Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
22.01.2021 - Nr. 1930

ACHTUNG:

Am Mittwoch, 27. Januar 2021, erscheint anlässlich des "Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus" ONLINE-EXTRA Nr. 307 mit einem Beitrag des Historikers Timm C. Richter: "Tatort – Gedenkort – Lernort
Die Entwicklung der NS-Gedenkstätten und ihre Perspektiven
"


Guten Tag!

Nr. 1930 - 22. Januar 2021



Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Palästinenser Ende Juli einen neuen Präsidenten sowie in neues Parlament wählen sollen. Für die Bevölkerung im Westjordanland, im Gazastreifen und in Ost-Jerusalem wäre das die erste Präsidentschaftswahl seit rund 15 Jahren. Im Vorfeld der Wahlen liefert die Umfrage des Palestinian Center for Policy and Survey Research vom Dezember 2020 wichtige Erkenntnisse zum Verständnis dessen, was bei den Wahlen zu erwarten ist, meint Maurice Hirsch von der Organisation Palestinian Media Watch. In einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR erläutert er eingehend die Umfrageergebnisse, spielt verschiedene Szenarien durch und spricht klare Empfehlungen für die USA und die EU aus, wie diese sich im Vorfeld der Wahlen positionieren sollten: "Terrororganisationen und die Wahlen der Palästinensischen Autonomiebehörde".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Während dieser Tage in Israel in der Coronakrise Höchststände sowohl bei den Neuinfektionen als auch bei den Impfungen registriert worden sind, hat die Regierung eine Fortsetzung des Lockdowns angeordnet, allerdings zunächst nur um eine Woche bis Ende des Monats. Unterdessen werden weitere Einzelheiten über die Wirkungen der Impfungen bekannt, allerdings auch wachsender Unmut über weiter anhaltende Covid-Regelverstöße und geringe Akzeptanz der Impfungen in ultraorthodoxen Kreisen, wie mehreren Berichten zu entnehmen ist. Bis Ende März sollen in Israel im Zuge einer massiven Impfkampagne eigentlich alle Impfwilligen über 16 Jahren geimpft werden. Ende März stehen in dem Land Neuwahlen an. Außerdem berichtet u.a. die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, dass es vermehrt kritische Fragen gibt, inwieweit der Pharma-Riese Pfizer von Israel im Gegenzug für schnellere Lieferungen des Covid-Vakzins exklusive Patientendaten im Kontext der Impfungen erhalten soll: "Corona, Israel und der Datenschutz".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Es ist zehn Uhr, und mein Bauch hat Angst. Gal Eilam steht in Springerstiefeln am Tresen und rührt in einer Aluschüssel eine Masse an, die aussieht, als ob er damit die Kacheln unter der Theke neu verfugen wolle. Um ihn herum an den Wänden hängen Ikonen des Reggae, deren Musik hinausscheppert auf die King George Street im Zentrum von Tel Aviv. Dann stellt er mir eine tiefe Porzellanschale hin, die Kichererbsen in drei Aggregatzuständen vereint."
Klar, hier ist von Hummus die Rede, einem Gericht, das um die Welt gegangen ist. Agnes Fazekas ist für die ZEIT dahin gereist, wo der Hummus herkommt: in den Nahen Osten. Und sie erzählt unterhaltsam und lehrreich von der Evolution eines arabischen Bauernfrühstücks zur israelischen Hauptmahlzeit - und verrät, warum zum Hummus immer ein "shnatz" dazugehört und was das ist: "Hummus".
Der Link zur appetitanregenden Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

1981 wurde er als Sohn einer Lehrerin in Beer Sheva geboren und finanzierte später sein Studium mit seinem Akkordeon - und als Zauberer: Omer Meir Wellber, der künftige Musikchef der Volksoper Wien. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG porträtiert Axel Brüggemann den Lebensweg des Musikers, der ihn über die Staatsopern in Berlin und Mailand schließlich ins musikalische Zentrum Österreichs geführt hat: "Zauberer aus der Wüste".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

**********************

Hitlers „Mein Kampf“ erscheint übersetzt und kritisch kommentiert in Polen, berichtet Gerhard Gnauck in der FAZ und stellt den Mann vor, der sich diese Publikation in den Kopf gesetzt hatte und den Plan dazu verwirklichte: Herausgeber und Zeithistoriker Eugeniusz Cezary Król, der schon die Goebbels-Tagebücher editiert hatte. Zeitweise leitete er die Zweigstelle der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) in Berlin. Król hat bei allem auch einen sehr persönlichen Hintergrund, der ihn in seiner Arbeit motiviert: Verwandte von ihm waren im Krieg Zwangsarbeiter, ein Onkel fiel einer Erschießung von Zivilisten in Warschau zum Opfer: "Das Buch des Wahns zum hohen Sperrpreis".
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Für die Fokussierung des Holocaust-Gedenkens auf Auschwitz gibt es gute Gründe. Aber andere Teile des Völkermords an den Jüdinnen und Juden Europas sind kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert oder unbekannt. Dazu gehört auch die Rolle der nicht-deutschen Wachleute in den Vernichtungslagern, wie etwa den Angehörigen der ukrainischen Hilfspolizei oder der sogenannten Trawniki. Bei Letzteren handelt es sich um ehemalige sowjetische Kriegsgefangene, die in den Kriegsgefangenenlagern von der Wehrmacht festgehalten worden sind und spätestens seit Herbst 1941 akut vom Hungertod bedroht waren. Sie wurden dann von der SS rekrutiert als eine Art von Hilfspolizisten. Uli Hufen erinnert in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO an die Rolle solcher nicht-deutscher Täter: "Hitlers willige Erfüllungsgehilfen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Grafiker Roderick Miller wollte eigentlich nur wissen, welche Jüdinnen und Juden in seinem Berliner Wohnhaus vor der Shoah lebten. Er gründete den Verein „Tracing the Past“ und verfolgt seitdem Lebensgeschichten und Todesumstände von Juden in der NS-Zeit. Inzwischen hat er über 400.000 Einträge aus den Ergänzungskarten der 1939 durchgeführten deutschen Volkszählung zusammengetragen, erweitert durch Daten aus verifizierbaren Archivquellen. Und das alles hat er auf eine interaktive Karte ins Netz gebracht: "Mapping the Lives". Miller wünscht sich, dass die Karte ein zentraler Erinnerungsort für die Verfolgten in Europa werden soll. Teresa Schomburg stellt ihn und sein Projekt für DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Jüdisches Leben im Gedächtnis verorten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die in Paris und Tel Aviv lehrende Historikerin Yagil Limore hebt in einem Beitrag für DIE TAGESPOST die Rolle der katholischen Kirche bei der Rettung von Juden im von Nazi-Deutschland abhängigen Vichy-Frankreich hervor. Anders als von vielen Historikern behauptet habe sich ein Großteil des französischen Episkopats gegen die vom NS-Regime befohlene Judenverfolgung in Frankreich eingesetzt, so die zum Thema seit Jahren forschende israelische Historikerin. Sie verweist zudem auf Belege jüngerer Forschungen, die zeigen, dass auch Kardinal Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., bereits sehr früh die Rettung von Menschen jüdischen Glaubens seitens der Kirche Frankreichs nach Kräften  unterstützte: "Der Bischöfe Werke und Eugenio Pacellis Beitrag".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...


**********************

Jahrelang konnte die panskandinavische Neonazibewegung »Nordisk Motståndsrörelse« (NMR) weitgehend ungestört Hass und Hetze verbreiten und sich international vernetzen. In den vergangenen Monaten ergingen jedoch mehrere Gerichtsurteile, die dafür sprechen, dass die ruhigen Zeiten für die selbst ernannten Widerstandskämpfer, die die jüdischen Gemeinden in Nordeuropa terrorisierten, vorbei sein könnten, berichtet Elke Wittich für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Fremde Rassen deportieren".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Eine der hartnäckigsten identitätsstiftenden Legenden der Linken besagt, der Antisemitismus sei ausschließlich eine Erscheinungsform rechter Ideologie. Ein überzeugter Linker kann dieser Auffassung nach per definitionem kein Antisemit sein, setze er sich doch für die Emanzipation und Gleichheit aller Menschen ein."
In einem Blog-Beitrag setzt sich der WELT-Redakteur Richard Herzinger mit dieser These auseinander und meint dementgegen, dass zumindest eine latente Judenfeindschaft, die sich heute vor allem in einer obsessiven Verurteilung Israels Luft macht, in der sozialistischen Ideologiegeschichte strukturell angelegt sei: "Der Antisemitismus und die Lebenslüge der Linken"
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In einer Zeit, in der antisemitische Einstellungen immer freimütiger artikuliert werden, hat der Zentralrat der Juden in Deutschland jetzt einen Sammelband unter dem Titel „Du Jude“ auf den Markt gebracht. Eine Reihe namhafter Forscherinnen und Forscher stellt sich der Frage nach den pädagogischen Konsequenzen zeitgenössischer Antisemitismusstudien. Wie ist die Bildungslandschaft aufgestellt? Sind zum Beispiel Lehrer und Lehrerinnen hinreichend geschult, um Judenhass in all seinen Erscheinungsformen erkennen und wirksam bekämpfen zu können? Und was muss Pädagogik generell leisten, um hier eine Aussicht auf Erfolg zu haben? Im TAGESSPIEGEL stellt Christoph David Piorkowski den Band eingehend vor: "Wie politische Bildung den Judenhass bändigen könnte".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die aktuelle Israel-Boykottbewegung behauptet, 2005 als Reaktion auf einen Aufruf der „palästinensischen Zivilgesellschaft“ entstanden zu sein und lediglich für die Einhaltung von Menschenrechten einzutrete sowie nicht antisemitisch zu sein. Die Realität sieht jedoch anders aus, meinen die Autoren Alex Feuerherdt und Florian Markl in ihrer jüngsten Publikation, in der sie die Geschichte und die Aktivitäten der BDS-Bewegung analysieren. ISRAELNETZ und DEUTSCHLANDRADIO stellen den Band „Die Israel-Boykottbewegung. Alter Hass in neuem Gewand“ näher vor: "Boykott mit vernichtendem Argwohn".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

**********************

In allen Weltreligionen haben Männer das Sagen. Frauen müssen dafür kämpfen, geachtet, gehört oder geweiht zu werden. Vor diesem Hintergrund hat Corinna Mühlstedt für DEUTSCHLANDRADIO feministische Streiterinnen aus Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und bei den Bahai besucht. In ihrem sehr umfangreichen, informativen und facettenreichen Beitrag liefert sie ein eindrückliches Bild davon, wie es um die Gleichberechtigung in den Weltreligionen steht. Das Kernproblem wird dabei vielleicht in einem Zitat der islamischen Theologin Nayla Tabarra am besten auf den Punkt gebraacht:
„Der Kampf um Emanzipation findet heute nicht zwischen Männern und Frauen statt, sondern zwischen modernen Menschen und erzkonservativen. In allen Religionen gibt es Leute, die meinen, Frauen hätten keine Rechte. Wer liberal denkt, erkennt dagegen in Texten wie dem Koran eine für Frauen befreiende Kraft. Wir können einander in den verschiedenen Kulturen ermutigen.“
Det Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Kirchen beteiligen sich an der bundesweiten Plakatkampagne „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ (siehe auch: Compass 13.11.2020), die im Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" die engen Bande zwischen Judentum und Christentum thematisieren. Die Aktion solle natürlich auch gegen Antisemitismus eintreten, sagte der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, bei einer Online-Vorstellung der Aktion. Kern der Kampagne sind 14 Plakate, die anhand von Festen und Traditionen wie Weihnachten und Chanukka Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Juden und Christen thematisieren. Sie sollen in Gemeinden, Schulen und Bildungseinrichtungen gezeigt werden. Zur Zeit starten in mehreren Dekanaten und Bistümern entsprechende Aktionen, wie aus mehreren Berichten hervorgeht. In diesem Kontext kam es nun auch erstmals zu einem ökumenischen Spitzentreffen mit jüdischen Gemeinden, wie einem Bericht auf der Homepage der evang. Kirche in Kurhessen Waldeck zu lesen ist: "Feste, Feiern und Erinnerungen: Bindeglieder zwischen Juden- und Christentum".
Links zum Thema in dr Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Nie wieder! Unter diesem Motto standen jüdisch-christliche Gespräche, die vor allem von den heute über 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg initiiert wurden. Doch dieser Dialog sei in die Jahre gekommen, meint Kirsten Dietrich in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Er rekapituliert die Anfänge des Dialogs und hat mit zwei prominenten Vertretern der "Gesellschaften" gesprochen, den Rabbinern Andreas Nachama und Jehoschua Ahrens, die sich beide gleichwohl zuversichtlich zum Gespräch zwischen Juden und Christen äußern. Kritischer sieht das der dritte Gesprächspartner, die Bloggerin Juna Grossmann. Sie sagt:
„Ich wage zu behaupten, in meiner Generation und jünger hat sich das überlebt, weil es einfach viel normaler geworden ist, miteinander zu reden – und eben nicht aus einem Anlass, sondern weil es einfach normal ist und weil man sich kennt.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das 21. Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land ist am Abend des 20. Januar 2021 – coronabedingt als Online-Konferenz – zu Ende gegangen. Seit dem 16. Januar 2021 war eine Delegation von 16 Bischöfen aus elf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika zu mehreren Videokonferenzen zusammengekommen, um sich über die Situation der Christen im Heiligen Land auszutauschen. Dabei standen die verheerenden Folgen der Corona-Pandemie sowie die immer weiter durchgreifende Trennung zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten im Mittelpunkt der Gespräche, wie aus einigen Beiträgen wie auch einem Interview mit dem Mainzer Weihbischof Udo Bentz hervorgeht: „Christen als Garant für gesellschaftlichen Zusammenhalt“.
Die Links zu den Berichten sowie dem Wortlaut der Abschlusserklärung in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

**********************

Über die Diversität von Joe Bidens neuem Kabinett ist schon viel geschrieben worden. Bisher weniger bekannt ist, dass zu dieser Vielfalt eine große Gruppe amerikanischer Juden zählt. Noch nie war ein Kabinett so jüdisch wie das des irischstämmigen Katholiken Joseph Robinette Biden. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES stellen den jüdischen Part von Bidens Regierungspersonal näher vor und der österreichische STANDARD porträtiert eine ganz besondere Frau unter ihnen: Rachel Levine, aufgewachsen in einer Familie, die sich dem konservativen Judentum verbunden fühlt und die die erste Transgender-Person im Amte einer US-Staatsekretärin werden soll: "Bidens Mannschaft".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Vor etwas mehr als 30 Jahren, am 9. Januar 1991, hatten die Ministerpräsidenten der Bundesrepublik Deutschland eine Regelung zur Aufnahme von Juden aus der Ex-Sowjetunion beschlossen. Seitdem kamen rund 220.000 Juden nach Deutschland - in manchen Städten wurden dadurch erst Gemeinden gegründet. Laut Zentralrat der Juden gibt es heute rund 96.000 Mitglieder in den 105 Gemeinden, die zum Zentralrat gehören. Eine "Erfolgsgeschichte", wie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, die jüdische Zuwanderung nun genannt hat und an die ein Beitrag in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erinnert. Ergänzt wird dies an gleicher Stelle durch ein Interview mit Dmitrij Belkin, 1993 aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist. Er spricht über seine Ankunft in Deutschland, Integration in die Gemeinden und Zuwanderung als Chance: »Es ist relativ einfach: Deutschland ist unser Land«.
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Anfang des Jahres hat der WELT-Chefkommentator Jacques Schuster im Blick auf die Feierlichkeiten zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland in einem Essay vehement dafür plädiert, "sich von alten Denkmustern zu befreien und die Juden der Vergangenheit um der Gegenwart und Zukunft willen so zu nehmen, wie sie sich selbst sahen. Es wird Zeit, Schluss zu machen mit der Sprache der Nazis, die immer noch in den Köpfen der meisten Menschen haust. Hitler und seine Schergen redeten vom Mord am europäischen Judentum... Wer da ermordet wurde, waren nicht Juden, sondern Deutsche, Franzosen, Ungarn und so fort." Konsequent geht er noch einen Schritt weiter und fordert damit aufzuhören, jüdisches Leben in Deutschland einzig "von Auschwitz aus zu betrachten. Die Geschichte als solche enthüllt niemals Ursachen, sie zeigt nur eine bloße Folge unerklärter Ereignisse. Dennoch wird der jüdischen Geschichte in Deutschland noch immer so gedacht, als hätte das Konzentrationslager ihr notwendiges Ende sein müssen. Kein Historiker, kein Festredner würde es zugeben. Trotzdem betrachten viele von ihnen die deutschen Juden vor 1933 letztlich als arme Trottel, die sich den Deutschen anbiederten und fast schon aus diesem Grund vernichtet wurden. Schluss auch mit dieser Überheblichkeit!"
Ihm widersprachen nun in einem vor wenigen Tagen publizierten Beitrag ebenfalls in der WELT Ruben Gerczikow. Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und Vizepräsident der European Union of Jewish Students (EUJS) sowie Monty Ott, Vorsitzender des Vereins Keshet Deutschland. Sie betonen, es könne kein Gespräch über deutsch-jüdische Geschichte geben, ohne über Antisemitismus zu reden - und warnen davor, die zeitliche Distanz zum Holocaust zunehmend dafür zu nutzen, um einen Schlussstrich zu fordern: "Europas Geschichte ist auch die Geschichte des Antisemitismus. Die Shoa stellt ihren mörderischen Höhepunkt dar. Bis in die Anfänge der jüdischen Existenz auf dem Kontinent lassen sich Gewalt, Ausgrenzung und Pogrome zurückverfolgen. Und wenn wir heute danach fragen, was Jüdischsein in Deutschland bedeutet, dann stellen wir diese Fragen auch im Bewusstsein dieser Kontinuität."
Die Links zu den beiden Debattenbeiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

**********************

Martin Rhonheimer, 1990 bis 2020 Professor für Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom, beklagt in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, die "katholische Kirche scheint wie Freiwild stets zum Abschuss freigegeben. Faktentreue spielt keine Rolle. Der amerikanische Historiker Philip Jenkins, selbst aus der katholischen Kirche aus- und in die anglikanische Episkopalkirche eingetreten, nennt in seinem Buch «The New Anti-Catholicism» den Antikatholizismus das letzte gesellschaftlich akzeptierte Vorurteil. Kirchen-Bashing ist immer erlaubt, kommt gut an, auch wenn die Fakten nicht stimmen, wer hier einmal über die Stränge schlägt, hat ja in einem tieferen Sinne dennoch recht." Rhonheimer versucht in seinem Beitrag gewissermaßen eine Ehrenrettung der Kirche, indem er eine Korrektur der gewichtigsten Irrtümer auflistet, wenn es um Kritik an der kirche geht. Ob ihm die Ehrenrettung gelungen ist? Urteilen Sie es selbst: "Das Kirchen-Bashing gehört zum guten Ton der Aufgeklärten".
Der Link zum Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

**********************

Chaim Grade wurde 1910 in Wilna, dem „Jerusalem des Nordens“, geboren. Er überlebte den Holocaust in Russland und wanderte über Paris nach New York aus, wo er 1982 starb. Elie Wiesel („Die Nacht“) nannte ihn „einen der größten jiddischen Romanciers, vielleicht sogar den größten“. Dass er insbesondere hierzulande völlig unbekannt geblieben ist, lag auch daran, dass keines seiner Werke bisher auf Deutsch erschienen ist. Das hat sich nun geändert: In der Anderen Bibliothek erscheinen jetzt unter dem Titel „Von Frauen und Rabbinern“ zwei längere und von Susanne Klingenstein übersetzte Erzählungen aus dem Spätwerk von Chaim Grade, die Tobias Schwarz für den TAGESSPIEGEL schon gelesen hat: "Die Armut zwischen Synagoge und Handwerksbetrieb".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

**********************

Heute Abend ist eine interessante Reise zum Miterleben und Nachreisen (wenn es denn wieder einmal möglich ist) zu sehen: eine Filmreportge von Natascha Rhein und Kameramann Steffen Heyermann, die in sieben Tagen auf eigene Faust durch Israel reisten: "Israel - Hipp und Heilig".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung