ACHTUNG:
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Guten Tag!
US-Präsident Trump hat bei einem Treffen mit Israels Premier Netanjahu angekündigt, sein Land werde "die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen". Die Palästinenser dort sollten umgesiedelt werden. Kritik von Netanjahu gab es nicht. Und während Israels Rechte jubelt, kommt es weltweit - auch innerhalb der USA - zu scharfer Ablehnung und Kritik. Der demokratische Senator Chris Murphy etwa findet deutliche Worte: "Er hat völlig den Verstand verloren." Der demokratische Senator Chris Van Hollen bezeichnet den Plan als "ethnische Säuberung". Auch aus den arabischen Staaten, allen voran Saudi-Arabien, aber auch aus der EU kommt entschiedene Ablehnung: "Israel jubelt, Hamas schockiert".
Insgesamt sollen in der ersten Phase der seit dem 19. Januar geltenden Waffenruhe in Gaza 33 Geiseln und rund 1.900 palästinensische Gefangene freigelassen werden. Unter ihnen sind sowohl Dutzende für Morde an Israelis verurteilte Terroristen als auch Hunderte Palästinenser, die wegen Posts auf Onlineplattformen oder ganz ohne Anklage – und damit als sogenannte Administrativhäftlinge – festgehalten wurden. Felix Wellisch hat einige der freigelassenen Palästinenser getroffen und berichtet darüber in der TAZ: "In Freiheit".
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Bei der Übergabe der Deutsch-Israelin Arbel Yehoud ans Rote Kreuz im südlichen Gazastreifen Ende Januar kam es zu verstörenden Szenen. Das Entsetzen darüber ist in Israel groß. Aber wo blieb der Aufschrei über die menschenverachtenden Inszenierungen der Hamas bei der Freilassung der Geiseln in der Öffentlichkeit außerhalb Israels? Das fragt voller Empörung Claudia Schwartz in ihrem Kommentar für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und schreibt:
"Die Geiseln werden bis zur letzten Minute der Übergabe terrorisiert. Diese Beeinträchtigung der persönlichen Würde und Erniedrigung verstösst gegen die Genfer Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen. Dabei reden wir hier noch nicht einmal von Kriegsgefangenen, sondern von Menschen, die bei einem Überfall in ihren Pyjamas gekidnappt wurden und vor ihrer Verschleppung erleben mussten, wie Partner, Kollegen, Familie niedergemetzelt wurden. Es folgte das zweite Martyrium einer 15-monatigen Haftzeit unter ständiger Gewaltandrohung und Todesangst."
Die Massaker vom 7. Oktober sollen Teil der kollektiven Erinnerung Israels werden, berichtet Christian Gampert für die FAZ und schildert u.a., wie die Theaterbühnen des Landes versuchen, zur Erinnerung an das Massaker beizutragen. Außerdem hat er eine Reihe der Stätten in Israel aufgesucht, wo man an das Hamas-Pogrom erinnern, vor allem natürlich den Ort, wo das Nova-Festival stattfand. Darüber schreibt er:
"Der Ort ist zu einer Art Pilgerstätte geworden, an der man Einkehr hält. Viele Angehörige der Toten kommen täglich; bei manchen Besuchern hat man trotz aller Pietät den Eindruck, dass der Ort für sie auch eine Kultstätte ist. Ein wohl unvermeidbares Dilemma: Einerseits ist es richtig und notwendig, einen Ort zum Trauern zu haben, andererseits wird das Gelände zwangsläufig zu einem touristischen Anziehungspunkt. Auf dem weiten Feld sieht man einen Stangenwald mit den Fotos und den Biografien der Ermordeten, lauter junge Menschen, die feiern wollten."
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Vor dem Hintergrund der zentralen Gedenkfeier im Lager Auschwitz zur Befreiung von Auschwitz vor achtzig Jahren thematisiert Marta Kijowska in einem eindrucksvollen Artikel für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG die häufig verdrängte Tatsache, dass in Auschwitz neben Juden vor allem auch Polen nichtjüdischer Herkunft ermordet wurden. Dazu passt, dass viele polnische Auschwitz-Zeugnisse kaum bekannt sind, obwohl sie zum Teil ein sehr viel umfassenderes Bild vom Leben und Sterben in Auschwitz dokomentieren. Dabei verweist sie vor allem auf das Buch "Anus Mundi" von Wieslaw Kielar, dessen Übersetzung bereits 2023 im S. Fischer Verlag erschien, das aber in der deutschen Presse kaum Beachtung erfuhr. Kielar, der in seinen vier Jahren in Auschwitz nahezu alle verschiedenen Stationen im Lager kennenlernte, beschreibe diesen Ort als "moralisch indifferente Welt, in der es keine klare Trennung von Opfern und Tätern gibt, in der jeder alles tut, um zu überleben". Ein Zeugnis, das nicht vergessen werden dürfe: "Rund 1,3 Millionen Menschen wurden in Auschwitz ermordet, unter ihnen auch sehr viele nichtjüdische Polen".
Die sogenannte "Rattenlinie" ist als Fluchtweg für die Kriegsverbrecher des dritten Reiches recht bekannt. Sie führte einst über den Vatikan nach Südamerika. Josef Mengele, Lagerarzt in Auschwitz, oder Adolf Eichmann, der verantwortliche Organisator für die Judenvernichtung, beide entkamen auf dieser Route. Eine zweite, weniger bekannte Fluchtroute führte jedoch in den Nahen Osten – nach Ägypten und Syrien. Informativ und eindrucksvoll schildert Marcel Gyr in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG die Hintergründe der Entstehung dieser Fluchtroute und schildert das Schicksal jener Massenmörder, die auf ihr in den Nahen Osten entkamen. So etwa Walter Rauff, der an der Ostfront Militärlastwagen zu mobilen Gaskammern umbauen liess; und Alois Brunner, Eichmanns Mann fürs Grobe, der immer dort zum Einsatz kam, wo die Vernichtung der Juden ins Stocken geriet: "Die andere «Rattenlinie» – wie Nazi-Kriegsverbrecher im Nahen Osten Zuflucht fanden".
Am vergangenen Spieltag der Fußball-Bundesliga gedachte der FC Bayern München vor Beginn des Spiels gegen Holstein Kiel prominent und eindrücklich der Opfer des Holocaust. Auch in anderen Vereinen gab es ähnliche Aktionen und nicht wenige Vereine engagieren sich bereits seit vielen Jahren an der Aufarbeitung der eigenen, nicht selten wenig rühmlichen Geschichte ihrer Clubs in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein bislang wenig beachteten Aspekt beleuchtet Ronny Blaschke in einem lesenswerten Beitrag für DIE ZEIT, in dem es darum geht, dass die Nazis die Stadien und Sportplätze nutzen, um Tausende Juden und Zwangsarbeiter zu internieren. Nicht selten eigneten sich nämlich gerade die größeren Stadien hervorragend als Gefangenenlager. "Im Innenraum konnten wenige Soldaten viele Inhaftierte überwachen. Auch die Infrastruktur war vorhanden: Strom, Wasser, eine Lautsprecheranlage und Zugangstore für Transporter. Zudem standen die Stadien zwischen den Fußballspielen leer." Langsam fangen die Vereine nun, diesen Teil ihrer Geschichte ebenfalls aufzuarbeiten: "Das Fußballstadion als Todestrakt".
Der 8. Mai 1945 gilt gemeinhin als Ende des Zweiten Weltkriegs. Dass die Sache freilich nicht so eindeutig ist, wie dieses Datum es suggeriert, macht Harald Jähner, seines Zeichens bis 2015 Feuilletonchef der «Berliner Zeitung» und Professor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin, in einem instruktiven Artikel für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG deutlich. So waren die ersten Deutschen, die das Ende des Kriegs erlebten, beispielsweie die Einwohner Aachens und das bereits im Oktober 1944, 199 Tage bevor der Krieg offiziell beendet wurde, während auf der anderen Seite etwa für die Japaner der Krieg erst am 2. September 1945 endete, nach dem fürchterlichen Abwurf der ersten beiden Atombomben. Warum sich das Ende des Krieges - vor allem auch auf deutschem Boden - so lange hinzog, erläutert Jähner in seinem Beitrag. Und in der WELT erklärt Sven Felix Kellerhoff die Gründe, warum wiederum Moskau den Kriegszustand mit Deutschland erst 1955 für beendet erklärte: "In Berlin wurden Juden deportiert, im Rheinland herrschte schon Frieden: Das Ende des Zweiten Weltkriegs zog sich lange hin".
Kürzlich wurde eine Studie der Jewish Claims Conference bekannt, derzufolge etwa 14 Prozent der befragten österreichischen jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren angaben, die Begriffe Holocaust und Shoah noch nie gehört zu haben. Nur in Rumänien mit 15 Prozent und Frankreich mit sogar 46 Prozent war das Unwissen größer. Zum Vergleich: In Ungarn, Polen und den USA waren nur ein, zwei beziehungsweise drei Prozent der jüngeren Befragten ratlos. Der Frage, woran das liegt und wie man die Thematik besser vermitteln könne, geht Karin Krichmayr in einem Beitrag für den österreichischen STANDARD nach: "Warum Jugendliche so wenig über die NS-Zeit und den Holocaust wissen".
Dass auch bei diesem Thema - Erinnern und Gedenken - das bevorzugte Medium von Heranwachsenden, TikTok, eine oftmals unrühmliche Rolle spielt, ist inzwischen allgemein bekannt. Dem entgegen zu wirken hat sich Susanne Sieger verschrieben. Die veröffentlicht auf TikTok Videos über den Nationalsozialismus, die in maximal 90 Sekunden immer einem Aspekt des Themas gewidmet sind. In der AUGSBURGER ALLGEMEINEN erklärt sie im Gespräch, was es mit ihrer For der Holocaust-Aufklärung auf sich hat und wie sie die Generation Z in punkto Erinnerungskultur einschätzt: „Wir brauchen neue Formate der Erinnerung“.
Die Frage, wie man junge Menschen besser erreicht, um sie über die NS-Zeit aufzuklären und für die Demokratie zu gewinnen, hat sich auch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gestellt. Sie ist davon überzeugt, dass Kinofilme dabei gerade bei Jugendlichen einen guten Dienst leisten können und eine entsprechende Initiative gestartet. Und hat die Initiative einen prominenten Unterstützer gefunden, den Publizisten Michel Friedman. Das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND sprach mit ihm und Sonja Begalke von der EVZ über Auschwitz und die Kunst des Einfühlens: „Es besteht in diesem Land keine wirkliche Erinnerungskultur“.
Auf KATHOLISCH.de erinnert Volker Hasenauer and en Jesuit Alfred Delp, der sich am Kreisauer Kreis beteiligt hatte, einer Gruppe um Helmuth James Graf von Moltke, die für einen deutschen Neuanfang nach Hitler plante. Am 2. Februar 1945, vor 80 Jahren, wurde Delp in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Und im Gespräch mit dem BERNER PFARRBLATT gibt der Kirchenhistoriker und Theologe Hubert Wolf darüber Auskunft, was der Vatikan von der Shoah wußte und wie das Schweigen von Papst Pius XII. zu bewerten ist: "«Als Historiker suche ich nach Fakten, nicht nach Moral».
Sie kennen Oskar Schindler, aber wissen Sie, wer Willy Perl war? Selbst Jude, rettete er mit beispielloser Chuzpe tausende Juden aus Zentral- und Osteuropa vor den Nazis. Der Wiener Anwalt Willy Perl setzt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ein Unternehmen in Gang, das tausende Juden aus Zentral- und Osteuropa vor dem Holocaust rettet. Trotz zwischenzeitlicher Verhaftung durch Gestapo und SS organisiert er mithilfe griechischer Schmuggler heimliche Flüchtlingstransporte über die „umgedrehte“ Balkanroute ins damals britische Mandatsgebiet Palästina. Robert Lackner hat diese dramatischen Jahre in Perls Leben eindrücklich nachgezeichnet, wie Alexia Weiss in ihrer Buchvorstellung für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA deutlich macht: "Held mit Chuzpe".
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83 Prozent der jüdischen Studenten in den USA haben seit dem 7. Oktober 2023 Antisemitismus an ihren Universitäten erlebt. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der „Anti-Defamation League“ (ADL) mit Sitz in New York hervor, über die ISRAELNETZ berichtet. Die Bedrohung durch wachsenden Antisemitismus betrifft freilich nicht nur jüdische Studenten an den Universitäten. Selbst im Alltag einer Stadt wie New York, die wie kaum eine andere Metropole in den USA von jüdischer Kultur geprägt ist, erfahren Juden mehr und mehr Hass und Anfeindungen, wie Susanna Petrin in ihrer Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schildert. Einer kürzlich veröffentlichte Statistik der New Yorker Stadtpolizei weist demzufolga aus, "dass in den letzten Jahren mehr als die Hälfte aller Hassverbrechen in New York an Jüdinnen und Juden verübt wurden", was einer Steigerung um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr ergibt: "Antisemitismus in New York: mit dem Panik-Knopf in der Synagoge".
Aggressiver und offen zutage getragener Judenhass ist freilich nicht nur an den amerikanischen Hochschulen zum Problem geworden. Um auch hierzulande den grassierenden Antisemitismus an den Universitäten zu bekämpfen, hat das Parlament am Mittwoch vergangener Woche eine Resolution verabschiedet, die einzig vom BSW und den LINKEN nicht mitgetragen wurde. Die Resolution ist freilich umstritten, insbesondere gerade in der wissenschaftlichen Welt. Der Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Ralf Michaels, erklärte beispielsweise, das Papier setze „wesentlich auf Mittel, die in autoritären Staaten beliebt sind: Überwachung, Repression, Sicherheitskräfte“. Auch die Direktorin des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, Miriam Rürup, kritisierte, das Papier sei von einem Grundmisstrauen und einem Generalverdacht geprägt. Rürup warb für differenziertere Instrumente und das Zulassen von Kontroversen. In der FAZ mahnt Reinhard Müller in seinem Kommentar:
"Man muss den Abgeordneten zugutehalten, dass heutzutage auch scheinbar Selbstverständliches besonders betont werden muss. Doch kann der Bund nicht verfügen, was in Bildungseinrichtungen der Länder Platz hat und was nicht. Es wäre eine falsch verstandene Staatsräson, die freie Auseinandersetzung einzuschränken und ihren Schutz nicht den dafür Verantwortlichen zuzutrauen."
Dementgegen begrüßt Nicole Pastuhoff, Präsidentin des Jüdischen Studierendenverbands Nordrhein-Westfalen, in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG die Resolution als "wichtigen Schritt zur Bekämpfung des Antisemitismus in Bildungseinrichtungen", sofern die darin enthaltenen Forderungen konsequent umgesetzt würden, denn:
"Zu lange haben sich die Verantwortlichen auf einer falsch verstandenen Hochschul- und Wissenschaftsfreiheit ausgeruht."
In Berlin fand direkt vor der Riesendemo "gegen Rechts", deren Anlass die von der AfD unterstützte Abstimmung über den CDU-Antrag in Sachen Migration war, einer der zahllosen "propalästinensischen" Umzüge statt - diesmal besonders radikal, haben doch die israelfeindlichen und antisemitischen Teilnehmer bei ihrer Demo am Samstag offen zur Erschießung von Juden aufgerufen. Laut Medienberichten griff die Polizei nicht ein. Ralf Balke kommentiert das in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG:
"Wohl selten wurde so offen zum Mord an Juden aufgerufen, also ein Drohpotenzial von neuer Qualität erreicht. Das geschieht ausgerechnet jetzt, wo es im Gazastreifen zu einer Waffenruhe gekommen ist. Und je lauter solche Aufrufe zum Mord zu hören sind, desto leiser fallen die Reaktionen aus. Genauer gesagt: Es gab keine. Auch nicht beim 'Aufstand der Anständigen' tags darauf. Denn Antisemitismus scheint im Kampf gegen Rechts kein Thema zu sein."
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Der interreligiöse Dialog in der Schweiz hat sich aus vielen lokalen Initiativen zu einem lebendigen und vielfältigen Feld entwickelt. Dabei entstanden jedoch auch viele parallele Strukturen, die eine effektive Ressourcennutzung erschweren, meint Rafaela Estermann in einem instruktiven Artikel auf RELIGION.ch. Sie analysiert die interreligiöse Szene und stellt alternative Strukturmodelle vor, die zu einer höheren Effizienz führen könnten. Darüber hinaus reflektiert sie auch alternative Veranstaltungs- und Aktionsformen, die dem interreligiösen Dialog eine größere Wirkung verleihen könnten, wobei ihre Gedanken und Vorschläge gewiss in mancherlei Hinsicht auch auf andere Länder übertragbar wären: "Strukturen und Organisationsformen der interreligiösen Arbeit in der Schweiz".
"Im Moment hat es den Anschein, dass die Kirche, oder zumindest ein Teil von ihr, erneut der Versuchung erliegt, die Verbindungen zum Judentum abzubrechen." Überraschend harsche Worte von Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni: Der jüdisch-christliche Dialog drohe zum Kollateralschaden des am 7. Oktober 2023 entfesselten Kriegs zu werden, sagte Di Segni kürzlich. Hintergrund seiner Worte war die wachsende Kritik an diversen Äußerungen von Papst Franziskus im Blick auf den Gaza-Krieg, die in der jüdischen Welt zunehmend für Verstörung sorgten, schildert Sabine Kleyboldt für KATHOLISCH.de und fragt: "Fällt der jüdisch-katholische Dialog dem Gaza-Krieg zum Opfer?".
Der renommierte Judaist und Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs, insbesondere in der Schweiz, Simon Lauer ist tot. Er starb Lauer vergangene Woche im Alter von 95 Jahren in Zürich. Bekannt wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem katholischen Theologen Clemens Thoma, der seinerseits als christlich-jüdischer Dialogpionier auf christlicher Seite gilt. Gemeinsam gründeten sie 1981 das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) an der Universität Luzern. Lauer musste nach der Rechspogromnacht 1938 mit seiner Familie aus Deutschland in die Schweiz fliehen. Nach dem Studium der Philologie unterrichtete er am Gymnasium im Kanton Glarus alte Sprachen, bevor er an die Hochschule Luzern berufen wurde. Viele Jahre sass Lauer zudem im Centralcomité des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes und engagierte sich für die jüdische Gemeinschaft in Luzern. KATH.ch und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNGEN würdigen mit einem Nachruf den engagierten Gelehrten: "Pionier des interreligiösen Dialogs".
Am 3. Februar 1965 zeigte sich rund um den Kölner Dom ein ungewöhnliches Bild: Mehrere hundert türkische Gläubige betraten mit Gebetsteppichen unterm Arm das katholische Gotteshaus, um in dessen Nordflügel das Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan zu feiern und gemeinsam zu beten. 2.000 muslimische "Gastarbeiter" - so wurden die seit 1961 in der Türkei angeworbenen Arbeitskräfte damals bezeichnet - aus den Kölner Ford-Werken wollen sich zum Ende des Ramadan zum Gebet versammeln. Allerdings fehlten dazu die Räumlichkeiten. Wie es dazu kam, dass sie für ihr Gebet in den Dom gingen - und warum dieses Ereignis ein Tag war, der Geschichte für den Dialog zwischen den Religionen schrieb, erläutert u.a. Nadia Gering im SONNTAGSBLATT: "Als der Kölner Dom zur Moschee wurde".
"Noch nie war es für Islamkritiker in Europa so gefährlich wie heute", meint der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad, der selbst seit Jahren unter Polizeischutz steht, nach der Ermordung des schwedischen Islamkritikers Salwan Momika in der vergangenen Woche. Momika war durch seine öffentlichen Verbrennungen des Korans bekannt geworden. In einem Briefwechel mit Momika hatte Abdel-Samad das zwar kritisiert, aber das dürfe nicht bedeuten, Täter und Opfer gleich zu setzen, wie es nach dem Mord vielfach geschah. Schließlich habe Momika
"nie zur Gewalt gegen Muslime aufgerufen. Er hatte radikale Ideen, aber er hat sie im Rahmen des Rechtsstaates geäußert. Die Frage ist, wie wir in Zukunft mit solchen Taten umgehen. Soll jede Koranverbrennung - und jede Kritik am Koran - verboten werden, um Terroristen nicht zu provozieren? Würden sich Terroristen damit zufrieden geben oder auch moderate Kritiker und Islam-Reformer ins Visier nehmen? Wie viel Macht darf der Koran noch haben?"
Für viele Muslime sei der Koran, so Abdel-Samad, "nicht nur Verfassung, sondern auch Hüter ihrer Identität und Existenz. Die Mauern, die sie um den Koran bauen, um ihn zu schützen, sind zugleich ihre eigenen Gefängnismauern."
Prominente Religiongskritiker wie Abdel-Samad, Seyran Ates, Ralph Ghadban, Necla Kelek, Ahmad Mansour, Sineb El Masrar und Ali Ertan Toprak haben einen "Arbeitskreis Politischer Islam" gegründet, berichtet der HUMANISTISCHE PRESSEDIENST. Er fordert unter anderem, dass das Projekt "Deutsche Islamkonferenz" (DIK) gestoppt wird:
"Neben der Auflösung der DIK fordert der AK Polis die Einsetzung eines 'Expertenkreises Politischer Islam' bei der Bundesregierung. Ein ähnliches Gremium wurde 2022 von Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit der Begründung aufgelöst, dass es dafür keinen Bedarf gebe."
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Die Migrationsfrage und das parlamentarische Vorgehen der CDU, die es in Kauf genommen hat, mit Stimmen der AfD eine Mehrheit zu finden, sind die dominierenden Themen im gegenwärtigen Wahlkampf - und sie spalten die Republik. Während eine Mehrheit der Bevölkerung in der Sache hinter den Forderungen der Union zu stehen scheint, gehen Zehntausende auf die Straßen und protestieren gegen den "Tabubruch" einer gemeinsamen Abstimmung der Konservativen mit der AfD. Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Welche Reaktionen gibt es in der jüdischen Welt auf das gemeinsame Abstimmen von Union und AfD? Zwei Beiträge in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG geben einen Überblick. Außerdem nehmen in Einzelbeiträgen der Chefredakteur der Zeitung, Philipp Peyman Engel, und der Historiker Michael Wolffsohn Merz und die CDU verteigend in Schutz, während Liora Jaffe, Senior Programme Manager beim jüdischen Hilfsprogramm für Flüchtlinge HIAS Europe, ebenso wie die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Hanna Veiler, sich entsetzt über die Haltung der CDU zeigen: "Wahnsinnig wütend".
In Frankfurt hat sich im vergangenen November der „Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten“ (JJJ) gegründet. Ihm geht es vor allem um zwei Dinge: Kollegen zu unterstützen und Aufklärung über Antisemitismus zu leisten, den Robin Steinmetz in der FAZ näher vorstllt. Er hat u.a. mit dem Ko-Vorsitzende Lorenz Beckhardt über Motive und Ziele des neuen Verbandes gesprochen: "Es geht ihnen um Solidarität und Aufklärung".
„Der 7. Oktober, die Stadt und das Leben – Jüdisch in Frankfurt“ lautet der Dokumentarfilm des Fernsehjournalisten Walter L. Brähler, der demnächst in Frankfurt Premiere hat. Brähler hat Jüdinnen und Juden nach dem 7. Oktober begleitet und ihre Erfahrungen und Gedanken dokumentiert. Anja Laud hat Brähler für die FRANKFURTER RUNDSCHAU getroffen und berichtet über die Motive und Hintergründe der Entstehung seines Dokumentarfilms: "Frankfurt: Wie Jüdinnen und Juden sich nach 7. Oktober fühlen".
Katja Behling erinnert in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES an die Sängerin Belina (1925–2006), eine polnische Jüdin, deren Eltern dem Holocaust zum Opfer gefallen waren und die in den 50er und 60er Jahren als Sängerin zu einer internationalen Botschafterin des neuen Deutschlands wurde. Bereits Ende der 50er nahm sie ihre erste Schallplatte mit Liedern aus dem Ghetto auf und feierte später im Musical "Anatevka" Bühnenerfolge. 1964 ging es auf Welttournee. Selbst in entlegenen Gegenden Afrikas wurde sie als Kultur-Botschafterin der Bundesrepublik gefeiert. Am heutigen 6. Februar wäre sie 100 Jahre alt geworden: "Stimme der Versöhnung".
In seinem neuen Roman "Stadt der Hunde" erzählt der niederländisch-jüdische Schriftsteller Leon de Winter von einem Gehirnchirurgen, der sich in der Wüste Negev auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter begibt. In Interviews mit der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG und der WELT spricht de Winter über die Hintergründe seines Romans, äußert sich über die »Judenjagd« in Amsterdam und die Zukunft jüdischen Lebens in Europa, warnt vor einem Anwachsen des Antisemitismus durch muslimische Masseneinwanderung und erklärt, warum er Trump großartig findet: »Man fängt an, mit dem Hund zu reden«
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat zu einem erschreckenden Aufflammen des Antisemitismus in einem globalen Maßstab geführt, so auch in Deutschland. Dabei tritt dieser insbesondere in sich als progressiv, links und weltoffen verstehenden Milieus des Kunst- und Kulturbetriebs sowie an den Universitäten städtischer Metropolen lautstark in Erscheinung. Der Von Matthias Naumann herausgegebene Band "Judenhass im Kunstbetrieb" analysiert die Ursachen und Äußerungsformen dieses Antisemitismus, beleuchtet Gegenpositionen und diskutiert mögliche Konsequenzen. Boris Pofalla stellt den Band in der WELT näher vor: "Die 'Tastaturterroristen des Kunstbetriebs' und ihr bizarres Verhältnis zur Hamas".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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