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(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Der Vorsitzende der Gesellschaft, Jürgen Wilhelm erklärte am Mittwoch (20.7.) in einer Mitteiluing, der Verein habe sich "über viele Jahrzehnte hinweg große Verdienste für die Aufarbeitung des Nationalsozialismsus erworben und sich maßgeblichd für eine fortschrittliche Erinnerungskultur eingesetzt." Zudem engagiere er sich in herausragender Weise gegen jedwede Forum von Antisemitismus und Rassismus.
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vergibt den Preis seit 2006 und stiftet ihn an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich einerseits durch besonderen Einsatz geegen Antisemitismus und Rassismus und sich andererseits für Verständigung und Toleranz in einer solidarischen Gesellschaft ausgezeichnet haben. Der Ehrenpreis wird am 15. September im Käthe-Kollwitz-Museum in Köln überreicht. Die Auszeichnung erinnert an den Pädagogen Johannes Giesberts (1909-1981) und an den israelischen Diplomaten Shaul Lewin (1905-1986).
Giesberts besondere Verdienste liegen in seinem Bemühen um eine Aussöhnung mit Israel. Er organisierte den ersten Schüleraustausch zwischen Deutschland und Israel und wurde zum unermüdlichen Motor der Verständigung zwischen den jungen Menschen beider Völker. Lewin initiierte und pflegte in seiner Zeit in Tel Aviv die Beziehungen zwischen israelischen und deutschen Jugendlichen in Zusammenarbeit mit Giesberts in Köln.
Internet:
www.koelnische-gesellschaft.de
Microtext Journalistenbüro)
Dialog mit Zukunft? Eine kritische Würdigung von 70 Jahren „Woche der Brüderlichkeit“. Ein Tagungsbericht
(Quelle: Deutscher Koordinierungsrat)
Beim Abendpodium im Münchner Volkstheater stand die Frage im Mittelpunkt, wie es um die christlich-jüdische Zusammenarbeit steht. Moderiert von Prof. Dr. Michael Brenner, diskutierten Helene Shani Braun, Dervis Hizarci, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Christian Stückl und Anna-Nicole Heinrich über bewährte und neue Wege, um den christlich-jüdischen Dialog aufrechtzuerhalten.
v.l.n.r. Prof. Dr. Josef Foschepoth, Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Jüdischer Präsident des DKR, Pfarrerin Ilona Klemens, Generalsekretärin des DKR, Pfarrer i.R. Friedhelm Pieper, Evangelischer Präsident des DKR. © DKR / Thomas Hauzenberger
Der Deutsche Koordinierungsrat und die „Woche der Brüderlichkeit“
In seinem Eröffnungsvortrag mit dem Titel 70 Jahre Woche der Brüderlichkeit: Anfänge, Entwicklungen, Perspektiven stellte Prof. Dr. Josef Foschepoth die Entwicklung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie der „Woche der Brüderlichkeit“ in Deutschland in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vor. Er ging insbesondere auf das Verhältnis von den USA und Deutschland ein, da die Initiative für die Gründung von Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Idee eine jährliche Woche der Brüderlichkeit auszurichten von den USA ausging.
Den gesamten Vortrag bietet der Deutsche Koordinierungsrat als Podcast zum Nachhören an:
www.soundcloud.com/dkrgcjz.
Im Anschluss an den Festvortrag sprachen die Generalsekretärin des DKR, Pfarrerin Ilona Klemens und der Jüdische Präsident Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama gemeinsam mit Prof. Dr. Josef Foschepoth über die Entwicklungen des Koordinierungsrates und der von ihm organisierten Wochen der Brüderlichkeit in den vergangenen 30 Jahren. Moderiert wurde das Gespräch von Pfarrer i.R. Friedhelm Pieper, Evangelischer Präsident des DKR. Die Runde diskutierte über die Frage, welche Wegmarken erreicht wurden und sprachen über besondere Ereignisse und Meilensteine in der jüdisch-christlichen Verständigung. Generalsekretärin Ilona Klemens berichtete, wie sich die Corona-Pandemie auf die wichtigste jährliche Veranstaltung des DKR, die zentrale Eröffnung der „Woche der Brüderlichkeit“ mit Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille, auswirkte.
v.l.n.r.: Helene Shani Braun, Dervis Hizarci, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Prof. Dr. Michael Brenner, Christian Stückl, Anna-Nicole Heinrich. © DKR / Thomas Hauzenberger
Vergangenheit und Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs
Sind die altbewährten institutionellen Wege im christlich-jüdischen Dialog noch zeitgemäß? Über diese Frage diskutierten am Abend des 29. Juni 2022 im Münchner Volkstheater Helene Shani Braun, Rabbinatsstudentin am Abraham Geiger Kolleg Potsdam und Aktivistin von Keshet Deutschland, Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Christian Stückl, Intendant des Volkstheaters und Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele sowie Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Prof. Dr. Andreas Nachama, Jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates, verwies in seiner Begrüßung auf die vielen Verdienste der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Er stellte aber auch fest, dass der Weg aufgrund steigender Zahlen antisemitischer Übergriffe weiterhin steinig sei. Seiner Ansicht nach gibt es im christlich-jüdischen Dialog einige „Leerstellen“ zu klären, wie beispielsweise die Diskussion um den Verbleib von antijüdischen Schmähplastiken an Kirchengebäuden.
Die Runde, die von Prof. Dr. Michael Brenner vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU moderiert wurde, war sich schnell einig, dass in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht wurde, es aber in einigen Bereichen noch Optimierungsbedarf gibt. Beispielsweise in der Schule mit entsprechend verbesserten Lernmaterial, so Anna-Nicole Heinrich. Dr. h.c. Charlotte Knobloch findet wichtig, dass der Dialog so früh wie möglich, am besten schon im Kindergarten beginnt.
Dervis Hizarci sagte, dass ihm der Dialog zu oft künstlich hergestellt wird. Er fände es gut, wenn das Gespräch auch im Rahmen zwangloser Treffen stattfindet. Christian Stückl ergänzt, den „wahren Dialog“ erlebt man, wenn einfach mal über etwas anderes gesprochen wird, „übers Essen, Theater oder übers Wetter“. Darüber hinaus sollten auch Muslim:innen zukünftig stärker einbezogen werden.
Helene Shani Braun befand, dass der Dialog aus jüdischer Sicht um eine Dimension erweitert werden könne. Für sie wäre es sinnvoll, wenn Religionsgemeinschaften zum gemeinsamen Lernen zusammenkämen. Sie wies außerdem darauf hin, dass man im Dialog die Vielfalt jüdischen Lebens abbilden und beispielsweise auch die queere Perspektive mitdenken solle.
Die musikalische Untermalung des Abendpodiums gestaltete Nikola David, Kantor der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom. Am Klavier begleitete ihn Stephanie Knauer aus Augsburg.
Die komplette Diskussion gibt es als Mitschnitt auf dem DKR-Youtube Kanal:
www.youtube.com/c/DeutscherKoordinierungsrat GCJZ.
Impulse für den christlich-jüdischen Dialog
Zum Schluss der Tagung stand die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit München-Regensburg im Mittelpunkt. 1948 gegründet, ist sie die älteste Gesellschaft unter dem Dachverband des DKR. Dr. Andreas Renz, Rabbiner Steven Langnas und Pfarrer Reiner Schübel erinnerten an deren Anfänge und sprachen über die Herausforderungen, welche die Gesellschaft Anfang der 50er Jahre zu bewältigen hatte.
In der anschließenden Diskussion wurde der Blick in die Zukunft gerichtet. Wie kann die jüngere Generation erreicht werden, was tut die GCJZ München bereits und was plant sie in Zukunft, um auf die Bedeutung des jüdisch-christlichen Dialogs hinzuweisen? Im Publikum kam außerdem die Frage auf, in welche Richtung sich der Dialog entwickeln könnte: Sollen eher gesellschaftspolitische oder interreligiöse Themen in den Blick genommen werden? Antworten auf diese Fragen zu finden, so Friedhelm Pieper, Evangelischer Präsident des DKR, versteht der Koordinierungsrat als Auftrag für die Zukunft des jüdisch-christlichen und interreligiösen Dialogs.
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