Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
01.10.2020 - Nr. 1916

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Mittwoch, 7. Oktober 2020.


Guten Tag!

Nr. 1916 - 01. Oktober 2020



Nach den vertraglichen Annäherungen zwischen den Golf-Staaten und Israel blicken die Augen verstärkt nach Saudi-Arabien. Die offizielle Position des Landes im Nahost-Konflikt scheint klar zu sein:  Volle Beziehungen zwischen dem Königreich – der mächtigsten arabischen Nation – und Israel kann es nur geben, wenn eine Friedensvereinbarung mit den Palästinensern zustande gekommen ist. Aber es gibt Hinweise darauf, dass ein Wandel im Verhältnis zu Israel bereits im Gange ist, wenn auch sehr vorsichtig, berichtet die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Und in der WELT macht Alfred Hackensberger noch einen anderen Kanditaten aus, der vielleicht bald Israels nächster arabischer Freund werden könnte: Marokko. Das Königreich war bis Mitte des 20. Jahrhunderts das arabische Land mit der größten jüdischen Gemeinde. Auch deshalb wird es als nächster Kandidat gehandelt, der Israel anerkennen könnte. In der ZEIT wiederum denkt Josef Joffe ausführlich über die entscheidende Rolle des Iran im Prozess der Annäherung zwischen Israel und den Golf-Staaten nach. Er beschreibt die Motive der Beteiligten in diesem Prozess freilich als ein Produkt kühler und machtorientierter Realpolitik - und wagt am Ende dennoch einen kühnen Traum:
"Die Abraham Accords sind kein Märchen, sondern kalte Realpolitik. Dennoch etwas Tausendundeine Nacht zum Schluss. Stellen wir uns vor, Netanjahu, der begnadete Taktiker, würde seinen Triumph mit strategischer Weitsicht krönen und großherzig einen zweiten Deal auflegen: mit einem ehrlichen Angebot an die Palästinenser. Das Geschäft? Zwei Staaten, ein Frieden. Überlebt "Bibi" die Korruptionsprozesse und Koalitionskräche, wäre ihm, anders als Trump und Chamenei, der Nobelpreis gewiss. Wider alle Erfahrung darf man doch träumen – vom Ende des Hundertjährigen Krieges."
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Bei aller Euphorie über die jüngsten arabisch-israelischen Entwicklungen warnt das israelische Autoren-Duo Shimon Stein und Moshe Zimmermann: "Die Palästinenser lösen sich nicht in Luft auf!". Trotz zwei neuer arabisch-israelischer Friedensverträge gelte weiterhin: Ohne eigenen Staat müssten die Palästinenser Bürger Israels werden. Daher fordern die Autoren zum nächsten Schritt auf:
"Denn gerade die Normalisierung der Beziehungen der Golfstaaten zu Israel und die Suspendierung der angedrohten Annexion kann zur Rettung der totgesagten Zweistaaten-Lösung beitragen. Und diese ist dringlicher denn je. Denn es ist eine gefährliche Illusion zu glauben, die Palästinenser-Frage sei ad acta gelegt. Dem Glauben geben sich auch viele Israelis hin, weil es derzeit so scheint, als wolle sich die arabische Welt von ihrer historischen Aufgabe befreien, sich um die Lösung der Palästina-Frage zu bemühen - und diese Aufgabe allein Israel überlassen. Doch die Palästinenser lösen sich nicht in Luft auf. Und kommt eine Zweistaaten-Lösung nicht zustande, hat Israel ein Problem."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Während das israelische Gesundheitssystem im Blick auf die schwer erkrankten Corona-Patienten auf den Intensivstationen vor einer Überlastung steht, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet, hat das Parlament sich jüngst vor allem damit beschäftigt, ein umstrittenes Notstands-Gesetz zu verabschieden, mit dem öffentliche Proteste künftig beschränkt werden können. Damit gäbe es nun auch eine Handhabe, die wöchentlichen Demonstrationen vor dem Anwesen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Prinzip zu untersagen. Die Kritiker Netanjahus werfen ihm vor, er nutze mit der Gesetzesänderung den erneuten Anstieg von Coronavirus-Infektionen aus, um einen Angriff auf Israels demokratische Grundsätze, einschließlich des Demonstrationsrechts, zu legitimieren. Befeuert wurde die Kritik an Netanjahu jüngst durch Berichte, dass das Ehepaar Netanjahu zu seinen Besuchen in Washington oft mit erstaunlich viel Gepäck anreise. Mit Koffern voller getragener Wäsche, die das Personal des Gästehauses der US-Präsidenten dann waschen oder chemisch reinigen lassen dürfe. „Netanjahu ist der Einzige, der wirklich ganze Koffer mitbringt, die wir reinigen sollen“, sagt ein Mitarbeiter des Weißen Hauses laut "Washington Post". Bevor Premier Netanjahu nunmehr die Demonstrationen tatsächlich wegen Corona einschränkt, drehen die Protestierer freilich nochmal richtig auf. Die Menschen finden vorsorglich neue Protestformen. Der Autokonvoi ist eine davon: "Hupen gegen Netanjahu".
Links zu den Themen in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In Israel bestimmen Politik und Religion das jüdische Staatswesen, was immer wieder zu gesellschaftlichen Konflikten führt. Israel ist wahrscheinlich die einzige Demokratie, in der Religion im politischen Staatsystem integriert ist, ähnlich wie in den islamischen Staaten wo die Scharia herrscht. Die jüdische Halacha, die auf biblische Gebote und Verbote fundiert ist, bestimmt in vielen Bereichen das Leben der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung im Land. Wie muss der Schabbat geheiligt werden? Was darf man essen? Wer ist Jude? Wie darf man heiraten? Welcher öffentlicher Verkehr ist erlaubt? Fragen, über die sich orthodoxe und säkulare Juden streiten. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse einer Studie hoch interessant, die von der israelischen Bewegung Hiddush, ein Akronym für Freiheit, Religion & Gleichgerechtigkeit, jetzt vorgelegt wurden. Aviel Schneider stellt die Ergebnisse ausführlich in ISRAEL HEUTE vor. Passend zur Thematik kann man im SPIEGEL einen Beitrag lesen, der an jenes fatale Ereignis erinnert, als mitten im Wahlkampf des Jahres 2000 der damalige Oppositionsführer Ariel Scharon martialisch auf Jerusalems Tempelberg schritt - und damit die zweite Intifada ausläste. Ein Lehrstück über den politischen Missbrauch religiöser Symbole: "Der Fels und die Brandung".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL INTERN.

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Hat Papst Pius XII. zu lange geschwiegen, als das deutsche NS-Regime flächendeckend mordete? Seine Rolle im Nationalsozialismus ist umstritten. Manche werfen ihm vor, nichts oder zu wenig gegen die Nazis und ihre Verbrechen unternommen zu haben. Einige nennen ihn gar „Hitlers Papst“. Viele römische Juden und ihre Nachfahren sehen das anders. Im Frühjahr 2020 hat der Vatikan Archive geöffnet, sodass nun erforscht werden kann, wie der Papst sich gegenüber den Nationalsozialisten tatsächlich verhalten hat. Die wissenschaftlichen Ergebnisse stehen aber noch aus. Zumindest für die Stadt Rom zweifeln frelich viele Experten aber schon heute nicht mehr daran, dass Pius XII. sich für verfolgte Juden eingesetzt hat. Als Rom 1943 von den Nazis besetzt wurde, lebten hier etwa 10.000 bis 13.000 Juden. Mehr als 80 Prozent von ihnen konnten sich vor den Besatzern retten. Das verdankten sie römischen Familien, Ordensleuten und der römischen Kurie. Corinna Mühlstedt hat mit den Nachkommen der auf diese Weise geretteten italienischen Juden gesprochen und erzählt für DEUTSCHLANDRADIO ihre Geschichte: "Wie römische Klöster Juden schützten".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Berlinale-Chef mit NS-Vergangenheit: Der erste Leiter der Internationalen Filmfestspielen Berlin, Alfred Bauer, hat nach einer neuen Studie eine bedeutendere Rolle im nationalsozialistischen Regime gespielt als bisher bekannt. Nach 1945 habe Bauer seine Stellung in der Filmindustrie in der NS-Zeit systematisch verschleiert, heißt es in einer von der Berlinale in Auftrag gegebenen Untersuchung des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), über deren Ergebnisse u.a. FAZ, TAGESSPIEGEL und WELT berichten: "Berlinale-Gründer wichtiger Funktionär der NS-Propaganda".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der erste Deportationszug verließ am 18. Oktober 1941 den Bahnhof Grunewald. 1013 Menschen befanden sich in dem Zug in Richtung Osten. Von hier aus wurden in den Jahren von 1941 bis zum Kriegsende mehr als 50.000 deutsche Juden in Arbeits- und Konzentrationslager deportiert und größtenteils ermordet. Fahrtziele waren neben Riga und Warschau die Lager Auschwitz-Birkenau und Theresienstadt. Das Mahnmal »Gleis 17« am S-Bahnhof Grunewald erinnert daran. Ganz in der Nähe von Gleis 17 soll nun ein Gedenk-Campus entstehen, in dem Studierende gemeinsam arbeiten, aber auch leben sollen. Elke Wittich stellt das Projekt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG näher vor: "Leben und Lernen am Gleis 17".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der neue Berliner »Tatort«, der kommenden Sonntag ausgestrahlt wird, stellt eine Schlüsselfrage vieler deutscher Familien: War Opa ein Nazi? Zur Erinnerung: Kommissarin Rubin ist ein Wessi und jüdisch, ihr Kollege Karow ein Ossi mit Hang zur Arroganz und Direktheit. Und bei ihrem neuen »Tatort« geht es um Familiengeschichte und deutsche Vergangenheit. Nichts zum Nebenbeigucken, meint die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Bei der verwickelten Auflösung muss man aufpassen. Und sie ist etwas theatralisch. Insgesamt sei es aber ein sehenswerter Sonntagskrimi: "Ein Schoa-Mahnmal in Israel und zwei Brüder mit dunkler Vergangenheit".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Ein großer Bericht der "Washington Post" sammelte Vorfälle über rassistische und antisemitische Äußerungen des US-Präsidenten Donald Trump. Der fiel bereits in der Vergangenheit mit antisemitischen Erzählmustern und rassistischen Kommentaren auf, zudem wird er von erklärten Rechtsradikalen und Antisemiten unterstützt. Trotzdem versucht der Präsident, die jüdische Wählerschaft in den USA für sich zu gewinnen und nutzt dafür auch seinen außenpolitischen Einfluss, berichtet Enno Eidens für die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "US-Präsident lässt sich zu Antisemitismus hinreißen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISMEMITISMUS.

Die Rolle der Religion bei der Entstehung des Antisemitismus wird aus Sicht des Judaisten Peter Schäfer unterschätzt. Der „Antagonismus von Christen und Juden“ sei 2.000 Jahre alt und wirke bis heute, sagte Schäfer in einem längeren und sehr lesenswerten Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO. Es ist das erste Interview des ehemaligen Direktors des Jüdischen Museums Berlin seit seinem Rücktritt. Drei Tage nach dem Rücktritt hat er begonnen, ein seit längerem geplantes Buch zu schreiben. Diesen Schreibakt bezeichnet Schäfer als „kathartischen Akt“. Es hat den Titel: „Kurze Geschichte des Antisemitismus“. Es ist ein Buch, das mehr als 2.000 Jahre umspannt und bis in die Gegenwart reicht. Im Gespräch wird deutlich, dass Schäfer vor allem die Kontinuität des Antisemitismus im Blick hat:
"Ich versuche, Antisemitismus als ein Phänomen zu beschreiben, das schon in der Antike beginnt und das sich dann über viele Jahrhunderte hinweg entwickelt und das sich immer mehr – das klingt fast zu positiv – ‚anreichert‘. Sozusagen immer mehr Elemente aufsaugt, in sich aufsaugt, aufnimmt und auf diese Weise weiterentwickelt, aber eben niemals die alten Elemente abstößt, sondern sie beibehält und damit sozusagen zu einer immer tödlicheren Bombe wird, die dann ihren Höhepunkt – ja, in der Tat – mit dem rassistischen Antisemitismus in der Neuzeit gefunden hat."
Dabei spielt für ihn der religiöse Faktor eine entscheidende Rolle:
"Also, zugespitzt würde ich sagen: Die moderne historische Forschung, nicht nur die moderne Antisemitismusforschung, ist aus meiner bescheidenen Sicht schon lange auf dem Auge der Religion blind. Zu blind! Sie möchte sich darauf zurückziehen, dass mit Aufklärung, Revolution, Französischer Revolution und allem, was dazugehört, die Religion ja doch sowieso soweit zurückgedrängt wurde, dass man von einem Faktor Religion als Faktor im Antisemitismus eigentlich gar nicht mehr sprechen könne. Das ist eine ganz, ganz große Fehleinschätzung. Der Faktor Religion ist sogar, mit dem Christentum beginnend, der ganz entscheidende Faktor, der sich immer durchgehalten hat und der sich auch durchgehalten hat, gerade in Zeiten, wo die Religion keine besondere Rolle gespielt hat."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISMEMITISMUS.

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Adonia Moscovici stellt in einer Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG den Marburger Verein »Gemeinsam« vor. Er widmet sich dem religiösen Dialog, allerdings zwischen Juden und Muslimen. Und das Ziel ist dieses Mal nicht Trennung, sondern Gemeinsamkeit. Die Hauptträger von »Gemeinsam« sind demzufolge auch Mitglieder der jüdischen und der muslimischen Gemeinde in Marburg: "Partnerschaft besiegelt".
Dem gleichen Ansinnen - Dialog und Verständigung zwischen Juden und Muslimen - widmet sich auch ein neues Projekt, über das Gerhard Haase-Hindenberg ebenfalls in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet. Das Projekt trägt den Titel »Mekka und Jerusalem« und wird im Hessischen Rundfunk realisiert, unter akademischer Federführung von Wissenschaftlern der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Im Mittelpunkt stehen jeweils rund 30-minütigen Sendungen, in denen O-Töne zahlreicher Experten zu hören sind: "Von Jerusalem nach Mekka".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im Juni wurde der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Kurhessen und Waldeck (EKKW) ein Brief übergeben, der neben zwei Begleitschreiben (aus Kassel und aus Bethlehem) den Aufruf «Cry for Hope» enthielt, unterzeichnet von Michel Sabbah und Rifat Kassis für die Gruppe «Kairos Palestine». Der Untertitel lautet programmatisch: «Wir können nicht Gott dienen und gleichzeitig zur Unterdrückung der Palästinenser schweigen!» Ziel des Briefes war es, die christlichen Kirchen zur Solidarität mit den Palästinensern zu bewegen und zur Kritik an Israel zu ermutigen. Nun hat die Kirchenleitung in einer Stellungnahme auf den Aufruf geantwortet. Bei allem Verständnis für die Lage der Palästinenser werden jedoch deutliche Vorbehalte formuliert. Denn der Aufruf, so die Kritik der EKKW, verbine "das erklärte Anliegen, einem gerechten Frieden zu dienen, mit Aussagen, die dem erkennbar widersprechen". Die Kirchenleitung macht das vor allem an drei Punkten fest:
"1. Die historische Parallelisierung mit dem Apartheidsstaat in Südafrika wird der Komplexität der Situation in Israel und Palästina nach unserer Überzeugung nicht gerecht. [...]. 2. In dem Text wird die Schuld an diesem komplexen, asymmetrischen Konflikt durchweg völlig einseitig der israelischen Seite zugeschoben, das zionistische Grundanliegen wird polemisch verzerrt. [...] 3. Der Text fordert zu einer Beteiligung an der BDS-Kampagne (BDS für: «Boykott, Deinvestitionen, Sanktionen») auf, die den jüdischen Staat nicht nur pauschal ökonomisch treffen, sondern auch seine internationale Stigmatisierung noch massiv steigern würde – mit unkalkulierbaren Folgen auch für den ohnehin stark anwachsenden Antisemitismus weltweit."
Der Link zum vollständigen Text der Stellungnahme in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein Freiburger entschied sich im Alter von 18 Jahren, Muslim zu werden. Heute ist er 34. Und er trägt einen überraschenden Namen, der so gar nicht islamisch anmutet: Baptiste. Dadurch wird deutlich, dass er die Beziehungen zum Katholizismus nicht gekappt hat, sondern sich als Brückenbauer versteht. Dem Christentum kann Baptiste Brodard vor allem in seiner orthodoxen Form und im Katholizismus immer noch viel abgewinnen. Georg Scherrer porträtiert für KATH.CH (Schweiz) den Konvertiten, der zwischen dem Islam und dem Christentum vermitteln möchte: "Warum heisst ein Muslim Baptiste – wie der Täufer?".
Der Link zum Porträt in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Je näher wir dem 3. Oktober kommen, um so mehr liest, hört und sieht man aller Orten allerlei Bilanzen über 30 Jahre deutsche Einheit. Grund genug für einen jüdischen Blick auf diesen Prozess, dachte sich Andreas Nachama, Historiker und Rabbiner in Berlin sowie Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland. Das Ergebnis seines Nachdenkens ist nun in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG zu lesen. Der Blick nach innen, so stellt er zunächst fest, falle eher positiv aus. In den vergangenen 30 Jahren sei die Zahl der jüdischen Gemeinden exponentiell gestiegen: "Hier könnte man also im Rückblick sagen: Es ist gelungen, auf den noch aus der DDR vorhandenen Grundlagen neues jüdisches Leben aufzubauen, auch an vielen Orten, an denen gänzlich neu angefangen werden musste." Schwieriger werde es mit einer Bilanz beim Blick nach außen, "denn das gesellschaftliche Leben in den östlichen Bundesländern im Ganzen ist wesentlich stärker von rechtsradikalen Tendenzen, Organisationen und Personen beeinträchtigt als im Westen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Was bewegt einen Menschen, sich als Jude auszugeben, ohne es zu sein? Sind es geschäftliche Gründe? Oder geschieht es aus Überidentifikation mit den Opfern? Anfang Mai dieses Jahres, in den Zeiten des Lockdowns, recherchierte Thomas Trenkler eine Geschichte über Lug und Trug und Dokumentenfälschung, "bei der man regelrecht dazuschreiben muss, dass es sich um eine wahre handelt. Weil sie wie erfunden klingt." In dem österreischisch-jüdischen Magazin NU erzählt er diese Geschichte und rekapituliert auch viele andere, ähnliche Vorkommnisse in den letzten Jahrzehnten: „Es sitzt ein Jude am Tisch – ich“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sein Verständnis von Mystik schulte er an den christlichen Mystikern, er war fasziniert von östlichen Glaubenswelten, ohne ihn ist der christlich-jüdische Dialog nach 1945 kaum vorstellbar – und er trat für die Gleichberechtigung von Juden und Arabern ein: Auch ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod bleibt Martin Buber eine umstrittene Gestalt. Nun liegt - bislang nur in englischer Sprache - eine neue Biographie vor, die aus der Feder von Paul Mendes-Flohr stammt, einem der besten Kenner Bubers, der nach jahrelanger intensiver Arbeit in Archiven "Bubers Leben und Denken in bisher unerreichter Prägnanz und Differenziertheit" darstelle, meint Friedrich Wilhelm Graf, der die Biographie für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen hat: "Ein frommer Jude, aber auf ganz eigene Weise".
Der Link zur Vorstellung der Biographie in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Joe Biden will auch bei religiösen Wählern punkten. Vor allem weiße Katholiken in Swing-States könnten wahlentscheidend sein. Der demokratische Präsidentschaftskandidat setzt verstärkt auf sein Faith-Outreach-Team um den evangelikalen Ex-Republikaner Joshua Dickson - und hofft dadurch, unter Trumps Stammwählern fischen zu können, wie Sinje Stadtlich
in ihrer Reportage über Religion im US-Wahlkampf für DEUTSCHLANDRADIO schildert: "Katholiken zählen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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„War Goethe Antisemit?“, fragte Adolf Muschg 2004 in einer Rede vor der Neuen Mittwochsgesellschaft. Karin Schutjer, Germanistik-Professorin an der University of Oklahoma, fühlte sich durch diese provokante Frage zu einer eigenen Studie über Johann Wolfgang von Goethes Verhältnis zum Judentum ermutigt. Ihre Studie kontextualisiert Goethes Rezeption der jüdischen Schrifttradition und hinterfragt die Spuren, die sowohl der Pentateuch, die Kabbala und Spinoza als auch antijüdische Denkfiguren wie der Ewige oder der wandernde Jude in seinem Werk hinterlassen haben. Galina Hristeva hat die Studie für LITERATURKRITIK.de gelesen: "Von Brüchen und Klüften".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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