Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
04.11.2022 - Nr. 2009

ACHTUNG:

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Donnerstag, 10. November 2022.


Guten Tag!

Nr. 2009 - 04. November 2022



Was vor zwei Jahren noch unvorstellbar war, ist in Israel nun Realität, die Wähler haben es entschieden: Netanyahau ist zurück und das zuammen mit dem rechtsextremen Bündnis Religiöse Zionisten mit ihrem militanten Anführer Ben Gvir. "Die rechteste Regierung, die Israel je hatte", titelt die WELT. Und in seinem Kommentar an gleicher Stelle schreibt Jacques Schuster, nun müsse man "um den künftigen Zustand der Demokratie und des Rechtsstaats in Israel bangen. Über die Jahre hat Netanjahu autoritäre Züge angenommen, die an Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán erinnern. Die Art von Netanjahus Amtsführung bis 2021 haben der israelischen Demokratie und ihrem parlamentarischen System nicht gutgetan. Mehr und mehr gilt der Kompromiss als Ausdruck der Schwäche, mehr und mehr wird der politische Gegner zum Feind – und die Gewinnung von Macht zum Selbstzweck."
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG kommentiert Inga Rogg: "Benjamin Netanyahu hat die israelischen Rechtsextremen hoffähig gemacht. Die Geister, die er rief, wird das Land so bald nicht mehr los."
Im STANDARD bemerkt Maria Sterkl:
"Die Stärke der Rechten ist auch eine Schwäche der Linken. Während der Rechtsblock mit der Angst vor Terror auf Stimmenfang ging – die aktuelle Terrorwelle spielte ihm dabei in die Hände –, warnten die Linken vor dem Ende der Demokratie. Vielen Wählern war das wohl zu abstrakt, um sich ein fünftes Mal in vier Jahren zum Wahllokal zu begeben. Ihre eigene Sicherheit im Hier und Jetzt ist den Menschen näher als der drohende Verlust einer Freiheit, an die sie sich längst gewöhnt haben."
Sorgenvoll blickt der israelische Philosoph Yuval Kremnitzer im Interview mit der TAZ auf das weltweite Erstarken des Autoritarismus. Auf die Frage, ob er in Anbetracht der auch in Israel nun zu beobachtende Bedrohung der liberalen Demokratie und des Erfolgs des Rechtsextremisten Ben Gvir einen neuen Faschismus am Horizont aufziehen sieht, antwortet er:
"Selbst wenn es nur weiter um eine Erodierung der liberalen Demokratie geht, ist das immer noch eine Gefahr. Wir würden mehr und mehr faschistoide Dinge in unserer Gesellschaft haben, ohne dass wir unbedingt unsere minimalen Grundfreiheiten aufgeben müssten. Wir hier in Israel etwa könnten uns weiterhin, wie jetzt, in einem Café unterhalten, während die liberale Demokratie zerlegt wird – während, wie vor einigen Monaten geschehen, sechs palästinensische NGOs kriminalisiert werden oder während ein Nationalstaatsgesetz wie das von 2018 erlassen wird, das die Diskriminierung palästinensischer Israelis legalisiert. Es fällt uns bislang schwer, uns die neue Form vorzustellen, in der die Grenzen zwischen Gesetzlosigkeit und Rechtsstaatlichkeit vor unseren Augen verschwimmen."
Unter den vielen Kommentatoren ragt einzig Michael Wolffsohn in der BERLINER ZEITUNG mit einer doch deutlich abweichenden Beurteilung hervor und sieht die Ursache des Rechtsrucks in Israel vor allem auf Seiten der Palästinenser:
"Ist ein Ben Gvir nicht ein Menetekel für Israel? Nein, denn die seit Jahrzehnten, genauer: spätestens seit 1967 gewachsene nationalistisch-religionsfanatische Allianz in Israels Gesellschaft und Politik ist nicht Aktion, sondern Reaktion auf die Strategie der palästinensischen Führung: Sie besteht aus hybridem bzw. abwechselnd aufflammendem und abflauendem Raketen-Krieg, Guerilla bzw. Gewalt gegen Israels Militär oder Terror bzw. Gewalt gegen das israelische Zivil. Sogar die meisten arabischen Staaten sind dieser palästinensischen Strategie inzwischen überdrüssig und kooperieren offen oder noch verdeckt mit Israel. Von 1967 bis 2008 gab es ´zig Angebote Israels, auf alle oder fast alle 1967 eroberten Gebiete einschließlich Ostjerusalems zu verzichten. 1967: Land für Frieden, hieß: Rückgabe aller im 1967er Krieg eroberten Gebiete. Kein Frieden, lautete die Antwort aller arabischen Staaten. Die Palästinenser setzen auf Guerilla und Terror. [...] Etwas über der Hälfte der Israelis platzte jetzt der Kragen. Sie wählten Netanjahu, Ben Gvir und Partner."
Eine Auswahl an Links zu Kommentaren und Analysen zum Wahlausgang in Israel in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In Frankfurt am Main diskutierten kürzlich Studierende aus Israel und Deutschland über die Beziehungen beider Länder. Ausgerichtet wurde die nach 2019 nun zum zweiten Mal stattgefundene Deutsch-Israelische Studierendenkonferenz vom Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH), die »National Union of Israeli Students« (NUIS), die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD), das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (JuFo DIG) sowie der »freie zusammenschluss von student*Innenschaften« (fzs), der Dachverband der deutschen Studierendenvertretungen. In einer Resolution forderten die Teilnehmer ein konsequentes Vorgehen gegen alle Formen des Antisemitismus, ein besserer Austausch zwischen Studierenden aus beiden Ländern sowie ein Ende der universitären Kooperationen zwischen Deutschland und dem Iran, wie Joshua Schultheis in seinem Konferenzbericht für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mitteilt: "Wir sind die Zukunft2.
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

In Israel entsteht ein neuer Ort, der an die Opfer des Olympia-Attentats in München 1972 erinnern soll: Der Radweg "Olympia 72". Der malerische Rundweg verläuft durch das Alona-Naturschutzgebiet, das sich zwischen Tel Aviv und Haifa nahe der Mittelmeerküste befindet. Die Idee, Erinnerung und Sport zu verbinden, hatte Katja Tsafrir, Leiterin des Münchner Büros des Jüdischen Nationalfonds (JNF), der auf Hebräisch KKL (Keren Kayemeth LeIsrael) heißt. Martina Klecha berichtet im SONNTAGSBLATT über die Hintergründe und Einzelheiten des Projekts: "'MitMensch': Radeln und Erinnern – der Radweg 'Olympia 72' in Israel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
 
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„Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen /SA marschiert, mit ruhig festem Schritt /Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen /marschieren im Geist in unseren Reihen mit.“
So die erste Strophe eines Liedes, dass zur Hymne der NSDAP werden sollte. Geschrieben von Horst Wessel, ein junger Berliner SA-Mann, der im Januar 1930 von Kommunisten erschossen wurde. Ein Tod, der für Joseph Goebbels zum Glücksfall wurde und Horst Wessel zur Ikone und zum Märtyrer der NS-Bewegung machte. Wer dieser Horst Wessel eigentlich war und wie er nach seinem Tod zur Leitfigur der Nationalsozialisten wurde, erzählt Sven Felix Kellerhoff in seinem Beitrag für die DIE WELT: "So wurde Horst Wessel zum braunen Märtyrer".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Hier wohnte Max Liff. Jg. 1885. Deportiert 1942. Ermordet in Auschwitz.
Hier wohnte Berthold Liff. Jg. 1922. Deportiert 1942. Ermordet in Auschwitz.
Hier wohnte Jutta Liff geb. Leiser. Jg. 1896. Deportiert 1942. Ermordet in Auschwitz.

Drei exemplarische Inschriften, wie man sie inzwischen in vielen Städten findet, eingelassen auf den Gehwegen vor den Häusern, in denen die Genannten einst lebten: Stolpersteine. Ihr Schöpfer, der Bildhauer Gunter Demnig, feierte nun seinen 75. Geburtstag. Fast 95.000 Messingsteine in 31 Ländern hat er bisher in den Boden verlegt, um an die Opfer des Holocaust zu erinnern. Zum Geburtstag wird sein "Lebenwerk gegen das Vergessen" gebührend gewürdigt.
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im Streit um die polnischen Forderungen nach Reparationen scheinen sich die Positionenn unvereinbar gegenüber zu stehen, wie Karolina Wigura in der TAZ erläutert:
"Die polnische Seite argumentiert, dass die beiden Länder nie einen Friedensvertrag geschlossen und die Folgen des Krieges nicht bilateral geklärt haben und dass der Verzicht von 1953 von der Sowjetunion diktiert wurde. Die deutsche Seite argumentiert, dass bisher keine demokratische polnische Regierung nach 1989 dieses Thema angesprochen habe und dass Deutschland die Reparationsfrage als abgeschlossen betrachtet."
Vor diesem Hintergrund rekapituliert Patric Seibel in einem informativen Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO noch einmal die Entwicklung und das politische Umfeld der Reparationszahlungen nach dem Zweiten Weltkrieg und reflektiert die aktuellen Reparationsforderungen Polens: "Deutschlands Umgang mit Reparationsansprüchen".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Recha Freier wurde am 29. Oktober 1892 in der kleinen ostfriesischen Stadt Norden als Tochter des streng orthodoxen Lehrers und Kantors der jüdischen Gemeinde, Menasse Schweitzer, geboren. Sie wurde Lehrerin, Dichterin und überzeugte Zionistin. Schon früh hat sie die Gefahren des Antisemitismus in Deutschland erkannt und die Rettung von mehr als Zehntausend jüdischen Jugendlichen organisiert.Andreas Westhoff erinnert anlässlich ihres 130. Geburtstages mit einem Porträt im DEUTSCHLANDRADIO an die mutige Frau: "Vor 130 Jahren - Widerstandskämpferin Recha Freier wird geboren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Wegen Antisemitismusvorwürfen gegen die britische Dramatikerin Caryl Churchill wird das Schauspiel Stuttgart den Dramatikerpreis 2022 für ihr Gesamtwerk nicht verleihen. «Nach erneuter Beratung hat die Jury gestern (31. Oktober) beschlossen, ihre Entscheidung zurückzuziehen und den Europäischen Dramatiker:innen Preis in diesem Jahr nicht zu verleihen. Zum Wochenende waren Informationen bekannt geworden, die der Jury bisher nicht vorlagen», teilte das Schauspiel am Dienstag mit. Die Jury habe Kenntnis von Unterschriften der Autorin im Zusammenhang mit der Israel-Boykott-Bewegung BDS. «Außerdem gibt es das Stück «Seven Jewish Children», das antisemitisch wirken kann.» Matthias Heine bezeichnet in der WELT den Vorgang als "Documenta-Syndrom" und schreibt:
"Eine Experten-Jury entschied, dass die britische Dramatikerin Caryl Churchill einen hochdotierten Theaterpreis bekommt. Dann bemerkte man plötzlich, dass sie ein antisemitisches Stück geschrieben hat. Auch diesmal hätte man es eigentlich vorher wissen können."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Antisemitismus in Europa hat nach Angaben der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) weiter zugenommen. Dabei hätten „die Corona-Pandemie und die russische Aggression gegen die Ukraine“ den Antisemitismus „weiter angeheizt“, sagte der Direktor der EU-Agentur, Michael O'Flaherty, am Donnerstag zur Veröffentlichung des Antisemitismus-Jahresberichts in Wien. Antisemitismus bleibe »ein ernstes Problem«, ergänzte er laut TAGESSPIEGEL und JÜDISCHER ALLGEMEINER WOCHENZEITUNG, die jüdischen Gemeinden auf dem Kontinent hätten schwer mit dem Hass zu kämpfen: "Antisemitismus hat in Europa zugenommen".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Für die französischen Linksintellektuellen ist Judenfeindlichkeit zum Nicht-Thema geworden, meint Claudia Mäder in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Mit Blick auf die kürzlich erfolgte Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis für Annie Ernaux, die wegen ihrer Unterschriften auf israelkritischen Petitionen in die Kritik riet, mahnt Mäder, nicht so sehr über "einzelne Unterschriften auf offenen Briefen" zu diskutieren, sondern viel mehr über das Grundproblem: "Die französischen Linksintellektuellen schweigen zur Judenfeindlichkeit im Land." U.a. schreibt sie:
"Dass über Annie Ernaux' Engagement [für den BDS] nicht debattiert wird, ist symptomatisch. In linken Kreisen ist Antisemitismus zu einer Leerstelle geworden, Reflexionen darüber sind Raritäten. Und eben das ist der entscheidende Punkt. Über die Frage, ob diese Unterschrift unter jenem offenen Brief einen Menschen zum Antisemiten macht, kann man endlos streiten; der Erkenntnisgewinn wird gering bleiben. Denn wo die Grenze zwischen legitimer Israelkritik und einer klar antisemitischen Haltung verläuft, werden verschiedene Leute in manchen Fällen unterschiedlich beurteilen. Hingegen kann kein Mensch bestreiten, dass die Intellektuellen der äußersten französischen Linken kaum noch ein Interesse an Fragen des Antisemitismus zeigen und das Problem bei jeder Gelegenheit relativieren."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nun bleibt sie doch hängen, die Wittenberger „Judensau“ an der Fassade der Stadtkirche. So beschloss es der Gemeindekirchenrat entgegen der Empfehlung eines von ihm selbst beauftragten Expertengremiums. Nun gibt es massive Kritik an dem Entschluss. Ulrich Hentschel kommentiert in der TAZ:
"In der evangelischen Kirche gebe es keinen Platz für Antisemitismus, heißt es gern und oft. Das ist Schönrednerei, denn einen prominenteren Platz für hasserfüllte Judenfeindschaft als an der Geburtskirche des Luthertums kann es gar nicht geben. Die lutherische Bischöfinnen und Bischöfe sowie der Rat der evangelischen Kirche in Deutschland sollten sich an die Stadtkirche wenden und dort handfest ihren Worten Glaubwürdigkeit verleihen."
Und mit äußerst drastischen Worten verurteilt der hannoversche Landesbischof Ralf Meister laut EVANGELISCH.de die Entscheidung des Wittenberger Kirchenrats: "Man sollte sie nicht nur entfernen, sondern radikal vernichten, zerstören und kaputt machen". Dies sei der richtige Umgang mit einer fehlgeleiteten, vernichtenden Ästhetik. Meister reagierte damit auf den Vorschlag des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, derartige Skulpturen ins Museum zu stellen. Ähnlich der EKD-Antisemitismusbeauftragte Christian Staffa, der die "Judensau" schlicht als "obszön und gotteslästerlich" bezeichnet, wie das SONNTAGSBLATT berichtet: "Wittenberger Kirche will antijüdisches Relief erhalten".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Wie wäre die Documenta nach den antisemitischen Vorfällen dieses Jahres noch zu retten? Dieser Frage gehen in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG die in Dallas lebende Kunsthistorikerin Jana Talke und der Schweizer Schriftsteller Alexander Estis nach. Sie erinnern zuächst daran, dass die entsprechend kritisierten Werke "an den jahrhundertealten christlich-abendländischen Antisemitismus" anknüpfen:
"Und selbst wenn es sich um einen neuartigen «Antisemitismus des globalen Südens» handelte – seit wann wäre dies eine valable Rechtfertigung? Unsere globalisierte Gesellschaft verdient Künstler und Kuratoren, die in der Lage sind, Geschichte zu verstehen, zumal auch Kunstgeschichte, und zwar in ihren globalen Zusammenhängen."
Sodann machen sie einen kleinen Gang durch die christlich-abendländische Kunstgeschichte und zeigen, wie hier an vielen Stellen schon immer antijüdische Einstellungen transportiert wurden, was in der Moderne schlicht forgeführt worden sei. "Welche Lehren sind zu ziehen?", fragen sie - und antworten:
"Die Kasseler Kunstausstellung, die von ihrer Entstehung an vielfach postnationalsozialistische und antisemitische Vorfälle verzeichnete, muss endlich ein klares Statement gegen Judenfeindlichkeit abgeben. Wäre es nicht an der Zeit für eine jüdische Weltkunstschau?"
Der Link zum lesenswerten Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Sind Religionen friedensstiftend oder kriegstreibend? Beides, sagt Johanna Rahner, Professorin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen. Im Interview mit der schweizer-interreligiösen Zeitung "zVISITE" spricht die Theologin von der Tendenz, sich abzugrenzen, und der Gefahr, sich vereinnahmen zu lassen: "Religionen verbinden und spalten Gesellschaften".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Führer verschiedener Religionen haben am Donnerstag Maßnahmen für effektiven Klimaschutz gefordert. Sie trafen sich im Vorfeld der nächsten Sonntag in Äypten beginnenden UN-Klimakonferenz zu einer interreligiösen Klima-Konferenz in Jerusalem. In einem Abschlusspapier plädieren sie unter anderem für den Ausbau Erneuerbarer Energien. Der Leiter des interreligiösen Zentrums für nachhaltige Entwicklung, Jonathan Nerli, forderte: „Politiker, Religionsgemeinschaften und die breite Öffentlichkeit müssen den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft fördern.“ Andrea Krogmann hat für KATHPRESS einen Bericht über das interreligiöse Treffen geschrieben: "Jerusalemer Religionsführer fordern Klimaschutzmaßnahmen".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der am 7. Februar diesen Jahres verstorbene Rabbiner Henry G. Brandt engagierte sich zeitlebens wie kaum ein Zweiter für den christlich-jüdischen und interreligiösen Dialog. Sein Vermächtnis wird seither von dem Augsburger Verein »Rabbiner Henry Brandt – Brücken bauen für interreligiöse Verständigung e.V.« gewahrt. In diesem Sinne lud der Verein vor kurzem zu einem zweitägigen Symposium ein. Der Titel lautete: »Tikkun Olam« – was wörtlich so viel bedeutet wie »die Welt verbessern«. Lilly Wolter war für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mit dabei: "Dem Vermächtnis auf der Spur".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Religiöse Jüdinnen und Juden geraten nicht selten immer wieder in Konflikte, wenn eine Prüfung auf einen jüdischen Feiertag fällt oder sie am Schabbat arbeiten müssen. Denn für sie gilt eine Arbeitsruhe. Nun widmet sich eine Tagung in Berlin diesem Thema: "Gut Schabbes? Chag Sameach! Religionsfreiheit und Respekt für die Arbeitsruhe an Schabbat und jüdischen Feiertagen". Teilnehmen werden Rabbiner, Religionsverfassungsrechtler sowie Politikerinnen und Politiker. Organisiert haben die Tagung die Experteninitiative Religionspolitik, die Jüdische Studierendenunion Deutschland, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und das Tikvah-Institut. DOMRADIO berichtet vorab und schildert die Problematik und in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG nimmt Volker Beck zu dem Thema Stellung: »Es ist ihr gutes Recht«.
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Metaphern des Leids: Sechzig sich zunehmend verdüsternde Bilder Chagalls aus den Jahren 1930 bis 1948 sind jetzt in der Frankfurter Schirn zu sehen. Sie zeigen auf beeindruckende Weise, dass der Maler "erheblich facettenreicher und politischer als angenommen" war, wie Stefan Trinks in seinem ausführlichen Ausstellungsbericht für die FAZ schreibt:
"Das Elend von Vertreibung und Verlust der Heimat, von Pogromen und Holocaust spielt auf nahezu jedem der Bilder von 1930 bis 1948 – der Spanne der Schau – eine maßgebliche Rolle, wenn man die verborgene Ikonographie, wie in der Schirn durch die ausgestellten Zwischenstufen ermöglicht, zu „lesen“ lernt."
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sie ist eines der bekanntesten Gesichter des Judentums in Deutschland: Charlotte Knobloch. Seit Jahrzehnten kämpft sie gegen Antisemitismus und für ein Judentum in der Mitte der Gesellschaft. Am 29. Oktober wurde die gebürtige Münchnerin 90 Jahre alt. Bei einem Festakt in München kam viel Prominenz zum gratulieren: die ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Günther Beckstein, Altbundespräsident Horst Köhler, Ministerpräsident Markus Söder, aber auch die FC Bayern-Spitzen Uli Hoeneß und Oliver Kahn. Und natürlich nicht zu vergessen schließlich Bundespräsident Steinmeier höchstselbst, der Knobloch als „Versöhnerin und leidenschaftliche, streitbare Demokratin“ würdigte. Vom Festakt berichten u.a. die JÜDISCHE ALLGEMEINE, die SÜDDEUTSCHE und der MÜNCHNER MERKUR während FRANKFURTER RUNDSCHAU, DOMRADIO sowie erneut JÜDISCHE ALLGEMEINE jeweils mit einem Porträt der Jubilarin aufwarten: "Das weibliche Gesicht des deutschen Judentums"
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Es wird zunehmend enger für Rabbiner Walter Homolka. Nachdem die Untersuchungskommission der Universität Potsdam den Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen ihn bestätigt hatte, fordern nun mehrere Lehrende und Studierende der Universität Homolkas Rücktritt von seiner Professur für Jüdische Philosophie. Und nun hat auch der Vorstand der European Rabbinical Assembly (ERA), ein Dachverband liberaler Rabbiner in Europa, in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme indirekt den Rückzug von Walter Homolka als Chef des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam gefordert, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet. Hintergrund der Rücktrittsforderungen ist der letzten Mittwoch vorgelegte Untersuchungsbericht, für den etwa 20 Personen interviewt worden waren. In dem Bericht heißt es, Homolka habe ein »Klima der Angst« geschaffen. Nicht nachweislich bestätigt hätten sich hingegen die Vorwürfe der Duldung sexuell belästigenden Verhaltens seitens Hartmut Bomhoff, Lebenspartner von Homolka.
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Immer mehr älter werdende Menschen leiden heutzutage an Demenz. Freilich ist dies kein neues Problem, denn schon in der Antike beschäftigten sich die Rabbiner mit Fällen von Verwirrtheit und mit Einschränkungen der Zurechnungsfähigkeit, wie Rabbinerin Yael Deusel in der JÜDISCHEN ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG schreibt. Im Talmud habe es zwar noch keine Bezeichnung dafür gegeben, aber es werden befreits die einschlägigen Symptome beschrieben: "Demenz in der Antike"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Deutsch zu sein und zugleich jüdisch, kann das gutgehen? Das fragt sich Marian Offman, früherer jüdischer Stadtrat in München, in seinem ersten Roman. Marian Offman, Münchner, Jahrgang 1948, war über 30 Jahre im Vorstand der jüdischen Gemeinde und von 2002 bis 2019 im Stadtrat seiner Heimatstadt. Der Sozialpolitiker engagierte sich im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus und setzte sich für Flüchtlinge ein. Er ist der erste interreligiöse Beauftragte der Stadt München. Im Interview mit der TAZ gibt er Auskunft über seine Erfahrungen, die in den Roman eingeflossen sind. Auf die Frage, ob denn nun eine deutsch-jüdische Existenz überhaupt gelingen kann, antwortet er:
"Es ist schwierig. An manchen Tagen denke ich mir, ich habe wirklich innerhalb meiner bescheidenen Möglichkeiten alles getan für ein gutes Miteinander miteinander zwischen Juden und Christen, zwischen Juden und Muslimen, aber es hat sich nichts verändert. Da erinnere ich mich dann an den Satz, den Ignatz Bubis, der frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, kurz vor seinem Tod gesagt hat: „Ich habe nichts erreicht.“ Und dann wieder gibt es Tage, an denen alles vergessen ist, ich gehe auf die Straße, spaziere durch mein München und denke mir: Alles ist gut."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Putins Krieg gegen die Ukraine hat die Friedensethik katholischer und evangelischer Theologen in Verwirrung gestürzt. Viele fürchten eine Wiederkehr der Lehre vom gerechten Krieg, die vor mehr als zwanzig Jahren vom Konzept des «gerechten Friedens» abgelöst worden sei. Manfred Spieker, emeritierter Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück, setzt sich in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit der christlichen Friedensethik im Angesicht des Ukraine-Kriegs auseinander - und meint, dass sich im Falle der Verteidigung militärische Gewalt als Ultima Ratio durchaus christlich rechtfertigen lasse: "Der Ukraine-Krieg und die christliche Friedensethik."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten. Oder doch? Die Geschichte des Mannes, der in seinen glücklichsten Jahren Dr. Isidor Geller war, erzählt "lebendig und aufwühlend" Shelly Kupferberg, seine Urgroßnichte. Ein "herzzerreißendes Buch" meint Julia Voss in der FAZ: "Isidor, der nicht aufhörte zu träumen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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