Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
04.05.2021 - Nr. 1948

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Die nächste Tagesausgabe erscheint am Mittwoch, 12. Mai 2021.


Guten Tag!

Nr. 1948 - 04. Mai 2021



Wegen eines Streits mit Israel um Wahllokale in Ost-Jerusalem - so die offizielle Begründung - hat Palästinenser-Präsident Abbas die erste demokratische Wahl seit 15 Jahren abgeblasen. 93 Prozent der wahlberechtigten Palästinenser hatten sich bereitgs für den Urnengang registriert - und sind einmal mehr enttäuscht und zornig, wie u.a. der STANDARD berichtet. Und die Hamas, der anders als der Fatah von Abbas ein gutes Ergebnis prognostiziert wurde, spricht von einem "Putsch". "Die Absage der Wahlen ist ein weiterer Schlag gegen die Demokratie in den palästinensischen Gebieten", stellt Monika Bolliger in ihrer Analyse für den SPIEGEL nüchtern fest und meint insgesamt:
"Alle Entwicklungen deuten jetzt auf eine weitere, langsame Verschlechterung des bestehenden Zustands für die Palästinenser hin. Die verknöcherte palästinensische Führung unter Abbas hat keine Strategie, um sich für die Rechte ihrer Subjekte einzusetzen. Eine Zweistaatenlösung wird in immer weiteren Kreisen für tot erklärt, und auch die Nachfolge des inzwischen 85-jährigen »Dinosauriers« Abbas bleibt ungeklärt."
Und im TAGESSPIEGEL übt Christian Böhme Kritik an Deutschland und der EU, die unbeirrt an Abbas festhielten und ihn sowie seine Clique mit Millionen von Geldern überschütteten:
"Obwohl jeder weiß: Das viele Geld landet keineswegs bei den einfachen Palästinenserinnen und Palästinensern, sondern zum Großteil in den Taschen der habsüchtigen Elite. ... Die jetzt abgesagten Wahlen müssen für Berlin und Brüssel deshalb das Signal sein, endlich mit der Praxis des freigiebigen Hofierens zu brechen. Wer die Hand aufhält, sollte zeigen, dass er demokratische Gepflogenheiten achtet, eine freiheitliche Gesellschaft fördert und sich um Rechtsstaatlichkeit bemüht."

Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Massenpanik an der Wallfahrtsstätte am Berg Meron, die 45 ortohodoxe Piler das Leben gekostet hat, war eine Tragödie mit Ansage, die man leicht verhindert hätte können. So der Tenor fast aller Kommentatoren, die nach der Katastrophe nun die Frage nach den Verantwortlichen stellen. "Geistliche werfen der Polizei Versagen vor, die Polizei weist mit dem Finger auf die Politik, die zuständigen Minister gehen auf Tauchstation oder hüllen sich in wolkige Erklärungen: In Israel hat ein erbitterter Streit um die Verantwortung für die Toten und Verletzten der Massenpanik am Berg Meron begonnen", so Inga Rogg in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Und Benjamin Hammer schreibt für TAGESSCHAU.de:
"Laut israelischen Medien hatte sich Innenminister Aryeh Deri von der ultra-orthodoxen Schas-Partei dafür eingesetzt, alle Gläubigen auf das Gelände zu lassen. Und Amir Ohana, Minister für öffentliche Sicherheit von der Likud-Partei von Benjamin Netanyahu, erfüllte ihm diesen Wunsch. In israelischen Medien ist in diesen Tagen von einer Autonomie der Ultra-Orthodoxen die Rede. Der Staat schaue weg. Und Netanyahu, der wegen Korruption angeklagte Premier, unternehme nichts gegen die rechtsfreien Räume, weil er auf die ultra-orthodoxen Parteien angewiesen sei."
Auch Maria Sterkl berichtet für den STANDARD, dass es bereits über ein Jahrzehnt lang Warnungen vor einem derartigen Desaster gab, die regelmäßig ignoriert wurden und kritisiert:
"Wenn ein paar Rabbiner glauben, dass Massengebete wichtiger sind als die Gesundheit, dann folgen ihnen die ultraorthodoxen Politiker blind, und ihre Partner in der Regierung nicken es ab. Sie tun es auf dem Rücken der Opfer und ihrer Angehörigen."
Links zu Hintergrundberichten, Kommentaren und Interviews zu der Katastrophe in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Frederik Schindler informiert in der WELT, dass sich das israelische Außenministerium besorgt über eine Entscheidung der EU-Kommission geäußert hat, den Verein Islamic Relief Deutschland (IRD) als »humanitären Partner für die Periode von 2021 bis 2027« zu zertifizieren. Islamic Relief Worldwide (IRW) sei in Israel als terroristische Organisation eingestuft worden, da sie Teil des »Finanzierungsapparats« der Hamas sei, sagte eine Sprecherin des israelischen Außenministeriums. IRW habe »Millionen Dollar« an die Hamas überwiesen. Ein Sprecher des muslimischen Hilfswerks in Deutschland dementierte prompt, es gebe keine Verbindungen zur Hamas: "Israels Regierung besorgt über EU-Förderung von deutsch-muslimischem Hilfswerk".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Warum soll es unsolidarisch sein, wenn Geimpfte mehr Freiheiten haben als Ungeimpfte?", fragt Nadav Davidovitch, Professor für öffentliche Gesundheit an der Universität Beersheba. "Natürlich, wir hatten in Israel nie einen Mangel an Impfstoffen. Aber bei uns freut man sich für die, die geimpft sind. Das hilft doch uns allen." So zitiert es Steffi Hentschke in ihrer sehr lesenswerten und anregenden Analyse in der ZEIT, die sich mit den unterschiedlichen Reaktionen und Debatten im Kontext der wachsenden Impferfolge in Israel und Deutschland befasst. "Der größte Unterschied zwischen uns und anderen Ländern ist, dass wir eine tief verwurzelte Impfkultur haben", sagt Davidovitch. Man müsse sich mit dieser Kultur beschäftigen, um zu verstehen, warum Israel mit der deutschen Neiddebatte nichts anfangen könne, so Hentschke - und sie tut dies u.a mit einem sehr interessanten, historischen Rückblick auf die unterschiedliche Entwicklung der Impfkultur in Deutschland und in Israel und zitiert erneut Davidovitch:
"'Zum einen haben wir ein großes Vertrauen in die Wissenschaft, aus historischen Gründen. Schon Theodor Herzl wusste um die Notwendigkeit von Impfungen, dafür müssen Sie nur sein Buch Altneuland lesen', sagt Davidovitch, der zum Erfolg der Polioimpfungen in Israel geforscht hat. 'Außerdem, viele bahnbrechende Entdeckungen der Virologie stammen von jüdischen Forschern. Jonas Salk, auch der Erfinder der Schluckimpfung gegen Polio, Albert Sabin, oder Paul Ehrlich, ein deutscher Jude', sagt Davidovitch. 'Hinzu kommt unser Verständnis von Solidarität, das auf der zionistischen Gründungsidee Israels fußt, aber auch im Judentum verankert ist. Zu diesem Verständnis gehört das Impfen als Beitrag für die Gemeinschaft ganz selbstverständlich dazu.'"
Der Link zum empfehlenswerten Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Sophie Scholl, die in diesen Tagen hundert Jahre alt geworden wäre, wurde nicht als Widerstanskämpferin geboren. Daran erinnert Scholl-Biograf Robert M. Zoske, evangelischer Theologe und Historiker, in einem Beitrag für die TAZ. Im Gegenteil, so betont er, zu Beginn sei Scholl eine begeisterte Nazi-Anhängerin gewesen. Erst ihr Bruder Hans habe den Anstoß zum Widerstand gegeben:
"Auch er war zunächst ein nationalsozialistischer Fahnenträger, der ohne Weiteres ein SS-Mann hätte werden können. Doch die staatliche Verfolgung aufgrund seiner Arbeit mit Jungen außerhalb der Hitlerjugend und seine lange homosexuelle 'große Liebe' zu einem Jugendlichen seiner Gruppe entfremdeten ihn vom Nationalsozialismus. In Frankreich und Russland erlebte er als Soldat und Medizinstudent die Gräuel des Kriegs. Mit seinem engsten und 'einzigen Freund' Alexander Schmorell schrieb er Mitte 1942 die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose und rief zum Widerstand auf."
Und im TAGESSPIEGEL skizziert Linda Thomßen, wie sich das Bild von Sophie Scholl im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat und zitiert dazu u.a. den Politikwissenschaftler und Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin Johannes Tuchel wie folgt:
„Die Darstellungen von Sophie Scholl haben sich über die Jahrzehnte verändert: In den 1940er Jahren wird von ihr als Verräterin gesprochen, in den 1950er Jahren wird sie idealisiert dargestellt. Heute haben wir ein realistischeres Bild der Widerstandskämpferin.“
Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Simon Wiesenthal ist wohl einer der bekanntesten NS-Überlebenden, die sich nach 1945 darum bemühten, NS-Verbrecher auszuforschen und NS-Verbrechen zu dokumentieren. Aber auch Aktivisten wie Nachman Blumenthal oder Tuviah Friedman haben sich hier in die Geschichte eingeschrieben. Daneben gab es jedoch auch eine erkleckliche Anzahl von Frauen, die sich um Forschung und Dokumentation bemühten, deren Wirken aber weniger bekannt ist. Alexia Weiss stellt sechs von ihnen - u.a. Rachel Auerbach und Eva Reichmann - in kurzen Porträts für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA vor: "Die ersten Holocaust-Forscherinnen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Seit dem weltweiten Erfolg von Art Spiegelmans Maus wird die Graphic Novel, das Medium Comic, als Mittel von Reflexion, Erinnerung und Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus und die Verbrechen, die in seinem Namen geschehen sind, weitgehend akzeptiert - und hat in den letzten Jahren erstaunliche Arbeiten geliefert. Viele dieser Arbeiten richteten sich an Erwachsene, die ein gewisses Hintergrundwissen mitbringen oder mit komplexeren Gestaltungsformen zurecht kommen, aber in den letzten Jahren haben sich die Künstler vermehrt mit den Möglichkeiten beschäftigt, auch die jüngsten Leserinnen und Leser zu erreichen. Georg Seeßlen gibt in der Wochenzeitung DER FREITAG einige Empfehlungen dazu: "Zeigen, was ist"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Das Waldhaus Vulpera nahe Scuol im schweizerischen Engadin begrüsste über 90 Jahre lang gut betuchte Gäste aus der ganzen Welt. 1989 brannte der Prunkbau vollständig ab. Danach wurde es ruhig um das Haus, obwohl man in den Unterlagen der Hotelleitung wichtige Angaben vermutete. Der letzte Direktor des Hotels hat nun über 20’000 Dokumente an Historikerinnen und Historiker übergeben, darunter etliche Gästekarten, in denen es von antisemitischen Beschreibungen und Verunglimpfungen nur so wimmelt. «Stinkjude», «Preisdrücker» oder «dreckige Gesellschaft»: Das notierten die Mitarbeiter des Waldhauses jahrzehntelang neben die Namen jüdischer Gäste, wie Patrick McEvily für das schweizer Nachrichtenportal "20min" berichtet: "In Zimmer 156 logierte der geflüchtete Jude – nebenan der hochrangige Nazi."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Seit einigen Jahren verbreitet die QAnon-Bewegung rechtsextreme und antisemitische Verschwörungstheorien, die um den Missbrauch von Kindern kreisen. Diese Fixierung auf Kinderschändung und Kindermord stellt vielleicht die merkwürdigste Seite der QAnon-Bewegung dar, die in den USA seit einigen Jahren medienwirksam eine großangelegte Verschwörung politischer Eliten zu enttarnen vorgibt. Ihre Anhänger behaupten, dass das links-liberale politische und kulturelle Establishment von einflussreichen Netzwerken von Satanisten und Pädophilen beherrscht werde, die in großem Maßstab Kinder entführten und missbrauchten. Sie trachteten nicht zuletzt danach, aus den Körpern und dem Blut gefolterter Kinder das vermeintlich lebensverlängernde Stoffwechselprodukt Adrenochrom zu extrahieren. Die Theorien mögen noch so abstrus sein, historisch betrachtet bilden sie allerdings nur das gegenwärtige Ende einer langen Geschichte, die nicht zuletzt in antisemitischen Traditionen wurzelt, wie Till Kössler in einem bemerkenswerten Beitrag für das Portal GESCHICHTE DER GEGENWART darlegt.  Kössler ist Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und forscht seit langem schon über diese alte Tradition vor allem rechtsextremer, aber auch linker Mythen, die oft antisemitisch waren, sich aber auch gegen Institutionen und Eliten allgemein richteten: "QAnon, Kinderschändung und die Geschichte des Kinderschutzes".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Peter Longerich, renommierter Historiker und Mitautor des 2012 veröffentlichten ersten Antisemitismusberichts des Deutschen Bundestags, zeigt in seiner soeben erschienenen Studie "Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte: Von der Aufklärung bis heute", dass wir den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland nicht begreifen können, wenn wir ihn vor allem als Sündenbock-Phänomen verstehen, wie es hierzulande oft in Schule und Hochschule gelehrt wird. Denn der Blick in die Geschichte offenbart, so seine Analyse, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute vor allem ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist. Otto Langels stellt die Studie im DEUTSCHLANDRADIO näher vor und in einem Gespräch mit dem STANDARD kommt der Autor selbst ausführlich zu Wort. Auf die Frage, inwieweit er in den Corona-Protestbewegungen der Gegenwart Muster aus der Geschichte des Antisemitismus wiedererkenne, antwortet Longerich:
"Es gibt gute Argumente, die dafür sprechen, dass wir in einer Phase leben, in der der Antisemitismus wieder in eine neue Ära eintritt, eine Art globaler Antisemitismus, in dem sich der Nahostkonflikt, die allgemeine Krisenstimmung der kapitalistischen Gesellschaft und jetzt die Verunsicherung durch die Pandemie verbinden mit Verschwörungstheorien. Kein Wunder, dass hier der Antisemitismus anknüpfen kann: Er ist ja an sich die größte Verschwörungserzählung des 19. und 20. Jahrhunderts. Diese immer neuen Verbindungen sind typisch für die Geschichte des Antisemitismus in diesem Zeitraum."
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Wann geben Ärzte ihre sterbenden Patienten auf? Was bedeutet das für volle Corona-Intensivstationen? Hilft der Glaube beim Loslassen? Und ist aktive Sterbehilfe vertretbar? Fragen an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Da stellen sich viele medizinische, ethische und auch religiöse Fragen, denn viele Religionen sind überzeugt: Da kommt noch irgendwas, es gibt ein Jenseits. Aber dazu muss man sich natürlich erst mal klar darüber werden, wann es mit dem Diesseits wirklich vorbei ist. Darüber spricht Josef Schuster, Arzt, Mitglied des Ethikrates und Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO: "Entscheiden, wann das Leben endet".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Hierzulande wurde bislang wenig beachtet, dass der pakistanische Premierminister Imre Khan zu einem Handelsboykott gegen westliche Staaten aufruft, solange diese Blasphemie nicht unter Strafe stellen. Er reagiert damit auf neue Proteste in seinem Land gegen Charlie-Hebdo-Karikaturen. Daniela Wakonigg berichtet dazu für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST:
"Alle muslimischen Nationen müssten sich zusammentun, um westliche Länder dazu zu zwingen, die Beleidigung des Propheten Mohammed unter Strafe zu stellen. Er selbst wolle eine solche Kampagne anführen. Als Druckmittel gegenüber westlichen Ländern solle ein Handelsboykott dienen - die Verweigerung des Kaufs von Waren aus jenen Ländern - falls sich entsprechende Beleidigungen wiederholten. Khan verglich in seiner Ansprache die Beleidigung des Propheten Mohammed mit einer Leugnung des Holocausts. Europa, die EU und die UN müssten dazu gebracht werden, die Gefühle von Muslimen nicht mehr zu verletzen, so wie sie es im Fall der Juden machten."
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Als Sohn jüdischer Holocaust-Überlebender wurde Andreas Nachama 1951 in Berlin geboren. Seine Mutter Lilli hatte im Nationalsozialismus erst Zwangsarbeit geleistet, wurde dann von mutigen Berlinern versteckt. Sein Ziehvater Estrongo hatte Auschwitz überlebt und wurde dann in den 50er-Jahren in Berlin Vorbeter und Oberkantor der Jüdischen Gemeinde. Nachama studierte Anfang der 70er-Jahre Judaistik und Geschichte an der Freien Uni in Berlin und war gleichzeitig bis zum Abzug der US-Truppen aus Berlin Assistent des Rabbiners am Chaplain Center. Im Jahr 2000 ließ er sich dann zum Rabbiner ordinieren – im Fernstudium. Erst vor kurzem hat er als langjähriger Leiter der Topographie des Terrors seinen Abschied genommen. Heute arbeitget Nachama als Publizist, wirkt als Rabbiner, leitet die Allgemeine Rabbinerkonferenz in Deutschland und engagiert sich als jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates für den christlich-jüdischen Dialog. Demnächst wird auch eine große Herzensangelegenheit Wirklichkeit: Das „House of One“ in Berlin, ein interreligiöses Gebäude mit Kirche, Moschee und Synagoge unter einem Dach, für das am 27. Mai der Grundstein gelegt werden soll. Für seinen Einsatz um interreligiöse Verständigung erhielt Nachama 2019 die Moses Mendelssohn Medaille. In einem ebenso ausführlichen wie informativen und anregenden Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO lässt er die prägenden Stationen seines Lebens Revue passieren und gibt Auskunft zu seinen Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen und christlich-jüdischen Geschichte: "Aufklärer auf Augenhöhe".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Sie ist jung, vielfältig und besser integriert als häufig angenommen: Die Rede ist von der Gruppe der 5,3 bis 5,6 Millionen Muslim:innen, die 2020 in Deutschland lebten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat im Auftrag der Deutschen Islam-Konferenz aktuelle Daten über „muslimisches Leben in Deutschland“ zusammengetragen. Ursula Rüssmann informiert in der FRANKFURTER RUNDSCHAU über die Ergebnisse der Studie und schlussfolgert: "Die Daten zur Integration zeichnen ein Gegenbild der Normalität zu den in der Öffentlichkeit oft dominierenden Warnungen vor sogenannten 'Parallelgesellschaften', Islamismus oder Fernsteuerung aus dem Ausland."
Links zum Thema sowie zum Wortlaut einer Kurz- und Langfassung der Studie selbst in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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In Pandemie-Zeiten, die von Ausgangssperren und Abstandsregeln geprägt sind, ist es aufgrund mangelnder Begegnungsmöglichkeiten alles andere als einfach, sich zu verlieben. Das hat dazu beigetragen, dass die vor der Pandemie schon populären Dating-Apps noch einmal einen Schub erhalten haben. Das trifft auch auf die jüdische Community zu, die ihre eigenen, jüdischen Dating-Apps kennt wie etwa «J-Date» oder «JSwipe», die wohl zwei wichtigsten jüdischen Dating-Apps. Nun hat sich mit «Corona Crush» ein neues Phänomen auf dem jüdischen Dating-Markt etabliert. Das Aktuelle daran: Die Mitglieder können einen Termin über Zoom planen und an Zoom-Speed-Dating-Sitzungen teilnehmen. Über all das informiert Nicole Dreyfus kenntnisreich in ihrem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Swipen oder nicht?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit einigen Monaten sind im Kontext der Corona-Pandemie und den erfolgreichen Impfstoffen im Kampf dagegen vor allem die Namen zweier Impfstoffproduzenten in aller Munde: BioNTech und Pfizer. Aufseiten von Pfizer ist der 59-jährige Geschäftsmann und Tierarzt Albert Bourla verantwortlich für den mit dem deutschen Biotech-Unternehmen entwickelten Corona-Impfstoff. Der 1961 in Thessaloniki als Kind zweier Schoa-Überlebender geboren jüdische Grieche ist CEO des in New York ansässigen Pharmakonzerns. Wassilis Aswestopoulos porträtiert ihn für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und verdeutlicht, wie sehr Bourla durch seine jüdische Familiengeschichte geprägt wurde: "Der Pfizer-Chef".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

»Es ist Unsinn / sagt die Vernunft / Es ist was es ist / sagt die Liebe«.
Eine Zeile aus seinem vielleicht berühmtesten Gedicht: Erich Fried, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre. Im Laufe der 60er-Jahre hatte Fried zunächst als politisch attackierender Schriftsteller auf sich aufmerksam gemacht, als streitbarer Dichter, der durch seine schonungslosen Positionierungen auch stark polarisierte. Am 6. Mai 1921 wurde er in Wien als einziges Kind einer jüdischen Familie geboren. Sein Vater war Spediteur, seine Mutter Grafikerin. Der Schlüsselmoment seiner Biografie bestand darin, dass sein Vater im Mai 1938 an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo starb. Der Sohn floh daraufhin auf komplizierten Wegen nach London, engagierte sich dort für die Interessen der Emigranten und für die Rettung gefährdeter europäischer Juden. Eine Reihe von Beiträgen würdigen Leben und Werk des Wiener Juden, der die deutschen Verhältnisse aus seinem Londoner Exil wortstark umkreiste: "Charismatischer Kauz".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Friedrich Straetmanns ist der erste Linken-Politiker, der in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berufen wurde. Im Gespräch mit dem NEUEN DEUTSCHLAND spricht er über das Verhältnis seiner Partei zur Kirche, seinen persönlichen Glauben und seine Reformideen für die Kirche vor dem Hintergrund des Mitgliederverlusts: »Jesus war vor Marx radikaler und revolutionärer«.
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Ulrike Edschmid erzählt in ihrem Roman „Levys Testament“ auf kleinstem Raum von einem aufwühlenden jüdischen Schicksal. "Seite um Seite zieht einen die Geschichte immer mehr in den Bann. Die einzige Enttäuschung ist die Kürze des Romans, der so kunstvoll erzählt ist, dass man gern noch viel mehr Seiten gelesen hätte", lautet das Urteil von Hannah Bethke, die den Roman für die FAZ gelesen hat: "Großer Wurf mit kleinem Buch".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Rastatt, im Frühjahr 1946: Das Tribunal Général der französischen Besatzungszone wird eröffnet. Während der nächsten drei Jahre finden vor dem Gericht im Ahnensaal des Rastatter Schlosses 235 Prozesse statt. 2.130 Mal wird Anklage erhoben, hauptsächlich gegen das Personal der NS-Lager auf dem Gebiet der französischen Besatzungszone. Damit gehören die Rastatter Prozesse zu den größten alliierten Kriegsverbrecherprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotzdem sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Das liegt nicht nur an der 100-jährigen Sperrfrist, der die Gerichtsakten bis vor kurzem unterlagen, sondern auch daran, dass die Verfahren jahrzehntelang im Schatten der Nürnberger Prozesse standen. Ein Dokumentarfilm, der heute Abend zu sehen ist, widmet sich diesem Kapitel der frühen Nachkriegszeit anhand historischer Figuren und Schicksale.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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