ACHTUNG:
Guten Tag!
Der jahrezehntelange Nahost-Konflikt hat die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinenser tief zerrüttet. Zudem stagniert seit geraumer Zeit die politische Lösungsfindung im Nahost-Konflikt. Gegenseitige Gewalt und Schuldzuweisungen füllen immer wieder die Schlagzeilen. Wie lässt sich langsam ein Weg aus der Gewaltspirale finden? Der Freundeskreis des Kunstmuseums von Tel Aviv versucht, mit einem Friedensprojekt Brücken zu bauen: "The Art Road to Peace" des Tamad e.V. versucht, israelische und arabische Kinder Toleranz und gegenseitigen Respekt zu vermitteln. Das Credo ist dabei "Über die Kunst auf dem Weg zum Frieden". Das SONNTAGSBLATT hat mit der Vorsitzenden Hélène E. Gleitman gesprochen: "Wie das Projekt 'The Art Road to Peace' arabische und jüdische Kinder zusammenbringt".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
„So etwas wie Palästinenser gibt es nicht, weil es so etwas wie ein palästinensisches Volk nicht gibt“. Mit diesen Worten hat Israels Finanzminister Bezalel Smotrich am Sonntagabend auf einer Veranstaltung in Paris für Wirbel gesorgt, berichtet Mareike Enghusen im österreichischen STANDARD. Die Idee von einem palästinensischen Volk sei von Arabern erfunden worden, „um die zionistische Bewegung zu bekämpfen“, so Smotrich. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG antwortet ihm darauf Rafael Seligmann und meint, bei diesem "Sermon trübt sich jedem geschichtsbewussten Menschen der Verstand". In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG greift Sina-Maria Schweikle die umstrittenen Äußerungen auf, schildert die Reaktionen auf arabischer Seite und ordnet das Ganze in die jüngsten gewaltvollen Entwicklungen im Westjordanland ein: "Doch eine neue Eskalation?".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Die nicht enden wollenden wütenden Massenproteste in Israel zeigen Wirkung: Ministerpräsident Netanjahu legt das Vorhaben, das den Einfluss des Höchsten Gerichts beschneidet, auf Eis - zumindest vorläufig. Gleichzeitig warnt er vor einem Bürgerkrieg. Immerhin kündigte er an, ernsthafte Konsultationen auch mit politischen Gegnern aufzunehmen. "Alle müssten verantwortlich handeln", sagte er. Er plädiere daher für Dialog. Doch der Protestbewegung reicht das nicht – sie vertraut ihm nicht und will den „Justizputsch“ vollends stoppen. Wie die nationale und intrnationale Presse dies alles kommentiert, ist in Auszügen im STERN zu lesen: "Israel befindet sich am Rande des Abgrunds".
Auf dem News-Portal von T-ONLINE bemerkt Dr. Beatrice Gorawantschy, seit Juli 2021 Leiterin des Auslandsbüros Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), zu der Verschiebung der Justizreform lapidar: "Das ist ein kleiner Erfolg, aber keine dauerhafte Lösung." Und sie fügt hinzu: "Der 27. März hat erneut gezeigt, dass Netanjahu der Getriebene ist. Die Tatsache, dass er nunmehr Benny Gantz öffentlich die Hand ausstreckt, kommt fast einem Hilferuf gleich."
Maria Sterkl zitiert in ihrer Hintergrundreportage für den STANDARD Yohanan Plesner vom Israelischen Demokratieinstitut mit den Worten: "Das ist kein Friedensangebot, eher eine Waffenruhe". Netanjahu versuche, Zeit zu gewinnen, "vielleicht um sich neu aufzustellen und möglichst neu durchzustarten". Wohl in der Hoffnung, dass sich die Proteste im Lauf der Pessach-Feiertage verlaufen und ermüden würden: "Israel steht nun zwischen Kompromiss und Schwindel".
Für Michael Backfisch offenbart die jüngste Entwicklung vor allem Netanjahus Schwäche, wie er in der BERLINER MORGENPOST notiert:
"Selbst wenn er die Justizreform jetzt ganz auf Eis legen würde: Seine Reputation wäre massiv beschädigt. Angesichts der Unruhe im Land muss er sich einen gefährlichen Kontrollverlust ankreiden lassen. Man kann sogar noch weiter gehen: Der Chef der rechtesten Regierung in der Geschichte des Staates Israel ist nicht mehr Herr der Lage. Er ist zur Geisel einer Koalition geworden, an der auch ultra-orthodoxe und erstmals auch rechtsextreme Parteien beteiligt sind."
Ähnlich auch Stefan Ahrens, der in seinem Kommentar für die TAGESPOST schreibt:
"Mit seinem Gesetzesvorhaben hat Netanjahu nicht nur Israel, sondern auch sich selbst in eine bedrohliche Situation gebracht. Denn die innenpolitischen Fronten im Land sind aufgrund der angestrebten Justizreform so verhärtet wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und nicht wenige Israelis sehen gegenwärtig sicherlich nicht im Iran, sondern im eigenen Ministerpräsidenten die größte Bedrohung für ihr Land."
Ulrich von Schwerin bemerkt wiederum in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, dass eine Reform der Justiz grundsätzlich durchaus sinnvoll erscheine, denn:
"Das Oberste Gericht hat sich in den letzten drei Jahrzehnten immer mehr Befugnisse gesichert, ohne dass dies demokratisch legitimiert wäre. Statt nur die Rechtmässigkeit politischer Entscheide zu prüfen, greift das Gericht immer wieder selbst in die Politik ein."
Freilich, so bemerkt er ergänzend, "zeigen die seit Wochen anhaltenden Streiks und Proteste eindrücklich, dass viele Israeli weniger die Machtfülle des Gerichts als die ungezügelte Macht der Regierung fürchten."
In einer interessanten Hintergrundanalyse schildert Joseph Croitoru in der TAZ die bereits seit Jahrzehnten andauernden Auseinandersetzungen um den Obersten Gerichtshof (OGH) in Israel, der aufgrund einer fehlenden Verfassung ein immer höheres Gewicht bekam:
"Der OGH war schon unter seinem Präsidenten Barak, dessen Amtszeit bis 2006 dauerte, von unterschiedlichsten Seiten heftiger Kritik ausgesetzt. So warfen Menschenrechtler und Besatzungsgegner dem Gericht Verrat an den eigenen Prinzipien vor, weil es willkürliche Internierungen und auch Folter von Palästinensern wiederholt abgesegnet hatte. Für die ultranationalistischen Siedler und auch die Ultraorthodoxen verkörpert der OGH bis heute eine 'Rechtsdiktatur' - und nicht nur für sie."
Die umstrittene Stellung des OGH wird auch in einem längeren, ebenfalls sehr interessanten Interview in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG mit dem Rechtsprofesser Eugene Kontorovich deutlich, der die israelische Regierung bei ihrer umstrittenen Justizreform beraten hat. Er erklärt, weshalb die Macht des Obersten Gerichts beschränkt werden soll und argumentiert beispielsweise:
"Das Gericht entschied, dass der Generalstaatsanwalt gegen jeden Regierungsbeschluss ein Veto einlegen kann. Diese Macht ist nicht gesetzlich verankert, sondern eine Erfindung des Gerichts. Nun beansprucht es gar die Macht, den Ministerpräsidenten absetzen zu können. Kurz gesagt: Wir haben eine Justiz, die durch keinerlei Kontrollmechanismen eingeschränkt wird und sich wie ein König verhält, der sogar seine eigene Nachfolge bestimmt. Mit der Reform würde das System viel demokratischer."
Auf die Frage, was denn aber passieren würde, wenn das Gericht eine beschlossene Reform kippen würde, antwortet er:
"Wenn das Gericht diesen Plan aufhebt, wäre das ein Justizputsch. Es würde sagen: Wir sind die obersten Machthaber. Dann hätten wir nicht nur eine Verfassungskrise, sondern das Gericht würde sich im Grunde als Regierungspartner der linken Parteien etablieren und die israelische Demokratie delegitimieren."
Auch Alan Posener erläutert in der WELT eine Reihe von Argumenten, die für die Notwendigkeit einer Justizreform in Israel sprechen. Netanjahus Reform, so Posener, mag teilweise problematisch sein, aber "eine Abschaffung der Demokratie bedeutet sie nicht. In gewisser Weise stärkt sie sogar die Demokratie, wenn man darunter die Herrschaft der frei gewählten Vertreter des Volks versteht. So sollen Vertreter des Parlaments bei der Wahl der Mitglieder des Obersten Gerichts ein größeres Mitspracherecht bekommen als bisher, wo das Gericht nachrückende Mitglieder mehr oder weniger selbstherrlich selbst rekrutieren konnte."
Letztlich seien auch weniger die konkreten Bestimmungen der Reform Ursache für die Wut der israelischen Demonstranten. Vielmehr sei das Oberste Gericht "eine der letzten Bastionen der säkularen Elite des Landes. Deshalb wird es zur Fahne, um die sich diese verängstigte Elite sammelt. Denn Israels Demografie verändert sich rapide. ... Die Gruppe der Haredim verdoppelt sich alle fünf Jahre und wird gegen Ende dieses Jahrzehnts fast so groß sein wie die der Araber, bis Ende des Jahrhunderts sogar die Bevölkerungsmehrheit bilden."
Vor allem vor diesem Hintergrund fragt er sich im Blick auf Deutschland:
"Gehört die Sicherheit Israels aber immer noch zur deutschen Staatsräson, wenn ein Großteil der Bevölkerung mehr mit der Kultur des Schtetl als mit Heinrich Heine, mehr mit den Traditionen der arabischen Welt als mit jenen des Abendlands zu tun hat, wenn der jüdische Staat, kurz und gut, weniger europäisch wird? Sie muss und soll es, denn die Demografie ist unerbittlich, und die Auseinandersetzungen um die Justizreform sind erst der Anfang."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Die nahezu hermetisch verschlossene Welt der Charedim, "der Gottesfürchtigen", ist mitunter auch vielen Israelis ein Rätsel. Sie wohnen meist in ihren eigenen Stadtvierteln und leben streng nach religiösen Regeln, von der Kleidung über das Essen bis zum Kontakt zwischen den Geschlechtern. Zum Zeitpunkt der Staatsgründung 1948 lebten in Israel einige Zehntausend von ihnen, mittlerweile sind es fast 1,3 Millionen - und ihre Zahl wächst schneller als die der nicht-religiösen Israelis. Dennoch gibt es unter ihnen immer wieder Menschen, die aus der ultra-orthodoxen Gemeinschaft aussteigen wollen - und dazu benötigen sie dringend Unterstützung, die sie beispielsweise im Barata-Haus in Jerusalem finden. Ins Barata kommen die, die nicht mehr zu ihren Familien können oder wollen, aber auf vertraute Gemeinschaft trotzdem nicht verzichten wollen. Manche tragen noch eine schwarze Kippa, den meisten aber ist nicht anzusehen, dass sie einmal ultraorthodox waren. In einer Reportage für CHRISMON stellt Felix Wellisch die Arbeit des Berata-Hauses näher vor und erzählt von einigen Aussteigern und deren Probleme: "Ist Gott wirklich so streng?"
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
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Am 1. April vor 90 Jahren begann gewissermaßen offiziell der organistierte Terror gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland. An diesem Tag marschierten gegen 10 Uhr morgens in zahlreichen Städten Kolonnen von SA und SS auf - und schrien: "Kauf nicht bei Juden!". Der Beginn des sogenannten Judenboykotts. Daran erinnern Dirk Hempel in einem Beitrag für den NDR mit Blick auf diesen Tag in Norddeutschland und Paul Theobald in der RHEINPFALZ am Beispiel der Kleinstadt Frankenthal: "Hass und Hetze auf Befehl".
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Im Ersten Weltkrieg meldeten sich zahlreiche jüdische Soldaten freiwillig zum Kriegsdienst. Auf den Schlachtfeldern wurden sie von Rabbinern betreut. Einer von ihnen war Martin Salomonski. Geboren und aufgewachsen im Berlin, studierte er an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität Orientalische Philologie und Philosophie, besuchte zudem gleichzeitig die hiesige Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums, an der er 1908 sein Rabbinatsexamen ablegte. Drei Jahre später folgte die Promotion an der Universität Tübingen mit einer Arbeit über antiken „Gemüsebau und Gewächse in Palästina“, wobei der Doktorand bereits das Amt eines Rabbiners in Frankfurt an der Oder bekleidete. Sein Weg war tragisch: als begeisterter Patriot und deutsche Jude, der sich freiwillig zum Einsatz im Ersten Weltkrieg meldete, führte sein Weg wenige Jahre später in die Vernichtung. Gabriel Wolfson zeichnet seinen Lebensweg für die BERLINER ZEITUNG eindrucksvoll nach: "Vom Schlachtfeld nach Auschwitz: Der jüdische Feldrabbiner Martin Salomonski".
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Was haben meine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Onkels, Tanten zur Zeit des Nationalsozialismus gemacht? Waren sie verstrickt in das Nazisystem? Waren sie gar an Verbrechen beteiligt? Das Interesse an diesen Fragen lässt nicht nach und steigt in der Enkel- und Urenkelgeneration jetzt sogar noch einmal an. Warum ist das so? Und noch wichtiger. was tut man, wenn man sich auf Ahnenforschung begeben will? Christine Hoch reflektiert in einem Beitrag für CHRISMON ausführlich diese Fragen und beschreibt, wie man bei einer Familiensuche vorgeht, wo man Unterstützung erhält und welchen Herausforderungen und Problemen man sich stellen muss: "War Opa ein Nazi?"
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Im März 1938 marschierte Hitlers Wehrmacht in Österreich ein - unter dem Jubel vieler Österreicher, die den „Anschluss“ ihres Landes an Nazi-Deutschland feierten. Zu wenige wehrten sich – und wenn doch, zu spät. Und nach dem Krieg sah man sich lange als Opfer. Bis heute sorgt der "Anschluss" für geschichtspolitische Debatten über die Rolle Österreichs in der Nazi-Zeit. DEUTSCHLANDRADIO gibt einen Überblick der wichtigsten Ereignisse und der Diskussionen von 1945 bis heute: "Der 'Anschluss' an Nazi-Deutschland vor 85 Jahren".
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Noch immer sorgt die Tournee des ehemaligen Pink-Floyd-Musikers Roger Waters in den Städten seiner geplanten Auftritte für "Verbotsdiskussionen". Der Israelfeind mit antisemitischen Parolen, der der Ukraine die Schuld am Krieg gibt, erwägt nun rechtliche Schritte etwa gegen die Stadt Frankfurt, wo man ihm ein Auftrittsverbot verängte. Nun hat die Debatte auch die Schweiz erreicht, wie Matthias Niederberger in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG berichtet: "Pink-Floyd-Gründer Roger Waters darf im April in Zürich auftreten. Wieso?".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Seit eine Gruppe sogenannter Reichsbürger mit Umsturzplänen enttarnt wurde, wird die Szene genauer beobachtet – sie ist sehr heterogen. Was sie eint: die Ablehnung der demokratischen Grundordnung. Ein Beitrag in DEUTSCHLANDRADIO erläutert, was die "Reichsbürger" und ihre Ziele sind und welche Konsequenzen die Politik aus den geplanten Umsturzversuchen zieht: "Rechtsterrorismus gegen den deutschen Staat".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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In einem Beitrag für das schweizer Nachrichtenportal WATSON resümiert Josef Lang das lange Ringen um die Aufnahme des Rechts auf Religionsfreiheit in der schweizer Bundesverfassung. Ausführlich geht er in diesem Zusammenhang zunächst auf die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten ein, um dann vor allem den Kampf um Religionsfreiheit für schweizer Juden und das Judentum als Religion zu schildern. Und schließlich macht er deutlich, dass gegenwärtig im Blick auf die Verfassung vor allem immer noch ein problematischer Umgang mit dem Islam und den Muslimen zu verzeichnen sei: "Religionsfreiheit - ein fremder Gast in unseren Tälern".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die sogenannten "Herrenhuter Losungen" sind in vielen christlichen Haushalten sehr populär. Ihr Grundprinzip ist sehr einfach: seit 292 Jahren lost die Evangelische Brüder-Unität aus 1800 alttestamentlichen Bibelstellen eine aus und stellt dieser eine neuttestamentliche Stelle gegenüber. Auch in der Familie des ehemaligen Israel-Korrespondenten und evangelischen Theologen Sebastian Engelbrecht gehörte die Lesung der Losung zum familiären Tagesbeginn. Nun aber kritisiert er in einem Beitrag für ZEITZEICHEN, dass die Zusammenstellung der Herrenhuter Losungen zu oft von alten anti-judaistischen Vorurteilen geleitet werden. Er führt eine Reihe von Beispielen an, die deutlich machen, dass die Kombinationsauwahl einer "Theologie der Antithese" folgt und durch gegensätzliche Motivpaare gekennzeichnet sind, die eine klare Rollenverteilung erkennen lassen, bei der das Alte Testament düster und dunkel und das Neue Testament hell und erleuchtet erscheint. Tatsächlich können in den von Engelbrecht dargelegten Beispielen ewig alte antijudaistische Traditionen offengelegt werden: vom strafenden Gott des AT und rettendem Gott des NT, der Ersetzung Israels als Gottesvolk durch die christliche Kirche bis hin zur versteckten Judenmission. Engelbrecht kommentiert abschließend:
"Wie Staat und Gesellschaft halten sich auch Kirche und Theologie für aufgeklärte Freunde der Juden in Deutschland, für Bundesgenossen Israels. Das ist erfreulich und gut. Nur spielt das kollektive Unbewusste auch den Aufgeklärten immer wieder einen Streich. Eingeübte judenfeindliche Motive kehren wieder, weil sie sich über Jahrhunderte ins Bewusstsein wie auch ins Unbewusste von Kirche und Gesellschaft eingegraben haben. Der kritische Blick in die Losungen zeigt, dass der Kampf gegen den Judenhass eine Aufgabe ist, die Generationen, ja Jahrhunderte dauern kann."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Im Pontifikat von Papst Franziskus wird der interreligiöse Dialog, auf den sich die Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil verpflichtet hat, mit neuen Akzenten fortgeführt. Franziskus betont immer wieder die gemeinsame interreligiöse Praxis und die konkrete Kooperation der Religionen für Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Erde. Und so ist sein Pontifikat geprägt durch eine bedeutsame positive und innovative Dynamik im Austausch mit Judentum, Islam und anderen Religionsgemeinschaften. Nun hat der Theologe und Religionswissenschaftlers Ernst Fürlinger erstmals eine Monografie vorgelegt, in der die wichtigsten Dokumente von Papst Franziskus zum interreligiösen Dialog in der offiziellen deutschen Übersetzung abgedruckt sind, wie KATHPRESS berichtet: "Neues Buch über Papst Franziskus und den interreligiösen Dialog".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Wähend zur Zeit viel Protest gegen die geplante Justizreform in Israel zu verzeichnen ist, gibt es noch ein weiteres Gesetzesvorhaben, das vor allem in nicht-jüdischen Kreisen in Israel große Sorge auslöst, wie VATICAN NEWS berichtet: Moshe Gafni und Yaakov Asher - zwei Mitglieder der Knesset – haben vergangene Woche einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die christliche Evangelisierung ausdrücklich verbietet und jeden Versuch, für das Christentum oder die Person Jesu Zeugnis abzulegen, für illegal erklärt. Für Zuwiderhandelnde sind im Falle eines Inkrafttretens Strafen von bis zu einem Jahr Gefängnis vorgesehen. Das vor allem auch bei amerikanischen Konservativen und Evangelikalen für Unruhe sorgende Vorhaben sei freilich ein Sturm im Wasserglas, meint wiederum ISRAEL HEUTE, denn:
"In all dem Lärm geht jedoch die Tatsache unter, dass Gafni denselben Vorschlag in der einen oder anderen Form bereits seit fast 25 Jahren unterbreitet. Gafni hat seinen Anti-Missionar-Gesetzentwurf zu Beginn jeder neuen Knessetperiode eingebracht, und jedes Mal hat er nicht einmal die minimale Unterstützung erhalten, die nötig gewesen wäre, um voranzukommen. Keine Partei außer dem Vereinigten Tora-Judentum und der anderen ultraorthodoxen Fraktion, Shas, hat ihn je unterstützt."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Hat die von der Schlange verführte Eva das Unglück in die Welt gebracht? Warum leiden Holocaust-Überlebende genauso an Gewissensqualen wie Nachfahren von NS-Tätern? Welchen Anteil an der Zerstörung des Planeten hat man als Handybesitzer? Das Jüdische Museum Wien (JMW) beleuchtet am Standort Judenplatz in seiner neuen Ausstellung das komplexe Menschheitsthema "Schuld" in unterschiedlichen Dimensionen und Bezügen. KATHPRESS und SALZBURGER ZEITUNG geben einen genaueren Einblick in die Ausstellung: "'Schuld' von Adam und Eva bis zum Holocaust".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Immer mehr Straßen und Parks werden nach Jüdinnen und Juden benannt, berichtet Christine Schmitt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Allerdings brauchen die Initiatoren der Umbenennungen immer sehr viel Geduld, denn es dauert mehrere Jahre, bis die Beschlüsse von den entsprechenden Instanzen abgesegnet sind: "Eine Frage des Namens".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Igor Levit ist spätestens seit seinen Online-Auftritten während der Corona-Lockdowns weit über den Kreis der Klassik-Liebhaber hinaus bekannt geworden. Und natürlich kenn man ihn inzwischen auch als politisch engagierten Zeitgenossen, der sich immer wieder an aktuellen Diskussionen beteiligt. Die studierte Literaturwissenschafterin und Autorin Regina Schilling hat Levit über zwei Jahre begleitet, „sehr feinfühlig“, wie der Gefilmte konstatiert. Sie zeigt ihn bei Konzerten, Plattenaufnahmen, PR-Terminen, auf Reisen oder beim Einkaufen in einer Boutique. Zu sehen ist das alles in dem Dokumentarfilm "Igor Levit – No Fear", den Marta Halpert für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA näher vorstellt: "Igor Levit – Porträt eines Ausnahmekünstlers".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Man kennt hin als Kommissar im Kroatien-Krimi, er spielte mit im oscarprämierten Film »Die Fälscher«, mit Kevin Costner macht er während der Drehpausen in seinem Wohnwagen Musik. Das Leben von Lenn Kudrjawizki ist aufregend und abwechslungsreich. Doch es ist so viel mehr als eine reine Schauspielerbiografie. Es ist die Geschichte eines Jungen, der mit seinem Vater durch die wilde Landschaft des Kaukasus streift und von den Schicksalen seiner jüdischen Vorfahren erfährt. Eines Teenagers, der in der DDR eine familiäre Achterbahn durchlebt und mit 19 von seinem geliebten Vater Abschied nehmen muss. Eines jungen Mannes, der sich um der Trauer zu entfliehen in die Arbeit stürzt und dabei fast selbst verliert. Nun hat er seine Familie porträtiert und schreibt von der Suche nach seinen jüdischen Wurzeln, wie Knut Eltstermann für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Uneitles Dokument".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Von 1945 bis 1957 lebten im bayerischen Wolfratshausen im Ortsteil Föhrenwald zeitweise mehr als 5000 Juden, Überlebende des Holocaust – mit Synagogen, Religionsschulen und einer eigenen Universität für Rabbiner. Föhrenwald hatte eine jüdische Selbstverwaltung, eine jiddische Zeitung und eine jüdische Polizei. 1957 wurde Föhrenwald aufgelöst, die Bewohner auf deutsche Großstädte verteilt. Föhrenwald wurde umbenannt und aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Der Ort steht exemplarisch für einen weitgehend unbekannten Teil der deutschen Geschichte. Alois Berger, selbst dort aufgewachsen, hat sich auf Spurensuche begeben und erzählt in seinem Buch "Föhrenwald, das vergessene Schtetl" die Geschichten der Überlebenden, denen, die nach Israel gingen, und denen, die aus dem Land der Täter nicht wegkonnten. Christoph Renzikowski hat es für das schweizer Portal AUDIATUR gelesen: "Die verdrängte Geschichte des letzten europäischen 'Schtetls'”.
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
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Heute Abend zwei hoch interessante Dokumentationen im TV: zum einen ein Dokumentarfilm von Simon Brückner mit einem ebenso unaufgeregten wie genauen Blick ins Innere der AfD, einer umstrittenen und mit internen Konflikten ringenden Partei. Und zum anderen ein Dokumentarfilm der israelischen Filmemacherin Yael Reuveny, dessen Ausgangspunkt das Foto einer israelischen Schulklasse aus dem Jahr 1988 ist. Als sich ihre Wege trennten, waren sie voller Hoffnung auf Frieden. In Super-8-Aufnahmen aus ihrer Kindheit und pointierten Kurzporträts ihrer damaligen Mitschüler überdenkt die Filmemacherin ihr eigenes Selbstverständnis und das ihrer Generation und fragt nach, warum es keinen Frieden mit den Palästinensern gibt.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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