Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.06.2021 - Nr. 1952

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 8. Juni 2021.


Guten Tag!

Nr. 1952 - 02. Juni 2021



Nüchtern und scharfsinnig analysiert der Soziologe Bernard Rougier, einer der angesehensten Islamwissenschaftlern Frankreichs, in einem lesenswerten Interview in der ZEIT die Lage im Nahen Osten nach den jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und Israel. Er tut dies vor allem im Blick auf die Lage der Palästinenser sowie der politischen Auswirkungen einer ausbleibenden Friedensregelung auf die islamistische Szene vor Ort und in Europa. Gleich zu Beginnt des Gesprächs mahnt er:
"Was bleibt, ist die ungeklärte Zukunft von fünf Millionen Palästinensern in Gaza und im Westjordanland. Sie verschwinden nicht, indem man sie ignoriert. Im Gegenteil: Solange der Konflikt andauert, solange insbesondere die Bevölkerung in Gaza sich selbst überlassen bleibt, solange wird auch die religiöse Vereinnahmung und Instrumentalisierung des Konflikts durch radikale Islamisten weltweit zunehmen. Jede Minute, welche die Diplomaten im Konflikt um die Palästinenser-Gebiete an Zeit verlieren, ist eine gewonnene Minute für islamistische Scharfmacher."
Scharfsinnig beschreibt er, wie der Protest linker und muslimischer Gruppen in Europa gegen Israel letztlich auch zu einem Angriff auf die europäischen Demokratien werden kann:
"Niemand identifiziert sich mehr mit dem palästinensischen Widerstand, wie das früher auch im Westen viele getan haben. Aber Israel ist für viele muslimische und linke Gruppen, nicht zuletzt in Europa, der ultimative weiße, westliche Staat. Auf französische oder deutsche Verhältnisse gemünzt bedeutet das: Gegen Israel zu demonstrieren, das heißt auch gegen den französischen oder deutschen Staat zu demonstrieren. Die Demonstrierenden sehen dabei Israel als eine repressive Maschine, die sich gegen die heimischen Palästinenser richtet – und empfinden sich zugleich selbst als Heimische in Frankreich oder Deutschland, die von dem eigenen westlich-demokratischen Staat schikaniert werden. Neu dabei ist die komplette Abnabelung von den eigentlichen Problemen vor Ort in Nahost. Alle projizieren ihre Ideologien und Phantasmen auf die Gaza-Krise, aber keiner kennt mehr die Geschichte der palästinensischen Bewegung."
Und im Blick auf die Rolle Europas gibt er zu bedenken:
"Wir dürfen die eigenen Erfahrungen, unsere Vergangenheit, unsere Schuldgefühle und unsere Ideologie nicht länger auf diese Weltregion projizieren. Die ist so schon zerbrechlich genug. Sie vereinigt drei Kontinente, drei monotheistische Religionen und zwei Nationalismen auf einem winzigen Raum mit symbolischer Bedeutung für einen bedeutenden Teil der Menschheit. Deshalb kann man nur möglichst nah an der lokalen Wirklichkeit die pragmatischen Akteure unterstützen."
Links zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Kann man es glauben? Ist es soweit? Endet heute die Ära Netanyahu in Israel? Kurz vor Ablauf der Frist zur Bildung einer Regierung heute um Mitternacht deutet sich in Israel eine ungewöhnliche Koalition aus teils ultrarechten, teils linksliberalen Parteien an. Sieben Parteien aus dem rechten, linken und dem Zentrumslager wollen zusammenarbeiten. Möglich macht das die rechte Jamina von Naftali Bennett, der für ein breites Bündnis mit Oppositionsführer Jair Lapid und den anderen Parteien bereit ist. Christine Kentsche hat dafür in der WELT einen dastischen Vergleicht parat:
"Man stelle sich vor, die SPD, Linke, Grüne, FDP, AfD und die CSU schlössen sich zusammen, um Angela Merkel abzulösen. Der Vergleich ist mehr als schräg, denn die Parteienlandschaften in Israel und Deutschland haben wenig gemein. Und doch ist die Dimension damit grob umrissen."

Peter Münch kommentiert die aktuelle Entwickung in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG wie folgt:
"Zusammen hält dieses Bündnis allein der Wunsch, Netanjahu abzulösen, der in Jerusalem wegen Korruption in drei Fällen vor Gericht steht. In einer künftigen gemeinsamen Regierung müssten viele Themenkomplexe ausgeklammert werden, weil sich die Positionen zum Beispiel beim Siedlungsbau oder dem Friedensprozess mit den Palästinensern diametral entgegenstehen".
In der ZEIT bemerkt Richard C. Schneider in seiner Analyse:
"Schon lange werfen ihm [Netanyahu] nicht nur die linke Opposition, sondern inzwischen auch ehemalige ultrarechte Weggenossen wie Naftali Bennett, Gideon Sa’ar – der Chef der Partei Neue Hoffnung – oder auch Avigdor Lieberman mit seiner Partei Jisra’el Beitenu vor, er habe nicht mehr das Wohl des Landes im Sinn, sondern wolle nur noch seine Haut retten. Seit zwei Jahren wurde kein Staatshaushalt mehr verabschiedet, in verschiedenen Ministerien quittierten hohe Beamte ihre Jobs, weil Netanjahu und seine Lakaien Entscheidungen an ihnen vorbei trafen, ohne sich in den jeweiligen Fachbereichen wirklich auszukennen. ... Selbst viele rechte Israelis wollen das alles nicht mehr hören. Das Land sehnt sich schon lange nach Heilung, nach einem Ende der Spaltung und des Hasses. Es hat noch dazu massive wirtschaftliche Probleme, die nicht nur durch die Corona-Krise verursacht wurden, sondern auch durch Netanjahus neoliberale Politik, die die Schere zwischen Arm und Reich immer größer werden ließ."
Wer ist dieser Naftali Bennett, der zunächst für zwei Jahre die Nachfolge von Netanyahu übernehmen soll, ein Ultra-Nationalist, der in der Sozial- und Wirtschaftspolitik liberale Positionen vertritt und im Nahost-Konflikt als Hardliner gilt? Andreas Noll stellt ihn und seinen Werdegang in einem Porträt für DEUTSCHE WELLE näher vor, ebenso wie Petr Münch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, wo er schreibt:
"Zur Vereinigung des Widersprüchlichen scheint Bennett tatsächlich der geeignete Mann zu sein, qua Werdegang und Persönlichkeit. Mal tritt er als Messias auf, mal als weltlicher Macher. Seine politische Basis sind die Siedler im Westjordanland, er selbst lebt allerdings lieber mit Frau und vier Kindern im Tel Aviver Villenvorort Raanana. Mit der Kippa demonstriert er den orthodoxen Glauben und Lebensstil. Zugleich jedoch verkörpert er als Unternehmer die Start-up-Nation Israel."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In Israel gilt das Fußballnationalteam als eines der wenigen Symbole der Harmonie zwischen Juden und Arabern. In den vergangenen Jahren ist die Zahl arabisch geprägter Teams im israelischen Spielbetrieb gestiegen, zurzeit sind es fünf in der zweiten und eines in der ersten Liga, noch größer ist ihr Anteil in unteren Klassen. Vor allem die israelische Nationalmannschaft gilt als Bühne der friedlichen Koexistenz. In ihrer Startelf standen zuletzt mitunter fünf oder sechs arabische Spieler. Und dennoch hat der Nahostkonflikt seine Spuren längst auch auf dem Fußballplatz und drum herum hinterlassen, schreibt Ronny Blaschke in der ZEIT und wirft einen Blick zurück auf die Geschichte des Fußballs in Palästina und Israel und beschreibt die Entwicklung des jüdisch-arabischen Mit- und Gegeneinanders auf dem Sportplatz: "Wo Israel eine Einheit ist. Oder doch nicht?"
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der israelische Künstler Dani Karavan ist tot. Er starb im Alter von 90 Jahren in seiner Geburtsstadt Tel Aviv. Karavan wurde bekannt für seine Kunst im öffentlichen Raum, die auch in etlichen deutschen Städten zu sehen ist. Mehrere Arbeiten finden sich im Umfeld des Reichstags in Berlin. Dazu gehört die 2012 eingeweihte Gedenkstätte für die im Dritten Reich ermordeten Sinti und Roma. Zudem schuf er die die Installation "Grundgesetz 49" an der Spree. In Nürnberg, das ihn zum Ehrenbürger machte, erschuf er die „Straße der Menschenrechte“. Und im Pyrenäenort Portbou entstand 1994 "Passagen" zur Erinnerung an den jüdischen Philosophen Walter Benjamin. In einem ausführlichen Nachruf für den BAYRISCHEN RUNDFUNK beschreibt Peter Jungblut noch einmal die wesentlichen Werke Karavans und erzählt, dass Karavan, gefragt, ob er eher Realist oder Träumer sei, entschieden geantwortet habe:
"Zuallererst bin ich ein Träumer. Niemand kann ohne Träume leben. Sie stehen für die optimistische Hoffnung, weiter zu gehen, etwas besser zu machen. Obwohl ich auch Albträume kenne, nach alldem, was ich gesehen habe. Aber ich versuche die Hoffnung hochzuhalten."
Der Link dazu und weiteren Nachrufen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Selbst aus NS-Deutschland in die Niederlande geflohen, stand Hans Keilson ein Leben lang als Therapeut und Psychiater jungen Opfern von Krieg und Verfolgung bei. Als er am 31. Mai 2011 mit 101 Jahren starb, hatte ihn die deutsche Öffentlichkeit gerade als Schriftsteller wiederentdeckt. Zum 10. Todestag erinnern Daniela Herzberg und Roland Kaufholg in Beiträgen für DEUTSCHLANDRADIO und HAGALIL an den Schriftsteller, Psychoanalytiker und Jahrhundertzeugen. Von 1940 – 1945 arbeitete er in den Niederlanden in der Untergrundbewegung als Kurier sowie, beratend und therapierend, mit jüdischen Kindern. Nach dem Krieg wurde er Psychoanalytiker und arbeitete auf der Basis der freudschen Schriften mehrere Jahrzehnte lang mit schwer traumatisierten jüdischen Kindern und Jugendlichen, die ihre Eltern im Holocaust verloren und selbst Überlebende waren. Im Interview sagte Keilson einmal:
„Mein Exil endete, als ich meine Arbeit gefunden hatte in den Niederlanden. Nicht eine Arbeit. Meine Arbeit. Und das war die Arbeit mit den Opfern, mit den jüdischen Kriegswaisen.“
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Es ist der 7. November 1968. Eine Frau ohrfeigt in aller Öffentlichkeit den deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und bezeichnet ihn als "Nazi". Diese Frau ist Beate Klarsfeld und diese Ohrfeige steht für ihr jahrzehntelanges Engagement im Kampf gegen alte und neue Nazis. Zusammen mit ihrem Mann Serge hat sie sich der Jagd nach Kriegsverbrechern verschrieben, die sie über Kontinente hinweg aufspürt. Der größte Erfolg für sie persönlich war der Prozess gegen Klaus Barbie, den "Schlächter von Lyon". Nun liegt eine Graphic Novel vor, die nicht nur die Geschichte der Ohrfeige in Bildern erzählt, sondern auch die von Beate und Serge Klarsfeld und ihrer Jagd nach Gerechtigkeit. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und die schweizer-jüdische TACHLES stellen den bemerkenswerten Band und ihre Protagonisten näher vor: "Die Nazijägerin und der Jurist".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Der Nahostkonflikt und die hierzulande daraus resultierende Problematik, wann Kritik an Israel anisemitisch wird, war schon immer ein heikles Thema in der Linkspartei und darüber hinaus in der gesamten deutschen Linken. Trägt Israel die Schuld an dem immer wieder aufflammenden Krieg in der Region? Oder handelt es sich bei den Militärschlägen, die auch zahlreiche zivile Opfer fordern, um legitime Selbstverteidigung des israelischen Staates? Und was hat das mit Antisemitismus zu tun? Wie mit diesen Fragen und Problemen in der Linkspartei in der Vergangenheit umgegangen wurde, beschreibt Aert von Riel in einem Beitrag für NEUES DEUTSCHLAND: "Wie halten es Linke mit Israel?"
Der Link zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Was man beim Onlinedating sucht: Sex, Zärtlichkeit, Liebe. Was man stattdessen nicht selten bekommt: Hassnachrichten. Die Studenten Daniel, Clara und Julia, alle Anfang 20, sind jüdisch und mussten sich auf Datingplattformen schon Auschwitz-Witze anhören oder wurden nach ihrer Familiengeschichte während des Holocausts gefragt. In einem Beitrag für die ZEIT haben sie ihre Erfahrungen beim Online-Dating niedergeschrieben. Nicht alle von ihnen haben öffentlich angegeben, dass sie jüdisch sind – aus Selbstschutzgründen. Clara hat dieses generelle Problem so formuliert:
"Ich muss mir über meine Sicherheit Gedanken machen, wenn ich als Jüdin in der Öffentlichkeit auftrete – sei es in Form eines Interviews, weil ich auf der Straße die Davidsternkette trage oder in meinem Datingprofil meine Religion angebe."
Der Link zu den Erfahrungsberichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Fußball-Bundesliagverein RB Leipzig wird gehasst wie kein anderer Verein in Deutschland, das drückt sich auch in Antisemitismus aus. Der Fall RB Leipzig ist ein Beleg dafür, dass selbst anti-antisemitische Milieus wie die Ultra-Szene im Fußball ungewollt Antisemitismus reproduzieren können. Handelt es sich dabei um „Antisemitismus ohne Juden“, also „strukturellen Antisemitismus“? Pavel Brunssen argumentiert in einem Beitrag für BELL-TOWER stattdessen für die Kategorie der "antisemitischen Ressentimentkommunikation" und erklärt, was er darunter versteht: "Antisemitismus im Fußball — Der Fall RB Leipzig"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Julia Bernstein, Soziologieprofessorin in Frankfurt am Main und Leiterin mehrerer empirischer Studien an pädagogischen Einrichtungen verschiedener Bundesländer, führt in ihrem soeben veröffentlichen Buch "Israelbezogener Antisemitismus: Erkennen – Handeln – Vorbeugen"  präzise in das Phänomen des israelbezogenen Antisemitismus ein und stellt diesem konkrete Handlungsempfehlungen und Argumentationshilfen entgegen. Ausdrücklich will sie damit die Grundlage für Fachkräfte innerhalb der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen schaffen, um stereotypes Alltagswissen über den Nahostkonflikt als solches zu offenbaren, Mythen zu demaskieren – und Antisemitismus zu verunmöglichen. Olaf Glöckner hat den Band für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen: "Handreichung für Lehrer".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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In Hamburg gibt es den Religionsunterricht für alle schon seit Jahrzehnten. Aber erst seit gut einem Jahr gestalten und verantworten die beteiligten Religionsgemeinschaften den Unterricht mit der evangelischen Kirche gleichberechtigt – insgesamt drei islamische Verbände, die alevitische und auch die jüdische Gemeinde. Dieser interreligiöse und dialogische Religionsunterricht ist einzigartig in der Bundesrepublik. Ist dieser Hamburger Weg beim Religionsunterricht im Praxistest wirklich ein Erfolgsmodell? Taugt er möglicherweise als Zukunftsmodell eines Religionsunterrichts in Deutschland, in einer Gesellschaft, die zugleich areligiöser und multireligiöser wird? Diesen Fragen ist Joachim Wagner für die ZEIT nachgegangen: "Lernen, was die Mitschüler glauben".
Der Link zu seinen Beobachtungen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die zehnjährige Planungsphase des "House of One" in Berlin gipfelte kürzlich in der feierlichen Grundsteinlegung des von Kuehn Malvezzi geplanten multireligiösen Gotteshauses. Unter einem Dach soll das Projekt die drei großen Religionen Islam, Judentum und Christentum zusammenbringen. Der deutsche Staat lässt sich dieses Symbol für Frieden und Integration viel kosten. Aber es gibt auch Kritik, an dort vertretenen Gemeinden, an der Ausrichtung des Hauses und wegen Annahme fragwürdiger Förderung, wie u.a. Sebastian Engelbrecht für DEUTSCHLANDRADIO erläutert: "Synagoge, Moschee und Kirche in einem".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein erneutes „deutliches Zeichen“ gegen zunehmende antisemitistische Strömungen in Deutschland wollten die Kirchen Thüringens am vergangenen Sonntag setzen: vor der Synagoge von Erfurt trafen sich Vertreter der katholischen wie evangelischen Kirche zu einer Solidaritätskundgebung. Ein Zeichen zu setzen sei angesichts der aktuellen Lage „dringend nötig“, betont im Gespräch mit VATICAN NEWS der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist. U.a. sagt er vor diesem Hintergrund zum Verhältnis von Christen und Juden:
"Gerade hier in Deutschland sehen wir da eine wichtige Aufgabe, zunächst einmal bei den sogenannten Multiplikatoren, das heißt also bei denen, die an den Hochschulen und Schulen unterrichten, aber auch bei denen, die predigen, deutlich zu machen, dass wir uns als katholische Kirche so verstehen, dass wir zwar im Bund mit Gott sind, aber dass das Volk der Juden genauso im Bund mit Gott ist. Und die Karfreitagsfürbitte des Zweiten Vatikanischen Konzils bringt das ja auch sehr gut zum Ausdruck, dass die Juden auf ihrem Weg das Heil erreichen, zu dem sie berufen sind."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Erstmals seit über 100 Jahren wird es in Deutschland wieder eine jüdische Militärseelsorge geben. Ein wichtiges Signal in einer Zeit, da der Bundeswehr rechtsextreme Tendenzen im Inneren vorgeworfen werden. Wie der Zentralrat der Juden am Donnerstag mitteilte, soll der Leipziger Rabbiner Zsolt Balla die Leitung übernehmen. Am 21. Juni wird der 42jährige in sein Amt als erster Militärbundesrabbiner in der Geschichte der Bundeswehr eingeführt. Wolfram Nagel zeichnet für den NDR ein Porträt des neuen Militärrabbis. Und im Interview mit KATH.ch kommt Rabbiner Balla selbst zu Wort. Auf die Frage, ob er selbst denn Soldat gewesen sei, antwortet er:
"Ich war nicht beim Militär, habe aber mit meiner Familie viel Zeit auf Basen in Ungarn verbracht. Ich bin Kind eines Oberleutnants, und mein Vater war Kommandant einer Armeebasis. In der Seelsorge als Rabbiner habe ich zwar viel Erfahrung, aber in meinem neuen Amt muss ich jetzt sehr viel lernen. Insgesamt schätze ich die Arbeit von Streitkräften sehr und bedauere, dass ihre Arbeit von der Gesellschaft oft unterschätzt wird."
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Bekanntlich haben die Stadt Köln und mit ihr die deutsche Politik sowie der Zentralrat der Juden ein "Festjahr" ausgerufen. Anlass ist die erste Erwähnung von Juden in einem Dekret Kaiser Konstantins zur Rolle von Juden in der curia, dem Rat der damaligen Colonia Agrippina:  "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Äußerst kritsch dazu äußert sich in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Y. Michal Bodemann, emeritierter Professor für Soziologie an der University of Toronto:
"Das jüdische Leben in Deutschland wird also mit einer möglichst langen Tradition ausgeschmückt, in der dann Auschwitz vom Zivilisationsbruch zu einem Zivilisationsbrüchlein schrumpft. Richtiger wäre es vielleicht gewesen, erst 2026 an die Gründung der ersten Synagoge Kölns 1026 zu erinnern und an das erste furchtbare Massaker an Kölner Juden zur Zeit des ersten Kreuzzuges 1096 gleich dazu. 1000 Jahre Geschichte wären für eine Feier lang genug."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

»Facing Our Jewish Future Together« – dies war das Motto der viertägigen Konferenz »Connections 2021« der World Union for Progressive Judaism (WUPJ) vergangene Woche. Wegen der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung der Organisation, zu der weltweit rund 1,5 Millionen liberale und progressive Juden gehören, in diesem Jahr ausschließlich in digitaler Form stattfinden.
Auf dem Programm der Veranstaltung mit Teilnehmern aus mehr als 50 Ländern standen neben Workshops und Diskussionsrunden auch virtuelle Gottesdienste der verschiedenen Rabbinerseminare sowie Panels zum gemeinsamen Austausch. Jérôme Lombard hat die viertägige Konferenz für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG aufmerksam verfolgt: "Liberale Perspektiven".
Der Link zu seinen Beobachtungen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In 31 kurzen Polemiken, die auf jeweils aktuellen Geschehnissen aufbauen, beschreibt Sandra Kreisler das Gefühl, als Jüdin in Deutschland, Österreich, Europa zu leben. Die in München geborene Sandra Kreisler ist Tochter des berühmten Wiener Kabarettisten Georg Kreisler (1922 - 2011). Selbst Schauspielerin und Chansonnière ist sie nicht nur in seine künstlerischen Fußstapfen getreten, sondern hat sich allmählich auch seine politische Vorsicht zu eigen gemacht. Thomas Klatt stellt ihr Buch - "Jude Sein.: Ansichten über das Leben in der Diaspora" - im NEUEN DEUTSCHLAND näher vor: "Die Buntheit des Judentums".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Mitreißend, anekdotenreich und geschichtsbewusst erzählt der Theologe Ton Veerkamp sein Leben von der Kindheit in Kriegszeiten bis heute, ein Weg, der ihn von Amsterdam über Umwege nach New York und Berlin führte: vom Banklehrling zum Jesuiten und dann zum Studentenpfarrer, der 28 Jahre lang ausländische Studierende beriet und nicht selten ihr Überleben ermöglichte.
Der Werdegang des ebenso bündnisfähigen wie unbestech­ichen Aktivisten, prägende Gestalt der Westberliner Friedensbewegung, spiegelt akute gesellschaftliche Konflikte und geopolitische Entwicklungen. Alles zeugt von dem Willen, die Lektüre der Bibel nicht als frommes Hobby zu betreiben, sondern als politische Schulung zur Lösung drängender Probleme, meint der katholische Theologe Norbert Reck, der die Lebenserinnerungen seines Kollegen für FEINSCHWARZ gelesen hat: "Lebendig leben".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Sankt Petersburg/Ludwigsburg 1992. Ein Mädchen reist mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder nach Deutschland aus, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und «die Fremde» ist. Der autobiographischer Roman «Wer wir sind» von Lena Gorelik zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark werden kann. Franziska Wolffheim hat den Roman für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Mögenswert".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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