ACHTUNG:
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Der 1961 in Ankara geborene, in Berlin lebende Autor Zafer Senocak betont in einem Beitrag für die TAZ, dass der gegenwärtige Krieg zwischen Israel und der Hamas vor allem ein Krieg sei, "den jüdische und arabische Fanatiker kämpfen. Der Extremismus lebt vom blinden Glauben, und im Heiligen Land leben nun einmal viele Blindgläubige. Sonst wäre es ja auch nicht das Heilige Land. Es sind Glaubende, für die aufklärerisches Denken und Menschenleben wenig bedeuten." Insbesondere die islamistischen Bewegungen verfolgten nur ein Ziel, nämlich: "liberale Demokratien zu zerstören und die offene Gesellschaft nach den Regeln der Scharia zu ersetzen. Beispiele religiöser Diktaturen und die Zersetzung pluralistischer Systeme durch islamisch inspirierte Politiker gibt es genug. Jeder weiß, wie erbärmlich das Leben in solchen Ländern aussieht."
Gleichwohl ist das Hauptanliegen seines Essays, die jüngsten Ereignisse zu "kontextualisieren". Er schreibt:
"Jeder von uns weiß, dass der Konflikt nicht an diesem schrecklichen 7. Oktober begonnen hat und dass es brutalisierte Kräfte auf beiden Seiten gibt, die ihn schüren. Unsere Lebenslüge aber heißt: Israel ist das Opfer, Palästinenser sind Aggressoren, Terroristen."
Ebenfalls in der TAZ fragt sich der studierte Phyiker, Philosoph und Publizist Gabriel Berger, welche Art von Staat wohl entstünde, würde die Hamas gewinnen? Ein Staat für die Palästinenser? Siher nicht, hält der den Isrelkritikern entgegen. Der Hamas seien die Palästinenser herzlich egal, mehr noch:
"Die toten Palästinenser sind die Trumpfkarte der Hamas. Denn je mehr tote palästinensische Zivilisten zu beklagen sind, umso lauter werden weltweit die Proteste gegen Israel, umso wackliger auch die Unterstützung Israels im Westen. Nach der Logik der Hamas muss es möglichst viele tote Palästinenser geben. ... Ja, die Politik Israels ist in den letzten Jahren tatsächlich nicht besonders klug gewesen. Und ja, die Israelis müssen, ob sie es wollen oder nicht, mit ihren palästinensischen Nachbarn leben. Aber: Es war die Hamas, die durch den Anschlag vom 7. Oktober mit großem Erfolg nicht nur die Annäherung Israels an die arabischen Staaten, sondern auch eine friedliche Zukunft für Palästina sabotiert hat. Hamas-Terroristen sind eben keine palästinensischen Patrioten, weil ihnen, entgegen ihren lautstarken Beschwörungen, das Leben ihrer eigenen Bevölkerung völlig gleichgültig ist."
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Die Terrorattacke der Hamas zielte darauf, Israel zu schwächen - und könnte das Gegenteil erreicht haben. Diese These vertritt Sacha Wigdorovits in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Seine Begründung ist interessant. Zum einen ist er überzeugt, dass Netanyahus politische Karriere spätestens mit dem Ende des Kriegs ebenfalls ihr Ende findet und damit "auch die umstrittene Justizreform vom Tisch" sein wird, "welche die israelische Gesellschaft in den Monaten vor dem Gazakrieg tief gespalten hat und beinahe zu einer Staatskrise führte. Ausserdem wird es auf absehbare Zeit – unter Umständen sogar für immer – das letzte Mal gewesen sein, dass eine derart rechte Regierung die Macht in Händen hielt. Und dass dabei religiös-nationalistische und ultraorthodoxe Splitterparteien das Zünglein an der Waage spielen und die politische Agenda diktieren konnten."
Vor allem aber und entscheidend sei, so Wigdorovits, dass die Ereignisse vom 7. Oktober vor allem für
"jüngere ultraorthodoxe Israeli ein Weckruf [war]. Sie realisierten, dass auch sie einen aktiven Beitrag zur Sicherung des Staates beitragen müssen." Das neue Verantwortungsbewusstsein unter den Orthodoxen zeichne sich jetzt schon ab, denn es habe dazu geführt, "dass seit Ausbruch des Krieges 120 ultraorthodoxe Israeli in die Armee eingetreten sind und 3000 weitere sich schriftlich dazu bereit erklärt haben."
Im Interview mit dem Theaterfeuilleton NACHTKRITIK spricht der israelisch-palästinensische Schauspieler Ala Dakka über die aktuelle Situation in Israel. Kurz vor dem Überfall der Hamas gewann er als Dramatiker den Preis des wichtigsten israelischen Freie-Szene-Festivals. Bis dahin war Ala Dakka vor allem als Schauspieler bekannt: am Cameri Theater in Tel Aviv und in der israelischen Netflix-Serie "Fauda" etwa. Wie schaut er, in Israel als Kind muslimischer Eltern geboren, auf die Lage? Er habe, so berichtet er, sowohl bei den Massakern der Hamas als auch bei Israels Militäroffensive in Gaza Verwandte und Bekannte verloren. Was in Gaza passiere sei grauenhaft,
"aber als Bürger dieses Landes muss ich Ihnen sagen: Die Leute auf der Welt sind wirklich blind, wenn sie das Ausmaß des Schocks nicht begreifen, den diese Ereignisse hier bewirkt haben - ich meine: Kein Land würde sich so etwas gefallen lassen, nicht in den wildesten Träumen! Kein Land auf der Welt würde akzeptieren, dass 1400 seiner Bürger an einem einzigen Tag brutal ermordet werden... Und dann sollen sie an die Leiden der Palästinenser denken und mit Nachsicht reagieren? Als ein Palästinenser, der hier lebt, sage ich Ihnen: Das Trauma, das diese Ereignisse ausgelöst haben, ist enorm. Mir scheint, dass die internationalen Medien blind dafür sind. Aber ich erlebe auch die Blindheit eines Teils der jüdischen Gesellschaft hier gegenüber dem, was gerade in Gaza passiert. Gaza ist jetzt ein Schlachthaus."
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Deutschlands bekanntester und möglicherweise einflussreichster Philosoph Jürgen Habermas hat sich zu den Terroanschlägen am 7. Oktober in Israel, dem laufenden Gegenschlag Israels im Gazastreifen und zu den antisemitische Reaktionen auf Israels Vorgehen geäußert. Das Statement ist überschrieben mit „Grundsätze der Solidarität. Eine Stellungnahme“, erschien am 13. November auf Deutsch und Englisch auf der Website des Forschungszentrums Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Habermas und seine drei Mitverfasser sprechen von einem „prinzipiell gerechtfertigten Gegenschlag“ Israels auf den „an Grausamkeit nicht zu überbietenden Angriff der Hamas“. Aber: „Grundsätze der Verhältnismäßigkeit, der Vermeidung ziviler Opfer und der Führung eines Krieges mit der Aussicht auf künftigen Frieden müssen dabei leitend sein“.
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Unter den Geiseln, die die Hamas entführt hat, befinden sich auch einer Reihe von Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Vor wenigen Tagen nun war eine Delegation von Angehörigen in Berlin, um in Deutschland nach Unterstütung zu suchen. Judith Poppe hat sie für die TAZ begleitet und schreibt u.a.:
"Die Delegation in Deutschland bleibt durchweg diplomatisch. Kritik an der israelischen Regierung üben sie hier nicht. Es könnte daran liegen, dass sie in dieser Zeit nicht schlecht über ihr Land sprechen wollen. Und vielleicht auch vor allem nicht hier, in Deutschland. Nur zu einem Satz lässt sich Ofir Weinberg, die 24-Jährige, die so früh die Regeln der Diplomatie erlernt hat, hinreißen: 'Wenn all das vorbei ist, dann werden wir uns alle hinsetzen und die Rechnung machen.'"
Angesichts des Terrorangriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel empfinden viele die Reaktion in Deutschland als distanziert und teilweise antisemitisch. Vor diesem Hintergrund erinnert Markus Decker im REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND an eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die auf Befragungen aus dem Herbst 2021 basiert. Diese Studie liefere Erkärungen für eine vielfach als israelkritisch empfundene Stimmung in der deutschen Öffentlichkeit zwei Jahre später. Und in der Tat, hält man sich die seinerzeit erhobenden Daten vor Augen, scheinen sie im Blick auf die gegenwärtigen Ereignisse ein dramatisches Gewicht zu erhalten. "Studie der Bertelsmann-Stiftung: Viele Deutsche stehen Israel distanziert gegenüber".
Deutschland, die USA und Großbritannien stehen nach dem Hamas-Angriff fest hinter Israel. Gegen Israel, so heißt es jedenfalls hierzulande oft, seien nur muslimisch geprägte Länder. Doch der globale Süden sieht den Gaza-Konflikt anders – von Südafrika bis Lateinamerika. Sie werfen Europa und USA Doppelmoral vor. Kristin Palitza und Denis Düttmann skizzieren in einem Beitrag für MIGAZIN wie sich die andere Sicht auf den Gaza-Krieg aus der Perspektive von Ländernd es Globalen Südens niederschlägt.
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Wer in den Wäldern am Schumannseck in Luxemburg unterwegs sind, könnte hier und da einen ordentlichen Schreck bekommen. Denn erst auf den zweiten Blick wird klar, dass es sich bei den Soldaten und Kampfszenen, die er da sieht, um Foto-Installationen in Originalgröße handelt. Insgesamt 65 davon säumen einen rund 2,8 Kilometer langen Gedenkpfad nahe Wiltz. Die realistische Darstellung ist beabsichtigt. „Wir wollen hier das Leid des Krieges nachvollziehbar machen“, sagt Frank Rockenbrod, der Initiator und Leiter des Projekts. Land of Memory heißt dieses wichtige EU-Projekte zum Gedenktourismus, Land der Erinnerungen. An Originalschauplätzen werden in Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland die Gräuel des Ersten und Zweiten Weltkriegs anschaulich vermittelt. Françoise Hauser stellt das Projekt und seine Hintergründe in der WELT näher vor: "Hier wird der Schrecken des Krieges erlebbar".
Kurz vor 18 Uhr am Mittwoch, dem 10. November 1943, wird der Priester Eduard Müller im Hamburger Gefängnis Holstenglacis in den Exekutionsraum der „Zentralen Hinrichtungsstätte für den Vollstreckungsbezirk V“ geführt. Dort wartet auf den 32-Jährigen der Scharfrichter Friedrich Hehr, der die Guillotine vorbereitet hat. Mit jeweils drei Minuten Abstand sterben auf dieselbe Art am selben Ort die katholischen Geistlichen Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Als „Lübecker Märtyrer“ sind die vier bekannt geworden. Antonia Kleikamp erinnert an sie und erzählt ihre Geschichte in der WELT: "Als sich vier Geistliche gegen das Dritte Reich verschworen".
„Das Mädchen hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmte.“ Cordelia, unehelich geboren, ist eine „Dreivierteljüdin“, ihre Mutter eine berühmte Schriftstellerin und glühende Katholikin - Elisabeth Langgässer. Im entscheidenden Moment schützt diese nicht ihre Tochter, sondern rettet sich selbst. Mit 14 Jahren wird Cordelia Edvardson nach Auschwitz deportiert. Ihr autobiografischer Roman "Gebranntes Kind sucht das Feuer" ist die schmerzhafte Annäherung an den Verrat durch die eigene Mutter, die tastende Suche nach einer Identität, der Versuch, dem Grauen der Vergangenheit ungeschützt ins Gesicht zu sehen. Seit kurzem liegt das Buch in einer Neuausgabe vor. Gerhard Zeillinger stellt das "so unerträgliche wie lesenswerte" Buch im STANDARD vor: "Von der eigenen Mutter an die Nazis ausgeliefert".
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"Naiv", "unanständig", "granatenmäßig dumm", "antisemitisch" oder in einem Satz: „ab jetzt hauptberuflich Israelhasserin“ (Volker Beck). Die Rede ist von Greta Thunberg. Das Echo auf die jüngsten Entgleisungen der Fridays for Future (FFF) Ikone ist verheerend. Vom Zentralrat der Juden über die GRÜNEN bis hin zur nationalen Sektion der FFF-Bewegung kommt harsche Kritik und Distanzierung. Kaum einer spricht von der mit 80.000 Menschen größten Klima-Demonstration der Niederlande, alles spricht von Thunbergs Selbst-Demontage mit ihrer neuerlich einseitigen Parteinahme für die Palästinenser und davon, dass sie einer radikalen Palästinenserine das Mikrofon überlassen hat, die prompt Israel vorwarf "Völkermord in meinem Land" zu betreiben. "Sogar das Existenzrecht Israels wird negiert, Terrorismus als palästinensischer "Freiheitskampf" etikettiert – ohne auch nur einen Funken von Mitgefühl für die israelischen Opfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober", kommentiert Petra Stuiber im STANDARD. In der TAZ meint Gereon Asmuth, antisemitisch würde er Thunbergs Position zwar noch nicht nennen, aber sie "treibt mit ihrer Positionierung einen Keil in die Klimabewegung, statt ihr eigentliches Potenzial zu nutzen." Wolfram Weimer wiederum weist in seinem Kommentar für N-TV darauf hin, dass Thunberg freilich nicht nur Kritik, sondern "in einem beachtlichen Teil der links-ökologischen Szene" viel Beifall bekommt und schreibt: "Der Israelhass ist in der internationalen Klimabewegung durchaus verwurzelt. Jüngste Beiträge der internationalen "Fridays for Future"-Bewegung international in den sozialen Medien legen davon erschreckendes Zeugnis ab." Thunberg werde immer mehr zu einer
"Anführerin der Israelkritik. Denn ihre Massenkommunikation leistet ausgerechnet in einer Bewegung, die auf Wissenschaft hören wollte, dem Verbreiten von Verschwörungsideologien und Hamas-Propaganda Vorschub. Thunberg erreicht 15 Millionen Follower bei Instagram, ihr "Free Palestine"-Foto ist auf X (vormals Twitter) 25 Millionen Mal angezeigt worden - vorwiegend vermutlich von jugendlichem Publikum. Sie bringt damit den Israelhass und tief sitzenden Antisemitismus der Linken in eine ganz neue, junge Zielgruppe."
„From the River to the Sea“ - Wohl kaum eine anti-israelische Parole hat in jüngerer Zeit mehr traurige Berühmtheit erhalten als diese. Woher aber stammt diese Parole? Unterscheidet sich ihre ursprüngliche Bedeutung von ihrem heutigen Gebrauch? Eine Spurensuche nach dem Ursprung der Parole, und dem Antisemitismus dahinter, unternahm kürzlich die New York Times, wie Klian Beck ineinem höchst aufschlussreichen Artikel für die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet. Entstanden sein soll der Spruch in den 1960ern als Parole der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) unter Jassir Arafat, die Hamas wieder benutzt die Parole seit 2017. Beck referiert die Ergebnisse der Spurensuche der New York Times und ordnet die Parole in den aktuellen geopolitischen Kontext ein: "'From the River to the Sea'": Geschichte und Kontext der antisemitischen Palästina-Parole".
"Die Hamas mordet und schändet wahllos Kinder und Frauen – und das linke Milieu applaudiert. Was läuft hier gerade falsch?" In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG versucht Josef Joffe, Journalist und Distinguished Fellow in Stanford, wo er internationale Politik und Geistesgeschichte lehrt, eine Antwort auf diese Frage zu finden und will dazu "tiefer in die absonderliche Ideologie der neuen Linken eindringen." Den Ausgangspunkt beschreibt er spürbar fassungslos wie folgt:
"Die neue Linke hantiert mit Dekonstruktivismus und Neologismen. Vergessen sind die altlinken Parolen von «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit», weggedrückt wird die blutrünstige Tyrannei der Hamas. Ein zweites Novum: Seinerzeit war die demokratische Linke eine Bewegung von unten. Heute ist «links» alias «woke» ein Projekt der Elite. [...] Wieso ist die Hamas mit ihrem Todeskult zum Darling der woken Avantgarde geworden? Diese zeigt keine Sympathie für Kurden, Uiguren, Tibeter. Auch nicht für die Polisario, die seit Jahrzehnten in der Westsahara einen Staat gegen Marokko erkämpfen will. 100 000 christliche Armenier flohen im September vor den muslimischen Aserbaidschanern aus Berg-Karabach. Kein Progressiver vergoss eine Träne. Keiner echauffiert sich über die 1,7 Millionen Afghanen, die Pakistan jetzt deportieren will."
Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ihn ist der indische Schriftsteller und Kurator Ranjit Hoskoté aus der Findungskommission für die künstlerische Leitung der kommenden Ausgabe der Weltkunstausstellung Documenta in Kassel (12.6. bis 19.9. 2027) zurückgetreten. Hoskoté geriet letzte Woche in den Fokus, weil er offenbar 2019 eine Erklärung unterzeichnet hatte, in der er die antiisraelische BDS-Bewegung unterstützte. Die Erklärung beschreibt den Staat Israel als einen „Siedler-Kolonial-Apartheidstaat“, der die ethnische Säuberung der Palästinenser fördert. Die documenta hatte Hoskoté nach eigenen Angaben dazu aufgerufen, sich von diesen Inhalten und seiner darunter liegenden Unterschrift „unmissverständlich zu distanzieren“. Offenbar zog dementgegen Hoskoté einen Rücktritt vor. Bereits zuvor legte die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger ihr Amt nieder – wegen der aktuellen Situation im Nahen Osten bzw. genauer gesagt, weil man ihrer Bitte nicht nachkam, die Entscheidungsfindung über die documenta-Leitung 2027 angesichts der Lage in Israel zu verschieben. Kulturstaatsministerin Claudia Roth reißt in Anbetracht der jüngsten Vorgänge nun wohl der Geduldsfaden, sie hat der Kasseler Weltkunstschau mit dem Ende der finanziellen Unterstützung des Bundes gedroht. "Die Ignoranz im Umgang mit Antisemitismus scheint bei der Documenta weiter systemimmanent. Die Berufung von Ranjit Hoskoté war hoffentlich der letzte Stein des Anstoßes, der noch fehlte, um Maßnahmen nicht nur in den Medien zu diskutieren, sondern auch auf politischer Ebene umzusetzen", kommentiert Swantje Karich in der WELT. Und Andreas Hillengruber legt in der TAZ den Finger wohl an die richtige Stelle der Wunde:
"Doch der eigentliche Skandal besteht darin, dass es auch der neuen Documenta-Leitung nicht gelungen ist, irgend etwas an der organisierten Unverantwortlichkeit dieser Veranstaltung zu ändern. Das Versprechen, Judenhass nicht länger zuzulassen, war nur ein Lippenbekenntnis. Wie sonst ist es zu verstehen, wenn eine Geschäftsführung die Mitglieder eines entscheidenden Gremiums so oberflächlich überprüft, dass dort mindestens ein Judenfeind sitzen darf?"
Ausdrücklich begrüßt er Claudia Roths Androhung, die Mittel zu streichen:
"Es dürfte die einzige Sprache sein, die dort verstanden wird."
Unter dem hochtrabenden Titel „Philosophy for Palestine“ haben namhafte linke Philosophinnen wie Angela Davis, Nancy Fraser, Étienne Balibar und natürlich Judith Butler einen offenen Brief verfasst, in dem sie sozusagen das komplette anti-israelische Programm der „Free Palestine“-Bewegung abrufen: Apartheid, Genozid, Boykott. Tania Martini hält dies in der TAZ kurzerhand für eine "totale Bankrotterklärung dieser linken Denker:innen" und wirft ihnen schlampiges Denken vor. So werfen sie etwa allein Israel Genozid vor, sehen aber nicht, dass dieser Begriff
"zu einem modischen Kampfbegriff geworden [ist], der den Blick auf die Taten verstellt. So ist es kaum verwunderlich, dass die Philosoph:innen des Briefes ein 'Massaker' an den Palästinenser:innen zu sehen glauben, das genozidale Pogrom der Hamas vom 7. Oktober aber nur als 'Angriff' bezeichnen. Gerade so, als wären ein paar bewegte Teenager auf Skateboards mit Pfeil und Bogen in die Kibuzzim eingefallen."
Sehr viel differenzierter als die linken Philosophinnen analysiert die an der Hochschule in München lehrende Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr in einem Essay für die FRANKFURTER RUNDSCHAU vor. Sie wirft beiden Seiten "Stammesdenken" vor. Die post-koloniale Linke blende die Gewalt der Hamas aus, aber auch die pro-israelische Seite übersehe in ihrer "rückhaltlosen Solidarität",
"dass es in den letzten Jahrzehnten nicht weit her war mit ebendieser Solidarität: dass der militärische Kampf gegen die Hamas mit all seinen Opfern heute unausweichlich geworden ist, weil Europa und die USA in den vergangenen Jahrzehnten politische Lösungen des Nahost-Problems nicht ausreichend vorangetrieben haben. In den aktuellen Debatten wird der einseitige Fokus auf die Gewalt der Hamas mit Denk- und Sprachverboten abgesichert, von denen Verschwörungstheoretiker nur träumen können. Eine Debatte über die Kontexte des Hamas-Anschlags wird moralisch diffamiert - und dabei die theoretische Analyse der Kontexte von Verbrechen mit deren Rechtfertigung kurzgeschlossen. Ohne umsichtige Analyse der Kontexte kann es aber freilich keine nachhaltige politische Befriedung geben."
Dass die Kulturszene in Deutschland, insbesondere dort, wo sich sich politisch links und postkolonial geriert, gegenüber dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober und im Blick auf den nachfolgenden Militäreinsatz der Isralis im Gazastreifen eine gelinde gesagt sehr ambivalente Haltung einnimmt, ist bereites mehrfach Gegenstand diverser Debattenbeiträge gewesen. In den letzten Tagen kochte die Diskussion nun vor allem in der Szene der Filmschaffenden hoch. Im Mittelpunkt dabei der Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen, Lars Henrik Gass, der von der internationalen Filmcommunity mit einem offenen Brief für ein Facebook-Posting rüde angegriffen wird. Gass hatte dazu aufgerufen, der Welt zu zeigen, "dass die Neuköllner Hamasfreunde und Judenhasser in der Minderheit sind". Natürlich wurde ihm prompt Einseitigkeit und Palästinenserfeindlichkeit unterstellt. Gass reagiert auf den Brief und macht erneut unmissverständlich klar, dass es ihm nicht um eine Verunglimpfung aller Palästinenser geht. Doch "so etwas interessiert den postmodernen Mob nicht, der auch in Deutschland dabei ist, immer weitere Teile der Kulturszene zu übernehmen", schreibt Stefan Laurin, der ebenso wie Rüdiger Suchsland in mehreren Beiträgen für das Filmmagazin ARTECHOCK und auf dem Blog RUHRBARONE den linken und postkolonialen Antisemitismus mit deutlichen Worten und spürbarer Wut im Bauch auseinandernimmt. Laurin schildert dabei auch, dass Filmfestivals und Hochschuldozenten immer öfter "von den woken Schwadronen persönlich bedroht" würden:
"Mitarbeiter, Studenten und Geldgeber werden gegen sie aufgehetzt, weil sie von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und das Selbstverständliche gesagt haben: 'I stand with Israel' ohne Wenn und Aber, ohne Relativierung. ... Der Kulturbetrieb, auch der des Films, wird seinem Auftrag nicht gerecht, wenn ihm die Worte fehlen, und er nicht fähig ist, Propaganda zu enttarnen, und pragmatische, freiheitliche Positionen zu formulieren."
Laurin geht auch auf eine Stellungnahme von Studierenden der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ein, die das palästinensische Narrativ starkmachen - und kommentiert warnend:
"Wer dazu gehören will, wer Jobs, Aufträge und Projektmittel haben möchte, tut gut daran, sich gegen Israel und die Juden zu stellen. Und genau diese Entwicklung muss mit allen Mitteln und mit Härte gestoppt und umgekehrt werden: Wer sich auf die Seite der Antisemiten stellt, muss zum Paria werden, egal welche akademischen Floskeln er benutzt."
Unterdessen formiert sich unter den Filmschaffenden glücklicherweise auch Gegenwind. Weit über 500 Filmschaffende aus Deutschland haben sich in einem auf ARTECHOCK veröffentlichten Offenen Brief mit Israel solidarisiert und "verurteilen jede Form des Antisemitismus; auch dort, wo er sich hinter der Maske angeblich emanzipatorischer Diskurse versteckt oder bewusst vage als 'Antiimperialismus' und 'Antikapitalismus' auftritt".
Nicht nur in der Filmszene spitzen sich die Konflikte und Debatten zu, auch die Musikszene steht dem in nichts nach. Nachdem die israelischen Betreiber der populären Online-DJ-Plattform HörBerlin zwei DJs aufgefordert hat, mit ihrer Bekleidung keine "From the River to the Sea"-Propaganda zur Auslöschung Israels zu verbreiten, sehen sich die Betreiber massiven Anfeindungen ausgesetzt, berichtet Nicholas Potter in der TAZ. Das sei kein Einzelfall, denn seit dem 7. Oktober herrsche in weiten Teilen der Clubkultur
"ein israelfeindlicher Tenor. Die Szene streikt, boykottiert und demonstriert für Gaza - zeigt aber kaum Mitgefühl für israelische Zivilist*innen oder die Opfer und Überlebende des Supernova-Festivals, bei dem die Hamas rund 250 Raver*innen abschlachtete und viele weitere verschleppte. Manche DJs feiern den Terror der Hamas gar als 'dekolonialen Widerstand'. Schon 2018 erreichte mit #DJsForPalestine die antiisraelische Boykott-Kampagne BDS die Clubkultur. Auch israelische DJs im Ausland sind aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit wieder von Line-ups ausgeladen worden."
Nicholas Potter gehört auch zu den Herausgebern eines Buchs über linken Antisemitismus, besonders in der deutschen Aktivistenszene, das noch vor dem 7. Oktober erschienen ist. Im Gespräch mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU äußert er sein Entsetzen in Anbetracht der aktuellen Debatten in der Kulturszene, die von linkem Antisemitismus geprägt seien:
"Ich bin komplett desillusioniert. Von vielen Bekannten, von denen ich dachte, dass sie sich auch für Demokratie und Menschlichkeit einsetzen, bin ich schwer enttäuscht. Das geht nicht nur mir so und offen gestanden weiß ich nicht, ob und wie sich das wieder kitten lässt. Mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass viele Linke echt schwer antisemitisch sind und überall nur noch Unterdrücker und Unterdrückte wittern. "
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Die treuesten Freunde Israels in den USA sind die Evangelikalen; das zeigt sich gerade jetzt wieder angesichts des Gaza-Kriegs, den die Evangelikalen als Vorbote des Jüngsten Gerichts betrachten. Oft ist ihre Loyalität dabei sogar noch stärker als diejenige der amerikanischen Juden. Das hat vor allem theologische Gründe, insbesondere auch mit der wörtlichen Auslegung der Bibel, wie David Signer in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erläutert. Er beschreibt dabei auch die Rolle von Donald Trump, skizziert die verschiedenen Strömungen in der evangelikalen Szene der USA im Blick auf ihr Verhältnis zu Juden und Israel. U.a. weiß er zu berichten: "Manchen Hardlinern ist inzwischen sogar Jesus selbst zu «liberal», zu «soft» oder zu «woke»."
Während die katholische und evangelische Kirche in Deutschland den Terror der Hamas sehr deutlich verurteilt haben, sieht dies auf der Ebene der Weltkirchen signifikant anders aus. Dort sei eher Lavieren und Zaudern zu beobachten, so Matthias Kamann in einem bemerkenswerten Beitrag für die WELT. Papst Franziskus etwa erwecke den Eindruck, als stünden sich mit Israel und Hamas zwei moralisch gleichrangige Parteien gegenüber - und im Weltkirchenrat verfestige sich schon länger eine pro-palästinensische Perspektive. Kamann zitiert die in Helsinki lehrende Kirchenhistorikerin Katharina Kunter, die den Weltkirchenrat bereits „seit Jahrzehnten von einer wenig reflektierten Befreiungstheologie dominiert“ sieht, „die die Palästinenser den angeblichen Emanzipationsbewegungen zuordnet und Israel einem angeblichen Kolonialismus“. Das „macht eine klare Verurteilung des Hamas-Terrors fast unmöglich“. Ein Eindruck, den auch das Theologen-Ehepaar Gabriele und Peter Scherle aus Frankfurt am Main teilen. Beide beobachten seit Langem das Verhältnis der Weltkirchen zu Israel und dem Judentum, er als Professor für Kirchentheorie, sie früher als Pröpstin, heute als Vorstandsvorsitzende der Bildungsstätte Anne Frank. Peter Scherle etwa konstatiert, dass "viele südliche Kirchen den christlichen Antijudaismus" weiterführten:
"Das geht einher mit Antikolonialismus-Theorien, wonach Israel ein westlicher Vorposten des Kolonialismus sei und die Juden in Israel immer nur Täter sein könnten. Nicht aber Opfer.“
Bereits seit 2013 besuchen der Rabbiner Elias Dray im Rahmen des Projekts meet2respect zusammen mit einem Imam Schulklassen in Berlin, seit 2022 auch Klassen in Brandenburg und seit 2023 in Bayern. Ziel der Besuche sind die Aufklärung über die verschiedenen Religionen und die Perspektiven ihres Miteinander zu illustrieren. Im Gespräch mit der TAZ berichtet er von seinen insgesamt positiven Eindrücken und Erfahrungen, insbesondere auch in der aktuell angespannten Situation. Um so beschämender, was er trotz der gerade im Augenblick explodierenden Nachfrage über die mangelnde Finanzierung des Projekts sagt:
"Eigentlich wäre dringend nötig, dass unsere Gelder im neuen Berliner Haushalt erhöht werden. Wir haben mal selber nachgerechnet: Sieben Prozent der Schüler erreichen wir zur Zeit, das müssen viel mehr werden. Leute, die wir dafür einsetzen können, haben wir, aber im Moment gibt es keine Finanzzusagen seitens der Politik – das ist erschreckend. Dazu würden wir meet2respect gerne auch in anderen Bundesländern fortsetzen. Bisher war es aber nicht leicht, in den Ländern selber politische Unterstützung zu finden."
Kindesentführung gilt als eines der verwerflichsten Verbrechen, das leider auch durch die Zwangsdeportation ukrainischer Kinder durch Putins Truppen oder die jüngsten Terroraktionen der Hamas in Gaza und Israel eine traurige Aktualität haben. Von einer ganz besonderen Kindesentführung erzählt nun Marco Bellocchios neuer Film „Die Bologna-Entführung“ (Untertitel: „Geraubt im Namen des Papstes“), der nun in unseren Kinos anläuft. Er erzählt die wahre Geschichte eines jüdischen Jungen, der 1858 aus seiner Familie genommen und unter der Obhut von Papst Pius IX. zum katholischen Glauben erzogen wurde. Peter von Becker stellt im TAGESSPIEGEL den Fall und den Film vor und in der TAZ kommt der Regisseur im Interview selbst zu Wort: „Es macht mich immer noch wütend“.
Eren Güvercin ist einer der lautesten Kritiker des politischen Islam und selbst gläubiger Muslim. Der 43jährige ist Mitglied der Deutschen Islamkonferenz und Mitglied der FDP. Im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU kritisiert er die deutschen Islamverbände äußerst scharf, weil die sich erst sehr spät, nur auf Druck und dann nur relativistisch zur Blutorgie der Hamas äußerten, was er als Muslim "beschämend" fand:
"Sie haben den Terror der Hamas relativiert, und sie waren nicht in der Lage, die Hamas als das zu bezeichnen, was sie ist: eine Terrororganisation. Da darf es kein „Ja, aber“ geben, da darf man nicht von „beiden Seiten“ sprechen. Die Verbände haben mit diesen Stellungnahmen gezeigt, dass sie nicht nur keine Religionsgemeinschaften sind – sie haben auf ganzer Linie versagt."
Auf den Einwand, die Ditib habe sich doch gerade erst in Köln mit der Synagogen-Gemeinde getroffen und öffentlich Solidarität bekundet und es habe auch eine Reihe Erklärungen gegeben, antwortet er:
"Nein, das ist nur Augenwischerei. Die gemeinsame Erklärung und der Besuch der Synagogen-Gemeinde ist erst nach öffentlichem und politischem Druck zustande gekommen. Und was ist von einer sogenannten gemeinsamen Erklärung zu halten, die nicht auf den Webseiten der Verbände zu finden ist? Die Verbände beherrschen eine doppelte Kommunikation, das heißt: das, was sie Richtung Politik kommunizieren, kommunizieren sie nicht in ihre Gemeinden. Synagogen-Besuche helfen uns nicht weiter, wenn es keine klare Haltung gegen den muslimischen Antisemitismus und Israelhass gibt. Synagogen dürfen nicht zu Fototapeten für die PR muslimischer Verbandsfunktionäre degradiert werden."
Alle Links zu den Themen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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In einer längeren, beeindruckenden Reportage von Giorgio Scherrer und Tobias Marti mit Fotos von Karin Hofer erzählen die Autoren von der jüdischen Schule Noam in Zürich, die 40 Kinder aus Israel aufgenommen hat. Die Hilfe ist nicht nur ein logistischer, sondern auch ein emotionaler Kraftakt für kleine Schule mit ihren 180 Schülerinnen und Schülern. Seit fast 50 Jahren gibt es die Schule, in der von der ersten Primar- bis zur dritten Sekundarklasse neun Jahrgänge unterrichtet werden. Nun, während der schwersten Eskalation im Nahostkonflikt seit Jahrzehnten, ist die Stimmung in der Schule eine zwiespältige. Einerseits will man helfen, seine Stimme erheben. Anderseits haben hier viele Angst. Zsolt Balkanyi, der Rektor der Schule, drückt es so aus: «Die grosse Frage für uns alle ist: Ziehen wir uns zurück, oder gehen wir erst recht an die Öffentlichkeit?»
Am 11.11. wurde hierzulande die Karnevalssaison eröffnet - trotz Ukraine-Krieg, trotz Gaza-Krieg. Mit dabei ist auch der jüdische Karnevalsverein "Kölsche Kippa Köpp". „Der Auftakt in den diesjährigen Karneval wird eine sehr persönliche Angelegenheit“, sagt Aaron Knappstein, der Präsident des Vereins. Konkret: Wer feiern will, könne dies tun; es sei aber eine individuelle Entscheidung. „Es ist uns wichtig, Zeichen zu setzen und sich damit zu befassen, welche Leistungen – nicht nur im Karneval – Juden für diese Stadt erbracht haben“, betont Knappstein. Die 2017 wiedergegründete jüdische Karnevalsgesellschaft „Kölsche Kippa Köpp“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die vielen jüdischen Kölnerinnen und Kölner wachzuhalten. Wie dies in der aktuellen Karnevalssaison untr diesen ganz besonderen Umständen aussieht, schildern Constantin von Hoensbroech und Ulrike von Hoensbroech in einem Beitrag für die TAGESPOST: "Schalom und Alaaf".
Als Sohn jüdischer Eltern 1899 in Deutschland geboren und aufgewachsen, begann Leo Strauss nach Ende des Ersten Weltkrieges seine akademische Karriere. Da er als Jude düstere Zeiten auf sich zukommen sah, wanderte er 1932 zuerst nach Frankreich, danach nach England, und schließlich in die Vereinigten Staaten aus. Am engsten verbunden ist sein Name mit der Universität von Chicago, an die er 1949 berufen wurde, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1968 wirkte und wo er eine Reihe später einflussreicher Denker zu seinen Schülern zählte. Strauss gilt als Begründer einer der einflussreichsten Denkschulen der Nachkriegszeit. Zu seinen Schülern gehören interessanterweise gleichermaßen Linke, Rechte, Autoritäre und Liberale, was "für die Aura des Mysteriums, die ihn bis heute umgibt" beitrug, wie Paul Dzino in seinem Porträt des vor 50 Jahren verstorbenen Denkers in der TAGESPOST schreibt: "Leo Strauss: Denker zwischen Glauben, Vernunft und Politik".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT
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Alle zehn Jahre beauftragt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine große Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU). Erstmals wurden diesmal nicht nur Protestanten und Konfessionslose befragt, sondern auch Katholiken und Angehörige anderer Religionsgemeinschaften. Nun liegen die Ergebniss vor - und sie sind aus Sicht der Kirchen dramatisch. Die neue KMU teilt die Bevölkerung in vier große Religiositätstypen auf: 'Kirchlich-Religiöse' (13 Prozent), 'Religiös-Distanzierte' (25 Prozent), 'Alternative' (sechs Prozent) sowie 'Säkulare' (56 Prozent). Die Mehrheit der Deutschen hat also mit Religion nur mehr wenig am Hut. Auch mehr als ein Drittel der Kirchenmitglieder zählt zu der Gruppe der 'Säkularen'. Religiosität spielt mithin in unserer Gesellschaft eine immer kleinere Rolle ebenso wie die die Bindung an eine der Kirchen: "Aktuelle Studie: Kirche und Religiosität verlieren an Bedeutung".
Links zu Berichten über die Ergebnisse der Studie in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Die lebhafte Jenny entstammt einer reichen jüdischen Kaufmannsfamilie. Durch ihre Liebe zu dem Pfarrer Gustav wird ihr erstmals klar, wie sehr die preußische Gesellschaft Angehörige des jüdischen Glaubens ausgrenzt. Mutig und selbstbewusst kämpft sie um ihre Liebe und tritt für die Emanzipation von Frauen und gegen Antisemitismus ein. Das erzählt der Roman "Jenny" von Fanny Lewald. Er gilt als einer der bedeutendsten feministischen Frauenromane des 19. Jahrhunderts, ein Klassiker deutsch-jüdischer Literatur, der nun aufgelegt wurde. "Er ist erschreckend zeitgemäß", meint Manuel Paß, der ihn für die FAZ gelesen hat: "Preußischer Antisemitismus."
Der Link zur Buchvorstellten in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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