Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.11.2020 - Nr. 1921

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 10. November 2020.


Guten Tag!

Nr. 1921 - 02. November 2020



Endspurt bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. Deren Ausgang wird auch Folgen für den Nahen Osten haben: Trump und Biden verfolgen eine unterschiedliche Nahostpolitik. Biden etwa hat in mehreren Äußerungen keinen Zweifel daran gelassen, dass sich in der Nahost-Politik der USA einiges ändern wird, sollte er die Wahlen gewinnen. Anders als unter Amtsinhaber Donald Trump werde Amerika in Zukunft nicht mehr „seine Werte an der Garderobe abgeben, um Waffen zu verkaufen oder Öl zu kaufen“, erklärte Biden kürzlich. Im TAGESSPIEGEL eruieren Christian Böhme und Thomas Seibert anhand fünf zentraler Themen wie der "Ausgang der US-Wahlen den Nahen Osten verändern könnte".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Am Sonntag verzeichnete das israelische Gesundheitsministerium 218 neue Covid19-Fälle. Auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise in Israel vor einem Monat waren es noch mehr als 9.000 am Tag gewesen. Damit hat Israel offenbar erfolgreich das hinter sich gebracht, was Deutschland akutell bevorsteht. Und dementsprechend spricht Ministerpräsident Benjamin Netanyahu von einem «riesigen Erfolg», der anderen Ländern als Beispiel dienen könne, wie u.a. der TAGESSPIEGEL berichtet. Dass bei dem aktuellen Pandemie-Erfolg in Israel die israelische Armee eine entscheidende Rolle gespielt hat, schildert Inga Rogg in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Im Zentrum stehen dabei die sogenannten Heimatfront-Kommandos, die nach dem Golfkrieg 1991 aufgebaut wurden, als der Irak Scud-Raketen auf Israel abfeuerte. Damit bündelte das Land die verschiedenen Einheiten für den Zivil- und Katastrophenschutz unter einem Dach, um im Ernstfall besser und schneller reagieren zu können. Im Ausland kennt man die Truppe vor allem wegen ihrer Einsätze nach schweren Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen. Jetzt wurden sie im Kampf gegen Corona eingesetzt - und Inga Rogg war mit einer dieser Einheiten unterwegs: "Israels Armee auf Corona-Mission."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTRN.

Das einzige Museum in Israel, das die Geschichte der deutschen Juden in Israel dokumentiert, sollte geschlossen werden. So war es in einer bewegenden Reportage Anfang September zu lesen (siehe Compass 8.9.2020). Nun berichet Klaus Hillenbrand für die TAZ, dass eine Rettung in Sicht sei: Die Sammlung über deutsch-jüdische Einwanderer in Israel soll zur Universität Haifa kommen - auch wenn die Finanzierung noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist: "Hoffnung für Jeckes-Museum".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Der plötzliche Tod des SPD-Politikers Thomas Oppermann hat nicht nur das politische Berlin erschüttert. Auch in der jüdischen Welt und in Israel löste Oppermanns Tod große Trauer hervor, denn er war ein "guter Freund" Israels, wie etwas die israelische Botschaft ihn würdigte. Elisabeth Hausen widmet ihm für ISRAELNETZ einen Nachruf und Michael Krupp erinnert sich an eine persönliche Begegnung mit Oppermann in Jerusalem: „Oppermann war ein guter Freund des Staates Israel“.
Mehr dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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In ganz Europa gab es zahlreiche Menschen, die das Mordprogramm der Nationalsozialisten sabotierten. So z.B. der Krakauer Apotheker Tadeusz Pankiewicz, der im Krakauer Ghetto die Bewohner mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgte. Nach dem Krieg schrieb er ein Buch über seine Erlebnisse. 1983 wurde Pankiewicz in Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt. Seit gestern widmen sich auch einige Text- und Bildtafeln der neu konzipierten Dauerausstellung „Stille Helden“ in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand seinem Tun. Andreas Kilb und Sven Felix Kellerhoff haben für die FAZ und die WELT die Ausstellung besucht: "Ein fehlendes Puzzlestück".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Auf Java waren in den 1940er-Jahren auch deutsche und niederländische Frauen von japanischer Zwangsprostitution betroffen. Obwohl Deutschland und Ungarn zu den Achsenmächten gehörten, wurden Staatsbürger dieser Länder vom japanischen Armeekommando als „freundliche Feinde“ betrachtet. Das besiegelte das Schicksal all dieser Frauen. Bei Tag und Nacht wurden sie vergewaltigt, wie mehrere Opfer, die nach dem Krieg von der  niederländischen Generalstaatsanwaltschaft für japanische Kriegsverbrechen befragt wurden, erklärten. „Es war eine massenhafte Nonstop-Vergewaltigung, vor der kein Opfer Ruhe hatte“, berichtete eine der gemarterten Frauen 1946. Griselda Molemans, eine in den Niederlanden arbeitende Investigativjournalistin, berichtet in der BERLINER ZEITUNG über Schicksal und Hintergründe dieser Frauen: „Massenhafte Vergewaltigungen, vor denen es keine Ruhe gab“.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Am Abend des 2. November 1920 sollte unter der Leitung von Jules Marx eine neue Varietébühne namens Scala in der Martin-Lutherstraße 22–24 eröffnet werden. Der am 2. Juni 1882 in Frankfurt am Main als Julius Marx geborene Kaufmannssohn hatte bis dato nichts mit Theater und Glamour zu tun gehabt. Als braver Bankkaufmann hatte er zunächst an der Londoner Börse sein Geld verdient, dann war er 1914 nach Deutschland zurückgekehrt. In London hatte er die lukrative Verbindung von Szene, Musik und Akrobatik in den einschlägigen Music Halls kennengelernt und ein Gespür dafür entwickelt, wie man das Publikum am besten um den Finger wickelt. Es gelang ihm, das Berliner Varieté „Scala“ sogar durch die Weltwirtschaftskrise zu bringen, aber vor den Nazis musster er kapitulieren: 1944 starb er im KZ Sachsenhausen. Bettina Müller erinnert an ihn und an das "demokratische Varieté".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Die britische Labour-Partei hat ihren früheren Vorsitzenden Jeremy Corbyn suspendiert. Grund sind Antisemitismus-Vorwürfe, die Corbyn verharmlost habe. Die Entscheidung sei angesichts verharmlosender Äußerungen Corbyns über eine unabhängige Untersuchung zu Antisemitismus in der Oppositionspartei getroffen worden, teilte ein Labour-Sprecher am Donnerstag mit. Corbyn kündigte an, er werde die Suspendierung anfechten, wie u.a. die FAZ berichtet. Die Entwicklung rief auch prominente Parteilinke auf den Plan. Der mächtige Gewerkschaftsboss Len McCluskey nannte die Suspendierung „schlimmes Unrecht“, das Chaos heraufbeschwöre. Die Parteiströmung Momentum sprach von einem „schweren Angriff auf die Linke“; hinter vorgehaltener Hand war vom „Bürgerkrieg“ die Rede, wie im STANDARD und in CICERO zu lesen ist: "Streit um Corbyns Antisemitismus-Problem zerreißt Labour".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Als einer der ersten deutschen Fußball-Clubs hat Borussia Dortmund die Arbeitsdefinition für Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) übernommen. Damit versucht der Verein Flagge zu zeigen auch gegen den Rechtsextremismus in den Reihen der eigenen Fans. Dabei hat der Kampf gegen Rechts und gegen Antisemitismus im Verein durchaus Tradition, wie Felix Tamsut für DEUTSCHE WELLE berichtet: in den vergangenen Jahren hat man Bildungsreisen in ehemalige deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager unternommen sowie Veranstaltungen mit Holocaust-Überlebenden organisiert. Daran schließt sich nun die übernommene Antisemitismus-Definition der IHRA an: "Der BVB tritt Antisemitismus entgegen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Das Thema Antisemitismus ist ein »Dauerbrenner«. Wir alle wollen davon am liebsten nichts mehr hören. Der Ariella Verlag spießt Antisemitismus deshalb jetzt von der humoristischen Seite auf! Mit Cartoons und Texten zeigt das Buch das Komische und das zutiefst menschlich Blöde im unbewussten und latenten Antisemitismus. Cartoonist*innen von Weltrang aus Deutschland, Israel und den USA haben zu diesem Buch beigetragen: „#Antisemitismus für Anfänger“. Arkadiusz Luba stellt den Band für DEUTSCHLANDRADIO vor und zitiert dabei auch die Verlegerin zu ihren Motiven für die Herausgabe des Bandes:
„Das ist natürlich das Gute, wenn wir diese ganze Antisemitismusdebatte führen. Viele Leute wissen gar nicht, worum es eigentlich geht. Es ist ein kleiner, begrenzter Kreis, der eine gewisse Bildung hat, der sich mit dieser Thematik beschäftigt. Der latente Antisemitismus oder der ganz grobe Antisemitismus, das sind keine Sachen, die sich auf einer bewussten Ebene abspielen. Da sind Cartoons natürlich wirklich ganz toll, um Menschen zu erreichen, die man sonst mit einer intellektuellen Debatte nicht erreicht.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Jede Religion lebt von dem Versprechen, das Wohlverhalten der Menschen zu belohnen. Angesichts einer Pandemie zeigt sich besonders klar, dass glaubenskonformes Verhalten keinen Schutz vor Krankheit bietet. Im Gegenteil: Gläubige in Kirchen, Synagogen und Moscheen sind dem Virus besonders ausgesetzt. Wie soll man damit umgehen? Das fragt der Publizist und Historiker Michael Wolffsohn in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Dabei schreibt er u.a.:
"Die Reaktionen auf diese Religions-Revolution fallen unterschiedlich aus. Mehr innerhalb als zwischen den drei monotheistischen Religionen. Die Trennungslinien verlaufen nämlich nicht in erster Linie zwischen Juden, Christen und Muslimen, sondern jeweils innerhalb der drei Gruppen. Vor allem zwischen Fundamentalisten auf der einen und Flexibilisten auf der anderen Seite. Auf jeder findet man quantitativ und qualitativ ebenfalls Unterscheidungen."
Und er bringt das theologische Problem wie folgt auf den Punkt:
"Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Wenn-dann-Prämisse (zumindest) der drei monotheistischen Religionen ist erwiesenermassen, nicht erst seit Corona, empirisch widerlegt. Diese Kausalität gibt es nicht. Zumindest – nachprüfbar – nicht im Diesseits, und das Jenseits kennt keiner. Auch nicht diejenigen, die Höllenängste wecken."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT..

Am 28. Oktober 1965 wurde die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils „Nostra aetate“ (Nr. 4) promulgiert; sie stellt den Startschuss des offiziellen Dialogs der katholischen Kirche mit dem Judentum dar. Am vergangenen Mittwoch feierte man den 55. Jahrestag dieses wichtigen Dokuments, das als die „Magna Charta“ des jüdisch-katholischen Dialogs betrachtet werden kann. Anlässlich des Jubiläums gab es eine bemerkenswerte Grußbotschaft von Kurienkardinal Kurt Koch an das "Internationale Jüdische Komitee für interreligiöse Beratungen" (IJCIC), wie VATICAN NEWS und KATHPRESS berichten. In der Botschaft hieß es u.a.: "Jesus ist und bleibt ein Sohn des Volkes Israel; er ist durch diese Tradition geprägt." Daher könne Jesus nur aus der Perspektive dieses kulturellen und religiösen Rahmens wirklich verstanden werden, so der Schweizer Kurienkardinal. Im Interview mit dem schweizer Portal KATH.ch würdigt der Judaist und Provinzial der Schweizer Jesuiten Christian Rutishauser die jüngsten Äußerungen des Vatikans und hebt vor allem eine Bemerkung in der Grußbotschaft hervor:
"Ein Spitzensatz ist: «Das Christentum hat seine Wurzeln im Judentum; letzteres bildet den Kern seiner Identität.» In dieser Form hat das noch kein Vatikan-Dokument gesagt. Normalerweise wird gesagt, das Judentum sei Wurzel des Christentums. Es wird vom gemeinsamen Erbe gesprochen, oft wird die Familienmetapher benutzt, Juden und Christen seien Geschwister. Ich finde diesen neuen Satz wunderbar. Er stellt klar: Das Judentum ist für das Christentum zentral. Ohne das Judentum ist das Christentum undenkbar."
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT..

Joachim Lenz ist seit dem 1. August neuer Propst der Erlöserkirche in Jerusalem. Der evangelisch-reformierte Theologe ist zuständig für die pastorale Versorgung der evangelischen Gemeinden in Israel und den palästinensischen Gebieten. Der 58-jährige gebürtige Wuppertaler war bis Ende 2019 Direktor und theologischer Vorstand der Berliner Stadtmission. ISRAELNETZ hat mit ihm über die Herausforderungen seines Amtes gesprochen. Auf die Frage, was er an Handwerkszeug aus der deutschen Hauptstadt in den Orient mitbringe, antwortet er:
"Nichts ist nur schwarz-weiß. Wir leben alle in Grautönen. Es gibt nicht nur eine Wahrheit. Ich möchte versuchen, mit großem Respekt wahrzunehmen, was die Israelis auf der einen und was die Palästinenser auf der anderen Seite sagen. Ich weiß, dass es dort in der Gemeinde, aber auch bei den anderen Konfessionen, bei Juden und Muslimen, Menschen guten Willens gibt. Die will ich suchen. Den Mut nicht sinken zu lassen, trotz schwieriger Umstände, ist etwas, was ich bei der Stadtmission neu gelernt habe. Das habe ich jetzt mit im Gepäck."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Fast 20 Jahre ist es her, dass das Jüdische Museum Berlin mit seinem spektakulären Zickzack-Bau des US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind im September 2001 öffnete. Es sollte bald schon zu einem der Besuchermagneten in der Hauptstadt werden. Bis zu ihrer Schließung im Dezember 2017 zog die Dauerausstellung über elf Millionen Menschen an. Nun gibt es auf 3.500 Quadratmetern eine neue Dauerausstellung über die Geschichte der Juden in Deutschland vom Mittelalter bis in die Gegenwart - nun aber mit anderen Schwerpunkten und den vielen Spielarten des Antisemitismus, wie Markus Geiler für MIGAZIN berichtet: "Geschichte der Juden in Deutschland".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Immer wieder präsentieren sich Betrüger als Juden, die keine Juden sind oder waren. Jahrelang täuschen sie die Öffentlichkeit mit einer jüdischen „Fake-Identität“. Ein Syndrom, das vor allem in Deutschland auftritt und mit dem sich auch schon der Historiker Julius H. Schoep in einem Beitrag für COMPASS beschäftigt hatte (siehe: Online-Extra Nr. 290). Was bewegt diese Hochstapler? Und warum suchen sie sich jüdische Identitäten für ihren Betrug aus? Und warum tun sich jüdische Gemeinden selbst mitunter recht schwer, solche Betrugsfälle offensiv aufzuklären? Diesen Fragen widmet sich nun Jens Rosbach in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Das seltsame Leben der „Fake“-Juden".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die jüdische Bevölkerung in Europa ist in den letzten fünfzig Jahren noch stärker geschrumpft als bisher angenommen. Laut einer Studie des in London beheimateten Institute for Jewish Policy Research leben auf dem Kontinent derzeit noch rund 1,3 Millionen Menschen, die sich selbst als jüdisch bezeichnen. Das sind fast 60 Prozent weniger als 1970. Über diesen überraschenden Befund berichtet Andrea Spalinger in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Vor allem im Osten des Kontinents war der Rückgang dramatisch, aber auch im Westen werden die Gemeinden immer kleiner. Säkularisierung und Mischehen spielen dabei eine entscheidende Rolle: "Europas Juden werden immer weniger".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Nun steht sie unmittelbar bevor, die Entscheidung, wer nächster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Und auch in der jüdischen Welt harrt man mit Spannung dem Ergebnis entgegen. Dabei tut sich freilich eine bemerkenswerte Spaltung zwischen den jüdische Israelis einerseits und den US-amerikanischen Juden andererseits auf, eine Spaltung, die vor allem mit unterschiedlichen Beurteilungen von Trumps Nahost-Politik zu tun haben. Eine ganze Reihe von Beiträgen, Reportagen und Kommentaren widmen sich dieser Problematik. Steffi Hentschke etwa schreibt dazu in der ZEIT:
"Während den vier Jahren unter Trump hat sich die Kluft zwischen der jüdischen Diaspora in den USA und jüdischen Israelis verstärkt. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Lobbygruppen evangelikaler Christen, die einen Großteil von Trump Wählern ausmachen. In den vergangenen Jahren haben sie enge Beziehungen zur israelischen Rechten, zu Siedlergruppen und den wichtigsten Wählern Benjamin Netanjahus, aufgebaut."
Und Sinje Stadtlich zitiert darüber hinaus in ihrer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO die amerikanische Rabbinerin Lauren Berkun, die folgendes zu bedenken gibt:
"Ein sehr hoher Prozentsatz amerikanischer Juden glaubt, dass Trumps Präsidentschaft den Fanatikern eine Stimme gegeben hat – auch den Rechtsextremen und all denen, die unsere Gesellschaft spalten wollen. Sein Führungsstil, die Art wie er spricht und auch was er nicht sagt, das alles hat zum Wiedererstarken des Antisemitismus beigetragen. Diejenigen, die eine Vorherrschaft der Weißen vertreten, fühlen sich bestärkt, Dinge zu sagen und Gewalt auszuüben, die es jahrzehntelang so nicht gab."
Ähnlich auch Thomas Spang, dert in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG im Blick auf Trumps Kalkül, mit seiner israelfreundlichen Politik bei den amerikanischen Juden punkten zu können, festhält:
"Er (Trump) übersieht dabei, dass die meisten Wähler jüdischen Glaubens sich in erster Linie als Amerikaner definieren, denen Israel so sehr am Herzen liegt wie US-Katholiken Rom. Für die Mehrheit steht die Nahost-Politik, wie das »Jewish Electorate Institute« feststellt, weit hinter den Themen Pandemie-Krisenmanagement, Wirtschaft und Gesundheitsversorgung. nur sechs Prozent halten das Thema Israel für besonders wichtig. Aktuell findet Trump nur nennenswerte Unterstützung bei den orthodoxen Juden. Doch die machen nur zehn Prozent der US-Juden aus."
Allein Michael Wolffsohn zieht in einem Beitrag in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG "jenseits jeglicher Emotionalität" eine bessere Bilanz von Trumps Politik, die er an fünf Punkten erläutert und mit dem Fazit abschließt: "Charakterlich mag Trump Verachtung verdienen. Faktenfeindliche Verdummung wäre es, seine juden- und israelpolitischen Verdienste zu bestreiten."
Dem diametral entgegen kommt Hannes Stein, selbst jüdisch und als Schriftsteller und WELT-Korrespondent seit vielen Jahren in New York zuhause, zu einem dramatisch anderen Urteil. Er schreibt ebenfalls in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG unmissverständlich:
"Biden oder Trump – das ist nicht wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Sondern wie eine Wahl zwischen Pest und Hühnersuppe, wie zwischen Plumpsklo und Chagall-Gemälde. In der amerikanischen Wahl des Jahres 2020 geht es überhaupt nicht um »Republikaner oder Demokraten«. Es geht nicht um Bierpreise oder Steuern, nicht einmal um die – für viele Amerikaner allerdings lebenswichtige – Frage, ob es morgen noch eine Krankenversicherung gibt. Diesmal geht’s um die Wurst: um die Frage, ob die amerikanische Demokratie überlebt. Und damit auch um die Frage, ob die liberale Demokratie überhaupt noch eine Chance hat auf der Welt."
Und im Blick auf Trumps Konkurrenten sagt er:
"Nein, Joe Biden und Kamala Harris sind nicht das kleinere Übel. Sie sind überhaupt kein Übel, sondern Menschen, im jiddischen Sinn dieses Wortes. Donald Trump dagegen ist ein Monstrum: ein Ku-Klux-Klan-Chef im Weißen Haus. Das amerikanische Volk wird ihm – hoffentlich, hoffentlich! – eine überwältigende Wahlniederlage bescheren."
Sein Schlusswort fällt dementsprechend deutlich aus:
"Und sollte Trump verlieren (wir wollen es nicht verschreien!), so wäre das ein Grund, eine Flasche koscheren Sekt zu köpfen."
Alle Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Und noch einmal Trump und die US-Wahl: Das enge Bündnis zwischen weißen Evangelikalen und Präsident Donald Trump gerät kurz vor den Wahlen ins Wanken, berichtet Katja Ridderbusch für DEUTSCHLANDRADIO. Immer mehr junge und progressivere Mitglieder dieser christlichen Strömung deuten evangelikal anders oder suchen nach einer neuen religiösen Identität. So etwa die Bewegung „Not our Faith“, die eine von mehreren Zusammenschlüssen amerikanischer Christen ist, die sich gegen Trump und für seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden positionieren. Darunter sind zahlreiche weiße evangelikale Christen, auch ehemalige Trump-Anhänger: "Evangelikale Front bröckelt".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Es ist eine Streitschrift. Hochaktuell. Eine Essaysammlung und in ihrer Analyse eine eindeutige Haltung zur Debatte nach den islamistisch motivierten Morden in Frankreich. „Der eingebildete Rassismus. Islamophobie und Schuld“, so der provokante Titel des Buches von Pascal Bruckner, der so manchen Antirassisten hierzulande aufschrecken mag, meint Edith Kresta, die das Buch des französischen Intellektuellen über den politischen Islam für die TAZ gelesen hat: "Der religiöse Faschismus".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Nach Jahrzehnten des Blutvergießens und vergeblicher Verhandlungen sind die Israelis wie die Palästinenser müde geworden. Statt immer weiter zu kämpfen, zu verhandeln und zu scheitern, haben der israelische Premierminister und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde erkannt, dass es nur einen Ausweg aus dem langen Konflikt gibt: ein Fußballspiel. So die Ausgangslage eines israelisch-deutsch-polnischen Spielfilms, der heute leider erst zu nachtschlafender Zeit im Fernsehen zu sehen ist. Ein Film, der intelligent, schnell, witzig, ironisch und zugleich aus großer Verzweiflung und Trauer geboren ist. Und je lustiger und wilder der Film wird, desto schärfer beschreibt er die Lage: „Der 90-Minuten Krieg“.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag  und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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