Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.05.2007 - Nr. 776


Einige kritische Anmerkungen zur historischen Reise des Rates der EKD nach Israel/Palästina

Zum ersten Mal in der Geschichte war fast der gesamte Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Besuch in Israel und den palästinensischen Gebieten. Und dies, einige Wochen nach der Reise der katholischen Bischofkonferenz aus Deutschland, die durch skandalöse Aussagen einiger ihrer Mitglieder über Vergleiche von Ghetto Warschau und "Ghetto Ramalla" zu Recht für Wirbel und Aufregung in der Presse in Israel und Deutschland gesorgt hatte.

Vermutlich dachte der Israelkorrespondent für verschiedene deutsche Medien, Ulrich Sahm, eine ähnliche Skandalszene instand zu setzen, obwohl von den Ratsmitgliedern nicht vergleichbar Anstößiges zu hören gewesen war. Nun ist es immer erfrischend, den frechen Ton von Ulrich Sahm zur Kenntnis zu nehmen und meistens trifft er ja auch damit irgend etwas Richtiges. Aber dieses Mal ging er wohl doch zu weit. Aufhänger für den von ihm inszenierten Skandal war eine Israelkarte in einer Pressemappe der EKD, in der der Name "Israel" nicht vorkam, wohl aber die Namen aller Nachbarländer. Der Name Israel sei auf Drängen palästinensisch-kirchlicher Kreise weggelassen worden. Und dies sei eine Insiderinformation aus deutchen Gemeindekreisen, die er aber nicht preisgeben wolle, um auch in Zukunft sich eine solche Quelle erhalten zu können. Vielleicht sollte er in Zukunft lieber auf diese Quelle verzichten.

Auf der Suche nach dieser Quelle und den palästinensisch-kirchlichen Kreisen, die den Namen Israel  löschen wollten, war ich leider nicht erfolgreich. Ich traf keinen christlichen Palästinenser, der etwas gegen den Namen Israel auf einer Landkarte einzuwenden gehabt hätte und es war mir ebenso unmöglich, die deutsche Quelle für diese Information ausfindig zu machen. Wenn Sahm eine solche Quelle in der Gemeinde gefunden hat, dann ist sie alles andere als seriös und bekannt durch krankhafte Phantasien.

Zurück zum Objekt des Delikts. Es ist tatsächlich merkwürdig, warum die EKD der Meinung war, eine Israelkarte in ihre Pressemappe  legen zu müssen, trotzdem, böswilig war die Weglassung des Namens "Israel" sicherlich nicht. Die Karte stammte aus einer israelischen Internetseite, die es als Israelkarte  nicht nötig hat, dass der Name auch auf dem Inneren der Karte erscheint, denn alles, was nicht bezeichnet ist, ist eben Israel. Allerdings fehlte der Karte auch eine Überschrift und gab so zu Verdächtigungen Anlass. Trotzdem, dieser Skandal war nur insofern ein Skandal, als er als Skandal aufgemacht war.

Skandale gab es also bei dieser Reise nicht. Trotzdem gibt es einiges kritisch zur Reise anzumerken. Wie gesagt, war es die erste Reise des Rates in dieses Krisengebiet, das aber auch ein Schmelzpunkt der Religionen ist, den der Rat vielleicht gründlicher hätte kennen lernen können. Viele Pastoralkollegs aus Deutschland, und sogar Gemeindegruppen haben aus ihrer Reise nach Israel und in die palästinensichen Gebiete mehr gemacht als diese historische Reise des Rates.

Sicherlich war erstes Anliegen des Rates, die deutsch evangelischen Einrichtungen und ihre Arbeit kennen zu lernen. Interreligiöse Begegnungen gab es im Zusammenhang mit Gemeindetätigkeiten, wie das Gespräch mit der Professorin Hanna Safrai, die seit dem Beginn von "Studium in Israel", das jetzt fest zum Bestand der Tätigkeit der EKD in Israel gehört, zu den ReferentInnen dieses wichtigen Studienprogramms gehört. Sie lobte die guten Kontakte mit den Studierenden und deren wissenschaftliches Interesse am Judentum, eine Erscheinung, die vor dreißig Jahren  nicht denkbar gewesen wäre.

Ebenso positiv verlief das Gespräch mit dem ehemaligen Oberrabbiner des israelischen Militärs, mit dem die Gemeinde seit Jahren enge Kontakte pflegt. Hier konnte der Rat lernen, dass die Jersualemer Gemeinde nicht im luftleeren Raum lebt und sehr wohl Gespräche mit der jüdischen Umwelt führt, auch theologische. Ein dritter Gesprächspartner war Daniel Rossing, eine Säule des interreligiösen Gesprächs.

Es gab dann noch eine Begegnung mit dem aschkenasischen Oberrabbiner, Jona Metzger, bei dem das jüdische Religionsoberhaupt den Ratsvorsitzenden Huber bat, sich für die entführten israelischen Soldaten einzusetzen. Beide Seiten betonten, die Kontakte weiter pflegen zu wollen. Und dann gab es ein feierliches Mittagessen, auf dem die verschiedenen palästinensisch-israelischen und mit der Gemeinde locker verbundenen kirchlichen Gruppen die Möglichkeit hatten, sich vorzustellen, drei Minuten bekam jede Gruppe, so auch die Israel Interfaith Association, aber ein echtes Kennenlernen dieser Arbeit war auf diesem Weg  nicht möglich. Alles in allem war das etwas zu wenig für eine solch wichtige Gruppe wie den Rat der EKD. Eine Begegnung mit islamischen Vertretern fand gar  nicht statt, immerhin hatte die Israel Interfaith Association ihren moslemischen Präsidenten zu dem Treffen mitgebracht, Dr. Muhammad Hourani vom Hartman Institut.

Was also interessierte den Rat mehr als solchen Gedankenaustausch? Die evangelikalen Gruppen und der Judenmissionar Berger aus Ein Karem. So wurde der Christustreff in Jerusalem besucht und die Jesusbrüder in Latrun, nicht aber das benachbarte Neve Shalom, wo man etwas mehr über das Zusammenleben von Juden, Christen und Moslems hätte erfahren können.

Sicher gibt es auch unter den Evangelikalen aufrechte Christen und das auch in Israel. Daran ist gar nichts auszusetzen. Diese Vorliebe des Rates zu diesen Gruppen scheint aber einen Trend in den Religionen überhaupt aufzuzeigen, wobei die fundamentalistischen Kreise immer stärker das religiöse Leben bestimmen. In Israel und Palästina gilt das für Christen, Juden und Moslems. Und in diesen Sog scheint auch der Rat der EKD sich langsam zu verirren.

Ich wll mit einem positiven Punkt schließen: Die feierliche Vertragsunterzeichnung zwischen der EKD und der arabischen lutherischen Kirche. Dass dieses gelungen war, ist sicher der zähen Verhandlungstaktik einiger EKD Vertreter zu verdanken, voran dem Altpropst und Bischof von Bayern, Dr. Johannes Friedrich, und der unnachgiebigen Haltung der Pröpste, den jetzigen, Dr. Uwe Graebe, eingeschlossen, der den Vorwurf, die EKD habe sich an die arabische Kirche verkauft, eindeutig widerlegt.

Im ersten Teil wird die theologische gemeinsame Linie beschworen, die alle Kirchen, die die ökumenischen Konzile anerkennen unterschreiben können und "die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche" bekennen, wie es in dem Vertrag heißt. Selbstverständlich ist auch die Zusicherung der Abendmahls- und Kichengemeinschaft. Von Bedeutung sind aber eigentlich die Punkte, die das Zusammenleben der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem mit der arabischen festlegen. Hier wird festgehalten, dass das "Grundvermögen nicht übertragbar ist". "Die Eigentumsrechte der Evangelischen Jerusalem Stiftung in Bezug auf Grundstücke und Gebäuden von Propstei und Erlöserkirche werden in Jerusalem durch den Propst wahrgenommen." Arabische und deutsche Gemeinde sind gleichberechtigt und keine untersteht der anderen. "Bischof und Propst üben ihr jeweiliges Amt unabhängig voneinander aus, auch wenn sie, wo immer möglich, zusammenarbeiten." Das schriftlich festgehalten  und  von beiden Seiten feierlich unterschrieben zu haben, ist sicher der größte Erfolg dieser ersten Reise des Rates der EKD in das Paradies der Konflikte.


MICHAEL KRUPP
(COPYRIGHT beim Autor!
Nachdruck nur mit Genehmigung des Autors.)


Nach einem langen Telefongespräch mit Ulrich Sahm zu meinem Artikel von heute (s.o.), schickt mir Ulrich Sahm das Folgende, das ich für wichtig halte und hiermit weitergeben will.

Michael Krupp

Die EKD kann die Hände nicht in Unschuld waschen

Vor der Abreise des Rates der EKD ins Heilige Land, veröffentlichte die Evangelische Kirche  Deutschlands im Internet einen Leitartikel unter  dem Titel "Keiner kann die Hände in Unschuld  waschen". Das anonyme Editorial ging der Frage  nach, wer die Schuld an der Kreuzigung Jesu  trage, der römische Prokurator Pontius Pilatus oder "die" Juden.


Pontius Pilatus wurde da als "Statthalter von Jerusalem" verniedlicht: "Pilatus war ein Soldat, ein Legionär, ein Offizier, der mit den  Besatzungstruppen ins Land gekommen ist." Mit  Amtssitz in Caesarea war Pilatus jedoch Präfekt  der ganzen römischen Provinz Judäa. Pilatus war  Mitglied des Ritterordens und keineswegs nur  "Soldat", "Legionär" oder "römischer Offizier".  Zudem waren die Römer zu Jesu Lebzeiten nicht Besatzer der "Provinz Judäa".

Das EKD Editorial hob "die Juden" als Schuldigen hervor, das "aufgehetzte Volk", die "Meute" und  der "aufgestachelte Zorn des Volkes". Längst  haben Wissenschaftler eruiert, dass im Hof des  Pontius Pilatus nicht das ganze Volk der Juden  versammelt war und geschrieen hat: "Kreuzigt  ihn". Auffallend an dieser Betrachtung war neben  der Verwendung moderner Worte wie "Widerstand"  und "Besatzer" auch der hebräisch-jiddische  Begriff: "Schlamassel". Das befürchtete der  römische Prokurator, wenn er nicht dem Willen des  "Volkes" nachgegeben hätte. Pilatus hätte "den  Unschuldigen vor dem aufgestachelten Zorn des  Volkes" bewahren können, sinnierte die EKD und  stellte wieder mal fest, dass "die Juden" Gottesmörder sind.

Bekannte Theologen wie Hans Maß und Ekkehard Stegemann schrieben empörte offene Briefe an die  EKD und bezichtigten sie der  Geschichtsklitterung. Als EKD-Sprecher Christof  Vetter auf einen Artikel in der Hannoverschen  Allgemeinen Zeitung zu diesem Editorial  angesprochen wurde, kurz vor seinem Abflug nach  Israel, verschwand der Text innerhalb von Minuten  von der Homepage. Und in Israel, von Rabbiner  David Rosen bei dem Treffen des EKD-Rats mit  Oberrabbiner Jonah Metzger auf das Editorial  angesprochen, "entschuldigte" sich Bischof Huber  dafür. Der Text sei wegen "Missverständnissen"  aus dem Netz genommen, wie Rosen später berichtete.

Israel aus der Landkarte gefallen

Bei einer Pressekonferenz in der Auguste Victoria Himmelsfahrtskirche wurde in einer Pressemappe  eine Israel-Karte ohne "Israel" ausgeteilt.  Darauf angesprochen, äußerte Vetter gegenüber  einem deutschen Korrespondenten (nicht dem Autor  dieser Zeilen) keine Entschuldigung für die  peinliche "Panne". Die Buchstaben "Israel" seien  beim Kopieren aus der Landkarte gefallen.  Landkarten ohne "Israel" sind im Nahen Osten  jedoch ein Politikum. Arabische Staaten und  palästinensische Schulbücher löschen so den  jüdischen Staat virtuell von der Landkarte.

Am Tag darauf erzählte ein deutscher Teilnehmer an den Vorbereitungen zu der EKD-Reise gegenüber  einer Vertrauensperson in Deutschland, dass die  palästinensischen Partner in der Erlöserkirche  ausdrücklich eine Landkarte ohne "Israel"  gefordert und die Deutschen diesem Wunsch  nachgegeben hätten. Die Karte ohne Israel war  also keine Panne, sondern politische Absicht. Aus  verständlichen Gründen können die Namen der  betreffenden Personen nicht preisgegeben werden.

Die Kartengeschichte hatte ein weiteres Nachspiel. Vetter und Huber behaupteten, dass die  Vorlage einer "israelischen Homepage" entnommen  worden sei. Doch die von Vetter angegebene  Landkarte stimmt nicht mit der in der Pressemappe  verteilten Karte überein. Mehrere Korrespondenten  suchten im Internet nach der echten Vorlage. Sie  entdeckten sie auf zwei amerikanischen Webseiten,  nicht aber auf einer israelischen. Bis heute  verraten Vetter und Huber nicht, was die wahre  Quelle ist und halten an jener "israelischen"  Karte fest, die es nachweislich nicht ist.

Israelischer Betrug: Für Huber deaktivierten sie Sicherheitsmaßnahmen

Laut EKD-Programm war vorgesehen: "Zwischenstopp am Checkpoint "Rahels Grab", zu Fuß durch den  Kontrollpunkt, den täglich diejenigen  Palästinenser passieren müssen, die nach Jerusalem wollen."

Im Terminal zwischen Bethlehem und Jerusalem, an der "Mauer", benahmen sich jedoch die sonst so  schikanierenden israelischen Grenzbeamten  gegenüber den deutschen Honoratioren höflich,  menschlich und freundlich. So blieb es allein  ihrer Fantasie vorbehalten,  die "Wege zu sehen,  die unseren Mitchristen versperrt sind". Huber  sagte nach seiner Rückkehr in Berlin dazu: "Es  hat etwas Gespenstisches." Er habe sich  vorgestellt, wie Schwangere durch die engen  Schleusen und Drehkreuze gehen müssten. Laut  Huber hätten die Israelis nur für die Bischöfe  die Sicherheitssperren deaktiviert. Was Huber als  eine Art israelischen Betrug auf sich selber bezog, galt auch für andere.

An dem gleichen Tag waren wir mit einer deutschen Journalistengruppe in Bethlehem. Damit sie die  israelischen Schikanen und Erniedrigungen am  eigenen Leib verspüren könnte, ließen auch wir  sie den mit Panzerglas, Elefantengehegen,  Drehschleusen und Durchleuchtungsmaschinen  ausgestatteten Terminal zu Fuß passieren. Wie  Huber war auch die Journalistengruppe über die  außerplanmäßige Freundlichkeit der israelischen Sicherheitsbeamten enttäuscht.

Mangels eigener (schlechter) Erfahrung am Checkpoint konnte Huber in Berlin nur die nicht  verifizierten Angaben eines palästinensischen  Rechtsanwalts wiedergeben, der ihn mit  Beschreibungen israelischer Schikanen gefüttert  hatte. Dieser Rechtsanwalt war nach Meinung  Hubers "objektiv", weil er in den USA studiert  hatte! Die negativen Klischees wollte der Chef  der evangelischen Kirche Deutschlands dennoch  bedienen, auch wenn er sie nur von Hören und  Sagen kannte und obgleich sie seinen eigenen Beobachtungen widersprachen.

Die israelischen Kontrollen an den Checkpoints zu den Palästinensergebieten können gleichwohl  mindestens so erniedrigend sein wie die  Kontrollen auf dem Frankfurter Flughafen vor  einem Flug in die USA. Genau deshalb entdecken  israelische Grenzschützer täglich von  Palästinensern geschmuggelte Sprengstoffjacken  und Rohrbomben, Küchenmesser und andere  Mordgeräten. Das freilich unterschlug Huber. Er  wollte laut Reiseprogramm mitfühlen, was  privilegierte Palästinenser empfinden, die nach  Jerusalem dürfen. Er verschwieg freilich, dass  jüdische Israelis solche Erniedrigungen nicht  erleben dürfen. Denn ihnen ist strikt verboten,  diese Checkpoints zu passieren. Juden droht  öffentliche Hinrichtung auf der Straße oder  tödliche Lynchjustiz, wenn sie sich nach einem  wohlschmeckenden arabischen Humus  (Kichererbsenbrei) sehnen und allen Warnungen zum  Trotz dennoch in die autonom-palästinensischen  Gebiete reisen. So gibt es nur "Palästinenser,  die nach Jerusalem wollen", wie Huber voller  Mitgefühl erzählte, aber keine jüdischen Israelis, die nach Bethlehem "wollen".

Holocaust, Friedlosigkeit und gigantische Sicherheitsmaßnahmen

In seiner Festpredigt am Sonntag, auf dem Ölberg, beschrieb Huber seine Empfindungen so: "Wir sind  selbst Menschen, die Leid tragen und weinen: Wenn  wir durch Yad Vaschem gehen und das Grauen  erinnern, das dort vergegenwärtigt wird. Wenn wir  die Friedlosigkeit sehen, die den Nahen Osten  bestimmt und sich in gigantischen Sicherheitsmaßnahmen Ausdruck verschafft."

In einem Atemzug kommen da die Holocaust-Gedenkstätte und die "Friedlosigkeit"  im Nahen Osten vor. Und wie drückt sich die mit  dem Holocaust assoziierte Friedlosigkeit aus?  Nicht etwa durch Selbstmordattentäter, Raketen  aus dem Gazastreifen oder Bombenanschläge und  auch nicht durch Gräber und Krüppel, den Opfern  der Intifada auf beiden Seiten. Nein, diese mit  dem Holocaust in einem Atemzug erwähnte  "Friedlosigkeit" findet ihren Ausdruck in  "gigantischen Sicherheitsmaßnahmen". Gemeint ist  da das ein Kilometer lange Mauer-Segment zwischen Jerusalem und Bethlehem.

Im Herbst 2000 wurde Jerusalem von Bethlehem aus regelmäßig beschossen. Die Israelis setzten den  Bewohnern des Jerusalemer Viertels Gilo eine  Mauer vor die Nase, als Schutz vor den Kugeln.  Kein Bischof, kein Deutscher und auch kein  Palästinenser regte sich über diese Mauer auf.  Inzwischen können die Israelis wieder den  Ausblick auf die biblische Landschaft genießen,  indem sie die Mauer ein paar hundert Meter weiter  südlich den Palästinensern vor die Nase setzten.

Entsprechend von Palästinensern "informiert", verwickelte sich Huber dazu in die üblichen  Widersprüche. Diese Mauer nehme den jungen  Palästinensern die Bewegungsfreiheit und die  Zukunftsversionen. Doch wenn Israel diese Mauer  ein paar hundert Meter weiter nördlich auf  israelisches Gebiet gesetzt hätte und nicht auf  palästinensisch beanspruchtes Terrain, gäbe es  keine Kritik mehr an der "gigantischen  Sicherheitsmaßnahme". Würden die ausgesperrten  jungen Palästinenser dann doch Bewegungsfreiheit  und eine Zukunftsvision genießen?

Es gab noch andere Haare in der Suppe der evangelischen Bischöfe bei ihrem Besuch im  "Heiligen Land". Da aber die Medienvertreter  keinen offenen Vergleich der wohlhabenden Stadt  Ramallah mit dem Warschauer Ghetto hörten, wie es  der Eichstätter Bischof Hanke beim Besuch der  katholischen Bischöfe fünf Wochen zuvor geäußert  hatte, war der Rat der EKD glücklich, fast  ungestört Akzente für Frieden und Völkerverständigung gesetzt zu haben.

Rechtzeitig vor Beginn dem Staatsakt in Yad Vaschem zum Gedenken an die sechs Millionen Opfer  der Schoah, bestiegen die deutschen Bischöfe den  täglichen Lufthansaflug in Richtung Deutschland.  Ein deutscher Bundeskanzler wäre wohl nicht  abgeflogen, während Israel schon halbmast flaggt.  Doch zum Glück nahmen israelische Medien den  EKD-Rat nicht wahr, sodass die  deutsch-israelischen Beziehungen nicht gelitten haben.


von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 17. April 2007
(Coopyright: Ulrich W. Sahm)


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