Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
19.04.2023 - Nr. 2029

ACHTUNG:

In der Zeit von 20. April bis Dienstag, 9. Mai 2023, erscheint KEIN COMPASS. Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Mittwoch, 10. Mai 2023.


Guten Tag!

Nr. 2029 - 19. April 2023



In einem Beitrag für das ZENTRUM LIBERALE MODERNE, einem 2017 von Ralf Fücks, ehem. Vorstand der Heinrich-Böll-Stifung, und der ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärin Marieluise Beck gegründeten Zusammenschluss liberaler Kräfte, schildert der ehemalige Israel-Korrespondent der ARD, Richard C. Schneider, wie sehr der geplante Umbau der Justiz und die aktuelle Krise in Israel auch und gerade das Verhältnis zu den USA belasten. Auch die traditionell intensive Zusammenarbeit von Militär und Geheimdiensten zwischen den beiden Ländern könnte auf dem Spiel stehen. Die Auswirkungen der Krise setzen Joe Biden verstärkt unter Druck, dessen Demokratische Partei bereits immer mehr auf Distanz zu Israel gehe. Schneider erörtert die Handlungsoptionen, die Biden noch bleiben und spekuliert über Netanyahus Motive, die historisch guten Beziehungen zu den USA zu gefährden: "USA: Sorge um die Zukunft der Demokratie in Israel".
Und als ob das alles nicht schon genug Herausforderungen für das israelisch-amerikanische Verhälntnis wäre, sorgt auch noch  und Sohn des israelischen Ministerpräsidenten Jair Netanjahu für zustäzliche Spannungen mit den USA, wie Maria Sterkl für die BERLINER MORGENPOST berichtet. Denn der Mitdreißiger, den viele bereits als eigentlichen Strippenzieher hinter seinem Vater sehen, provoziert mit seinen Rundumschlägen auf Social Media immer öfter den Bündnispartner USA, so dass sich nun Israels Premierminister gennötigt sieht, auf ungewöhnliche Weise die internationalen Konflikte seines Sohnes zu regeln: "So sorgt Jair Netanjahu für Spannungen mit den USA".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Während die umstritten Justizreform derzeit noch im Fokus der Aufmerksamkeit steht, plant die Regierung bereits das nächste brisante Projekt: die Pläne zur Aufstellung einer Nationalgarde, di edem ultrarechte Politiker Ben-Gvir unterstehen soll. Wie die Justizreform ist freilich auch dieses Projekt höchst umstritten, bei dem noch nicht einmal klar ist, welchen Status eine solche Nationalgarde tatsächlich erhalten wird. Soll die geplante Nationalgarde eine neue Polizeieinheit oder eine Privatmiliz für den ultrarechten Politiker Ben-Gvir sein? Selbst innerhalb des Sicherheitsapparates stoßen die Pläne auf Kritik, wie Inga Rogg in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schildert und den Stand der Disskusion zusammenfasst: "Israels geplante Nationalgarde".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einem Beitrag für nd.DERTAG (vormals NEUES DEUTSCHLAND) kritisiert der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, die Pläne für eine Justizreform in Israel. Setze sich die Administration um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu durch, so Gysi, dann bedeute es "das Ende der Gewaltenteilung" in dem jüdischen Staat. Er spricht von einem Angriff auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durch eine Koalition aus konservativen und rechtsextremen Parteien. "Allerdings spielt die Frage der Palästinenserinnen und Palästinenser bei der Auseinandersetzung so gut wie keine Rolle", so der Außenpolitiker weiter. "Letztlich sind aber Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mit Besatzung niemals wirksam durchzusetzen."
Der Link zum Kommentar in der RubrikISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Israel ist von jeher gespalten – eine Einheitsfront der Juden gibt es nicht, sie ist ein Hirngespinst der Judenfeinde" schreibt der deutsch-jüdische Historiker in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, in dem er einen kleinen historischen Rückblick auf die innerjüdischen Auseinandersetzungen und Spannungsfelder der letzten Jahrzehnte präsentiert und dabei vor allem das Verhältnis zwischen Juden in der Diaspora und in Israel in Blick nimmt. Das wiederum fügt er in die weltpolitische Lage im Kontext des Nahost-Konflikts ein. Dabei fragt er u.a. auch, woher insbesondere in Westeuropa "die fundamentale Unbeliebtheit des jüdischen Staates" rührt:
"Ein wichtiger Grund ist, dass die jüdischen Israeli nach zweitausend staatslosen jüdischen Jahren ihren Staat nahezu ikonisch verehren. Daher sowie aus militärischen Gründen hat für sie das staatliche Territorium als Land eine existenzielle Bedeutung. Zudem ist Westeuropäern das volksbezogene Wir von Juden und Israeli suspekt. Schliesslich fällt es den mehrheitlich religionsfernen Westeuropäern (nicht nur Juden gegenüber) schwer, Religion als politischen Faktor hinzunehmen."
Abschließend beantwortet er seine selbstgestellte Frage nach der Zukunft Israels wie folgt:
"Erstens bewirkt die vielfache Spaltung Israels einen starken Exodus der mehrheitlich aschkenasischen, weltlichen Bildungs- und Wirtschaftselite. Doch der in Europa, und auch in den USA, zunehmende Antisemitismus mit seiner antizionistischen Variante bedroht das alte und neue aschkenasische Diaspora-Judentum. Das ist ideell und existenziell eine Katastrophe und bewirkt einen neuen Exodus: die Rückkehr der Aschkenasim in ein dann noch orientalischeres und religiöseres Israel. Sofern es trotz einem bald nuklear gerüsteten Iran noch besteht."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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„Es war eine Überraschung für die Deutschen“, erinnert sich 2008 in einem Interview Marek Edelman, einer der überlebenden Widerstandskämpfer des Aufstandes im Warschauer Ghetto, an den Morgen des 19. April 1943: „Die Deutschen waren ganz früh an diesem Tag gekommen. Sie hatten offenbar vor, das Ghetto bis zum Geburtstag Hitlers einen Tag später, am 20. April, zu liquidieren. Sie glaubten offenbar, dass sie es im Laufe dieses einen Tages schaffen würden. Aber wie sich dann gezeigt hat, war das nicht möglich.“ Es war heute vor 80 Jahren als rund 850 SS-Männer damit begannen, in das Warschauer Ghetto einzurücken - und auf heftige Gegenwehr trafen. Bewaffnete Gruppen, angeführt auch von dem damals 23 Jahre alten Marek Edelmann, sorgten dafür, dass sich die Deutschen erst einmal zurückziehen mussten. „Die Soldaten hatten Angst, dass sie von uns getroffen, erschossen werden. Also flüchteten sie. Sie versteckten sich irgendwo an den Toren zur Straßenseite. Auf den Straßen selbst aber war niemand mehr. Die Straße gehörte uns. Und das war eine große Genugtuung. Keiner hatte geglaubt, dass man mit ein paar selbstgebastelten Handgranaten und einigen Pistolen eine so große Zahl von gut bewaffneten Soldaten in die Flucht schlagen konnte.“
Eine Reihe von Beiträgen erinnern heute an den 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Darunter u.a. ein Beitrag von Stefan Braun, der in der TAZ an den polnisch-jüdischen Politiker Szmuel Zygielbojm erinnert, der 1940 über Belgien und Frankreich in die USA gegangen war, um über die Situation in Europa zu berichten und eindringlich vor der Vernichtung des Judentums warnte. Niemand wollte ihn hören. Nach der Niederschlagung des Aufstands durch deutsche Truppen beging Zygielbojm am 12. Mai 1943 "aus Protest gegen die weltweite Tatenlosigkeit" Suizid: "Vergebliche Aufklärung". Und im TAGESSPIEGEL meldet sich Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, zu Wort. Er schreibt u.a.:
"Der jüdische Widerstand im dunkelsten Moment jüdischer Geschichte wirkt trotz seiner Tragik, die auch den Warschauer Ghetto-Aufstand ausmacht, wie ein Antidepressivum in der ansonsten so bedrückenden Erinnerung an diese Zeit. Die Erinnerung an ihn sollte nicht in der Vergangenheit verharren, sondern ein Zeichen des Aufbruchs sein, der mir gegenwärtig so wichtig wie kaum zuvor erscheint."
Ebenfalls erwähnenswert, dass erst vor wenigen Wochen das Historische Museum der polnischen Juden eine wichtige Entdeckung vorgestellt hat, nämlich die bislang einzigen bekannten Fotos des Aufstands, die nicht von deutschen Besatzern stammen. Sie wurden vom polnischen Feuerwehrmann Leszek Grzywaczewski (1920-1993) angefertigt. Sein Sohn entdeckte die Negative in einer Kiste mit Filmrollen. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und die BILD-ZEITUNG berichten und bringen einige Beispiele: "Heimliche Privat-Fotos vom Warschauer Ghetto-Aufstand".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Jährlich besuchten etwa 40.000 israelische Jugendliche Holocaust-Gedenkstätten in Polen – bis Streitigkeiten zwischen beiden Ländern die Reisen vor knapp zwei Jahren beendeten. Dass diese Reisen ausgesetzt wurden, war seinerzeit der Höhepunkt einer Reihe von Unstimmigkeiten im israelisch-polnischen Verhältnis. So verabschiedete beispielsweise das polnische Parlament ein umstrittenes Gesetz, das die Rückgabe von im kommunistischen Polen beschlagnahmten Eigentum erschwerte und auch Holocaust-Überlebende traf. Nun sollen die Reisen wieder aufgenommen werden, aber Warschau stellt Bedingungen, die Israel empören, wie Philipp Fritz in der WELT berichet: "Schatten über dem Holocaust-Gedenken".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Konrad Zuse, geboren 1910 in Wilmersdorf (ab 1920 Berlin), gestorben 1995, gilt als Vater des Computers. Der geniale Berliner Ingenieur baute seine ersten Rechenmaschinen allerdings im Umfeld des Nationalsozialismus und einer NS-kompatiblen Agenda. Zwar war er nie Mitglied der NSDAP, aber er hatte "Vorstellungen, wie seine Produkte der Sache dienen könnten. Aus einer Notiz Zuses geht 1942 unter dem Stichwort „Verwandtschaftslehre“ hervor, dass er über „die Möglichkeit, Verwandtschaftsbeziehungen von zwei beliebigen Menschen A, B zu berechnen“, nachdachte. Einerseits harmlos, andererseits potenziell tödlich in einer Zeit, als der nationalsozialistische Staat die Auslöschung aller Juden in die Praxis umsetzte. Maritta Adam-Tkalec beschreibt in einem eindrucksvollen Beitrag für die BERLINER ZEITUNG, wie Zuse die Nutzung der Rechner für die „systematische Rassenforschung, Ahnenforschung“ und als „Unterlage für die Vererbungslehre“ anlegte: "Computer-Erfinder Zuse: Modernitätsschub in Nazi-Deutschland".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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1979 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ruhollah Chomeini die sogenannten Al-Kuds-Kundgebungen (Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem) ins Leben gerufen, die seitdem jedes Jahr am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan stattfinden - allerdings keineswegs nur im Iran, sondern u.a. immer wieder auch in Deutschland. Ziel der Demonstrationen ist die Unterstützung des palästinensischen Widerstands gegen Israel. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Auch in diesem Jahr waren entsprechende pro-palästinensische Kundgebungen u.a. in Berlin, Köln und Frankfurt geplant. Während die Berliner Demo bereits im Vorfeld gerichtlich untersagt wurde, fand sie in Köln zunächst statt, wurde aber im Verlauf wegen antisemitischer Äußerungen polizeilich aufgelöst. In Frankfurt wiederum konnte sie weitgehend ungehindert stattfinden, trotz wiederholter Sprechchöre wie „Freiheit für Palästina“, „Frieden für Jemen“ oder „Muslime, Juden und Christen: Hand in Hand gegen Zionisten“, wie Steven Micksch für die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet: "Protest gegen Zionismus, 'Apartheid' und Israel".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

25 Anzeigen gingen vergangenes Jahr gegen die umstrittene Kunstschau Documenta ein – von Volksverhetzung und Antisemitismus war die Rede. Nun hat die Staatsanwaltschaft Kassel die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Künstler, Kuratoren, die Leitung der "documenta fifteen" sowie gegen politisch Verantwortliche wegen Volksverhetzung abgelehnt: Eine Straftat liege nicht vor. Kathrin Meyer hat für die HESSISCH-NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE zwei der 25 Kläger, ein Ehepaar, besucht und mit ihnen gesprochen: das Ehepaar Bernadette und Joachim Gottschalk in der Nähe von Hannover. Bernadette Gottschalk ist Jüdin. Ein Großteil ihrer Familie war im Konzentrationslager in Auschwitz ermordet worden, auch ihre Großeltern. Seit vielen Jahren kämpft das Paar daher gegen Antisemitismus. Gegen die richterliche Entscheidung will das Ehepaar Gottschalk jetzt mit einer Beschwerde vorgehen: "Diskussion muss weitergehen“.
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Fast 20 Prozent der Österreicher glauben, dass Jüdinnen und Juden zumindest eine Teilschuld an ihrer Verfolgung haben. Das geht aus der aktuellen Antisemitismus-Studie des österreichischen Parlaments hervor, den Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Dienstag präsentierte. Geleitet hat sie die Politikwissenschaftlerin Eva Zeglovits vom Institut für empirische Sozialforschung in Zusammenarbeit mit Thomas Stern von Braintrust, einer Agentur für Wissensvermittlung. Der Befund der Studie ist alarmierend. 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung würden demnach einem manifesten Antisemitismus anhängen, also rassistische Stereotypen von Juden bedienen, den Holocaust leugnen oder Schuldumkehr betreiben. Fast ein Drittel der Österreicher, 32 Prozent, hätte latent antisemitische Einstellungen, glaubt also an antijüdische Verschwörungstheorien oder daran, dass ohne Israel Frieden im Nahen Osten herrschen würde. 2000 Menschen wurden dafür befragt, zusätzlich wurde eine weitere Stichprobe mit knapp 1000 Leuten erstellt, die türkischen oder arabischen Migrationshintergrund aufweisen. Unter ihnen ist laut den Ergebnissen der Studie der Antisemitismus besonders stark verbreitet. Der österreichische STANDARD und das österreichische Nachrichtenmagazin PROFIL sowie das jüdische Stadtmagazin WINA fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen - und natürlich kann man auch die Umfrage selbst - als Kurz- wie auch Langfassung - im Original herunterladen: „Auf Krise folgt Antisemitismus“.
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Ist Antisemitismus unter Muslimen und unter Menschen mit Migrationshintergrund stärker verbreitet als unter Nicht-Muslimen und Menschen ohne Migrationshintergrund? Ja - lautet das Ergebnis einer Untersuchung der Technischen Universität (TU) Berlin im Auftrag des "Mediendienstes Integration", über die der SPIEGEL berichtet. Demzufolge ist Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland in der Tat weit verbreitet. Doch die Autorin der Studie mahnt gleichwohl zur Differenzierung – und präsentiert auch überraschende Ergebnisse: "Antisemitismus unter Muslimen und Menschen mit Migrationshintergrund".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Tierschutz ist noch nicht im religiösen Mainstream angekommen. Das Christentum, Judentum und der Islam enthalten nicht nur Elemente ritueller Gewalt, sondern haben auch zur Abwertung von Tierleben beigetragen. Das meint zumindest Simone Horstmann, katholische Theologin und Gründungsmitglied des European Research Network «Transcending Species – Transforming Religion», das sich gegen eine religiös-imprägnierte Feindlichkeit gegenüber Lebewesen jeglicher Art einsetzt. In einem Beitrag für das schweizer Portal RELIGION erläutert sie, warum die Begegnung mit Religion für viele Lebenwesen etwas ist, das ihnen all zu oft mehr schadet als dass es etwas merklich Gutes für sie bereithält: "Religiöse Gewalt an Tieren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Tausende von Christen drängten sich am Samstag in Jerusalem zum traditionellen Ritus des Heiligen Feuers vor dem orthodoxen Osterfest, obwohl die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt verschärft wurden. Nur 1800 Gläubige wurden zugelassen, was vor der Zeremonie zusätzlich für Spannungen sorgte zumal orthodoxe Geistliche die Beschränkungen offen kritisierten. Gleichzeitig war der vergangene Freitag auch der letzte Freitag im Ramadan, an dem seit 1979 auch der sogenannte al-Quds-Tag (siehe Rubrik Antisemitismus) begangen wird. Und während also Juden das Ende des Pessach-Festes feierten und orthodoxe Christen das Osterfeuer entzündeten pilgerten auch noch eine Viertelmillion Muslime am Mittag auf den Tempelberg, am Abend sollen es noch einmal 200.000 Gläubige gewesen sein. Die Angst vor Provokationen, die das Fass zum Überlaufen bringen könnten, war groß, wie Lukas Moser in seiner eindrucksvollen Reportage für die BERLINER ZEITUNG über dieses Nebeneinander der Anhänger dreier Weltreligionen am vergangenen Wochenende schildert. Unterdessen bilanziert der neue Abt der Dormitio-Abtei in Jeruslaem im Rückblick die angespannte Lage, in der dieses Jahr das christliche Osterfest in Israel begangen wurde. Im Interview mit DOMRADIO scheut er sich nicht, "Ross und Reiter" zu nennen: „Definitiv nicht hilfreich in dieser Situation ist die gegenwärtige israelische Regierung, die in Teilen rechtsradikal ist.“ Und weiter:
„Von der Regierungsbank kommen Töne, die vor einigen Jahren undenkbar gewesen wären, von offizieller Regierungsseite ist so etwas sagbar geworden“, erklärte der Benediktiner. "Die ‚Hooligans der Religion‘ bekommen gerade massiven Rückenwind."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Welche Feste wurden zur Zeit Jesu gefeiert? Und lässt sich ihre Form rekonstruieren? Und welche dieser Feste wurden von Jesus selbst gefeiert?  Dieser Frage geht Oliver Rölver, der Neues Testament am Institut für Katholische Theologie der Universität zu Köln lehrt, in einem Beitrag für KATHOLISCH.de nach. Eine Spurensuche durch die neutestamentlichen Texte zeigt dabei, so Rölver, wie die jüdischen Feste ein Hintergrundrauschen der erzählten Jesusgeschichte bilden: "Jesus und die jüdischen Feste seiner Zeit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Lange Zeit hatten Juden in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion den Mythos eines Sowjetjudentums am Leben erhalten, weil die Sowjetunion sie vor dem Holocaust gerettet hatte. Doch nach der Auswanderungswelle in den Neunziger Jahren stellt nun vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die jüdischen Gemeinschaften beider Länder - der Ukraine und Russlands - vor besondere Zerreißproben, die Bodo Bost in einem Beitrag für die TAGESPOST schildert. Er macht deutlich, dass in beiden Ländern Juden immer noch in führenden Positionen aktiv sind. Besonders gelte dies, wenn man die Rolle der Oligarchen in beiden Ländern betrachtet. Vor diesem Hintergrund berichtet er über die Entwicklungen und Herausforderungen, die sich den jüdischen Gemeinschaften der beiden Länder unter dem Zeichen des aktuellen Krieges stellen: "Zerbrochene Einheit".
Der Link zu deinem Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Symbole des jüdischen Glaubens sind - wie in anderen Religionen auch - vielfältig und Teil der kollektiven Identität. Sie stiften Zugehörigkeit und Verbundenheit und verweisen auf wesentliche Ansichten und Werte der religiösen Gemeinschaft. Ein Beitrag auf den Seiten des MDR gibt einen Überblick, was die jüdischen Symbole heute für eine Bedeutung haben. Mit dabei sind nicht nur relativ bekannte Symbole wie Menora, Davidstern, Sabbatkerzen, Mikwe oder Tora, sondern auch eher unbekannte wie Chamsa, Mechiza oder Mesusa: "Von Davidstern, Kippa und Toraschrein".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das Judentum ist einigen Religionen in feministischer Hinsicht in manchem weit voraus: Die weltweit erste Rabbinerin etwa gab es in Deutschland schon 1935 – Regina Jonas, die später im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Die jüdische Feminismus-Bewegung entstand in den 1970er Jahren in Amerika und schwappte auch nach Deutschland. Zwar gibt es inzwischen wieder deutsche Rabbinerinnen, mit Helen Braun sogar eine queere, doch auch hier gibt es in Sachen Gleichberechtigung noch Luft nach oben. Das Magazin WATSON sprach vor diesem Hintergrund mit der Autorin, Jüdin und Feministin Laura Cazés. Sie ist Mitinitiatorin des "Jewish Women Empowerment Summit" und arbeitet in der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. U.a. sagt sie:
"Interessant ist ja erst mal, dass jüdische Feministinnen auch den deutschen Feminismus total geprägt haben. ... Man hat deutschen jüdischen Feministinnen ganz schön viel zu verdanken und erkennt das gar nicht an."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

„Der Riss der Zeit geht durch mein Herz“ ist ein Heinrich-Heine-Zitat, das Hertha Pauli auf ihren Fluchtwegen über Zürich, Paris, Marseille, Lissabon bis in die USA begleitet hat - und das zum Titel iher Autobiographie wurde. Pauli ist ihren Weg nicht alleine gegangen, sondern mit Freunden, deren Namen heute wie das Who‘s who der deutschsprachigen Emigration klingen: Joseph Roth, Walter Mehring, Franz und Alma Werfel und vor allem Ödön von Horváth, dem sie eines der schönsten Kapitel dieses wunderbaren und lange vergessenen Erinnerungsbuches widmet. In den späten Jahren pendelte Hertha Pauli regelmäßig zwischen ihrer neuen Heimat New York und ihrer Geburtsstadt. Zu einer Zeugin der Zeit war sie geworden, einer Zeit, von der zu berichten heute die europäische Kultur, ja unser ganzes Leben prägt. Anita Pollak stellt die seit kurzem wieder greifbare Autobiographie und ihre Autorin im jüdischen Stadtmagazin WINA näher vor: "Zerrissene Herzen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Braucht es die Kirchen noch? Eine Frage, die nicht nur unter Kirchenmitglieder, sondern auch in nicht-christlichen Kreisen immer wieder heftig diskutiert wird. Im Seminar "Theologie für Greenhorns" an der Uni Würzburg werden in diesem Sommersemester 16 Studentinnen und Studenten nicht-theologischer Fächer offen und kontrovers hierüber diskutieren. "Dies werden wir auf der Grundlage von Fakten tun", sagte Katharina Leniger vom Lehrstuhl für Christliche Sozialethik zum Auftakt des Seminars im Interview mit dem SONNTAGSBLATT und erklärt Sinn und Ziel ihres Seminars für "Greenhorns": "Warum in einem Uni-Seminar theologische Laien über die Kirche diskutieren".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Sieben Erzählungen, so viele, wie Kerzen am siebenarmigen Leuchter brennen: eine Erinnerung an eine untergegangene tschechisch-jüdisch-deutsche Welt in einer ostböhmischen Kleinstadt, die Josef Škvorecký in »Der siebenarmige Leuchter« versammelt hat, Geschichten über jüdisches Leben im Städtchen K. Alexander Kluy hat den Band für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen: "Ein Atlantis in Böhmen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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