibt prinzipiell viel zu wenige Spitalsbetten, die Versorgung mit Medikamenten deckt auch sonst nur etwa die Hälfte des Bedarfs ab", schreibt Gudrun Harrer in ihrem Beitrag für den österreichischen STANDARD. In dem von der Fatah kontrollierten Westjordanland sieht es nicht ganz so verheerend aus, berichtet Till Magnus Steiner in der TAGESPOST. Insbesondere wachse hier auf "beiden Seiten des israelisch-palästinensischen Konflikts das Bewusstsein, dass beide Völker voneinander abhängig sind und die Regierungen sich mit ihren Maßnahmen koordinieren müssen, um Gesundheit und Sicherheit gewähren zu können."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Stand gestern waren in Israel 2030 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die große Mehrzahl der Infizierten berichtet über milde Symptome, 57 sind gesund geworden. Fünf Personen sind an den Folgen des Virus gestorben. Mehr als 70.000 Israelis sollen sich in Heimquarantäne befinden. Im palästinensischen Westjordanland sind 58 Fälle gemeldet, im Gazastreifen zwei. Viele Israelis stehen seit der verordneten Distanzregelung vor einem Riesenproblem, berichtet Johannes Gerloff in einer Reportage für das schweizer Portal AUDIATUR:
"Keine Umarmungen, kein In-die-Wange-Kneifen, kein Küssen, kein Händeschütteln, keine Berührung. Amerikaner, Deutsche oder Tschechen treffen sich vielleicht einmal im Jahr als Grossfamilie. Israelis, und seien sie noch so säkular, jeden Freitagabend zum Erev Schabbat, oder dann wenigstens am Schabbat. Im Schatten der Corona-Pandemie geben sich Israelis nun alle Mühe, sich umzustellen, auf Fernumarmungen, Luftküsse, virtuelle Handschläge, Ellbogenstösse, Fersenkicks und Salutieren."
Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG berichtet Inga Rogg über ganz ungewohnte Aktionen des israelischen Geheimdienstes Mossad im Kampf gegen das Coronavirus - und CASINO ONLINE lässt verlauten, dass laut der "israelischen Tageszeitung The Jerusalem Post ... der Anteil israelischer Online-Poker-Spieler, basierend auf neuen Erstanmeldungen, innerhalb der letzten Wochen um 225 % gestiegen" sei. Insgesamt beobachte man einen Anstieg der gespielten Pokerpartien um 43 Prozent.
Links zu Berichten über die Corona-Lage in Israel in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einem längeren, lesenswerten Essay lotet David Grossman, einer der bedeutendsten israelischen Schriftsteller der Gegenwart, mögliche Einsichten, Erkenntnisse und Konsequenzen aus, die uns Menschen in Anbetracht der todesbedrohlichen Covid-19-Pandemie in den Sinn kommen könnten. Es ist eine stellenweise poetische tour d'horizon entlang der menschlichen Gründe und Abründe unseres Daseins, die er auch auf deren gesellschaftspolitischen Kontext hin überprüft, getragen von einem Hoffnungsschimmer, dass der gegenwärtigen Krise auf individueller wie kollektiver Ebene letztlich etwas Gutes entwächst:
"Ganz unerwartet ist eine Katastrophe biblischen Ausmaßes in unser Leben geschlichen. „Dann sandte der Ewige dem Volk eine Seuche“ – und der ganzen Welt. Jeder Mensch weltweit nimmt an diesem Drama teil. Niemand bleibt ausgeschlossen. Niemand ist weniger intensiv betroffen als ein anderer. Doch wie es typisch ist bei massenhaftem Sterben, haben die Toten, die wir nicht kennen, kein Gesicht, bleiben anonym, nurmehr eine Zahl. Schauen wir aber in dieser Situation die uns Nahestehenden an, unsere Liebsten, dann spüren wir, in welchem Maß jeder Mensch eine ganz eigene, unendliche Kultur in sich birgt, deren Verschwinden der Welt etwas wegnähme, für das es keinen Ersatz geben kann und wird. [...]
Für viele unter uns könnte die Epidemie zu einem einschneidenden, schicksalhaften Ereignis werden. Wenn sie sich endlich zurückzieht und die Menschen nach längerem Eingesperrtsein aus ihren Häusern und Wohnungen taumeln, beginnen sie eventuell, überraschende neue Einsichten zu formulieren. Vielleicht bringt die Berührung mit dem Tiefpunkt des Daseins so etwas hervor, vielleicht haben die konkrete Nähe des Todes sowie das Wunder der Errettung Frauen und Männer erschüttert und aufgewühlt."

Und im Blick auf den Nahost-Konflikt schreibt Grossman:
"Manche bezweifeln vielleicht plötzlich die Gründe, aus denen ihr Volk den Feind nun schon seit Generationen bekämpft, und bezweifeln dann womöglich ebenso den Glauben, dieser Kampf finde im Auftrag Gottes statt. Könnte es nicht sein, dass Menschen, die solch einer tiefgreifenden Erfahrung ausgesetzt waren, danach nationalistische Positionen sowie alles, was sich absondert, verschanzt und Ängste vor dem Fremden schürt, vehement zurückweisen? Möglicherweise wird es auch einige geben, die sich nun erstmals fragen, warum Israelis und Palästinenser einander seit mehr als hundert Jahren bekriegen und sich von einem Konflikt, der längst beigelegt sein könnte, das Dasein unerträglich machen lassen."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Die Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei (CDU) und Eva Högl (SPD) sowie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, haben sich für die Abschaffung mehrerer Gesetze ausgesprochen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Kraft gesetzt wurden und trotz ihres antisemitischen Hintergrunds weiterhin Gültigkeit hätten. Darunter etwa auch der Erlass, auf dessen Grundlage jüdische Frauen und Männer gezwungen waren, die Vornamen Sara bzw. Israel ihren bisherigen Vornamen hinzuzufügen. In der WELT begründen die drei Initianten ihre Forderung: "Schafft endlich die Nazi-Paragrafen ab!"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In "Mischehen" zwischen Juden und "Ariern" galt in der NS-Zeit für jüdische Ehepartner und Kinder spezieller Schutz. Weil die meisten von ihnen der Shoah entkamen, wurden sie lange nicht als verfolgte Gruppe wahrgenommen. Tatsächlich waren Ausgrenzung, Anfeindungen und Kriminalisierung aber allgegenwärtig, wie die Wiener Historikerin Michaela Raggam-Blesch in einer Studie zeigt. Diese soll später auch in Buchform erscheinen. Im österreichischen STANDARD sind erste Ergebnisse der Studie zu lesen: "Wie es Kindern aus "Mischehen" in der NS-Zeit wirklich erging".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Am 24. Februar 1920 wurde die NSDAP in München gegründet. Sie wurde zur zahlenmäßig größten Partei der deutschen Geschichte. Aber was genau machte die Stärke der NSDAP aus? War sie eine Volkspartei oder nur reine Wahlkampfmaschine? Der Zeithistoriker Hans-Ulrich Thamer erklärt in seinem neuen Buch die Bedeutung, die die NSDAP von „der Gründung bis zum Ende des Dritten Reiches“ hatte. Dabei interpretiert er die Riege um Hitler u.a. als eingeschworene "Glaubensgemeinschaft", der die meisten Deutschen folgten. Die WELT und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellen den Band näher vor: "Rhetorik und Terror".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Das Bestreben Frankreichs, den Anstieg der antisemitischen Gewalt, der ein seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehenes Niveau erreicht hat, zu bekämpfen, führte nicht zu den gewünschten Ergebnissen, konstatiert Tsilla Hershco, Senior Research Associate am Begin-Sadat Center for Strategic Studies (BESA) und Spiegel Fellow am Finkler Institute of Holocaust Research an der Bar-Ilan Universität. In ihrem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR kritisiert sie, dass obwohl "Frankreich sich bewusst ist, dass die Täter dieser Gewalt hauptsächlich radikalisierte Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft sind, ordnet es seinen Kampf gegen den Antisemitismus in den breiteren Kampf gegen Rassismus und Homophobie ein, was seine Wirksamkeit verwässert."
Auch wenn in Frankreich die Aufrufe zur Gewalt lauter geworden sind als die Stimmen der Vernunft, die sich für Toleranz und Respekt einsetzen, gebe es diese Stimmen aber doch, betont Birgit Kaspar in ihrem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Sie schildert, dass dabei insbesondere das französiche Prinzip der Laizität zu einem hilfreichen "Instrument der Freiheit" gegen Antisemitismus und Rassismus geworden sei.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Coronavirus-Pandemie werde immer mehr zum Nährboden für antijüdische Hetze im Internet, warnt der Regierungsbeauftrage Felix Klein und ruft zum Einschreiten auf, berichten u.a. TAGESSPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG.  Die Pandemie schaffe ein Klima der allgemeinen Verunsicherung, was Beschuldigungen einzelner Personengruppen idealen Nährboden liefere. Und in einem Beitrag für das Portal BELL TOWER schildert passend dazu Kira Ayyadi ein Beispiel: Ernst Wolff, selbsternannter Wirtschafts-„Experte“ mit Zug ins verschwörungsideologische, meint in einem viel geklickten YouTube-Video, das Corona-Virus sei von einer “Finanzelite” absichtlich verbreitet worden, um die Welt ins Chaos zu stürzen. O-Ton: „Im Grunde ist das nichts anderes als ein finanzfaschistischer Coup und zwar international orchestriert – offensichtlich“, so seine simple Erklärung zur Corona-Epidemie. Die Zuschauer*innen decodieren, was nebulös gehalten wird: Die Schuldigen seien die Juden. Der YouTube-Kanal, auf dem das Interview veröffentlicht wurde, ist „eingeSCHENKt.tv“. Den Kanal gibt es seit Februar 2015 und er hat seither insgesamt über 9 Millionen Aufrufe: "Wenn ein selbsterklärter „Ökonom“ mit Antisemitismus Corona erklären will".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor knapp einem halben Jahr wollte ein Rechtsextremist eine Synagoge in Halle stürmen. Der Fotograf Benyamin Reich hat nun Jüdinnen und Juden porträtiert, die an dem Tag in dem Gotteshaus gebetet haben. Das Magazin für Kunst und Leben MONOPOL berichtet über die Beweggründe des Fotografen und stellt einige seiner eindrucksvollen Fotos online: "Die Überlebenden von Halle".
Der Link dazu in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

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Nicht nur in sozialen Medien fällt in Zeiten der Corona-Epidemie immer öfter der Begriff „Apokalypse“, oder präziser das Schlagwort „coronapocalypse“ – Corona-Apokalypse. Dabei hat die aktuelle Entwicklung mit der biblischen Apokalypse kaum etwas gemeinsam, wie in dem Bericht von Christian Röther für DEUTSCHLANDRADIO deutlich wird, der mit Reiligionswissenschaftlern und Theologen über den biblischen Gehalt der "Apokalypse" gesprochen hat und eine Begriffsklärung versucht: "Ein Virus namens Apokalypse".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wegen des Coronavirus wird aktuell viel über das korrekte Händewaschen gesprochen. Die richtige Reinigung der Hände ist freilich auch ein religiöses Thema. Auch in der Religion hat es als ritueller Akt einen hohen Stellenwert. Dabei gibt es allerdings wichtige Unterschiede zwischen einzelnen Glaubensrichtungen zu beachten. Johannes Senk, Leticia Witte und Christoph Schmidt geben in DOMRADIO einen Überblick auf die jüdische, islamische und christliche Praxis in diesem Zusammenhang.
Mit ähnlichen Fragen setzt sich auch der Theologe Thomas Söding in einem Essay für das Portal FEINSCHWARZ auseinander. Er greift den Umgang mit aussätzigen Menschen in der Tora auf, um mit Klischees gegenüber biblischen Texten aufzuräumen. Er zeigt vor dem Hintergrund der Corona-Maßnahmen, welches Maß von Verantwortung hinter Formen der Quarantäne stehen kann, zitiert einschlägige Quellen in der jüdischen Bibel und dem Neuen Testament und bewertet sie vor dem Hintergrund der aktuellen Krise: "Die Corona-Pandemie im Licht der biblischen Reinheitsgebote".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Jedes Wochenende kommen in Deutschland deutlich mehr Menschen in Gotteshäusern zusammen als in Fußballstadien. Das geht nun nicht mehr. Wie reagieren gläubige Christen, Juden und Muslime? Felix Bohr, Katrin Elger, Annette Großbongardt und Annette Langer haben für den SPIEGEL Gläubige der drei großen Religionen befragt, darunter Zsolt Balla, orthodoxer Landesrabbiner von Sachsen, Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Eyüp Kalyon, Religionsbeauftragter der türkischen Moscheegemeinde Ditib aus Essen, und einige andere mehr: "Wie Christen, Muslime und Juden auf das Gottesdienstverbot reagieren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Das soziale Leben ist wegen des Coronavirus heruntergefahren: Synagogen sind geschlossen, Kinos und Museen sind geschlossen, Restaurants sind geschlossen. Viele Museen kann man aber über Google Arts & Culture virtuell besuchen. Das ermöglicht nicht nur wunderbare Streifzüge durch Kunstsammlungen, sondern auch den Besuch von jüdischen Museen rund um den Globus. Alexia Weiss gibt in einem anregenden Beitrag für die WIENER ZEITUNG einen Überblick und hat dabei u.a. im National Museum of American Jewish History, dem Jüdischen Museum Wien oder aber dem Museum Judengasse des Jüdischen Museums Frankfurt einiges entdeckt: "Eine Reise druch Zeit und Raum".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Nächstes Jahr feiert Deutschland 1700 Jahre jüdisches Leben in Köln. Dennoch haben religiöse Juden, die die Gesetze und Traditionen ihrer Religion befolgen, bis heute mit Problemen zu kämpfen, beispielsweise im Kontext von Universitäten und Hochschulen. So ist das Judentum die einzige Religion mit einem dogmatischen Schreibverbot an hohen Feiertagen, was das Ablegen von Prüfungen enorm erschwert. In einem Beitrag für den KÖLNER STADTANZEIGER erläutert Volker Beck die Problematik und berichtet von Gesetzesinitiativen, die dies ändern wollen: "Examen am Schabbat – Prüfungen an jüdischen Feiertagen".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Viele Beiträge in jüdischen Medien setzen sich kaum überraschend mit den enormen Einschnitten gesellschaftlicher und spiritueller Natur auseinander, welche durch die aktuelle Coronakrise verursacht sind. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG äußert sich etwa Josef Schuster zu den aktuellen Herausforderungen für die jüdischen Gemeinden und an gleicher Stelle schildern fünf Rabbiner und eine Rabbinerin, wie die Corona-Pandemie ihre Arbeit verändert hat. In der schweizer TACHLES mahnt wiederum Rabbiner Seth Weinberg, Direktor des Hillel an der Brandeis University, dass das Internet jedoch nicht die einzige Antwort auf spirituelle Probleme sein soll. Und weitere Beiträge beleuchten die Situation jüdischer Gemeinden in der Schweiz, Italien und den USA: »Ein tiefer Einschnitt«.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Auf dem Streaming-Sender Netflix ist seit gestern die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers "Unorthodox" von Deborah Feldmann zu sehen, in der die israelische Schauspielerin Shira Haas eine junge Jüdin spielt, die sich aus den Fesseln ihrer strenggläubigen Familie in Brooklyn befreit und nach Berlin flieht. Feldmanns autobiographisches Buch war weltweit ein Bestseller. Die Kritiker sind voll des Lobes für die vierteilige Serie bei Netflix: eine "sehenswerte Serie..., die sich von der Masse abhebt: verständnisvoll und empathisch, kenntnisreich und durchaus kritisch, aber nie oberlehrerhaft oder verurteilend", heißt es in der BERLINER ZEITUNG. "Kenntnisreich und unterhaltsam zugleich" schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und als eine "Befreiungsgeschichte mit biblischen Bildern" wird die Serie von der ZEIT gelobt. Einzig der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn gibt in der FAZ kritisch zu bedenken:
"Allerdings vertrage ich nicht die Einteilung der Welt in entweder Schwarz oder Weiß. Genau eine solche Schwarzweißweltsicht präsentiert diese Serie, und dabei verwandelt sie sich selbst unfreiwillig unter den Vorzeichen der Antiorthodoxie in eine andere Form der Orthodoxie."
Wolffsohn beklagt, die Serie transportiere zudem eine Reihe von Fehlinformationen und Schieflagen und schreibt u.a.:
"Ich zweifele keine Sekunde daran, dass Deborah Feldman all das wirklich erlebt hat und ähnliche Ungeheuerlichkeiten in anderen orthodoxen Gemeinschaften, jüdischen und nichtjüdischen, geschehen, aber hier wird die Perversion der Religion als vermeintlich allgemeine Normalität der Religiosität dargeboten. Dass es jüdisch-innerreligiöse, auch innerorthodoxe Gegenargumente und Weltbilder gab oder gibt, können die Zuschauer einer solchen Darbietung nicht einmal ahnen..."
Die Links zu den Filmkritiken der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Für die Kirchen hat die Coronakrise paradoxe Folgen: Erstmals in der Geschichte des christlichen Abendlands gibt es weitreichende Gottesdienstverbote in mehreren europäischen Ländern. Das ist eine historische Abkehr von der Tradition. Gleichzeitig steigt – wie oft in Krisenzeiten – das Interesse an Religion. Beiträge im christlichen Medienmagazin PRO und in DEUTSCHLANDRADIO führen die Folgen dieser Paradoxie näher aus. Insbesondere der Trend zu virtuellen Gottesdiensten stoße dabei unter Theologen durchaus auf gemischte Gefühle. Und im Gespräch mit dem Theologen Magnus Striet geht es schließlich insbesondere darum, dass sich die moderne Theologie den naturwissenschaftlichern Erkenntnissen immer mehr unterordnen muss. Dennoch sagte er: „Ich glaube schon, dass es hilft, sich am Ende in Gott festzumachen.“
Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Deutschlands Erinnerungspolitik sei vorbildlich, das hört man häufig im In- und Ausland, der Umgang mit nationalsozialistischer Vergangenheit und Shoah sei eine Erfolgsgeschichte. Nur wie, fragt sich da der naive Zeitgenosse, ist zu erklären, dass völkisches Denken derzeit selbst in den Parlamenten lautstark Ausdruck findet? Und dass Antisemitismus sich hierzulande seit längerem schon wieder unverhohlen und gewalttätig Bahn bricht? Diesen Fragen geht der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn in seiner jüngsten Publikation nach: "Kollektive Unschuld. Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern". Carsten Hueck hat den Band für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Konflikte mit der Vergangenheit".
Der Link Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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