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(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt;
Sie hatte die Studie in Auftrag gegeben."Die oftmals antisemitischen Textpassagen im Gangsa-Rap haben Einfluss auf die Wert- und Demokratiehaltungen bei den Jugendlichen. Sie beeinflussen nicht nur deren Denken, sondern auch deren Handeln", erklärte der Wissenschaftler Marc Grimm, der die Studie mit verantwortet hat.
Die Forscher gingen din Interviews mit Jugendlichen unter anderem der Frage nach, welche antisemitischen Motive und diskriminierenden Äußerungen von Jugendlichen aufgenommen werden und was Spuren in den Einstellungen der Hörerinnen und Hörer hinterlässt. "Die Studie belegt erstmalig empirisch, dass Gangsta-Rap den Nährboden für spätere verfestigte antisemitische Einstellungen bereitet. Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren," so Leutheusser-Schnarrenberger. Notwendig sei vielmehr zielgruppen- und altersgerechte Präventionsangebote. Grimm bedauerte, dass es unter anderem in den Schulen trotz der Thematisierung des Nationalsozialismus im Unterreicht noch nicht zur Beschgäftigung mit den teils antisemitischen Texten im deutschsprachigen Gangsa-Rap gekommen ist.
"In den letzten 20 Jahren hat sich der Gangsta-Rap zu einem der ökonomisch erfolgreichsten Musikgenres entwickelt und gilt aktuell als einflussreiche Jugendkultur," so Jakob Baier von der Universität Bielefeld, der an der von 2019 b is 2021 durchgeführten Studie beteiligt war. Es gibt nach Angaben von Grimm einen "direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und der Neigung, antisemitische Aussagen zu teilen." Empfänglich für solche Texte seien vor allem jüngere und männliche Jugendliche, oft mit migrantischem Hintergrund. Aber auch bei Befragten mit gymnasialem Bildungsweg unter den Konsumenten antisemitischer Texte von Gangsta-Rappern sei solches Denken verbreitet, so Grimm. Je häufiger Jugendliche die entsprechende Musik hören, desto stärker werden ihre antisemitistischen Vorbehalte, so die Wissenschaftler.
Insbesondere antisemitische Codes, also die Verwendung von Symbolen und Andeutungen in Texten oder Bildern in Videoswürden oft nicht als solche erkannt und verstanden. Ein weiteres Ergenis der Studie war, dass sich "kein messbarer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und rassistischen Einstellungen feststellen" lässt. Damit liegen erstmals in einer Jugendbefragung Hinweise darauf vor, dass antisemitische Einstellungen unabhängig von rassistischen Einstellungen existieren. Befragt wurden Jugendliche im Alter zwischen 12 und 24 Jahren. Ergebnisse der Studie sollen im Juni bei einer digitalen Fachtagung diskutiert und Möglichkeiten der Prävention erörtert werden.
Im Vorfeld dieser Fachtagung appellierte Leutheusser-Schnarrenberger am Dienstag auch an die Musikbranche. "Auch die hat eine Verantwortung", mahnte die Antisemitismusbeauftragte. Sie verwies auch auf die Erfahrungen des jüdischen Rappers Ben Salomo in Berlin. Der habe unter dem Titel "Kronzeuge" über ein Antisemitismus-Problem in der deutschen Rap-Szene gerappt, so Leutheusser-Schnarrenberger. Salomo habe sich - nachdem er sich als Jude geoutet hatte und danach angefeindet wurde, aus der Rapper Szene zurückgezogen. Von generellen Verboten hält Leutheusser-Schnarrenberger nicht viel. "Es nutzt nichts, nur zu einer Verdrängung zu kommen", warnte sie.
Internet:
www.land.nrw/antisemitismusbeauftragte
Microtext Journalistenbüro)
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[HAMBURGER MORGENPOST]
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